Der Steppenwolf

Der Steppenwolf

Der Steppenwolf ist ein 1927 erschienener Roman von Hermann Hesse.

Erstauflage von 1927

Der Steppenwolf ist die Geschichte eines tiefen seelischen Leidens der Hauptfigur Harry Haller, eines Alter Egos Hermann Hesses. Haller leidet an der Zerrissenheit seiner Persönlichkeit: Seine menschliche, bürgerlich-angepasste Seite und seine steppenwölfische, einsame, sozial- und kulturkritische Seite bekämpfen sich und blockieren Hallers künstlerische Entwicklung. Der Weg der Heilung ist die Versöhnung beider Seiten im Humor, im Lachen über sich selbst und das Ungenügen in Kultur und Gesellschaft. Erst mit der Betrachtung der Wirklichkeit vom Standpunkt des Humors werden Hallers weitere, im Roman nicht mehr beschriebene Schritte auf dem Weg seiner künstlerischen Vollendung möglich.

Ähnlichkeiten der Figur Hallers zum Faust von Johann Wolfgang von Goethe sowie zu Hermann Hesse selbst sind offensichtlich und werden im Text mehrfach angedeutet.

Inhaltsverzeichnis

Rezension

Der Steppenwolf hatte einen wesentlichen Anteil am Welterfolg Hesses und an der Verleihung des Nobelpreises für Literatur. Nach der Herausgabe wurde das Werk jedoch sehr widersprüchlich beurteilt: Einerseits erfuhr es scharfe Ablehnung, andererseits begeisterte Zustimmung – diese vor allem in literarischen Kreisen und später in der Hippie-Bewegung. In Amerika verbannten selbst ernannte „Sittenwächter“ den Steppenwolf aus Bibliotheken. In Colorado wurde dem Roman vorgeworfen, er propagiere Drogenmißbrauch und sexuelle Perversionen.[1] Durch diese Kontroversen hat gerade dieses Buch die neue umfangreiche Hesse-Rezeption der 1960er- und 1970er Jahre in Amerika und Deutschland ausgelöst.

Entstehungssituation

Als Hesse den Steppenwolf schrieb, litt er unter den Auswirkungen der technisch-rationalisierten Welt und der Zivilisation, durch die er Geist und Seele der Menschen gefährdet sah. Das Gefühl der Bedrohung durch nahe Katastrophen und neue Kriege ließ ihn nicht los.

Hesse befand sich in einer tiefen persönlichen Krise, als er fast 50-jährig in sein Tagebuch schrieb: „Ich schmeiße alles hin, mein Leben, […] ich alternder Mann. Auf eure Welt anders zu reagieren als durch Krepieren oder durch den Steppenwolf wäre für mich Verrat an allem, was heilig ist.“ Wie der Autor selbst, so überlegt Harry Haller, die Hauptperson des Romans, sich umzubringen. Im Tractat vom Steppenwolf legt der Steppenwolf seinen 50. Geburtstag als den möglichen Tag fest, sich umzubringen. „Ich nahm mir vor, daß ich an meinem 50. Geburtstag, also in zwei Jahren, das Recht haben werde, mich aufzuhängen.“ Die Initialen H. H. des Protagonisten sind sicherlich absichtlich gewählt und identisch mit denen des Autors selbst.

Um seine Lebenskonflikte zu bewältigen, hatte Hermann Hesse parallel zur Niederschrift des Steppenwolfs therapeutische Sitzungen mit dem befreundeten J. B. Lang, einem Psychoanalytiker aus der Schule C. G. Jungs.[2]

Inhalt

Der annähernd 50 Jahre alte Harry Haller lässt sich für zehn Monate in einer größeren Stadt nieder, die er vor 25 Jahren schon einmal besucht hat. In dieser erzählten Zeitspanne überwindet er seine tiefe Depression und seinen Gesellschaftsekel durch einen „Lernprozess“ unter Anleitung neuer Freunde.

