Der letzte Kaiser (Film)

Der letzte Kaiser (Film)
Filmdaten
Deutscher Titel: Der letzte Kaiser
Originaltitel: The Last Emperor
Produktionsland: Großbritannien, Frankreich, Italien
Erscheinungsjahr: 1987
Länge: Kinofassung: 160 Minuten
Director's Cut: 219 Minuten
Originalsprache: Englisch, Chinesisch, Japanisch
Altersfreigabe: FSK 12
Stab
Regie: Bernardo Bertolucci
Drehbuch: Mark Peploe
Produktion: Jeremy Thomas, John Daly
Musik: Ryuichi Sakamoto
David Byrne
Kamera: Vittorio Storaro
Schnitt: Gabriella Cristiani
Besetzung

Der letzte Kaiser ist ein monumentaler Spielfilm aus dem Jahr 1987. Bernardo Bertolucci verfilmte mit rekordverdächtigem Aufwand die wohl extremste Biographie des Jahrhunderts [1], die des Kaisers Pu Yi von China. An Originalschauplätzen in der Verbotenen Stadt in Peking entstand ein Film, der 1988 mit neun Oscars bedacht wurde.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Der Film berichtet die Lebensgeschichte von Pu Yi, dem letzten Kaiser Chinas. Sein Leben beginnt glanzvoll in der Verbotenen Stadt – er wird im Jahre 1908 als Zweijähriger Kaiser und mächtigster Mensch des 500 Millionen großen Volkes. Bereits drei Jahre später wird er dazu gezwungen abzudanken, lebt aber weiterhin in der Verbotenen Stadt, wo er zuerst von einem chinesischen, dann aber von einem englischen Lehrer unterrichtet wird. Von dessen neuen Ideen beeinflusst, versuchte er Reformen durchzuführen, zum Beispiel eine Übersicht über die Einnahmen und Ausgaben des Hofes zu bekommen und diese einzuschränken. Sein englischer Lehrer vermutet, dass die kaiserlichen Eunuchen Geld und Waren unterschlagen, aber bevor Pu Yi dies prüfen kann, brennen eines Nachts die Lagerhäuser ab. Pu Yi ruft nun die Truppen des (inzwischen republikanischen) China zu Hilfe, um die Eunuchen vom Hof zu vertreiben. 1924 wird Pu Yi von den republikanischen Truppen endgültig aus der Verbotenen Stadt vertrieben und lebt, unfähig, in der Außenwelt für sich selbst zu sorgen, als Playboy im westlichen Stil.

In den 1930er-Jahren spitzt sich die politische Lage immer weiter zu, 1937 marschieren die Japaner in China ein und besetzen unter anderem auch die Mandschurei, die Heimat Pu Yis. Dieser flüchtet sich in die japanische Botschaft, weil er sich dort am sichersten glaubt. Die Japaner setzen ihn als Marionettenkaiser von Mandschukuo ein. 1945 wird er von den Russen gefangen genommen, 1950 an die Volksrepublik China ausgeliefert und in einem kommunistischen Umerziehungslager interniert. Erst während der „Umerziehung“ erfährt er von den Kriegsverbrechen und den Verbrechen gegen die Menschlichkeit der Japaner, wie etwa den Menschenversuchen der Einheit 731, dem Massaker von Nanking oder dem massenhaften Verkauf von Opium. Während der zehn Jahre seiner Inhaftierung verändert Pu Yi seine Sicht auf die Welt und lebt und arbeitet als einfacher Gärtner. Während der Kulturrevolution erlebt er die Ausschreitungen der „Roten Garden“. Später besucht er noch einmal die Verbotene Stadt, die nun als Museum zu besichtigen ist, und erzählt dem Sohn des Museumswärters von seiner Zeit als Kaiser von China. 1967 starb er als einfacher Gärtner in der Volksrepublik China. Einige Quellen besagen jedoch, dass er als Archivar an der Universität Peking starb.

Hintergrund

Der Film wurde zwischen August 1986 und Januar 1987 gedreht. Drehorte waren Peking, wo die Verbotene Stadt exklusiv zur Verfügung stand, Dalian, der Kaiserpalast von Changchun, Cinecittà in Rom sowie Salsomaggiore bei Parma.

