Death Metall

Death Metall
Death Metal
Vorläufer: Thrash Metal
kultureller Ursprung: Mitte der 1980er Jahre in Großbritannien und den USA.
Typische Instrumentierung: E-Gitarre – E-Bass – Schlagzeug
wichtige lokale Szenen: Göteborg – Florida – New York – Texas – Stockholm
Subgenres und Strömungen: Melodic Death Metal – Florida Death Metal – New York Death Metal – Technical Death Metal

Death Metal ist eine Variante des Metal, deren typische Merkmale sehr tief gestimmte Instrumente und Growls, oftmals auch Doublebass-Schlagzeugspiel und extrem schnelle Blastbeats sind. Die Texte behandeln meistens die Thematik des Todes und des Leidens, teilweise mit philosophischen (nihilistischen) oder auch satanistischen Anteilen, aber auch gesellschaftskritische und Antikriegsthemen werden in ihnen angesprochen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Musikstil entstand Mitte der 1980er Jahre aus dem Thrash Metal.[1][2][3] Erst nach einiger Zeit entwickelte sich jedoch das Bewusstsein für eine neue Musikrichtung und Metalszene; so lassen sich damals beispielsweise auch bei Destruction Riffs finden, welche ohne weiteres von einer Death-Metal-Band hätten stammen können.

Als erste Vorreiter gelten vor allem die Bands Possessed, Slaughter, Hellhammer/Celtic Frost, Master, Morbid Angel und Death, deren Kopf Chuck Schuldiner als „Godfather of Death Metal“ verehrt wurde.

Am einflussreichsten waren in den USA Bands aus der Gegend um Tampa, Florida (zum Beispiel Death, Morbid Angel, Obituary, Deicide), dem Umfeld New Yorks und Marylands (Suffocation, Cannibal Corpse, Immolation, Malevolent Creation), sowie zu einem großen Maße auch Autopsy.

Parallel zum Death Metal entstand der Grindcore, eine ähnliche, jedoch mehr der Punk-Bewegung zuzuschreibende Musikrichtung. Diese war besonders Mitte/Ende der 1980er in Großbritannien von Bedeutung und brachte richtungsweisende Bands wie Napalm Death, Benediction oder Carcass hervor, die den US-Death-Metal entscheidend prägten.[4]

Als europäischer Gegenpol zum technisch anspruchsvollen, in späteren Jahren geradezu progressiv wirkenden US-Death-Metal entwickelte sich in den späten 80ern Stockholm (Schweden) zur Hochburg des betont primitiven, geradlinigen Death Metal. Bekannte Vertreter dieser Richtung sind Unleashed, Dismember/Carnage, Nihilist/Entombed und Grave. Eine gewisse musikalische Beeinflussung durch die US-amerikanischen Autopsy war hier nicht von der Hand zu weisen – gerade die Nihilist-Demos standen voll und ganz in der Tradition des Autopsy-Sounds.

Eine andere Spielart des schwedischen Death Metal etablierte sich Anfang der 1990er Jahre speziell in Göteborg: der so genannte Melodic Death Metal, auch bezeichnet als New Wave of Swedish Death Metal (NWoSDM). Als Pionierband lassen sich At the Gates benennen. Eine der bekanntesten und erfolgreichsten Bands dieser Richtung sind In Flames. Im Gegensatz zu deren älteren Werken lassen sich die letzten beiden Alben nur noch bedingt dem Death Metal zuordnen. Neuere Alben der Band distanzieren sich durch vermehrten Elektronikeinsatz zunehmend vom klassischen Melodic Death Metal. Weiterhin sollte man noch Dark Tranquillity als eine der erfolgreichsten bestehenden Bands nennen. Oft wird auch die Band Children of Bodom als wichtige Band genannt, deren Stil ist aber nur bedingt dem Melodic Death Metal zuzuordnen. Der Melodic Death Metal zeichnet sich durch betont melodische Passagen aus und verwendet Elemente der NWoBHM, beispielsweise die von zwei Leadgitarren mehrstimmig gespielten Soli. Die typischen Elemente des Melodic Death Metal fanden Jahre später in die Hardcore-Punk-Szene Eingang und erleben dort derzeit unter der Bezeichnung Metalcore eine Renaissance.

In der Mitte der 1990er setzte bei dieser Musikrichtung allerdings ein Sättigungseffekt in der Szene ein, womit im Übrigen der Erfolg des norwegischen Black Metals begünstigt wurde. Die Öffentlichkeit verlor das Interesse am Death Metal. Nur wenige Bands schafften es, sich in dieser Zeit über Wasser zu halten. Gegen Anfang des neuen Jahrtausends spricht man jedoch von einem Wiedererstarken des Death Metals.