Das Vorleben der Hauptfigur wird nur sehr kurz und beiläufig dargestellt: Haller ist (klein-)bürgerlich kultiviert aufgewachsen, hat einen Beruf im weiten Feld der Beschäftigung mit Dichtung, Musik und Philosophie ausgeübt, ist als Autor von Büchern und als Kenner Mozarts und Goethes hervorgetreten, seine pazifistischen Ansichten sind in der Öffentlichkeit bekannt. Er hat mehrere nur angedeutete Schicksalsschläge hinnehmen müssen: Das eine Mal verlor er Ruf und Vermögen, das andere Mal verlor seine Frau den Verstand und verließ ihn. Danach konzentriert er sich auf seinen Beruf, bis er auch darin keine Befriedigung mehr findet und eine Phase wilder, anstrengender Reisen beginnt. Wir treffen ihn nach dieser Phase der Reisen, in der er „beruflos, familienlos, heimatlos“ geworden und immer noch unterwegs ist.

Hallers Vorstellungen vom Glück sind durch die wenigen Freudenstunden bestimmt, in denen er „Wonne, Erlebnis, Ekstase und Erhebung“ durch Dichtung oder Musik erlebt hat, Momente, in denen er „Gott an der Arbeit gesehen“ hat. Er sehnt sich nach dem Wiederfinden „einer goldenen göttlichen Spur“, die er durch die ihn umgebende bürgerliche Ordnung verdeckt und zerstört sieht. Die Teilhabe an dieser göttlichen Welt strebt er auch durch eigene Werke an, die ihm aber wegen des Kampfes seiner beiden Seelen gegeneinander nicht gelingen.

Denn Haller erlebt sich als „Steppenwolf“, als ein Doppelwesen: Als Mensch ist er Bildungsbürger, an schönen Gedanken, Musik und Philosophie interessiert, hat Geld auf der Bank, ist Anhänger von bürgerlicher Kultur und von Kompromissen, Träger bürgerlicher Kleidung und mit normalen Sehnsüchten – als Wolf ist er ein vereinsamter Zweifler an der bürgerlichen Gesellschaft und Kultur, der sich für „ein den Bürgern überlegenes Genie“, einen Außenseiter und politischen Revolutionär hält. Vereinfacht ist sein Gegensatz von Mensch und Wolf der von Geist und Trieb.

Haller entdeckt in seinem Lebensweg zwar eine Verbindung von Schicksalsschlägen mit einem Gewinn an Einsicht und Tiefe, aber gleichzeitig auch an Einsamkeit und Verzweiflung. Er beschäftigt sich mit seinem Selbstmord, beschließt sogar, ihn möglicherweise an seinem 50. Geburtstag ohne zusätzlichen äußeren Anlass auszuführen (obgleich schon diese Gewissheit eines letzten Notausgangs die Tiefe seines Leidens etwas mildert).

Haller scheint zwischen zwei Zeiten, zwei Kulturen und Religionen eingeklemmt, von denen die bürgerliche ihn mit ihrer Langeweile, Korruption und Kriegshetze, die andere Kultur ihn aber durch Einsamkeit, Verzweiflung und das Leben eines „Steppenwolfs“ nicht minder erstickt. Die bürgerliche Ordnung seiner Zimmervermieterin hat aber trotz seiner antibürgerlichen Einstellung eine große Anziehungskraft: Der Geruch von Stille und Sauberkeit, die sorgfältige Gestaltung eines Treppenabsatzes durch eine Araukarie sind Ruhepunkte in seiner Verwirrung und Labsal in diesen Tagen seines Seelensterbens.

Etwa in der Mitte des Romans trifft er in der Stadt seines zeitweiligen Aufenthalts die so androgyne wie verständnisvolle Hermine in einem Tanzcafé, die ihn zunächst vage an einen „Hermann“ von früher erinnert, vielleicht aber auch nur Hesses weibliches alter ego ist. Hermine ist eine jüngere Frau und Gelegenheitsprostituierte, die sich damit durchschlägt, auszuhelfen und damit, ausgehalten zu werden. Für Haller ist sie eine (Ver-)Führerin zu neuen Erfahrungen – wie einst Vergil für Dante. Haller und Hermine bezeichnen sich als „Geschwister“, Hermine sieht sich als einen Wesensspiegel, der Hallers Wünsche aufnimmt und beantwortet, eine Seelenverwandte, die ihm als eine „Kurtisane“ das Tanzen zu neuen Rhythmen und lachen und leben lehrt. Ihre wichtigste Lehre für Haller ist, dass er sein Glück selbst in die Hand nehmen müsse: „Wie kannst du sagen, du habest dir mit dem Leben Mühe gegeben, wenn du nicht einmal tanzen willst?

