Das Gespenst der Freiheit

Das Gespenst der Freiheit
Filmdaten
Deutscher Titel Das Gespenst der Freiheit
Originaltitel Le Fantôme de la liberté
Produktionsland Italien, Frankreich
Originalsprache Französisch
Erscheinungsjahr 1974
Länge 103 Minuten
Altersfreigabe FSK 16
Stab
Regie Luis Buñuel
Drehbuch Luis Buñuel
Jean-Claude Carrière
Produktion Serge Silberman
Kamera Edmond Richard
Schnitt Hélène Plemiannikov
Besetzung

Das Gespenst der Freiheit (Originaltitel: Le fantôme de la liberté) ist ein italienisch-französischer Spielfilm von Luis Buñuel aus dem Jahr 1974. Der Film besteht aus einer lose zusammengehaltenen Folge surrealer Szenen; er wird oft als satirischer Angriff Buñuels auf gesellschaftliche Konventionen und die Unerreichbarkeit wahrer Freiheit begriffen.[1]

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Der Stab der Geschichte wird von einem zum anderen weitergegeben. Eine Nebenperson aus der ersten Geschichte wird zur Hauptperson in der folgenden. In einer normalen Situation wird immer ein Element verfremdet und dadurch entstehen surreale Situationen, die die sehr konventionelle französische Gesellschaft ad absurdum führen.

Zum Beispiel ruft die Schule an, weil ein kleines Mädchen verschwunden ist. Als die Eltern in die Schule kommen, kommt das Kind zu seiner Mutter und sagt: Ich bin doch da! Man hört ihr aber nicht zu, weil Kinder nicht im Beisein von Erwachsenen reden dürfen, und so wird die Suche weiterbetrieben, obwohl sie dabei ist. Der Vater geht zum Arzt, der ihm sagt, seine Werte seien sehr gut, nur ein harmloser Eingriff sei nötig, es handelt sich aber um Krebs. Die sehr prüde wirkende Sprechstundenhilfe des Arztes begibt sich zu ihrem kranken Vater aufs Land, muss bei Regen in einem Gasthof einkehren, wo Mönche nachts in ihr Zimmer kommen, um zu rauchen und mit ihr Poker zu spielen; im Nebenzimmer ein braver, hübscher junger Mann, der mit seiner alten Tante schlafen will, die noch Jungfrau ist. Sie gibt erst nach, als er zurückkommt von einem Ausflug ins Nebenzimmer, wo er und alle anderen Gäste von einem spießigen Hutmacher genötigt wurden, ihm bei masochistischen Spielchen zuzuschauen. In einer anderen Szene trifft sich die Gesellschaft zum gemeinsamen Stuhlgang – zum Essen zieht sie sich heimlich zurück.

Synchronisation

Die deutsche Synchronbearbeitung entstand 1974 bei der Berliner Synchron GmbH Wenzel Lüdecke in Berlin. Das Dialogbuch verfasste Fritz A. Koeniger, Synchronregie führte Dietmar Behnke. [2]

Rolle Darsteller Synchronsprecher
Krankenschwester Milena Vukotic Renate Danz
Monsieur Foucauld Jean-Claude Brialy Lothar Blumhagen
Madame Foucauld Monica Vitti Renate Küster
Polizeipräefekt Julien Bertheau Siegfried Schürenberg
Nachfolger des Polizeipräfekten Michel Piccoli Claus Biederstaedt
Monsieur Legendre Jean Rochefort Stefan Wigger
Dr. Pasoli Adolfo Celi Gottfried Kramer
Francois Pierre-François Pistorio Mathias Einert
Kommissar Claude Piéplu Martin Hirthe
Schwester des Präfekten Adriana Asti Ilse Pagé
Professor François Maistre Klaus Miedel
Pater Gabriel Paul Le Person Peter Schiff
Mönch Bernard Musson Helmut Heyne
Gastwirt Paul Frankeur Klaus Sonnenschein
Dame des Hauses Alix Mahieux Lola Luigi
Tante Hélène Perdrière Tilly Lauenstein