Im Death Metal werden Abweichungen vom üblichen Stil häufig nur zögerlich akzeptiert. So meinte der Sänger von Unleashed, Johnny Hedlund, 1993 in einem Interview, dass Bands, welche auch Elemente aus anderen Musikstilen in ihr Schaffen einfließen ließen, sich nach einiger Zeit mit der Ablehnung der Szene auseinandersetzen müssten. Ironischerweise setzte mit dem Wiedererstarken des Death Metal auch eine Stilexplosion ein.

So bezieht der Death Metal mitunter verschiedenste Einflüsse mit ein. In den frühen 1990ern nahmen Death- und Doom-Metal-Bands wie Tiamat, My Dying Bride und Paradise Lost Gothic-Einflüsse in ihre Musik auf und begründeten somit den Gothic Metal. Mitte der 1990er kombinierten Bands wie Entombed, Gorefest oder Crack Up Death Metal mit Reminiszenzen an alte Größen wie Black Sabbath, Motörhead, AC/DC oder gar die frühen Queen; dieser Stil wird auch als Death ’n’ Roll bezeichnet. Fear Factory begannen als Grindcore-/Death-Metal-Band, bauten aber zunehmend Industrial-Samples in ihre Stücke ein und profitierten somit als eine der wenigen Death-Metal-Bands von der damaligen Industrial-Metal-Welle. Avantgardistische Bands wie Cynic, Pestilence oder Atheist ließen sich von Jazz, Ambient oder lateinamerikanischer Musik inspirieren. Die US-Band Nile zeichnet sich durch eine Synthese aus Grindcore-beeinflusstem Death Metal und ägyptischer (pseudo-)traditioneller Musik aus. Die finnische Formation Waltari hingegen nahm 1995 mit einem 60-köpfigen Orchester und Opernsängern eine „Death Metal Symphony in Deep C“ auf.

Wortherkunft

Der Begriff Death Metal tauchte erstmals 1984 auf. In diesem Jahr erschien das erste Demotape der Band Possessed mit der Bezeichnung „Death Metal“. Auf dem Demo ist das Lied „Death Metal“ enthalten, das sich auf die Musik bezieht, die die Band spielt. So heißt es in der letzten Strophe des Liedes: „So scream out in fright Death Metal came in the wind“ was sinngemäß bedeutet: „So schrei es in Angst heraus, Death Metal ist auf den Weg gebracht“. 1985 erschien dann das Debütalbum von Possessed mit dem Lied „Death Metal“ und wurde so einem größeren Publikum bekannt.[5]

Ebenfalls in diesem Jahr erschien ein Split-Album mit dem Titel „Death Metal“ auf Noise Records, auf dem die Bands Hellhammer, Running Wild, Helloween und Dark Avenger mit je zwei Titeln vertreten sind, und einem blutigen Plattencover, was für viele Death-Metal-Bands typisch ist. Aufgrund der professionellen Vermarktung durch ein Label wurde der Begriff einem breiteren Publikum bekannt.

Auch Thomas Forsberg von Bathory nimmt für sich in Anspruch, der Begriff gehe auf ihn zurück; er habe ihn im ersten Bathory-Interview verwandt[6][7][8], das Debütalbum sei als erstes Death-Metal-Album angesehen worden.[9] 1987 jedoch äußerte er, er sähe Bathory einfach als Metal-Band[10] und lehne den Begriff „Death Metal“ ab.[11] Die Bezeichnung taucht in einigen Rezensionen der frühen Alben auf.[12][13]

Nur wenig später (1985) erschien ein Song namens „Death Metal“ auf dem Debütalbum „Power from Hell“ der britischen Band Onslaught, in dem es unter anderem heißt: „The battlecry headforth men of steel Death Metal has the power at will“.

Es sind allerdings schon frühere Beziehungen zwischen dem Begriff „Death“ (engl. „Tod“) und der Genre-Bezeichnung „Metal“ erkennbar. So erschien bereits 1983 das Demo „Death by Metal“ der Band Mantas, die sich im Jahr 1984 in Death umbenannten und das Demo unter dem neuen Bandnamen wiederveröffentlichte. Einem Interview mit der Band Nunslaughter zufolge prägte ein Journalist aus Florida im Zusammenhang mit Death diesen Begriff.[14]

Auch Bandnamen wie die bereits erwähnten Death oder auch Dream Death dürften bei der Prägung des Begriffs eine Rolle gespielt haben. Des Weiteren wird heute davon ausgegangen, dass die ‚blutigen‘ Texte, der bereits erwähnten Bands, die sich oft mit dem Thema Tod beschäftigen, ein wichtiger Einfluss für die Bezeichnung Death Metal waren.