Hermine besteht darauf, dass er ihr gehorcht und kündigt ihm schon bei ihrem ersten Rendezvous an, dass er sie einst werde töten müssen. Sie scheint nicht nur ihr Schicksal, sondern auch seines zu kennen und erklärt ihm, dass sie beide zu den wirklichen, echten, anspruchsvolleren Menschen gehörten, denen „mit einer Dimension zu viel“, die sie zu den „Heiligen“ rechnet, zu denen sie sich und Haller auf dem Weg sieht.

Hermine legt Haller bald aus pädagogischen Gründen seiner Nachreifung Maria ins Bett, eine schöne Frau und Kollegin Hermines. Haller mietet für ihre Liebesspiele eine kleine Wohnung und entdeckt mit ihr erstmals körperliche Wonnen. Aber schon bald treibt es Haller über seine neue Zufriedenheit hinaus, er sehnt sich nach neuem Leiden, das ihn zum Sterben willig und bereit für den ersten Schritt in eine neue Entwicklung macht. Ohne äußere Not nimmt er Abschied von Maria: „Es wurde bald Zeit für mich, weiterzugehen.

Haller besucht spät abends einen Maskenball, der in einem großen Gebäude mit vielen Sälen, Korridoren und Geschossen stattfindet. In dem Getümmel findet er Hermine nicht, doch wird ihm ein Hinweis auf ein magisches Theater zugesteckt, das morgens um vier in dem als Hölle dekorierten Kellergeschoss stattfindet. Dort trifft er Maria wieder – und die als Mann verkleidete Hermine, in der er „nur wenig umfrisiert und leicht geschminkt“ seinen Jugendfreund Hermann erkennt und wieder ihrem/seinem „hermaphroditischem Zauber“ erliegt. Hermine/Hermann und Haller tanzen als „Nebenbuhler“ mit den gleichen Frauen – „alles war Märchen, alles war um eine Dimension reicher, um eine Bedeutung tiefer, war Spiel und Symbol.

Haller widerfährt in der Hölle eine mehrfache Persönlichkeitsveränderung: Er erlebt den Untergang des Individuums in der Menge, seine „unio mystica“ der Freude, er sieht plötzlich sein alter ego Hermine als „eine schwarze Pierette mit weißgemaltem Gesicht“, sie tanzen einen „Hochzeitstanz“ und aus ihren/seinen Augen „blickte meine arme kleine Seele mich an.“ Mit dieser mystischen Vereinigung beginnt die letzte Phase der Verwandlung: Hermine, Pablo, ein Musiker und Freund Hermines, und Haller nehmen gemeinsam Drogen ein und mit deren Wirkung öffnet sich der Bildersaal in Hallers Seele, das seit langem gesuchte „Magische Theater“, in welchem es „nur Bilder, keine Wirklichkeit“ gibt: Haller findet sich in einem hufeisenförmigen Korridor eines Theaters mit lockenden Inschriften an unzähligen Logentüren wieder, hinter denen sich die Ereignisse abspielen, die Haller das Lachen lehren sollen. Als sechstes seiner Erlebnisse tritt Haller mit dem Fuß einen Spiegel in Scherben und gerät in eine Loge, in der Pablo und Hermine vom Liebesspiel erschöpft nackt auf dem Boden liegen. Haller stößt ein Messer in das Mal eines Liebesbisses unter Hermines linker Brust und Hermine scheint zu verbluten.

Haller kommen seine hymnischen Verse über die Unsterblichen in den Sinn, Mozart tritt in die Loge und bedient sich des Radios, um Händels Musik zu hören – für Haller fast ein Sakrileg, für Mozart nur ein Anlass zum Lachen über den Kampf zwischen göttlicher Idee und profaner Erscheinung: Haller müsse das Lachen lernen, den Humor, der immer nur Galgenhumor sein könne. Für sein Verbrechen der (angekündigten und doch nicht wirklich vollzogenen) Ermordung Hermines wird Haller zur Strafe des ewigen Lebens und des einmaligen Ausgelachtwerdens verurteilt, weil er mit Messern gestochen (und nicht über sich und seine Eifersucht gelacht) habe. Haller ist optimistisch, dieses Spiel beim nächsten Mal besser spielen zu können.

