Der Runenberg

Der Runenberg

Der Runenberg ist eine Erzählung des Romantikers Ludwig Tieck. Sie erschien 1804 im Taschenbuch für Kunst und Laune und 1812 im Phantasus.

Inhalt

Ein melancholischer junger Jäger namens Christian trifft im Gebirge auf einen Fremden, der ihn ein Stück begleitet. Unterwegs erzählt er von seiner Herkunft. Sein Vater, ein Gärtner in einem Schloss, war enttäuscht, weil sein Sohn nicht die gleichen Interessen zeigte. Christian ging letztendlich von zuhause fort und lernte bei einem alten Förster den Beruf des Jägers.

Nach einer Weile trennt sich der Weg der beiden. Auf den Rat des Fremden besteigt er den Runenberg. Nach einer Weile kommt er an ein Fenster, durch welches er einen Blick wirft. Er sieht eine singende Frau, die sich entkleidet. Die nackte Schönheit überreicht ihm eine seltsame Tafel mit Zeichen, die beim Erwachen verschwunden ist.

Daraufhin steigt er den Berg hinab und kommt in ein kleines Dorf. In der Dorfkirche (und etwas später auf dem Dorffest) begegnet er der schönen, blonden Elisabeth. Um in ihrer Nähe sein zu können spricht er mit ihrem Vater. Dieser gibt ihm eine Stelle als "Gärtner"!

Nun arbeitet Christian sehr fleißig. Und schon nach nur sechs Monaten nimmt er seine Angebetete zur Frau. Elisabeth bringt eine Tochter zur Welt und gibt ihr den Namen Leonora. Christian beschließt seine Heimat zu besuchen und trifft unterwegs auf seinen Vater. Nachdem Christians Mutter verstarb, war dieser sehr einsam. Aus diesem Grund nimmt er den Vater bei sich auf. Elisabeth bekommt weiteren Nachwuchs, und sie sind verhältnismäßig wohlhabend. Eines Tages kommt ein Fremder vorbei, der sich bei Christian und seiner Familie einquartiert. Nach drei Monaten beschließt er zu gehen und hinterlässt eine hohe Summe in Gold. Christian soll darauf aufpassen. Sollte der Fremde nicht innerhalb eines Jahres zurückkehren, darf er das Gold behalten.

Ein Jahr vergeht, und die Reichtümer wechseln den Besitzer. Aber dies verändert Christian und er leidet nun unter Verfolgungswahn – das Gold hat ihn verdorben. Er wandert ziellos umher, bis er letztendlich auf eine alte Frau, die im Wald lebt, trifft. Dort findet er auch die verschwundene Tafel wieder.

Er verschwindet in einem Bergschacht und taucht nach einem halben Jahrzehnt ganz verwahrlost wieder auf. In der Zwischenzeit verstarben sein Vater und seine Schwiegereltern. Elisabeth ist wieder verheiratet und hat weitere Kinder geboren. Doch der neue Mann ist ein Trinker. Die Wirtschaft geht bankrott, fast das ganze Vieh stirbt und die Ernte ist verloren. Christian zeigt seiner verarmten Frau einen Sack mit wertlosen Steinen, welche in seinen Augen Edelsteine zu sein scheinen, und kehrt zu seinem Waldweib zurück.

Symbolsprache

Der Runenberg greift das Motiv vom Venusberg in Der getreue Eckart und der Tannhäuser wieder auf, mit gleicher Symbolsprache: Der teuflische Wahnsinn wohnt in den Klängen und Farben des unwirtlichen Gebirges, mit schönem, aber hartem und unvergänglichem Gestein. Demgegenüber steht das gottgefällige häusliche Leben in der fruchtbaren, lichten Ebene in Liebe zum Vergänglichen, das die Blumen darstellen. Der Jäger überschreitet hier diese Grenze durch die Entwurzelung der Alraune, einer Pflanze, die mit ihrer menschähnlichen Wurzel den Übergang zwischen den Welten bildet. Ihr Klang beim Herausziehen führt dem Volksglauben zufolge zu Wahnsinn oder Tod. So verfolgt den Jäger hier ihre Stimme, die ihm das gewöhnliche Leben als tot und die Steine als lebendig vormacht.

In Novalis' Roman Heinrich von Ofterdingen (1800) kommt auch Bergbau vor, aber mit anderer Wertung, der Bergmann erzählt, dass das Gold ihm nichts anhaben kann, weil er nichts davon für sich behält. Die Hexe im Wald ist ein häufiges Märchenmotiv, u.a. in Jorinde und Joringel (1777).

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