Darkwave

Darkwave
Dark Wave
Entstehungsphase: späte 70er / 80er Jahre
Entstehungsort: Westeuropa / Nordamerika
Herkunftsgenre: New Wave · Post-Punk
Häufig zugewiesene Strömungen
Cold Wave · Electro Wave · Ethereal · Gothic Rock · Neofolk · Neoklassik · Neue Deutsche Todeskunst
Stilistische Wechselwirkungen
Dark Ambient · New Age · Shoegazing · Synth Pop
Einflüsse traditioneller Richtungen
Alte Musik · Folklore · Neoklassizismus · Romantik
Genretypische Instrumente
 Portal: Dark Wave

Dark Wave (engl. dark = „dunkel, trüb“, wave = „Welle“) bezeichnet eine Epoche der Musik. Sie umschließt Spielarten, die sich im Zuge der New-Wave-Bewegung herausgebildet haben und hinsichtlich ihrer klanglichen Umsetzung als dunkel, trist, elegisch oder sehnsuchtsvoll wahrgenommen werden.

Hierzu zählen unter anderem Rockmusik im Stil von Bands wie Joy Division oder The Cure, rein elektronisch arrangierte Kompositionen (beispielsweise frühe Anne Clark oder Psyche) sowie Kompositionen auf der Basis einer semi-akustischen Instrumentierung mit Gitarren, Flöten, Trommeln oder Violinen (z. B. bei Deine Lakaien, In the Nursery oder Death in June).

Im engeren Sinne erfasst Dark Wave die Strömungen Cold Wave, Electro Wave, Ethereal, Gothic Rock, Neofolk und Neoklassik, sowie die Neue Deutsche Todeskunst und Teile der Neuen Deutschen Welle. Umstritten ist die Ausweitung auf das Post-Industrial-Umfeld, da es wechselseitig zu stilistischen Überlagerungen kam und demzufolge die Genregrenzen stark verschwammen (so bei Attrition, Die Form, Kirlian Camera oder Pink Industry).

Aus der Perspektive Deutschlands umfasst die Dark-Wave-Epoche den Zeitraum zwischen Anfang der 1980er Jahre und Ende der 1990er Jahre. In anderen Ländern, wie Brasilien, Frankreich, Italien, Spanien oder den Vereinigten Staaten, konnten einige der Spielarten bis heute konserviert und verfeinert werden.

Dark Wave ist untrennbar mit den musikstilistischen Charakteristika der späten 1970er und 1980er Jahre verbunden. Auf der Grundlage dieser Bewegung entstand ein kulturelles Milieu, dessen Anhänger man interkontinental als Waver[1][2] und – in Deutschland – sporadisch als „Dark Waver“[3][4][5] bezeichnete. Neben „konventionellen Wavern“ gehörten hierzu die frühen Goths, im deutschen Sprachraum auch Gruftis genannt.

Inhaltsverzeichnis

Wurzeln

New Wave

Hauptartikel: New Wave

New Wave steht für die „Neue Welle“ im Bereich der Populärmusik, die ab der Mitte der 1970er zu Tage trat und sich bis ans Ende der 1980er Jahre beinahe über den gesamten Globus erstreckte. Seymour Stein, Mitbegründer der Sire Records Company, nutzte um 1977 den Ausdruck „New Wave“, um die Alben der amerikanischen Rockband Talking Heads zu vermarkten und Musik, die sich vom allgemeinen Rockverständnis dieser Zeit unterschied, zu kategorisieren. Die sich – in Anlehnung an die französische Filmkunst Nouvelle Vague – etablierende Bezeichnung implizierte schon bald zahlreiche musikkulturelle Strömungen, die auf beiden Seiten des Atlantiks aus Teilen der Punk-Bewegung hervorgingen oder simultan dazu ihr Revival feierten (beispielsweise die Mod- oder 2-Tone-Ska-Bewegung).

Nur 2 Jahre später findet sich New Wave in Mitteleuropa in Form der Neuen Deutschen Welle wieder. In diesem Fall jedoch weit umfassender, wurden anschließend auch Teilbereiche der Deutschpunk- und Post-Industrial-Musik unter dem Begriff „Neue Deutsche Welle“ geführt.