Figurenübersicht

Schematische Beziehungen der Figuren

  • Marie=Maria
  • Hallers Frau ist nicht gestorben, sondern geisteskrank geworden und hat ihn verlassen

Aufbau

  • In seinem ersten Teil lässt der Roman drei verschiedene Erzähler zu Wort kommen: Da ist erstens das Vorwort des Herausgebers, in dem der Neffe der Hauswirtin Hallers seinen persönlichen Eindruck vom Steppenwolf schildert; zweitens die Aufzeichnungen Harry Hallers selbst, in denen dieser seine eigenen Erlebnisse schildert, und drittens das Traktat vom Steppenwolf, in dem der Steppenwolf kühl und objektiv aus der Sicht scheinbar Außenstehender analysiert wird, wobei die Außenstehenden die Unsterblichen sind. Diese Abhandlung ist wie eine „innere Biographie“, eine Psychoanalyse eines olympischen Erzählers, quasi ein Buch im Buch, das der Protagonist selbst liest. Danach werden seine Aufzeichnungen fortgesetzt. (Die Technik, sich fiktiv als Herausgeber fremder Schriften auszugeben, verwendet Hesse auch in anderen Werken.)
Nur in der Erstausgabe gesondert gebundenes Traktat vom Steppenwolf
Schon mit seinen drei verschiedenen Erzählern, die sich aus drei Perspektiven nahezu mit derselben erzählten Zeit der Hauptfigur befassen, war der Roman eine kompositorische Innovation. Hesse war dieser dreifache Erzähler so wichtig, dass er das Traktat in den ersten Ausgaben des Romans sogar als separate gelbe Broschüre einheften ließ. Der „bürgerlichen“ Sichtweise des „Herausgebers“ auf Gesellschaft, Kultur und Harry Haller „von außen“ steht zunächst nur die Sicht Hallers auf seine Freud- und Erfolglosigkeit, die innere Sichtweise, gegenüber. Die Geistverehrung der einen und das Leiden an der Geistlosigkeit seiner Zeit in der anderen Sichtweise werden erst in der Perspektive des Traktats zueinander aufgehoben: Es untersucht wie in einem „biografischen Labor“ die Bedingungen, unter denen Haller künstlerisch wieder produktiv werden und den Weg zur eigenen Unsterblichkeit fortsetzen könnte.
Diese drei gleichberechtigten Sichtweisen auf die Hauptfigur bilden den ersten Teil des Romans, umreißen das Thema der Identität und ihrer Entwicklung. Die dann folgenden beiden Teile des Romans untersuchen, wie die Aufhebung der einseitigen Sichtweisen, deren innerer Kampf Hallers Fortschreiten hemmt, in der gelebten Biografie aussehen könnte:
  • Im zweiten Teil, der Durchführung, verdichten sich Hallers Erfahrungen zu einer Lebensalternative: Nach der Exposition der drei Perspektiven, gewissermaßen der Skizze des Problems und der Skizze einer Lösung, entfaltet sich die Hauptfigur nun mit den drei neuen Freunden Hermine, Maria und Pablo, die als Personifikationen innerweltlicher Sehnsüchte oder Schicksale Hallers gelesen werden können. Vor allem die Figur der Hermine wird zu einem weiblichen alter ego Hallers/Hesses, da sie sowohl sein Seelenspiegel ist als auch später ihr Geschlecht zu einem „Hermann“ wechselt. Alle drei Nebenfiguren zusammen führen Haller in die Antithese zu seinem bisherigen Leben und bereiten die Überwindung in einem dritten Schritt durch die Verwandlungen des Magischen Theaters vor.
  • Im dritten Teil des Romans, der dialektischen Aufhebung, beginnen sich die einseitigen Bilder der Hauptfigur zu verwandeln und aufzulösen. Er spielt im Untergeschoss eines Tanzpalastes, das als „Hölle“ geschmückt ist (mehrfach wird auf Dantes ebenfalls dreiteilige Göttliche Komödie angespielt, die in der Hölle beginnt). In der Logik der Aufhebung der bisher noch nicht integrierten, noch getrennten Sichtweisen steht ihr mehrfacher Tod: die Tode Hallers in der Zerstörung seiner Spiegelbilder und seiner abschließenden symbolischen Hinrichtung, die symbolische Ermordung Hermines durch Haller, der bewaffnete Kampf gegen die Ordnung der Automobile mit der Opferung der Chauffeure. Diesen negativen Metaphern der Überwindung stehen die eher optimistischen Bilder gegenüber, auf die sich Haller in seiner nächsten, im Roman nicht mehr beschriebenen Lebensphase stützen könnte: die immer neuen Konstellationen der winzigen Schachfiguren, der souveräne Umgang von Wolf und Mensch miteinander und die Vielfalt der Chancen von Liebe und sexueller Erfüllung schon in Hallers „altem“ Leben.

