Denck

Denck

Hans Denck (* um 1495 in Habach; † November 1527 in Basel), war ein bayerisch-schweizer Theologe und Täufer (siehe auch Wiedertaufe) und ein Führer der Täuferbewegung in der Reformationszeit.

Inhaltsverzeichnis

Lebenslauf

Nach einem humanistischen Studium wurde Hans Denck 1523 Rektor der Sebaldusschule in Nürnberg. Weil er in den Prozess um die Malerbrüder Sebald und Barthel Beham verwickelt war, wurde er 1524 auf Andreas Osianders Betreiben aus der Stadt verwiesen. 1525 hielt er sich in Augsburg auf, von wo er auch flüchten musste. 1526 ging er nach Straßburg zu seinem Gesinnungsgenossen Ludwig Hetzer, mit dem er gemeinsam die alttestamentlichen Propheten ins Deutsche übersetzte (Worms 1527), eine Arbeit, die Martin Luther als Vorlage für seine Bibelübersetzung diente. Aus Straßburg vertrieben fand er nach langer Irrfahrt in Süddeutschland und der Schweiz durch Johannes Oekolampad Aufnahme in Basel, wo er an der Pest starb. In Streitschriften griff er die Reformatoren heftig an, doch im Gegensatz zu vielen Zeitgenossen lehnte er Gewalt ab. Denck wird dem Spiritualismus zugerechnet.

Theologie

Für Hans Denck ist das lebendige innerliche Wort Gottes wichtiger als der Buchstabe der Schrift. Die Bibel erkennt er als Menschenwerk, die einzelnen Bücher als unterschiedliche Zeugnisse der einen Wahrheit. Als Quelle aller wahren religiösen Erkenntnis gilt ihm im Gegensatz zu Martin Luther nicht die Schrift, sondern der Geist, der dem Menschen innewohnt und von innen zu ihm spricht. Die Sakramente hält er daher für bloße Sinnbilder: die Taufe Bundeszeichen, das Brotbrechen Erinnerungsfeier. Christus ist die Verkörperung des vollkommenen Menschen, der nie mit Gott uneins geworden ist, weil er stets seinen Willen getan hat. Seine Funktion ist die eines Vorbildes. Sein Tod am Kreuz zur Erlösung der Sünder, wie es Luther lehrt, dagegen ist in Dencks Weltbild eigentlich nicht nötig, denn Gott als die vollkommene Liebe lässt alle selig werden.

Werke (Auswahl)

Titelblatt der Übersetzung der der Propheten von Hätzer und Denk)
  • Von der wahren Liebe. Nachdruck der Ausgabe Worms: Schöffer 1527. Nördlingen: Uhl 1983.
  • Alle Prophetenn Nach Hebreischer sprach verdeütscht. Übers.: Ludwig Hätzer u. Hans Dengk. Augspurg: Haynrich Stainer 1530.
    • Microfiche-Ausgabe: The radical Reformation microfiche project [Mikroform]. Section 1, Mennonite and related sources up to 1600. Zug: InterDocumentation Comp., 19XX.
  • Micha der Prophet auss rechter Hebraischen sprach verteutsch und wie den H.D. auf diese letste Zeit verglichen hat. Strassburg, circa 1535.

Quellen

  • Quellen zur Geschichte der Täufer
    • Georg Baring (Hrsg.): Schriften Hans Denck Teil 1. Bibliographie. Gütersloh: Bertelsmann 1955.
    • Walter Fellmann (Hrsg.): Schriften Hans Denck Teil 2. Religiöse Schriften. Gütersloh: Bertelsmann 1956.
    • Walter Fellmann (Hrsg.): Schriften Hans Denck Teil 3. Exegetische Schriften, Gedichte und Briefe. Gütersloh: Mohn 1960.

