Des Teufels Wörterbuch

Des Teufels Wörterbuch

Des Teufels Wörterbuch (teils auch Aus dem Wörterbuch des Teufels; Original: The Devil's Dictionary) ist ein satirisches Buch von Ambrose Bierce aus dem Jahre 1911. Es definiert rund 1000 Wörter durch Aphorismen, die oft schwarzen Humor und Sarkasmus beinhalten.

Beispielsweise definiert Bierce „Gehirn“ mit: „Ein Organ, mit dem wir denken, dass wir denken“ (original: Brain, n. An apparatus with which we think that we think).

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Ambrose Bierce war seit 1868 (also schon lange, bevor das Buch erschien) beim News Letter, einer eigentlich ernsthaften Wochenzeitschrift in San Francisco, Redakteur einer Satirekolumne mit dem Titel The Town Crier. Dort verfasste er Texte schwarzen Humors und wurde so als laughing devil (lachender Teufel) aus San Francisco bekannt.

Die Idee ein satirisches Wörterbuch zu schreiben kam ihm erstmals ein Jahr später, als ihm die Themen ausgingen und er ein Webster Wörterbuch kaufte. Als Bierce 1875 nach seinem dreijährigen Aufenthalt in London zwei Bewerbungen unter Pseudonymen abschickte, um seinen alten Arbeitsplatz beim News Letter wieder zu bekommen, fügte er 48 satirische Wortdefinitionen hinzu, wurde allerdings dennoch abgelehnt.

In seiner nächsten Zeitschrift The Argonaut erschienen keine Aphorismen aus Bierce' Sammlung; erst als er zu der Wochenzeitschrift Wasp wechselte, verfasste er wieder neue Wortdefinitionen, die schnell populär wurden. Von 1881 bis 1886 kamen so 88 Ausgaben mit je 15-20 Definitionen hinzu.

Aufgrund der Popularität veröffentlichte er 1906 das Cynic's Word Book (Wörterbuch des Zynikers), publiziert von Doubleday, welches etwa 500 Wortdefinitionen der ersten Hälfte des Alphabets (A-L) umfasste. Weitere 500 Wörter (M-Z) kamen 1911 in der siebten Ausgabe von The Collected Works of Ambrose Bierce (Die gesammelten Werke von Ambrose Bierce) hinzu.

1967 wurde eine erweiterte Version, The Devil's Dictionary von Ernest J. Hopkins veröffentlicht, die auch die Wortdefinitionen von Bierce aus den Wochenzeitungen enthielt.

Ausgewählte Beispiele

  • Absurdität: Eine Meinungsäußerung, die der eigenen Ansicht offenkundig widerspricht.“
    (“Absurdity, n. A statement or belief manifestly inconsistent with one's own opinion.”)
  • Bewunderung: Unsere höfliche Anerkennung des Anderen Ähnlichkeit mit uns selber.“
    (“Admiration, n. Our polite recognition of another's resemblance to ourselves.”)
  • Diagnose: Die ärztliche Voraussage des Krankheitsverlaufs, gegründet auf den Pulsschlag und den Geldbeutel des Patienten.“
    (“Diagnosis, n. A physician's forecast of the disease by the patient's pulse and purse.”)
  • Diplomatie: Die vaterländische Kunst, zum Wohle des eigenen Landes zu lügen.“
    (“Diplomacy, n. The patriotic art of lying for one's country.”)
  • Finanzwesen: Die Kunst oder Wissenschaft, Einkünfte oder Gelder so zu verwalten, dass der Verwalter am meisten davon hat.“
    (“Finance, n. The art or science of managing revenues and resources for the best advantage of the manager.”)
  • Roman: Eine aufgebauschte Kurzgeschichte.“
    (“Novel, n. A short story padded.”)
  • Wahrheit: Einfallsreiche Vermengung von Wünschbarkeit und Anschein. Wahrheitsfindung ist das einzige Ziel der Philosophie; diese ist die älteste Beschäftigung des menschlichen Geistes und hat gute Aussichten, bis zum Ende der Zeit mit wachsender Betriebsamkeit fortzudauern.“
    (“Truth, n. An ingenious compound of desirability and appearance. Discovery of truth is the sole purpose of philosophy, which is the most ancient occupation of the human mind and has a fair prospect of existing with increasing activity to the end of time.”)
  • Zyniker: Ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung Dinge sieht, wie sie sind, statt wie sie sein sollten.“
    (“Cynic, n. A blackguard whose faulty vision sees things as they are, not as they ought to be.”)

Buchausgaben

  • Aus dem Wörterbuch des Teufels. Mit einem Nachwort von Hugo Loetscher und Illustrationen von Willi Rieser. Sanssouci, Zürich 1964
  • Aus dem Wörterbuch des Teufels. Auswahl, Übersetzung und Nachwort von Dieter E. Zimmer. Insel (IB 890), Frankfurt am Main 1966; Taschenbuch ebd. 1980, ISBN 3-458-32140-3
  • From The Devil’s Dictionary – Aus dem Wörterbuch des Teufels. Zweisprachig. DTV, München 1981, ISBN 3-423-09183-5
  • Des Teufels kleines Wörterbuch. Seinen Klauen entrissen und ins Deutsche übertragen von Hans Petersen. Eulenspiegel, Berlin 1984, ISBN 3-359-00058-7
  • Des Teufels Wörterbuch. Wort-Schätze. Neu übersetzt von Gisbert Haefs. Haffmanns, Zürich 1986; Area, Erftstadt 2006, ISBN 3-89996-865-4
  • The Devil’s Dictionary. Illustrated by Ralph Steadman. Bloomsbury, London 2008, ISBN 978-0-7475-9410-9 (aktuelle Originalausgabe)

Weblinks

 Wikisource: The Devil's Dictionary – Quellen und Volltexte (Englisch)
Dieser Artikel existiert auch als Audiodatei.

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