Verständnis

Im Traktat über den Steppenwolf wird die Vielgliedrigkeit der menschlichen Seele, das Problem der Ich-Dissoziation, näher beschrieben. Es gebe nicht nur die „eine Seele“ und nicht nur Hallers Dichotomie von „Mensch“ und „Steppenwolf“, sondern innerhalb jedes Menschen gebe es viele verschiedene Formen, die mal kindlich, mal trotzig, mal leidenschaftlich zu Tage treten.

Der Gedanke, dass es kein homogenes Individuum gebe, sondern die Seele sich in viele verschiedene Teile aufspalte, verunsicherte die damalige Generation. Besonders expressionistische Autoren, die Hesse, allein durch die zeitlichen Überschneidungen, sicherlich auch beeinflussten, thematisierten dies oft. Angestoßen wurde diese Denkfigur durch die Unterscheidung des Apollinischen und Dionysischen bei Friedrich Nietzsche sowie die theoretischen Schriften von Sigmund Freud, der das Triebhafte und Unbewusste untersuchte. Die Einheit dieser Seelenvielfalt wurde daher für die Künstler und Intellektuellen der Nach-Jahrhundertwende zum Problem.

Hesse beschäftigt sich in vielen seiner Bücher mit der fernöstlichen Lehrthese, nach welcher der Pfad zur Erleuchtung nicht über die Extreme Askese oder Ausschweifung führt, sondern in der Kunst zu sehen ist, diese beiden miteinander zu verbinden. Die innere Zerrissenheit des Steppenwolfes und sein Versuch der Integration dieser beiden Seiten spiegeln das buddhistische Prinzip des Weges der Mitte wider bzw. die Erkenntnis, dass Gut und Böse einander nicht nur bedingen, sondern ein Konstrukt menschlicher Rationalität sind (vgl. hierzu ebenfalls Hesses Demian). Wer dies begriffen hat, der kann aus tiefem Einverständnis mit dem Universum heraus lächeln, wie es im Steppenwolf die Unsterblichen tun. Humor erscheint als eine Art der Transzendenz: Er zeigt die Lächerlichkeit unserer Wünsche und Ängste vom Standpunkt der Ewigkeit.

Thematik

Kommentare

Hermann Hesse: „[…] es ist die Geschichte eines Menschen, welcher komischerweise darunter leidet, dass er zur Hälfte ein Mensch, zur Hälfte ein Wolf ist. Die eine Hälfte will fressen, saufen, morden und dergleichen einfache Dinge, die andere will denken, Mozart hören und so weiter, dadurch entstehen Störungen, und es geht dem Mann nicht gut, bis er entdeckt, dass es zwei Auswege aus seiner Lage gibt, entweder sich aufzuhängen oder aber, sich zum Humor zu bekehren“ (aus einem Brief an Georg Reinhardt, 18. August 1925).

Thomas Mann: „Ist es nötig zu sagen, dass der ‚Steppenwolf‘ ein Romanwerk ist, das an experimenteller Gewagtheit dem ‚Ulysses‘, den „Faux Monnayeurs“ nicht nachsteht? Der „Steppenwolf“ hat mich seit langem wieder gelehrt, was Lesen heißt.“

The Times: „Ein Autor für die siebziger Jahre: Umweltschützer, Kriegsgegner, Feind der computergesteuerten Technokratie. Für seine Freiheit ist er bereit, alles aufzugeben außer seiner Integrität.“

Herbert Wehner: „Hermann Hesse hat seit meiner Jugend zu denen gehört, aus deren Schriften ich Besinnung, Hoffnung und Kraft geschöpft habe.“

Adaptionen

  • 1974 wurde der Roman von Fred Haines mit Max von Sydow in der Hauptrolle verfilmt (siehe hierzu: Der Steppenwolf (Film)).
  • Das Theaterstück Der Steppenwolf, unter der Bearbeitung von Joachim Lux und Regie von Lutz Hillmann, sowie Ralph Hensel in der Rolle des Harry Haller, wurde im Deutsch-Sorbischem Volkstheater in Bautzen im Februar 2011 uraufgeführt.
  • Die Hardrockband Steppenwolf benannte sich nach dem Titel des Romans.
  • Der Song Steppenwolf der Rockgruppe Hawkwind lehnt sich textlich an den Roman an.
  • Die Lieder Das Rätsel des Lebens, So geht's dir (Deine Hölle) vom Album Schwarz der Rockgruppe Böhse Onkelz lehnen sich ebenfalls textlich an den Roman an.[3][4]
  • Der Song 'Lain with the Wolf' der Metal Band Primordial ist ebenfalls an diese Geschichte angelehnt.

