Das kleine Teehaus

Das kleine Teehaus
Filmdaten
Deutscher Titel Das kleine Teehaus
Originaltitel The Teahouse of the August Moon
Produktionsland USA
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 1956
Länge 123 Minuten
Altersfreigabe FSK 12
Stab
Regie Daniel Mann
Drehbuch John Patrick
Vern J. Sneider, nach dem Bühnenstück von John Patrick basierend auf dem Roman von Vern Sneider
Produktion Metro-Goldwyn-Mayer
Produzent: Jack Cummings
Musik June Hershey
Don Swander
Kamera John Alton
Schnitt Harold F. Kress
Besetzung

Das kleine Teehaus ist ein US-amerikanischer Spielfilm (Komödie) von Regisseur Daniel Mann aus dem Jahre 1956.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Ort der Handlung ist die ländliche japanische Region Okinawa, die Zeit ist die Zeit nach der japanischen Kapitulation im Zweiten Weltkrieg. Das Land ist von amerikanischen Truppen besetzt; ein Einheimischer, Sakini, dient den Besatzern als Dolmetscher. Direkt ans Publikum gewendet, philosophiert Sakini in freundlicher Ironie über die Tatsache, dass das Land schon viele Invasoren erlebt hat, die Japan stets ihre jeweiligen kulturellen „Errungenschaften“ beschert haben. Auch die amerikanischen Besatzer überschätzen den Wert dessen, was ihre Kultur den Japanern zu bieten hat; umgekehrt übersehen sie geflissentlich den Reichtum, die Schönheit und die Zweckmäßigkeit der Einrichtungen der japanischen Kultur.

Der örtliche Kommandant, Colonel Purdy, ein Liebhaber unsinniger Vorschriften, empfängt einen neuen Offizier, Captain Fisby, dessen Versetzung offenbar die Folge unsinniger militärischer Verwaltungsakte ist. Fisby war im Zivilleben Professor für Geisteswissenschaften, und Purdy, der naiv begeistert von der Idee ist, den Japanern die Segnungen der Demokratie zu bescheren, beschließt, ihn in das Dorf Tobiki zu entsenden, wo Fisby eine lokale Regierung einsetzen, eine Frauenliga für Demokratische Aktion gründen und eine Schule erbauen soll. Sakini, den Purdy froh ist loszuwerden, begleitet Fisby.

Bereits die ersten Japaner, mit denen Fisby während seiner Fahrt nach Tobiki in Berührung kommt, erweisen sich als äußerst resolut und Fisby, der sich zwar redlich bemüht, jedoch das Gegenteil von durchsetzungsfähig ist, entdeckt schnell, dass er sich den fremden Spielregeln fügen muss. Nach seiner Ankunft in Tobiki endet sein Versuch, eine einstudierte „Demokratie-Rede“ zu halten, damit, dass umgekehrt die Dorfgemeinschaft ihm eine Lektion in Sachen japanischer Kultur erteilt. Da Fisby leicht steuerbar ist, großzügig Posten verteilt und den Einwohnern Reislieferungen verspricht, wird er freundlich aufgenommen und erhält als Willkommensgeschenk sogar eine Geisha, Lotos Blossom.

Wie sehr Fisby mit der Aufgabe, die Demokratie nach Tobiki zu bringen, überfordert ist, zeigt sich, als die von ihm eingerichtete Frauenliga fordert, Ernst mit der Gleichberechtigung zu machen und allen Frauen des Dorfes Dinge zu beschaffen, die bis dahin nur die Geisha besitzt, nämlich Lippenstifte und Parfüm; auch eine Geisha-Ausbildung wollen sie. Als nun die Männer – ebenfalls mit dem Hinweis auf ihre Gleichberechtigung – eigene Ansprüche stellen, wird das Baumaterial, das für das neue Schulhaus vorgesehen war, für die Errichtung eines Teehauses verwendet. Fisby ist schließlich vollständig akklimatisiert, trägt statt seiner Uniform einen Bademantel und genießt die kleinen Alltagsfreuden des Gastlandes.

