- Der Sturm (Zeitschrift)
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Der Sturm Beschreibung deutsche Kunst- und Literaturzeitschrift Verlag Verlag Der Sturm, Berlin Erstausgabe 3. März 1910 Einstellung 1932 Erscheinungsweise wöchentlich, später halbmonatlich Herausgeber Herwarth Walden Der Sturm (1910–1932) war eine wöchentliche, dann halbmonatliche Zeitschrift des Expressionismus, die in Berlin von Herwarth Walden herausgegeben wurde.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Der Sturm gehörte − gemeinsam mit Die Aktion von Franz Pfemfert − zu den großen avantgardistischen Zeitschriften, die zu Beginn des 20. Jahrhundert gegründet und publiziert wurden. Erstmals erschien Der Sturm am 3. März 1910 als Wochenschrift für Kultur und Kunst. Herausgeber und Schriftleiter war Herwarth Walden, der zu dieser Zeit gemeinsam mit seiner ersten Frau Else Lasker-Schüler in der Katharinenstraße 5 in Berlin-Wilmersdorf wohnte und arbeitete. In den Jahren von 1916 bis 1926 arbeitete Lothar Schreyer als Redakteur für Waldens Zeitschrift, die sich für die Förderung aller avantgardistischen Stilrichtungen einsetzte: Dadaismus, Futurismus, Expressionismus und Kubismus.
Zu den literarischen Mitarbeitern zählten u. a. Peter Altenberg, Max Brod, Richard Dehmel, Anatole France, Knut Hamsun, Arno Holz, Karl Kraus, Selma Lagerlöf, Else Lasker-Schüler, Alfred Lichtenstein, Adolf Loos, Heinrich Mann, Paul Scheerbart, René Schickele. Rund um die Zeitschrift bildete sich der Sturmkreis. Im Sturmverlag erschienen expressionistische Dramen (u. a. von Hermann Essig und August Stramm), Kunstmappen (Oskar Kokoschka), Künstlermonographien (Kandinsky-Album) und kunsttheoretische Schriften von Herwarth Walden. Bekannteste Verlagsreihe waren die Sturm-Bücher (z. B. Die Sturmbücher 1 und 2 waren Werke August Stramms – Sancta Susanna und Rudimentär). Neben den Büchern wurden auch Kunstpostkarten nach Werken junger, meist noch unbekannter Künstler herausgegeben: Franz Marc, Wassily Kandinsky, Oskar Kokoschka, August Macke, Carlo Mense, Gabriele Münter, Georg Schrimpf, Maria Uhden und andere.
Der Begriff Sturm wurde von Herwarth Walden zum Markenzeichen, zur Corporate Identity, bei der Durchsetzung der modernen Kunst in Deutschland ausgestaltet. Es gab auch eine Sturmbühne (1918), eine Sturm-Galerie (1912) und die Sturm-Abende, an denen futuristische Lyrik vorgetragen wurde. Europäische Bedeutung erlangte die Galerie durch den Ersten Deutschen Herbstsalon 1913. An der von Georg Muche geleiteten Sturm-Kunstschule (1916) lehrten u.a. Oskar Kokoschka und Wassily Kandinsky sowie Maler der Brücke und des Blauen Reiter. 1917 wurde auch eine Sturm-Buchhandlung eingerichtet.[1]
Vor allem in der Zeit vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs spielte Der Sturm eine entscheidende Rolle im französisch-deutschen Austausch der Expressionisten. Das besondere Verhältnis zwischen Berlin und Paris ist dabei zu beachten. Regelmäßig wurden Gedichte und Texte französischer bzw. französisch-sprachiger Expressionisten veröffentlicht (Guillaume Apollinaire, Blaise Cendrars etc.). Angesichts der Feindseligkeiten beider Nationen brach dieser Austausch mit dem Ersten Weltkrieg ab, wurde jedoch Anfang der 1920er Jahre, allerdings deutlich bescheidener, erneuert.
Konzept
Herwarth Walden 1910 in einem Prospekt zur Abonnentenwerbung für seine Zeitschrift:
„DER STURM ist das Blatt der Unabhängigen. Kultur und Kunst der heutigen Zeit werden kritisch bewertet. In dieser Zeitschrift äußern sich nur Persönlichkeiten, die eigene Gedanken und eigene Anschauungen haben. Ausgeschlossen ist jede Art von Journalismus und Feuilletonismus. Die Wochenschrift DER STURM enthält in jeder Nummer Essays über Fragen der Kunst und Kultur. Die produktive Kunst erscheint in Romanen, Novellen und Gedichten bedeutender zeitgenössischer Autoren. Der Polemik und der Kritik in Wort und Linie wird weitester Raum gewährt“.
Nachdruck
1970 erschien im Verlag Kraus, Nendeln (Liechtenstein) ein Reprint aller erschienenen Bände.
Literatur
- Barbara Alms: Der Sturm im Berlin der zehner Jahre. Hauschild, Bremen 2000, ISBN 3-89757-052-1
- Hubert van den Berg: “… wir müssen mit und durch Deutschland in unserer Kunst weiterkommen.” Jacoba van Heemskerck und das geheimdienstliche „Nachrichtenbüro ‚Der Sturm’“. In: "Laboratorium Vielseitigkeit". Zur Literatur der Weimarer Republik. Festschrift für Helga Karrenbrock zum 60. Geburtstag. Petra Josting u. Walter Fähnders (Hrsg.), Aisthesis, Bielefeld 2005, S. 67–87, ISBN 3-89528-546-3
- Georg Brühl: Herwarth Walden und "Der Sturm". DuMont, Köln 1983, ISBN 3-7701-1523-6
- Hermann Essig: Der Taifun. Wolff, Leipzig 1919.
- Walter Fähnders: Flämische und niederländische Avantgarde in Berlin und im Berliner 'Sturm'. In: Literatur zum Gebrauch. Friedrich Hollaender und andere. Beiträge zu einer Kulturgeschichte der Weimarer Republik. Walter Delabar u. Carsten Würmann (Hrsg.), Berlin 2002, S. 161–182.
- Robert Hodonyi: Waldens »Sturm« und die Architektur. Eine Analyse zur Konvergenz der Künste in der Berliner Moderne. Bielefeld: Aisthesis, 2010 (= Moderne-Studien 6). ISBN 978-3-89528-779-4
- Lothar Schreyer: Erinnerungen an Sturm und Bauhaus. Was ist des Menschen Bild? Langen/Müller, München 1956.
- Petra Jenny Vock: "Der Sturm muß brausen in dieser toten Welt" - Herwarth Waldens 'Sturm' und die Lyriker des 'Sturm'-Kreises in der Zeit des Ersten Weltkriegs. Kunstprogrammatik und Kriegslyrik einer expressionistischen Zeitschrift im Kontext. WVT, Trier 2006 ISBN 978-3-88476-825-9
- Herwarth Walden: Einblick in die Kunst. Der Sturm, Berlin 1924.
- Nell Walden u. Lothar Schreyer (Hrsg.): Der Sturm. Ein Erinnerungsbuch an Herwarth Walden und die Künstler aus dem Sturmkreis. Klein, Baden-Baden 1954.
Weblinks
- Carmela Thiele: Der Kultur und der Künste verpflichtet.
- Tillmann Allmer: Herwarth Walden und die Zeitschrift “Der Sturm”.
- welt.de, 6. März 2010, Zum 100. Geburtstag des Sturm: Hansgeorg Schmidt-Bergmann. Uns ist nicht das Leben die Kunst. Aber die Kunst ist das Leben
Einzelnachweise
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