Die internationale Crew am Filmset bestand aus Italienern und Briten (Technik, Produktion und Ausstattung) sowie Chinesen (Ausstattung, Statisten etc.). Bei der Krönungsszene in der Verbotenen Stadt wirkten 10.000 Komparsen in historischen chinesischen Kostümen mit. Die damals auf Staatsbesuch weilende Königin Elizabeth II. wurde durch die Dreharbeiten an einem Besuch des Palasts gehindert. Insgesamt waren rund 19.000 Statisten an den Dreharbeiten beteiligt.

Bei dem Flugzeug, mit dem Pu Yi später fliehen wollte, handelt es sich um eine Lissunow Li-2.

Für die Rolle des schottischen Tutors Johnston wurden Marlon Brando, Sean Connery und John Hurt angefragt, bevor Peter O’Toole sie übernahm.

Kritiken

  • Roger Ebert, 9. Dezember 1987: Das ist ein merkwürdiges Epos, da es um eine gänzlich passive Figur geht. (This is a strange epic because it is about an entirely passive character.), 4/4 Sterne [2]
  • epd Film 12/87, Dietrich Kuhlbrodt: Es geht nicht […] um die eurozentristische Anmaßung. Bertolucci versprüht mit seinem Film beträchtlichen Großer-Junge-Charme, um eine Beziehung herzustellen zum letzten Kaiser und dem China des 20. Jahrhunderts. Er achtet auf Zeichen und Signale, die seine Zuwendung erwidern könnten. DER LETZTE KAISER ist unterhaltsam, weil er zuhört und hinsieht, und er ist spannend, weil das Resultat nicht gewiß ist. Bertolucci hat nicht schon alles vorher gewußt, und gerade das bringt die große Bewegung in den Film, der sich seinerseits der Bewegung eines sehr ungewöhnlichen Lebens annimmt. […] Es braucht nichts behauptet, nichts bewiesen zu werden, wenn die Bilder sinnlich, ihre Inhalte erfahrbar werden. [3]
  • Heyne Filmjahrbuch: Die Entwicklung des grausam im goldenen Käfig gehaltenen Kindes zum jungen Luxuswicht und schließlich zum einfachen Bürger Pu Yi im Gärtnerberuf (ausgezeichnet gespielt von John Lone) ist ein Schicksals-Lehrstück - so edel und anachronistisch wie eine Ming-Vase.
  • Lexikon des internationalen Films: […] farbenprächtiger Bilderbogen zwischen exotischem Märchen und mythisch überhöhter Tragödie […]. An Originalschauplätzen gedrehter Monumentalfilm; eine faszinierende Parabel über das Individuum unter dem übermächtigen Zwang historischer Verhältnisse. […] - Sehenswert
  • The Washington Post, Desson Howe, 18. Dezember 1987: Politik und Prunk drohen manchmal die Erzählung zu überdecken, aber es wirkt stimmig – Kaiser Pu Yi wurde von solchen Dingen überwältigt. […] mehr als sehenswert. (The politics and pageantry tend to overrun the story at times, but it seems appropriate – Emperor Pu Yi was overwhelmed by such things. […] more than worth your time.) [4]

Auszeichnungen

Die IMDb verzeichnet international insgesamt 48 Filmpreise und 12 Nominierungen mit Stand vom 25. Februar 2008. [5]

Academy Awards 1988 [5] (60th)

  • Oscar in der Kategorie Best Art Direction - Set Decoration für Ferdinando Scarfiotti, Bruno Cesari und Osvaldo Desideri
  • Oscar in der Kategorie Best Cinematography für Vittorio Storaro
  • Oscar in der Kategorie Best Costume Design für James Acheson
  • Oscar in der Kategorie Best Director für Bernardo Bertolucci
  • Oscar in der Kategorie Best Film Editing für Gabriella Cristiani
  • Oscar in der Kategorie Best Music, Original Score für Ryuichi Sakamoto, David Byrne und Cong Su
  • Oscar in der Kategorie Best Picture für Jeremy Thomas
  • Oscar in der Kategorie Best Sound für Bill Rowe und Ivan Sharrock
  • Oscar in der Kategorie Best Writing, Screenplay Based on Material from Another Medium für Mark Peploe und Bernardo Bertolucci