Nach dem Ausklingen der Punk-Ära in den späten 1970ern gewann „New Wave“ als Vermarktungsetikett zunehmend an Bedeutung und wurde bis in die frühen 1990er Jahre – zeitweise in seiner Kurzform „Wave“ – international genutzt. Der im August 1981 gegründete US-amerikanische Fernsehsender MTV trug nachträglich zur rasanten Verbreitung des Begriffes bei.

Post-Punk

Hauptartikel: Post-Punk

Wurden in den 1970er Jahren unter der Bezeichnung „New Wave“ noch Musikformen unterschiedlicher Couleur vereint, erfolgte seit Beginn der 1980er der Versuch einer Trennung zwischen Gruppen, die unmittelbar aus dem Punk-Umfeld hervorgingen bzw. stilistisch zum Punk neigten (Killing Joke) und denen, die grundsätzlich abseits der Punk-Bewegung agierten (beispielsweise Elvis Costello) oder gezielt Pop-Komponenten aufgriffen (z. B. Visage).[6] Erstere firmierten schon bald unter der Sammelbezeichnung Post-Punk, letztere verblieben unter der Bezeichnung „New Wave“. Diese Form der Differenzierung, die sich zunächst auf Großbritannien und die USA beschränkte, blieb dem Dark-Wave-Umfeld weitgehend fremd. So zählen auch heute noch renommierte Post-Punk-Bands wie Joy Division, Bauhaus[7] oder The Cure[8] zu den Ikonen der Dark-Wave-Bewegung.[9]

Einflussfaktoren

Rockmusik

Bereits vor Beginn der New-Wave-Ära gab es im Rahmen der Rockmusik vereinzelt Musiker, die sich kompositorisch der Schattenseite des Lebens zuwandten. Als eine herausragende Persönlichkeit gilt in diesem Fall die deutsche Künstlerin Nico alias Christa Päffgen. Die von ihr erschienenen, teils mittelalterlich anmutenden Alben The Marble Index (1969) und Desertshore (1970) zählen zu den bedeutendsten Werken der Rockgeschichte. Siouxsie Sioux, Sängerin der Siouxsie & the Banshees, erwähnte Nico als einen ihrer wesentlichen Einflussfaktoren.[10] Auch andere Künstler, wie Ian Curtis (Joy Division), Peter Murphy (Bauhaus) oder Ian Astbury (The Southern Death Cult) zeigten sich von der ehemaligen Velvet-Underground-Chanteuse fasziniert.[11][12]

Weiterhin inspirierten Vertreter des Psychedelic Rock, speziell The Doors, einen Teil der europäischen Musikkultur. Joy Division spielten den The-Doors-Titel „Riders on the Storm“ auf einigen ihrer Konzerte.[13] 1993 erschien die Compilation „Lizard King - A Tribute to Jim Morrison“, auf der Interpreten wie Alexander Veljanov (Deine Lakaien), Peter Spilles (Project Pitchfork), Martin von Arndt (Printed at Bismarck’s Death) oder Rüdiger Frank (The Tors of Dartmoor) The Doors ihren Respekt zollen. Ian Astbury, ehemaliger Kopf und Sänger der Band The Southern Death Cult, startete um 2002 gemeinsam mit Ray Manzarek und Robby Krieger ein The-Doors-Revival unter dem Projektnamen The Doors of the 21st Century, das ab 2005 – aufgrund eines Rechtsstreits – unter dem Namen Riders on the Storm weitergeführt wurde.

Ferner hinterließ die Musik von The Velvet Underground, The Rolling Stones und nicht zuletzt The Moody Blues einen bleibenden Eindruck. Als einer der bekanntesten Titel der Moody Blues gilt „Nights In White Satin“, ein Top-Ten-Hit der 1970er Jahre, der gelegentlich von Projekten aus dem Dark-Wave-Umfeld neu vertont wird.

Kunstmusik

Ein häufig unterschätzter Einfluss ist der der Kunstmusik. Besonders Komponisten der Romantik, wie Gustav Mahler, Richard Wagner, Anton Bruckner[14], Franz Schubert[15], Pjotr Iljitsch Tschaikowski, Sergei Wassiljewitsch Rachmaninow, und der Neuen Musik, wie Igor Strawinsky, sind im Dark-Wave-Umfeld von großer Bedeutung.