Ein Bewusstsein für eine neue Musikrichtung stellte sich jedoch erst etwa 1985/1986 ein. So wurde beispielsweise das 1985 erschienene Album „Seven Churches“ von der Band Possessed in der Zeitschrift Rock Hard als Hardcore bezeichnet.

Stilistische Merkmale

Musik

Die polnische Death-Metal-Band Vader.

Der „typische“ Death Metal reicht von langsamen, walzenden Riffs (beispielsweise bei Bolt Thrower oder Hypocrisy) bis hin zu sehr schnellem so genanntem „Geknüppel“ (Cannibal Corpse oder Morbid Angel). Die Gitarren sind sehr häufig um mindestens einen Ganzton, oftmals sogar zwei oder mehr, heruntergestimmt. Als ein weiteres Merkmal kann man abrupte Wechsel des Tempos oder des Rhythmus betrachten.

Im Death Metal werden extrem verzerrte, mittenreduzierte und komprimierte Sounds für Gitarre und Bass eingesetzt, wobei in diesem Genre oft auf Transistorsounds bzw. 'hard clipping' (sägender Klang durch radikales Abschneiden der Pegelspitzen im Signal) und mehrfache extreme Verzerrung gesetzt wird (wie beim „Sunlight Studio Sound“ der alten Emtombed/Dismember, die mit dem Boss HM-2 Distortion-Effektpedal und einem an die Grenzen aufgedrehten kleinen Peavey Bandit Verstärker gearbeitet haben). Im Gegensatz beispielsweise zum Thrash- oder zum Power Metal, bei dem man mehr auf die harmonischeren reinen Röhrensounds und auf Soft-Clipping, einem sanften Dämpfen der Signalspitzen mit einem weniger sägenden und eher „singenden“ Grundklang, Wert legt, und bei dem oft Mesa Boogie Mark IV und ähnliche Röhrenverstärker zum Einsatz kommen und wo oft auch nur leicht angezerrte Bass-Sounds oder cleane, 'knackige' Bass-Sounds verwendet werden. Death-Metal-Gitarrensound klingt so meist wesentlich rauer, deutlich prägnanter und weniger harmonisch, die einzelnen Nuancen und die Dynamik des Gitarrenspiels sind oft durch eine starke Kompression zugunsten eines druckvolleren Gesamtklanges der Gitarren weniger deutlich auspegrägt bis nicht erkennbar. Zudem sind die Instrumente im Verhältnis zum Gesang oft relativ laut und stehen mehr im Vordergrund des Gesamtklangs als bei Thrash- und Power Metal.

Die Texte sind aufgrund des im Genre vorherrschenden gutturalen Gesangsstils („Growlen“, „Grunzen“) oft schwer verständlich. Im Fall der frühen Alben von Obituary ist schon allein deshalb nichts zu verstehen, weil ihr Sänger fast ohne jeden Text „growlt“. Ähnlich wie im Black Metal wird die Unverständlichkeit der Texte bzw. des Gesangs dazu genutzt, dass auf diesem Wege Emotionen „vermittelt“ werden. Dies wird unter Einsatz von Blastbeats, Tempowechsel, Wechsel der Stimmlage (insofern es beim „Growling“ bezüglich der Höhen möglich ist), und schnellen, harten Riffs erreicht.

Einen „cleanen“ Gesang abwechselnd mit typischem Death-Metal-Gesang führten Bands wie Amorphis und Edge of Sanity ein. Diese Neuerung der Clean Vocals im Death Metal kam Anfang der 1990er auf. Als größte Hoffnung auf diesem Teilgebiet gilt seit Ende der 1990er die Band Opeth aus Stockholm, die Old-School-Death-Metal à la Morbid Angel mit Elementen des Progressive Rocks der 1970er verbindet.