Golden Globes 1988

  • Golden Globe in der Kategorie Best Director - Motion Picture für Bernardo Bertolucci
  • Golden Globe in der Kategorie Best Motion Picture - Drama
  • Golden Globe in der Kategorie Best Original Score - Motion Picture für Ryuichi Sakamoto, David Byrne und Cong Su
  • Golden Globe in der Kategorie Best Screenplay - Motion Picture für Mark Peploe, Bernardo Bertolucci und Enzo Ungari

BAFTA Awards 1989

  • BAFTA Film Award in der Kategorie Best Costume Design für James Acheson
  • BAFTA Film Award in der Kategorie Best Film für Jeremy Thomas und Bernardo Bertolucci
  • BAFTA Film Award in der Kategorie Best Make Up Artist für Fabrizio Sforza

César Awards 1988

  • César in der Kategorie Best Foreign Film für Bernardo Bertolucci

David di Donatello Awards 1988

  • David in der Kategorie Best Cinematography für Vittorio Storaro
  • David in der Kategorie Best Costume Design für James Acheson und Ugo Pericoli
  • David in der Kategorie Best Director für Bernardo Bertolucci
  • David in der Kategorie Best Editing für Gabriella Cristiani
  • David in der Kategorie Best Film
  • David in der Kategorie Best Producer für Jeremy Thomas, Franco Giovale und Joyce Herlihy
  • David in der Kategorie Best Production Design für Ferdinando Scarfiotti, Bruno Cesari und Osvaldo Desideri
  • David in der Kategorie Best Screenplay für Mark Peploe und Bernardo Bertolucci (mit anderen)
  • David in der Kategorie Best Supporting Actor für Peter O´Toole

Awards of the Japanese Academy 1989

  • Award of the Japanese Academy in der Kategorie Best Foreign Language Film

Grammy Awards 1989

  • Grammy in der Kategorie Best Album of Original Instrumental Background Score Written for a Motion Picture or Television für David Byrne, Cong Su und Ryuichi Sakamoto

Directors Guild of America 1988

  • DGA Award in der Kategorie Outstanding Directorial Achievement in Motion Pictures für Bernardo Bertolucci

American Cinema Editors 1988

  • Eddie in der Kategorie Best Edited Feature Film für Gabriella Cristiani

European Film Awards 1988

  • Special Prize of the Jury „for the cultural and economic achievements“ für Bernardo Bertolucci (Sonderpreis der Jury „für kulturelle und wirtschaftliche Errungenschaften“)

Weiterführende Literatur

  • Pu Yi: Ich war Kaiser von China. Vom Himmelssohn zum neuen Menschen. Die Autobiographie des letzten chinesischen Kaisers. dtv, München 2004, ISBN 3-423-20701-9 (OT: Wo-di-qianbansheng). 
  • Fabien S. Gérard: Ombres jaunes. In: Cahiers du cinéma. Paris 1987. 
  • Bruce H. Sklarew (Hrsg.): Bertolucci's the Last Emperor. Wayne State University Press, 1998, ISBN 0814327001 (http://books.google.com/books?id=M_4Ico_AM2MC). 
  • Yosefa Loshitzky, Raya Meyuhas: "Ecstasy of Difference": Bertolucci's "The Last Emperor". In: Cinema Journal. 31, Nr. 2, University of Texas Press, 1992, S. 26-44 (http://www.jstor.org/pss/1225142). 

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Karsten Witte in Die Zeit 45/1987, Dokument, abgerufen am 27. Februar 2008.
  2. Dokument, abgerufen am 27. Februar 2008.
  3. Dokument bei http://www.filmzentrale.com, abgerufen am 26. Februar 2008.
  4. Dokument, abgerufen am 27. Februar 2008.
  5. a b IMDb zum Film.

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