So berichtete das Wave-Magazin Glasnost bereits 1991 über die „Inspiration der Wave-Musik durch Klassische Musik“.[16] Etliche Künstler, wie Dead Can Dance, In the Nursery, Anne Clark, Deine Lakaien, Soul in Isolation, Ghosting, Sopor Aeternus oder Ophelia’s Dream, ließen sich durch die Musik früherer Komponisten inspirieren:

Schon seit einigen Jahren entdecken Wave-Bands ihre Wurzeln in der Klassischen und mittelalterlichen Musik. Prominenteste Vertreter sind da mit Sicherheit Dead Can Dance und In the Nursery.[17]

Rüdiger Freund, Musikjournalist

In der zweiten Hälfte der 1980er mündete die Faszination an der Romantik, der Alten und der Neuen Musik in der Entwicklung der Neoklassik.

Literatur

Anregungen literarischer Art boten Schriftsteller und Lyriker der vergangenen drei Jahrhunderte, speziell Vertreter der Romantik-Bewegung, wie Novalis[15], Edgar Allan Poe[18] und Mary Shelley[19] oder auch Dichter wie George Gordon Byron[19] und William Blake[20][21]. Im Bereich des französischen Symbolismus sind vor allem Charles Baudelaire[18][22] und Arthur Rimbaud[23][19] zu nennen.

Aber auch Schriftsteller der Moderne, wie Henri Alain-Fournier[24], Franz Kafka[25], James Joyce[26], J. D. Salinger und Henry Miller[27], sowie Dichter des Expressionismus, wie Georg Heym und Gottfried Benn[28], werden häufig als Einfluss genannt.

Entwicklungsgeschichte

Die Geschichte der Dark-Wave-Bewegung lässt sich in drei Etappen gliedern:

1979-1989 – Klassische Phase: In dieser Ära bildeten sich die sechs elementaren Stilarten Electro Wave, Gothic Rock, Cold Wave, Ethereal, Neofolk und Neoklassik heraus, das siebte Genre, die sogenannte Neue Deutsche Todeskunst, entstand um etwa 1989 und speiste stilistisch überwiegend aus den sechs vorangegangenen Strömungen. Viele Musikgruppen dieser Zeit wurzelten in der Post-Punk-Bewegung und nutzten die Do-It-Yourself-Ideologie, die der Punk ihnen zuvor ermöglichte, als Sprungbrett. Als Ausgangsbasis fungierte hauptsächlich Großbritannien, es lassen sich jedoch Parallelerscheinungen in anderen Regionen erkennen, sodass man von einer gesamt-europäischen Bewegung sprechen kann. Der Einfluss auf die musikkulturelle Entwicklung in den Küstenregionen der Vereinigten Staaten ist umstritten. Der Death Rock, der sich vorzugsweise im kalifornischen Raum herausbildete, verstand sich zunächst als unabhängig entwickelte Strömung, bei der sich erst im Verlauf der 1980er Jahre Überlagerungen mit der europäischen Kultur bemerkbar machten. Nach dem Ausklingen der Klassischen Phase erfolgte eine deutliche Verminderung post-punk-typischer Nuancen, wie sie bei vielen Kompositionen dieser Zeit üblich waren.

1990-1998 – Blütezeit und Regression: Dieser, häufig als Revival wahrgenommene Zeitabschnitt umfasst die Neugründung und die ansteigende Popularität zahlreicher Nachwuchsgruppen und Plattenfirmen zu Beginn sowie den rasanten Niedergang des Dark-Wave-Genres in Ländern wie Deutschland ab der Mitte der 1990er Jahre. Konträr zur Klassischen Phase vollzog sich innerhalb dieser Dekade eine geringfügige Ausbreitung über weite Gebiete der Erde, so auch in Australien. Die nachfolgenden Jahre sind durch die anhaltende Rückbildung auf globaler Ebene infolge von Verdrängung, Stiländerung und Verschmelzung mit zeitgemäßen Musikstilen – beispielsweise Ethereal mit Trip Hop – gekennzeichnet. Die Strömungen Cold Wave, Electro Wave, Neue Deutsche Todeskunst sowie der traditionelle Gothic Rock gelten vielerorts mit dem ausklingenden Jahrzehnt als erloschen.

1999-2008 – Entwicklung bis zur Gegenwart: Dieser Zeitraum markiert kleinere Revivals, wie das Gothic-Revival (Batcave-Revival, oft gekoppelt mit einem Minimal-Electro-Revival). Diese Revivals basieren vorwiegend auf einer Demo- und Internet-Ebene sowie kleineren Festivals. Ethereal befindet sich in einer Ausklangphase, die Genres Neoklassik und Neofolk existieren hingegen konstant weiter.