Subgenres und Strömungen

Brutal Death Metal ist ein Begriff zur Unterscheidung von anderen Death-Metal-Strömungen, insbesondere dem Melodic Death Metal. Typische Merkmale sind tiefe, oft extrem schwer verständliche Growls, viele Blastbeats und sehr tief gestimmte Saiteninstrumente. Als Begründer dieses Genres gilt oft die aus New York stammende Band Suffocation. Viele Brutal-Death-Metal-Bands spielen technisch sehr anspruchsvollen Death Metal (neben Suffocation zum Beispiel Origin), aber das trifft nicht auf jede Band zu. Auch Devourment werden oft diesem Genre zugeordnet, da die Unterscheidung zwischen Slam Death Metal und Brutal Death Metal sehr schwer fällt.

Deathgrind setzt sich aus Death Metal und Grindcore zusammen, wobei die Anteile an den jeweiligen Musikrichtungen von Musikgruppe zu Musikgruppe variieren. Häufig eingesetztes Stilmittel sind Blastbeats, welche mit typischem Metal-Riffing kombiniert werden. Eher selten ist das Weglassen von Blastbeats kombiniert mit Grindcore-Riffing, bei welchem Gitarrensoli meist nicht vorkommen. Bekannt für diese Kombination der Stilmittel sind z.B. die Bands Cattle Decapitation oder Brujeria. Retrospektiv gelten Bands wie Napalm Death, Impetigo und Blood neben weiteren als Initiatoren dieses Subgenres, das mit Unterarten wie dem Goregrind (frühe Carcass, Haemorrhage, Dead Infection, Last Days of Humanity), dem Porngrind (GUT, Dead) und dem Cybergrind (The Berzerker) nicht zu verwechseln ist. Letztere können als die extremsten Stilrichtungen aus der Verbindung von Death-Metal und Grindcore angesehen werden.

Death Metal mit Einflüssen aus dem Rock ’n’ Roll wird auch als Death ’n’ Roll bezeichnet. Mitte der 1990er Jahre entwickelten Musikgruppen wie Entombed oder Crack Up diesen Stil, welcher jedoch schon bald wieder im Underground verschwand. Jedoch existieren noch einige Bands, die diesen Stil verfolgen, so zum Beispiel die US-amerikanischen Six Feet Under.

Der Florida Death Metal zeigt deutliche Ähnlichkeiten zum Thrash Metal. Insbesondere der sogenannte Bay-Area-Thrash-Metal, sowie die deutschen Bands Kreator, Destruction und Sodom, deren Stil laut Meinungen einiger Musiker bereits erste Death-Metal-Markenzeichen beinhaltete, haben zu der Entwicklung der Strömung beigetragen. Die floridianische Szene gilt heute als Ursprung des Death Metal.

Melodic Death Metal ist eine Strömung, welche ursprünglich aus Skandinavien kommt und dort bis heute stark vertreten ist. Als Vorreiter gelten die Bands At The Gates, Dark Tranquillity und In Flames. In jüngerer Vergangenheit adaptierten auch einig amerikanische Musikbands diesen Stil und mischten ihn mit Hardcore. Bekannte Vertreter sind Killswitch Engage und The Black Dahlia Murder. Heute ist dieser Crossover als Metalcore bekannt.

Ein weiterer Crossover zwischen Hardcore und Deathmetal stellt der Deathcore dar, der zu Beginn des 21. Jahrhunderts entstand und heute in immer höherer Zahl vertreten ist, wobei sich Bands aus diesem Genre auch immer mehr in der normalen Death Metal-Szene etablieren.

New York Death Metal ist eine Strömung, die rund um den Bundesstaat New York in den USA in den frühen 1990er Jahren entwickelt wurde. Dabei vermischten die dort ansässigen Bands wie etwa Suffocation, Internal Bleeding oder Pyrexia Death Metal mit New York Hardcore.

Old School Death Metal bezeichnet zur Abgrenzung von jüngeren ‚moderneren‘ Strömungen, den ursprünglichen Stil, der vor allem Mitte/Ende der 1980er Jahre und zu Beginn der 1990er Jahre gespielt wurde. Dabei steht Old School für Musik der „alten Schule“. Neben den originalen Gruppen dieser Zeit, zum Beispiel Master oder Morgoth, gibt es auch immer wieder jüngere Bands, die diesen Stil in Ahnlehnung an ihre Vorbilder heute noch spielen, beispielsweise Death Breath oder Necrovation.

