Demütigung

Demütigung

Demütigung ist die den Selbstwert, die Würde und den Stolz angreifende beschämende und verächtliche Behandlung eines Anderen, oft auch im Beisein oder vor den Augen anderer Personen. Demütigung kann Ausdruck einer gezielten Aggression sein.

Auch ein Misserfolg, der als Scheitern oder Niederlage bewertet wird, wird oft als Demütigung aufgefasst (vgl. Hochmut).

Ihr Gegenteil ist die Ehrung.

Inhaltsverzeichnis

Formen und Auswirkungen

Strafrechtliche, öffentliche oder rituelle Demütigung Anderer

Herkömmlich gibt es zahlreiche strafrechtliche und brauchtümliche Demütigungen. Sprichwörtlich ist das Anprangern. Bei den Leibesstrafen an Haut und Haar war das Scheren von Haar oder Bart dazu bestimmt, im Brauchtum das Entblößen oder Anspeien, bei Offizieren das öffentliche Abreißen der Rangabzeichen und Zerbrechen des Säbels. Als soziale Institution ist sie Bestandteil vieler Initiationsriten. Im nationalsozialistischen Deutschland war der Zwang zum öffentlichen Tragen des Judensterns eine gewollte Demütigung.

Ziele, Folgen und Bewältigung

Eine demütigende Erfahrung oder die Erinnerung daran kann sich als negativer psychischer Stress auswirken und eine emotionale und hormonale Reaktion auslösen. Bei Versuchspersonen war nach einer mit Wut einhergehenden Erinnerung an eine demütigende Situation eine Erhöhung des Prolaktinspiegels zu beobachten.[1]

Bei lang andauernder Entrechtung von z. B. Minderheiten werden am Ende Handlungen, die überhaupt ihr Anderssein betonen, als Demütigung empfunden. Sofern dies nicht beabsichtigt ist, kann es – nicht leicht – durch Taktgefühl vermieden werden.

Demütigungen können das Ziel haben, den Willen zu brechen. Dies war lange Zeit ein Element der Kindererziehung in den westlichen Staaten (siehe auch: Schwarze Pädagogik), wird aber auch heute gegenüber Erwachsenen angewandt, beispielsweise in Guantanamo.[2]

Die Sozialpsychologie untersucht, inwieweit Demütigungen zu Gewalt und Kriegshandlungen führen, wie die Reaktion auf eine Demütigung mit der jeweiligen Kultur variiert und wie Auswirkungen von Demütigungen bewältigt werden können.[2]

Selbstdemütigung

Das Christentum kennt die Demut als Haltung. Die auf sich selbst gerichtete Demütigung angesichts Gottes (Selbstzerknirschung, lat. contritio cordis „Zerknirschung des Herzens“) wird positiv als Reue, gesteigert als eine Form der Askese aufgefasst. (Siehe auch: Selbstkasteiung)

Die Selbstdemütigung, verbunden mit einer Bitte, etwa durch einen Fußfall, kann dieser durchaus auch Nachdruck verleihen. Ein berühmtes historisches Beispiel dafür ist Kaiser Heinrichs IV. der Sage nach barfüßiger Gang nach Canossa, wodurch er den Papst zwang, den Kirchenbann über ihn aufzuheben.

Vorkommen

Demütigung ist eine universelle menschliche Erfahrung. Ein frühes Zeugnis findet sich in Homers Ilias, wo Achills Demütigung noch des Leichnams des besiegten Hektors geschildert wird.

Seit kurzem gibt es ein internationales Netz von Akademikern und Praktikern, die sich mit dem Thema Würde und Demütigung beschäftigen (Human Dignity and Humiliation Studies)[3].

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. L. G. Sobrinho: Prolactin, psychological stress and environment in humans: adaptation and maladaptation, Pituitary, 2003, 6(1):35-9, PMID 14674722
  2. a b Evelin Gerda Lindner: Die Psychologie der Demütigung. März 2005, abgerufen am 26. Mai 2008 (PDF-Datei; 151 KB).
  3. Webseite von Human Dignity and Humiliation Studies

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