Klassische Phase (1979-1989)

Auf der Basis von New Wave und Post-Punk schufen ab dem Ende der 1970er Jahre verschiedene Newcomer-Bands den Nährboden für eine neue, musikkulturelle Bewegung, die Introvertiertheit, Desillusion, Weltschmerz, Todessehnsucht, aber auch Gesellschafts- und Religionskritik, Philosophie, Naturmystik, Esoterik, Eskapismus und Romantik thematisch und klanglich in sich vereinte. Viele dieser Künstler reflektierten die aus der Punk-Bewegung bekannten Zukunftsängste (No Future), insbesondere vor der stetig ansteigenden Massenarbeitslosigkeit infolge einer weltwirtschaftlichen Depression[29] oder vor einem drohenden Atomkrieg durch das kontinuierliche Wettrüsten während der erneuten Zuspitzung des Kalten Krieges. Mit dem Beginn des Thatcherismus verstärkten sich diese Endzeitvisionen oder nahmen binnen kürzester Zeit Gestalt an.

Als Ende der 1970er, Anfang der 1980er diese Art von Musik – im Anschluss an die vom Kommerz zernagte Punk-Bewegung – populär wurde, hatte sie ähnliche gesellschaftliche und soziale Missstände zum Inhalt wie etliche Punk-Gruppen. [...] Insofern ist es nicht weiter verwunderlich, dass viele Künstler in ihrer Musik eigene Emotionen, Ängste und Sehnsüchte verarbeiten und die Grundstimmung ihrer Songs trübe, düster und schwermütig gerät: Es ist die kontinuierliche Auseinandersetzung mit der eigenen, inneren Realität.[30]

Rainer „Easy“ Ettler, Chefredakteur der Musikzeitschrift Zillo, 1990

Keine unwesentlichen Spuren hinterließen hierbei die Lebensbedingungen, die speziell in den 1970er Jahren mit den als grau, kalt, trostlos und anonym empfundenen, in aller Eile aus dem Boden gestampften Plattenbausiedlungen eine neue Ära einläuteten und sich in den musikalischen Ausdrucksformen vieler Künstler widerspiegeln:

Wir wohnten direkt im Mördermekka der Midlands, in Northampton. Es war eine einzige Leere, diese graue, hoffnungslose, nasskalte britische Inselmentalität. Nicht-Kultur. Wir waren mittendrin, und „In The Flat Field“ (Anm.: das Bauhaus-Debüt) handelte direkt davon, in dieser gottlosen, flachen Landschaft zu leben, in diesem linearen, sich nirgendwo erhebenden Bewusstsein, das tatsächlich das Ergebnis dessen zu sein schien, was Nietzsche prophezeit hatte: den Tod Gottes.[31]

Peter Murphy, britischer Musiker und Sänger der Band Bauhaus

Damit einher ging der Versuch der Weltflucht aufgrund fehlender Zukunftsperspektiven und der als gefühlskalt und farblos empfundenen Realität. Mit der Zielsetzung, als Musiker den Lebensumständen und der finanziellen Notlage zu entfliehen, boten viele Künstler nicht nur sich selbst ein Ventil für angestaute Emotionen, sondern auch zahlreichen frustrierten Jugendlichen dieser Zeit, die – enttäuscht vom Punk, der „das öde Grau hatte wegreißen wollen, letztendlich aber nur umgestaltet hatte“[31] – kein positives Lebensgefühl in den öden Trabanten-Städten, inmitten ihrer zunehmend zerstörten Umwelt entfalten konnten.

Um das Verhältnis zur New-Wave- und Post-Punk-Bewegung und den damit verbundenen musikstilistischen Parallelen weiterhin ersichtlich zu machen, modifizierte man einzig den ersten Begriffsbestandteil und kreierte auf diese Art und Weise die Bezeichnung für ein neues Genre, das seine musikkulturellen Ausgangsformen teilweise um mehr als zwei Dekaden überlebte: aus „New Wave“ wurde „Dark Wave“.[32]

Einige Künstler mit essentieller Bedeutung waren:

  • Joy Division
Joy Division zählten zu den stilprägenden Gruppen aus dem Post-Punk-Umfeld und gaben der Entfaltung der Dark-Wave-Bewegung, insbesondere mit dem zweiten Werk „Closer“ von 1980, wichtige Impulse. Dieses Werk hebt sich deutlich von seinem Vorgänger ab und reflektiert den Gemütszustand des Sängers Ian Curtis wenige Wochen vor seinem Tod.[33] Die Texte, die viel Freiraum für Interpretationen lassen, das Cover-Artwork, das mit einem schwarz/weiß-Motiv die Beweinung Christi zeigt, sowie die Tatsache, dass sich Ian Curtis noch vor der Album-Veröffentlichung das Leben nahm, brachten in den darauf folgenden Jahren für „Closer“ den Ruf eines Dark-Wave-Klassikers mit sich. In ganz Europa gründeten sich Bands, die versuchten, in die Fußstapfen von Joy Division zu treten. Besonders westeuropäische Gruppen, wie die Cocteau Twins, Death in June, In the Nursery oder Siglo XX – Bands, die später selbst einmal im Dark-Wave-Umfeld eine zentrale Rolle spielten – zeigten sich von der Musik von Joy Division inspiriert. „Closer“ kletterte auf Platz # 5 der englischen Top Ten und verkaufte sich bis Mitte 1982 weltweit etwa 250.000 mal.[13]
  • Bauhaus
Im Allgemeinen gelten Bauhaus als die erste Gothic-Band überhaupt, auch wenn sie von Seiten der Presse gerne als David-Bowie-Kopie belächelt wurden. Wichtig für die Dark-Wave- und Gothic-Bewegung war vor allem die Debut-Single von 1979, mit dem fast 10-minütigen Titeltrack Bela Lugosi’s Dead, eine Hommage an den Schauspieler Béla Ferenc Dezső Blaskó. Durch das Album „Mask“ von 1981, mit Songs wie The Passion of Lovers, Hair of the Dog oder Hollow Hills, konnten Bauhaus ihren Status als „Godfathers of Goth“ festigen.[7] Gleichzeitig stellt dieses Werk den Höhepunkt ihres musikalischen Schaffens dar. 1983 gelang ihnen mit She’s in Parties ein letzter Hit, bevor sie sich im Juli desselben Jahres infolge band-interner Differenzen auflösten. Nach einer Reunion im Jahre 1998 sorgten Bauhaus erneut für Aufsehen, als sie den Titel Severance von der australischen Formation Dead Can Dance in einer schleppenden Ausführung mit über 7 Minuten Spielzeit neu interpretierten (zum Vergleich: die Länge des Originals umfasst 03:22 min).
  • The Cure
Neben Joy Division stammen ebenso The Cure aus der ehemaligen Post-Punk-Szene Englands und zählen seit Anfang der 1980er Jahre zu den Wegbereitern der europäischen Dark- und Cold-Wave-Bewegung. Insbesondere die Alben „Faith“ (1981) und „Pornography“ (1982), mit Titeln wie The Funeral Party, All Cats are Grey, One Hundred Years, The Figurehead oder Cold, stellen durch ihre in sich gekehrte und weltschmerzdurchtränkte Art einen merklichen Wandel gegenüber früheren Werken der Band dar. Vergänglichkeit und Glaube sind hierbei persistent wiederkehrende Themen, Adam Sweeting, Journalist der Zeitschrift Melody Maker, umschrieb die Musik von „Pornography“ mit den Worten „It’s downhill all the way into ever-darkening shadows...“.[34] Mit der anschließenden Hinwendung zu eingängigeren Popsongs, kehrten The Cure erst 1989 mit „Disintegration“ zur Grundstimmung des „Faith“-Albums zurück. „Disintegration“ stieg auf Platz # 3 der britischen Album-Charts, die daraus ausgekoppelten Singles „Lullaby“, „Pictures of You“ und „Lovesong“ erzielten ähnliche Erfolge.
  • The Sisters of Mercy
The Sisters of Mercy aus Leeds feierten 1982 ihren ersten Erfolg mit der Single „Alice“, die Platz # 26 der britischen Independent-Charts erreichte und in den nachfolgenden Jahren zu einem Klassiker des Gothic-Rock-Genres aufstieg. Nur ein Jahr später gelang der Band mit dem Titel Temple of Love der Durchbruch. Es dauerte jedoch noch zwei weitere Jahre, ehe das Erstlingswerk „First and Last and Always“ den Weg in die Plattenläden fand und dem Quartett mit Klassikern wie Marian oder Black Planet erneut hohe Verkaufszahlen bescherte. The Sisters of Mercy zählten, neben Bauhaus, The Cure und Joy Division, zu den wichtigsten Formationen der Dark-Wave-Bewegung.[32] Trotz mehrjähriger Bühnenabstinenz, des kommerziellen Erfolgs des 1987er Albums „Floodland“ und der zunehmenden Hinwendung zum Hard Rock mit dem Album „Vision Thing“ in den 1990er Jahren, behielten sie diesen Status bis in die Gegenwart bei.
  • Anne Clark
Anne Clark, eine der namhaften Künstlerinnen aus dem Spoken-Word-Umfeld, nutzte schon früh Literatur und Musik als Ausdrucks- und Zufluchtsmöglichkeit und beschritt ihre Karriere mit dem 1982er Debut „The Sitting Room“, auf dem sie ihre Texte erstmals einer breiteren Masse musikalisch darbietet. „The Sitting Room“ enthält keine Clubhits, konnte jedoch in Teilen der Wave-Szene durch seine getragenen, introvertierten Klänge deutlich Eindruck hinterlassen. Ihre größten Erfolge feierte Anne Clark anschließend mit Sleeper in Metropolis (1983) und Our Darkness (1984), mittels der Retrospective-Collection „Terra Incognita“ (1986) wurde sie auch in Spanien bekannt.
  • Xmal Deutschland
Die Hamburger Formation Xmal Deutschland, die 1980 als reine All-Girl-Combo gegründet wurde, veröffentlichte in den darauf folgenden zwei Jahren die beiden Singles „Schwarze Welt“ (1981) und „Incubus Succubus“ (1982) auf Alfred Hilsbergs ZickZack-Label. Unter dem Banner der Neuen Deutschen Welle kreierte sie dabei als eine der ersten deutschen Bands Kompositionen im Gothic-Rock-Stil. Nach einigen Konzerten mit den Cocteau Twins wurde die Band vom britischen Independent-Label 4AD unter Vertrag genommen und gewann dadurch insbesondere im englischen Sprachraum an Popularität.
  • Dead Can Dance
Die ursprünglich in Melbourne gegründete Formation startete 1981 zunächst als gewöhnliche Post-Punk-Band. Nach einem Umzug nach England und einem Vertragsschluss mit der Londoner Plattenfirma 4AD im darauf folgenden Jahr komponierten Dead Can Dance 1984 mit verschiedenen Gastmusikern ihr gleichnamiges Debüt, das sich am Gothic- und Wave-Sound der frühen 1980er orientierte, allerdings auch mit unkonventionellen Instrumenten, wie etwa einem Hackbrett in „Frontier“, aufwartete. Mit dem zweiten Werk „Spleen and Ideal“, das bis auf Platz # 2 der britischen Independent-Charts gelangte, arbeiteten Dead Can Dance erstmals verstärkt mit klassischen und orientalisch anmutenden Elementen. Auf den Einsatz gothic-rock-typischer Gitarren wurde, mit Ausnahme von Titeln wie „Avatar“, gänzlich verzichtet. Die Abkehr von rock- und popmusik-orientierten Track-Strukturen und die Hinwendung zu monumentalen Klangwelten gipfelte 1987 in dem Album „Within the Realm of a Dying Sun“, einem für die Neoklassik wegweisenden Werk.
  • Clan of Xymox
Die niederländische Band Clan of Xymox debütierte 1984 mit der Mini-LP „Subsequent Pleasures“. Neben dem Titel Going Round, der in Deutschland zu einem Undergrund-Hit aufstieg[35], fand vor allem der Track Moscovite Musquito reichlich Gehör und wurde, bedingt durch das lockere Gitarrenspiel, mehrfach mit der Musik von The Cure, Joy Division oder Echo & the Bunnymen verglichen. 1986 veröffentlichten Clan of Xymox ihr zweites Werk „Medusa“, das – trotz anfänglicher Bedenken – ein internationaler Erfolg wurde. Titel wie Louise, Michelle und Agonised by Love avancierten zu Hits und steigerten den Bekanntheitsgrad der Band in Europa und Teilen der USA und Mexiko.
  • Depeche Mode
Die Electro-Wave-Formation Depeche Mode aus Basildon, England, begann schon früh damit, auch nachdenklich stimmende Tracks wie Blasphemous Rumours zu komponieren und fand vornehmlich mit dem 1986er Album „Black Celebration“ im New-Wave- wie auch im Dark-Wave-Umfeld gleichermaßen Anklang.[8] Einen wesentlichen Einfluss nahmen ihre Songs auf die frühen Veröffentlichungen von Silke Bischoff, Psyche oder Fading Colours.