Der schwedische Death Metal wird teilweise als Gegenbewegung zum Florida Death Metal oder allgemein zum sehr technischen Death Metal Nordamerikas angesehen. Im Gegensatz zu diesem ist die Musik der schwedischen Bands viel eingängiger und die Songstrukturen leichter nachzuvollziehen. Als besonderes Markenzeichen hat sich die Produktion im Sunlight Studio herausgestellt. Die Szene gilt als Wegbereiter für den Melodic Death Metal und den Death ’n’ Roll. Lokale Zentren sind insbesondere Göteborg und Stockholm. Frühe Vertreter sind Treblinka und Morbid, aus denen u. a. Tiamat und Nihilist hervorgingen. Entwickelt wurde diese Spielweise um 1990 von Bands wie den Nihilist-Nachfolgebands Entombed und Unleashed.

Slam Death Metal gilt als Weiterentwicklung des New York Death Metal. Kennzeichnend ist der Einsatz von Breakdowns, verzerrtem gutturalem Gesang, sowie der Wechsel zwischen Blastbeats und Doom-Metal-Anleihen. Als Vorreiter gelten hier die aus Texas stammenden Devourment nach denen das Genre auch manchmal als Texas Death Metal bezeichnet wird. Slam Death Metal überschneidet sich stark mit dem Brutal Death Metal, da auch der Slam Death Metal eine sehr extreme Spielart des Death Metal ist.

Technical Death Metal entstand in den frühen neunziger Jahren in den USA und wurde schon bald auch von europäischen Gruppen gespielt. Zusammengefasst unter dieser Bezeichnung sind alle Bands, die einen technisch ausgefeilten Death Metal spielen. So gibt es Bands, die durch den Progressive Rock beeinflusst wurden, wie etwa Atheist oder Dååth. Einige Gruppen wie etwa Cynic[15] oder Pavor weisen auch Parallelen zum Jazz auf. Golem, Decapitated und Spawn Of Possession wiederum beziehen sich bei ihren Einflüssen auf klassische Musik und auch die deutsche Band Necrophagist verwendet neoklassizistische Elemente.

Ideologie und Lyrik

Chris Barnes, Sänger von Six Feet Under

Wie in vielen anderen Metalstilen auch, betrachten die Anhänger dieses Stils ihre Musik als einen Ausdruck der negativen Aspekte der Welt und sehen ihre Szene als Gegenkonzept zu einer oberflächlichen Spaßkultur, jedoch setzt diese Richtung an einem anderen Punkt an. Ein typisches Merkmal von Death-Metal-Texten ist eine grundlegend pessimistische Weltsicht, weshalb der Tod auch als der lyrische Angelpunkt dieser Musikrichtung beschrieben werden kann, gemäß einem Slogan der Band Hellhammer: Nihil verum nisi mors (Nichts ist wahr, außer dem Tode). Besagter Nihilismus äußerte sich anfangs in Splattertexten, welche allerdings auch heute noch eine große Verbreitung aufweisen. Die teilweise zügellose Beschreibung von Gewalt ist aber als eine Reaktion auf eine scheinbar völlig hoffnungslose Weltsicht anzusehen bzw. als ein Ventil für die Wut auf diese Realität, denn als Anleitung, diese in die Tat umzusetzen. Ein typisches Beispiel hierfür ist die amerikanische Band Cannibal Corpse, deren rohe Songtitel bewusst provozieren sollen; zum Beispiel: „Fucked with a Knife“, „Hammer Smashed Face“ oder „Stripped, Raped and Strangled“. Die Verwendung solcher Lyrik in Verbindung mit brutalen Cover-Artworks wird außerhalb der Metal-Szene oft als gewaltverherrlichend und abstoßend angesehen. Dies hatte zur Folge, dass einige Alben von Death-Metal-Bands wie Cannibal Corpse in Deutschland und anderen Ländern indiziert wurden und nicht mehr legal verkauft werden dürfen. Auf der anderen Seite trägt genau das zum Kult extremer Death-Metal-Bands bei.

Auch findet gelegentlich satanische bzw. antichristliche Symbolik einen Platz im Death Metal. Dies ist als Ausdruck von Abscheu und Rebellion gegenüber einer als heuchlerisch-gut angesehenen Welt oder christlich geprägten Gesellschaft zu verstehen. Jedoch sind solche Tendenzen eher in der Black-Metal-Strömung zu finden. Ähnlich ist es mit dem Einsatz von Symbolen aus der Zeit des Nationalsozialismus, wie Siegrunen, Hakenkreuze oder ähnlicher Symboliken, die im relativ unpolitischen Death Metal sehr selten sind. Meist – Ausnahmen existieren – werden diese Symbole ohne politischen Hintergrund genutzt, da es das eigentliche Ziel der Verwendung besagter Symboliken ist, das Böse und Schlechte in der Welt zum Ausdruck zu bringen. Da man die Zeit des Nationalsozialismus als äußerst dunklen Abschnitt in der Geschichte der Menschheit bezeichnet, werden sie auch heute noch genutzt, wobei die „Blütezeit“ von Mitte der 80er bis Anfang/Mitte der 90er ging. Außerdem wird dies heute durch das verschärfte Zensurrecht verhindert, sowie rechtsextreme bzw. allgemein politische Einflüsse im Death Metal generell abgelehnt.