Literatur

Textausgaben

  • Erstdruck: Hermann Hesse: Der Steppenwolf. S. Fischer, Berlin 1927, 289 Seiten.

Sekundärliteratur

  • Mária Bieliková: Bipolarität der Gestalten in Hermann Hesses Prosa. Die Romane „Demian“ und „Der Steppenwolf“ vor dem Hintergrund der daoistischen Philosophie (= Schriftenreihe Studien zur Germanistik, Bd. 23). Hamburg 2007, S. 85–115.
  • Helga Esselborn-Krumbiegel: Gebrochene Identität. Das Spiegelsymbol bei Hermann Hesse. In: Michael Limberg (Hrsg.): Hermann Hesse und die Psychoanalyse. "Kunst als Therapie". 9. Internationales Hermann-Hesse-Kolloquium in Calw 1997 (=Internationale Hermann-Hesse-Kolloquiumsbände). Bad Liebenzell 1997, S. 130-148.
  • Helga Esselborn-Krumbiegel: Hermann Hesse: Der Steppenwolf. Interpretationen (= Oldenbourg Interpretationen, Bd. 17). 3., überarbeitete Auflage, München 1998.
  • George Wallis Field: Hermann Hesse. Kommentar zu sämtlichen Werken (= Stuttgarter Arbeiten zur Germanistik, Nr. 24). Stuttgart 1977, S. 99–109.
  • Christof Forderer: Ich-Eklipsen. Doppelgänger in der Literatur seit 1800 (= M-und-P-Schriftenreihe für Wissenschaft und Forschung). Stuttgart, Weimar 1999, S. 199-210.
  • Anne Brith Heimdal: Hermann Hesse: Der Steppenwolf. Krisis – Entwicklung – Bekenntnis. Eine Interpretation (= Schriften des Deutschen Instituts der Universität Bergen, 7). Bergen 1980.
  • Maria-Felicitas Herforth: Erläuterungen zu Hermann Hesse. Demian – Siddhartha – Der Steppenwolf (= Königs Erläuterungen und Materialien, Bd. 138). 4. Auflage, Hollfeld 2006, S. 72–108.
  • Marga Lange: „Daseinsproblematik“ in Hermann Hesse’s „Steppenwolf“. An existential interpretation (= Queensland studies in German language and literatur, vol. 1). Brisbane, Queensland 1970.
  • Volker Michels (Hrsg.): Materialien zu Hermann Hesses „Der Steppenwolf“ (= suhrkamp taschenbuch 53). Frankfurt am Main 1972.
  • Egon Schwarz: Hermann Hesse: Der Steppenwolf. In: Interpretationen. Romane des 20. Jahrhunderts. Bd. 1 (= Reclam 8808). Stuttgart 1993, S. 128–157.
  • Klaus von Seckendorff: Hermann Hesses propagandistische Prosa. Selbstzerstörerische Entfaltung als Botschaft in seinen Romanen vom „Demian“ bis zum „Steppenwolf“ (= Abhandlungen zur Kunst-, Musik- und Literaturwissenschaft, Bd. 326). Bonn 1982, S. 68–98.
  • Alfred Schaier: Hesses „Steppenwolf“. Rezeptionsgeschichte von 1927–1933. Bonn 1983, Diplomarbeit.
  • Timotheus Schwake: Hermann Hesse. Der Steppenwolf. Unterrichtsmodell in der Reihe EinFach Deutsch. Herausgegeben von Johannes Diekhans. Schöningh, Paderborn 2009

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Herbert Altenburg: Banned Books. In: Ossietzky Nr. 15 / 2003.
  2. Vortrag von Günter Baumann auf dem 9. Internationalen Hesse-Kolloquium in Calw 1997 (PDF)
  3. http://web.archive.org/web/20080618063030/http://www.dunklerort.net/guide/songinfo.php?id=119
  4. http://web.archive.org/web/20080418144336/http://www.dunklerort.net/guide/songinfo.php?id=112

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