Kritiken

  • Roger Ebert meinte 1995, der Film sei eine Glanzleistung, der Triumph eines Regisseurs, der fast unmögliche Komplikationen und Widersprüche gegenüberstellt und diese bewältigt. „[Der Film] ist sehr lustig, ja, aber erinnern Sie sich: Mit Buñuel lacht man nur, wenn es weh tut.“[3]
  • In der New York Times schrieb Vincent Canby 1974: „‚Le Fantôme‘ ist nicht weniger dicht mit Symbolen […als Das goldene Zeitalter], aber der Stil ist präziser, weniger schwer, viel lustiger, nicht weniger geheimnisvoll und doch so sparsam, dass […] es ihm auch gelingt, einige prägnante Beobachtungen über Ökologie zu machen.“[4]
  • „Ohne durchgängigen roten Faden reiht Meisterregisseur Luis Bunuel in seinem Film eine skurrile Episode an die andere. Gemeinsam ist ihnen nur das Prinzip der verkehrten Welt. So sieht man zum Beispiel eine Dinergesellschaft auf Kloschüsseln um den Tisch sitzen und sich zum Essen in ein stilles Örtchen zurückziehen. Das Absurde erscheint normal, das Normale absurd. Bunuel denunziert die scheinbare Freiheit der Bourgeoisie: Trugbild einer Gesellschaft, die unfähig ist, mit der Freiheit umzugehen. Bunuels Vorgehensweise ist nicht immer einfach zugänglich, aber stets amüsant und voller Tabubrüche.“ (tele)
  • „‚Das Gespenst der Freiheit‘ folgt in der Buñuel-Reihe auf den Film Der diskrete Charme der Bourgeoisie. Ähnlich wie dort richtet Buñuel auch hier seinen sarkastischen Witz gegen die bürgerliche Welt und ihre zwanghaften Abläufe, die er erschreckend und komisch zugleich parodiert, indem er Gesetze, Sitten und Gebräuche auf den Kopf stellt und verspottet. Dabei treibt er die aufgebrochene Erzählweise noch weiter, nur Nebenfiguren schaffen so etwas wie lockere Verbindungen zwischen den einzelnen Episoden. Ansonsten steckt der Film voller düstere Symbole, boshafter Anspielungen, beunruhigender Rätsel. Buñuel nähert sich damit wieder seinen surrealistischen Anfängen, vielleicht ohne den Schockeffekt von damals, aber noch irritierend und provozierend genug.“ (ARD Presse)

Auszeichnungen

Bunuel wurde 1975 vom Sindacato Nazionale Giornalisti Cinematografici Italiani für die Regie dieses Films mit dem Nastro d’Argento ausgezeichnet.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. unter anderem Time Out Film Guide 13, allmovie guide
  2. Das Gespenst der Freiheit in der Synchrondatenbank von Arne Kaul; abgerufen am 22. April 2009
  3. Roger Ebert
  4. New York Times: „‚Le Fantôme‘ is no less dense with symbols […], but the style is more precise, less heavy, much funnier, no less mysterious, yet so economical that […] he manages also to make a few pithy observations on ecology.“

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Das Gespenst (Begriffsklärung) — Das Gespenst bezeichnet: Das Gespenst, deutscher Film von Herbert Achternbusch (1982) Siehe auch: Das Gespenst der Freiheit, italienisch französischer Spielfilm von Luis Buñuel (1974) Das Gespenst im Hochofen, US amerikanischer Heimatfilm (1976)… …   Deutsch Wikipedia

  • Das Phantom der Oper — ist ein Roman des französischen Journalisten und Schriftstellers Gaston Leroux (französischer Originaltitel: Le Fantôme de l Opéra), der in Fortsetzungen in der Zeitung Le Gaulois vom 23. September 1909 bis zum 8. Januar 1910 veröffentlicht wurde …   Deutsch Wikipedia

  • Freiheit (Begriffsklärung) — Freiheit steht für: Inhaltsverzeichnis 1 Philosophie 2 Politik 3 Geschichte 4 Geographie 5 Presse …   Deutsch Wikipedia

  • Der diskrete Charme der Bourgeoisie — Filmdaten Deutscher Titel Der diskrete Charme der Bourgeoisie Originaltitel Le charme discret de la bourgeoisie Produktionsland …   Deutsch Wikipedia

  • Das Goldene Zeitalter — Filmdaten Deutscher Titel: Das goldene Zeitalter Originaltitel: L Âge d Or Produktionsland: Frankreich Erscheinungsjahr: 1930 Länge: 60 Minuten Originalsprache: Französisch …   Deutsch Wikipedia

  • Der andalusische Hund — Filmdaten Deutscher Titel: Ein andalusischer Hund Originaltitel: Un chien andalou Produktionsland: Frankreich Erscheinungsjahr: 1929 Länge: ca. 16 Minuten Originalsprache: Französisch …   Deutsch Wikipedia

  • Erik (Das Phantom der Oper) — Das Phantom der Oper ist ein Roman des französischen Journalisten und Schriftstellers Gaston Leroux (französischer Originaltitel: Le Fantôme de l Opéra), der im Jahre 1911 veröffentlicht wurde. Die Geschichte wurde mehrfach verfilmt und es… …   Deutsch Wikipedia

  • Das goldene Zeitalter — Filmdaten Deutscher Titel Das goldene Zeitalter Originaltitel L Âge d Or …   Deutsch Wikipedia

  • Der Würgeengel — Filmdaten Deutscher Titel Der Würgeengel Originaltitel El ángel exterminador …   Deutsch Wikipedia

  • Das Sinngedicht — Das Sinngedicht, Erstdruck 1881 Das Sinngedicht ist ein Novellenzyklus des Schweizer Dichters Gottfried Keller. Erste Ideen zu dem Werk notierte Keller sich 1851 in Berlin, wo er 1855 auch die Anfangskapitel zu Papier brachte. Der größte Teil des …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”