In Purdy, der mit Fisby regelmäßig telefoniert, keimt schließlich der Verdacht, dass der seiner Aufgabe nicht korrekt nachkommt, und er schickt als Inspekteur Captain McLean. McLean, der Fisby eigentlich auf seinen Geisteszustand hin untersuchen soll, vergisst nach seiner Ankunft in Tobiki seinen Auftrag und übernimmt dort sofort ein landwirtschaftliches Entwicklungsprojekt. Nachdem ein erstes Projekt zum wirtschaftlichen Aufbau des Ortes, das Fisby in eigener Regie eingeleitet hatte, scheitert, wird eine Destillerie für Süßkartoffelschnaps eingerichtet, die ihre Produkte mit großem Erfolg bei der amerikanischen Armee absetzt.

Am Abend der Einweihung des Teehauses erscheint Purdy in Tobiki, um dort selbst nach dem Rechten zu sehen. Als er von dem Teehaus und der Schnapsbrennerei erfährt, stellt er Fisby unter Arrest. Lotos Blossom bittet Fisby, bei ihr zu bleiben und sie zu heiraten; als Fisby ablehnt, tröstet sie sich mit einem anderen Verehrer. Fisby, der so tiefe Einblicke in die japanische Kultur gewonnen hat, muss an dieser Stelle zugeben, dass er nicht weiß, ob er der Seite der Eroberer angehört oder ob er selbst erobert wurde.

Tobiki wird von der amerikanischen Regierung überraschend zum Musterdorf erklärt, das exemplarisch die Wiederaufbaumaßnahmen der Besatzungsmacht zeigen soll. Purdy, der bereits Teile der Schnapsbrennerei hat zerstören und das Teehaus hatte demontieren lassen, ist gegenüber seinen Vorgesetzten nun in größter Not. Die Japaner hatten die Destilliereinrichtungen jedoch rechtzeitig versteckt und auch das im japanischen Stil konstruierte Teehaus kann innerhalb einer Minute wieder aufgebaut werden.

Produktion und Rezeption

Als Star dieses Films war nicht Glenn Ford, sondern Marlon Brando angekündigt, der sich seit seinem mit einem Oscar ausgezeichneten Auftritt in Die Faust im Nacken (1954) zwar immer noch auf dem Höhepunkt seines Ruhmes befand, danach jedoch in keinem künstlerisch ambitionierten Film mehr mitgewirkt hatte. Brando, der hier zum ersten Mal in seiner Filmkarriere in einer komischen Rolle zu sehen war, hatte die Rolle übernommen, weil ihn die politische Dimension des Themas interessierte, die Kritik an der Bigotterie der amerikanischen Besatzungspolitik in Japan.

John Patricks Musical The Teahouse of the August Moon, die Bühnenadaption eines Romans von Vern Sneider, war von 1953 bis 1956 erfolgreich am Broadway gelaufen, ein Triumph, an den die MGM anknüpfen wollte. Da Brando als Publikumsmagnet galt, wurde der Film im teuren Cinemascope-Format produziert, und erstmals durfte Brando auch den Regisseur selbst wählen. Die Dreharbeiten für Das kleine Teehaus fanden im Frühjahr 1956 in Japan statt.

Die Rolle des Colonel Purdy war zunächst mit Louis Calhern besetzt, der während der Dreharbeiten in Japan überraschend verstarb.

Marlon Brando war in dem Film kaum zu erkennen. Er war stark geschminkt, trug zurückgeklebte Augenlider, hatte schwarze Haare und war überdies gegen seinen Typ besetzt. Obwohl Brando es zeitlebens sehr genoss, in übertriebener Maske zu spielen, erklärte er später in seinen Memoiren, er sei in der Rolle fehlbesetzt gewesen. Der Film und seine Crew waren unter anderem für mehrere Golden Globes nominiert, die Kritik reagierte jedoch verhalten und auch die Kasseneinnahmen blieben hinter den Erwartungen der Produzenten zurück. Der Film nahm außerdem am Wettbewerb der Internationalen Filmfestspiele von Berlin 1957 teil, wurde bei der Preisvergabe allerdings nicht berücksichtigt.

Kritik

„Eine amüsante Komödie, mit der sich die Amerikaner über ihre allzu selbstgefälligen Demokratisierungsbestrebungen im Fernen Osten lustig machen.“ – Lexikon des Internationalen Films[1]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Lexikon des Internationalen Films. Rowohlt, Reinbek, 1995, ISBN 3499163578, S. 3073f.

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