Deichrecht

Deichrecht

Als Deichrecht wird die Gesamtheit der Rechtsnormen bezeichnet, die sich auf die Rechtsverhältnisse der Deiche beziehen. Wichtiger Bereich ist die Regelung der Deichlast. Die Deichlast ist die Verpflichtung für den Erhalt und die Errichtung der Deiche aufzukommen. Daneben wird durch das Deichrecht auch das Eigentum an den Deichen und den Deichgrundstücken geregelt.

Inhaltsverzeichnis

Heutige Rechtslage

Verfassungsrechtliche Grundlagen

Nach Art. 74 Nr. 17 GG ist der Küstenschutz, zu dem auch die Errichtung der Deiche gehört Gegenstand der konkurrierenden Gesetzgebung, es handelt sich ferner nach Art. 91a Abs. 1 Nr. 3 GG um eine Gemeinschaftsaufgabe des Bundes und der Länder. Danach sind die Bundesländer zur Gesetzgebung befugt, sofern nicht die Bundesrepublik Deutschland von ihrer Gesetzgebungsbefugnis Gebrauch macht. Die Einstufung als Gemeinschaftsaufgabe bewirkt, dass für die der öffentlichen Hand entstehenden Kosten Bund und Länder aufzukommen haben.

Deichgesetze der Länder

Nach Art. 66 Einführungsgesetz zum Bürgerlichen Gesetzbuche bleiben die landesgesetzlichen Vorschriften, welche dem Deich- und Sielrecht angehören, vom bürgerlichen Recht unberührt.

Die deutschen Küstenländer Niedersachsen, Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern haben in unterschiedlichen Gesetzen Regelungen zum Deichrecht getroffen.

  • In Bremen enthält das Bremische Wassergesetz (BremWG)[1] in Kapitel VIII. Bestimmungen zur Errichtung und der Unterhaltung der Deiche.
(siehe auch: Geschichte des Bremer Deichwesens)
  • In Hamburg enthält der Sechste Teil, Abschnitt III des Hamburgischen Wassergesetzes (HWaG)[2] Regelungen zum Deichbau und -ausbau.
  • In Mecklenburg-Vorpommern finden sich die Regelungen im Wassergesetz des Landes Mecklenburg-Vorpommern (LWaG) vom 30. November 1992[3]
  • Niedersachsen hat das Deichrecht im Niedersächsischen Deichgesetz (NDG) vom 23. Februar 2004[4] Regelungen zur Errichtung und Unterhaltung von Deichen getroffen.
  • In Schleswig-Holstein enthält der Siebte Teil des Wassergesetz des Landes Schleswig-Holstein (Landeswassergesetz - LWG -)[5] Regelungen des Deichwesens

Heutige Organisation der Deichlast

In Deutschland sind die Eigentümer von Deichgrundstücken zu Deichverbänden zusammengeschlossen. Diese Verbände sind rechtlich Körperschaften des öffentlichen Rechts. Den Deichverbänden obliegt die Errichtung und Unterhaltung der Deiche. Den Verbänden steht jeweils der Deichgraf (auch Deichvogt, Deichrichter, Deichhauptmann) vor. Den Deichverbänden übergeordnet sind Aufsichtsbehörden der Deichverbände. Diese nehmen die polizeirechtlichen Befugnisse zum Schutz der Deiche wahr und werden auch als Deichpolizei bezeichnet.

Enteignungen zum Deichbau

Im heutigen Deichrecht ist vorgesehen, dass das Eigentum an den Deichen auf den Staat oder Körperschaften des öffentlichen Rechtes übergeht. Dies ist als eine Form der Enteignung nach Art. 14 Abs. 3 GG durchaus zulässig, da der Hochwasserschutz seinerseits Schutz des Eigentumsrechtes und eine wichtige Aufgabe des Allgemeinwohles ist. Allerdings ist hierbei eine Abwägung der Belangen der Allgemeinheit mit dem Eingriff in das Eigentum unter Berücksichtigung des Verhältnismäßigkeitsprinzips vorzunehmen.[6][7]

Einzelnachweise

  1. Gesetz vom 24. Februar 2004, Brem.GBl. S. 45, zuletzt geändert am 21. November 2006, Brem.GBl. S. 467
  2. Gesetz vom 29. März 2005 (HmbGVBl. S. 97)
  3. GVOBl. Mecklenburg-Vorpommern 1992, S. 669, zuletzt geändert mit Gesetz vom 1. August 2006 (GVOBl. M-V S. 634)
  4. Nds.GVBl. Nr.6/2004 S.84, zuletzt geändert durch Gesetz vom 5. November 2004 (Nds.GVBl. Nr.31/2004 S.417)
  5. Gesetz in der Fassung der Bekanntmachung vom 6. Januar 2004, GVOBl. Schleswig-Holstein 2004, S. 8; zuletzt geändert durch Gesetz vom 6. März 2007, GVOBl. S. 136
  6. BVerfG Urteil vom 18. Dezember 1968, Az. 1 BvR 638, 673/64 und 200, 238, 249/65, BVerfGE 24, 367 (Hamburgisches Deichordnungsgesetz).
  7. BVerfG Beschluss vom 15. Januar 1969, Az. 1 BvL 3/66, BVerfGE 25, 112 (Niedersächsisches Deichgesetz)