Dennoch sprechen einige Bands politische und sozialkritische Themen an. Besonders von Seiten der frühen norwegischen Black-Metal-Szene wurden diese Bands abwertend als „Life Metal“ bezeichnet.[16][17]

Mit der Entwicklung der Szene setzte auch in Bezug auf die Texte ein „Reifeprozess“ ein. Die Thematik wurde mit differenzierten Mitteln angegangen. Dabei trat eine gewisse Ähnlichkeit zum Vanitasgedanken wie im Barock immer mehr zum Vorschein, und so lassen sich beispielsweise Parallelen zwischen den „Thränen des Vaterlandes“ von Andreas Gryphius und „Epitaph for Humanity“ von Vader finden. Bands wie Death, Cynic, Pestilence oder Gorefest wagten sich an philosophische und politische Themen heran. Auch surrealistische Texte wurden z. B. von Darkthrone auf ihrer ersten LP „Soulside Journey“ aufgegriffen.

Siehe auch

Literatur

Deutsch

  • Albert Mudrian, Mike Borrink: Choosing Death. Die unglaubliche Geschichte von Death Metal und Grindcore (Vorwort von John Peel), Berlin, I.P. Verlag Jeske / Mader GbR, 2006, ISBN 978-3931624354
  • Philip Akoto: Menschenverachtende Untergrundmusik? Todesfaszination zwischen Entertainment und Rebellion am Beispiel von Gothic-, Metal- und Industrialmusik. Telos, 2006, ISBN 978-3933060211
  • Joel Mciver: Extreme Metal - Das Lexikon der neuen Metal-Szene. Pforzheim, Grosser & Stein, 2007, ISBN 978-3867352925
  • Miss Weisung: Death on Arrival: Death Metal / Grindcore in: testcard #1: Pop und Destruktion. Mainz, Ventil Verlag, 4. Auflage 2004, ISBN 978-3931555009

Englisch

  • Daniel Ekeroth: Swedish Death Metal. Bazillion Points, 2008, ISBN 978-0979616310
  • Garry Sharpe-Young: Death Metal. Zonda Books Limited, 2008, ISBN 978-0958268448
  • Natalie J. Purcell: Death Metal Music: The Passion and Politics of a Subculture. McFarland & Company, 2003, ISBN 978-0786415854
  • Keith Kahn-Harris: Extreme Metal: Music and Culture on the Edge. Oxford, Berg Publishers, 2006, ISBN 978-1845203993
  • Jason Forster: Commodified Evil's Wayward Children: Black Metal and Death Metal as Purveyors of an Alternative Form of Modern Escapism. Saarbrücken, VDM Verlag, 2008, ISBN 978-3639010602

Quellen

  1. Kurzbeschreibung des Genres mit Herkunftsverweis auf Thrash Metal auf http://wc08.allmusic.com/ (englisch)
  2. Albert Mudrian: Choosing Death – The Improbable History of Death Metal and Grindcore, ISBN 193259504X, S. 55ff.
  3. Bettina Roccor: Heavy Metal – Kunst. Kommerz. Ketzerei. Iron Pages (I.P. Verlag Jeske/Mader GdR), Berlin 1996, ISBN 3-931624-07-2 (Dissertation), S.115
  4. Albert Mudrian: Choosing Death – The Improbable History of Death Metal and Grindcore, ISBN 193259504X, S. 17ff.
  5. jugendszenen.com - Intro
  6. Interview mit Quorthon
  7. Death Metal
  8. BATHORY
  9. Interview mit Quorthon von 1994
  10. Interview im Metal Hammer
  11. Interview mit Quorthon von 1987
  12. Bathory - Bathory
  13. Bathory - The Return
  14. Interview mit Nunslaughter
  15. Albumkritik zu Cynics Focus Album auf http://www.metal-observer.com/ (deutsch)
  16. BURZUM in "Orcustus - The Shadow Of The Golden Fire" mag in early '92.
  17. from Bad Faust Mag

Weblinks


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