Neben den bereits erwähnten Xmal Deutschland gab es noch eine Reihe weiterer Künstler, die sich im Zuge der Neuen Deutschen Welle mit relativ obskuren Klängen präsentierten. Nennenswert sind dabei Geisterfahrer (Schatten voraus, 1980), Die Unbekannten (Casualties, 1981), Malaria! (Emotion, 1982), Leningrad Sandwich (Heat, 1982) oder auch Mona Mur & Die Mieter (Jeszcze Polska, 1982), eine Kooperation zwischen Mona Mur und Mitgliedern der Einstürzenden Neubauten. Mit dem Abklingen der Neuen Deutschen Welle konzentrierten sich Gruppen wie Belfegore (Belfegore, 1984), die zu einem Drittel aus der NDW-Band Nichts hervorgingen, Remain in Silence (Monument, 1985) aus Hannover, der Berliner Act Marquee Moon (Beyond the Pale, 1985) oder Asmodi Bizarr (Sun Sierra, 1985) aus Düsseldorf vermehrt auf die Vertonung englisch-sprachiger Songtexte. Ebenfalls aus Düsseldorf stammt das Quartett Stimmen der Stille, dessen erste und einzige LP (Morgenstern, 1987) auf Peter Heins Sneaky-Pete-Records-Label veröffentlicht wurde. Auch die Schweiz konnte, simultan zur deutschlandweiten Entwicklung, einige Gruppen wie Mittageisen (Mittageisen, 1983) oder The Vyllies (Lilith, 1985) vorweisen.