Literatur

zur Entstehung des Deichrechts:

  • Deich- und Hauptsielverband Dithmarschen (Hrsg.): Chronik des Deich- und Hauptsielverbandes Dithmarschen, Bd. I: Geschichtliche Darstellung, Rechtsgrundlagen, Entstehung von Wasser- und Bodenverbänden und verbandliche Aktivitäten, 2. Aufl., Hemmingstedt 2008, S. 17 bis 57.
  • Gierke, J. von (1901/1917): Die Geschichte des deutschen Deichrechstes, I. und II. Teil.- Breslau.
  • Peters, K.-H. (1992): Entwicklung des Deich- und Wasserrechts im Nordseeküstengebiet.- in: Kramer, J., Rohde, H. (1992): Historischer Küstenschutz. Deichbau, Inselschutz und Binnenentwässerung an Nord- und Ostsee.- Deutscher Verband für Wasserwirtschaft und Kulturbau e.V., DVWK: 181-206, Stuttgart (Wittwer).
Rechtshinweis Bitte den Hinweis zu Rechtsthemen beachten!

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Deichrecht — Deichrecht,   die Gesamtheit der Vorschriften, die sich mit den die Deiche betreffenden Rechtsverhältnissen befassen. Zum Deichrecht gehören insbesondere die Regelungen über die Deichverbände und die Deichlast, d. h. die Verpflichtung zur… …   Universal-Lexikon

  • Deichrecht — Deichrecht, die Eindeichung des Meeres, der Seen und Flüsse, ist an sich ein Recht der Landespolizei, ruht aber zugleich auf Unternehmungen der hiefür in Gemeinschaftsverbindung (D. band, D. acht, universitas aggeralis) stehenden Interessenten.… …   Herders Conversations-Lexikon

  • Deichrecht — die Gesamtheit der Vorschriften die sich mit den Rechtsverhaltnissen der Deiche befassen. Zum Deichrecht gehort besonders die Regelung der Deichlast, das heißt der Verpflichtung zur Herstellung und Unterhaltung von Deichen, die Regelung des… …   Maritimes Wörterbuch

  • Deichrecht, das — Das Deichrêcht, des es, plur. die e, der Inbegriff aller zu dem Deichwesen gehörigen Gesetze und Gebräuche; in Schleßwig das Spadelandsrecht …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Deichlast — Als Deichrecht wird die Gesamtheit der Rechtsnormen bezeichnet, die sich auf die Rechtsverhältnisse der Deiche beziehen. Wichtiger Bereich ist die Regelung der Deichlast. Die Deichlast ist die Verpflichtung für den Erhalt und die Errichtung der… …   Deutsch Wikipedia

  • Deich — Deich, Hochwasserdamm, Erddamm zum Schutz niedrig gelegener Ländereien gegen Überflutung. Deiche werden am Meer, an Seen, Strömen und Flüssen angelegt (See oder Flußdeiche). Die Flußdeiche zerfallen zunächst in Sommerdeiche und Winterdeiche.… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Deich — Dieser Artikel wurde auf der Qualitätssicherungsseite des WikiProjekts Planen und Bauen eingetragen. Dies geschieht, um die Qualität der Artikel aus den Themengebieten Bautechnik, Architektur und Planung auf ein akzeptables Niveau zu bringen.… …   Deutsch Wikipedia

  • Jydske Lov — Das Jütische Recht (Gerichtsterminus: Jütisches Low, dänisch Jyske Lov, niederdeutsch Jütsche Low) ist eine Gesetzesordnung aus dem 13. Jahrhundert. Es galt auf der Halbinsel Jütland bis an die Eider (also einschließlich Schleswigs bzw.… …   Deutsch Wikipedia

  • Jütisches Low — Das Jütische Recht (Gerichtsterminus: Jütisches Low, dänisch Jyske Lov, niederdeutsch Jütsche Low) ist eine Gesetzesordnung aus dem 13. Jahrhundert. Es galt auf der Halbinsel Jütland bis an die Eider (also einschließlich Schleswigs bzw.… …   Deutsch Wikipedia

  • Spatenrecht — „Keen nich will dieken, de mutt wieken“ in Otterndorf Das Spatenrecht ist ein Begriff aus dem Deichrecht. Kam ein Besitzer eines zur Deichlast verpflichteten Grundstückes seinen Pflichten nicht nach, wurde nach dem (plattdeutschen) Satz: „Keen… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”