Literatur

  • Ludwig Keller: Ein Apostel der Wiedertaeufer. Leipzig: Hirzel 1882.
  • Gerhard Haake: Hans Denk, ein Vorläufer der neueren Theologie: 1495 - 1527. Soltau: Norden 1897.
  • Hans Pöhlmann: Die Reformation, das Volk und die Schwarmgeister in Nürnberg: (Hans Sachs, Hans Denk, Sebastian Franck). Nürnberg: Selbstverlag der Vereinigung ev. Akademiker in Nürnberg, Kommissionsverlag der „Fränkischen Wacht“, (1925). Serie Die Reformation in Nürnberg. Vier Vorträge gehalten in der Vereinigung evangelischer Akademiker in Nürnberg. (S. 50 - 64.).
  • Otto Erich Vittali: Die Theologie des Wiedertäufers Hans Denck. Offenburg, 1932 (Dissertation Freiburg 1930).
  • Georg Baring: Bibliographie der Ausgaben der „Theologia Deutsch“ (1516 - 1961); Ein Beitrag zur Lutherbibliographie mit Faksimileabdruck der Erstausgabe. Baden-Baden: Heitz 1963.
  • Clarence Baumann: The spiritual legacy of Hans Denck : interpretation and translation of key texts. Leiden [u.a.]: Brill, 1991. ISBN 9004092919 (engl.)
  • E. J. Furcha: Selected Writings of Hans Denck, 1500-1527 (Texts and Studies in Religion) ISBN 0889468338 (engl.)
  • Rufus M. Jones: Hans Denck and the Inward Word ISBN 1425335861 (engl.)
  • Selected Writings of Hans Denck ISBN 0915138158 (engl.)

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • DENCK (J.) — DENCK JOHANNES ou HANS (1500 1527) Proche des anabaptistes, dont il s’éloigne cependant par son mysticisme, Denck apparaît, à bien des égards, comme un précurseur de la libre pensée. En butte à l’animosité de tous les partis, il dégage de son… …   Encyclopédie Universelle

  • Denck — Denck, Hans, Wiedertäufer, s. Denk …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Denck, Hans — ▪ German religious leader born c. 1495, Habach, Bavaria [Germany] died November 27, 1527, Basel, Switzerland       German theologian and Reformer who opposed Lutheranism in favour of Anabaptism (Anabaptist), the Reformation movement that stressed …   Universalium

  • Hans Denck — (* um 1495 in Habach; † November 1527 in Basel), war ein bayerisch schweizerischer Theologe und Reformator innerhalb der evangelischen Täuferbewegung. Inhaltsverzeichnis 1 Lebenslauf 2 Theologie 3 Werk …   Deutsch Wikipedia

  • Hans Denck — NOTOC Hans Denck (c. 1495 – November 1527), was a German theologian and Anabaptist leader during the Reformation.Denck was born in 1495 in the Bavarian town of Habach. After a classical education, he became headmaster at the St. Sebaldus school… …   Wikipedia

  • Hübel & Denck — Hübel Denck war eine bedeutende Leipziger Buchbinderei. Die 1875 als Buchbinderei und Deckenfabrik gegründete Großbinderei entstand im Zuge der Industrialisierung des Buchbinderwesens und arbeitete für eine Vielzahl von Verlagen. Neben der… …   Deutsch Wikipedia

  • Hübel und Denck — Hübel Denck war eine bedeutende Leipziger Buchbinderei. Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Einzelnachweise 3 Literatur 4 Beispiele …   Deutsch Wikipedia

  • Hans Denck — (n. Habach, 1495 – Basilea, noviembre de 1527), fue un teólogo anabaptista alemán durante la Reforma. Contenido 1 Biografía 2 Teología 2.1 Referencias …   Wikipedia Español

  • Johannes Denk — Hans Denck (* um 1495 in Habach; † November 1527 in Basel), war ein bayerisch schweizer Theologe und Täufer (siehe auch Wiedertaufe) und ein Führer der Täuferbewegung in der Reformationszeit. Inhaltsverzeichnis 1 Lebenslauf 2 Theologie 3 We …   Deutsch Wikipedia

  • Denken — 1. As ik denk un do, mät ik annern to. (Süderdithmarschen.) Wie ich denk und thu , mess ich andern zu. 2. Dat hädd ik nit dacht, sagte de Buer, doa smeit e den Wagen ümme. (Westf.) – Honcamp. 3. Dat härr ik nich dacht, säd de Bûr, dôr fêl he von… …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”