In den Vereinigten Staaten machte sich unterdessen eine Parallelerscheinung bemerkbar, wobei der Einfluss durch die europäische Kultur auf die amerikanische Musikszene stark umstritten ist. Der Westen der USA, insbesondere die Stadt Los Angeles, gilt dabei als frühe Hochburg des auch als „American Gothic“ bezeichneten Death Rock. 1981 erfolgte hier die Reunion der Band Christian Death, die sich innerhalb kurzer Zeit einen skandalösen Ruf erspielte. Das einige Monate später veröffentlichte Debut (Only Theatre of Pain, 1982) sorgte auf Anhieb für Aufsehen und wurde sogleich für den französischen Markt lizenziert. Mit Christian Death indirekt verbunden waren zu jener Zeit die Bands Super Heroines (Cry for Help, 1982) und Mephisto Walz (Mephisto Walz, 1986). Gruppen wie 45 Grave (Sleep in Safety, 1983) und Screams for Tina (Strobelight Funeral, 1986), die sich hauptsächlich in regionalen Kreisen einen Namen machen konnten, entstammen demselben Milieu.

Die wichtigste Bezugsquelle hinsichtlich Musik- und Mode-Trends blieb jedoch Großbritannien. Erzielte zuvor die New-Romantic-Bewegung mit Künstlern wie Visage, Gary Numan oder Ultravox weltweit erste Erfolge, so trieb die Londoner Szene mit der im Juli 1982 eröffneten Diskothek „Batcave“ bereits neue Blüten. Als Veranstaltungsort für Waver, New Romantics und Psychobillies entpuppte sich das Batcave zwischen 1982 und 1983 zu einem Sammelpunkt für Gothic-Punk-Bands und zum Entwicklungsort der britischen Gothic-Szene. Künstler wie Robert Smith, Ian Astbury, Nick Cave oder Marc Almond waren im Batcave regelmäßig zu Gast, die Veranstaltungen organisierte Ollie Wisdom (Specimen). Im Dunstkreis dieser Lokalität traten Bands wie Alien Sex Fiend (Who’s been Sleeping in my Brain, 1983), Play Dead (The First Flower, 1983), Sex Gang Children (Naked, 1982), The Southern Death Cult (The Southern Death Cult, 1982) oder Virgin Prunes (...If I Die, I Die, 1982) hervor. In der Mitte der 1980er führten vermehrt Bands wie The Sisters of Mercy (First and Last and Always, 1985) oder deren Kontrahenten Fields of the Nephilim (Burning the Fields EP, 1985) das Zepter, weitere Bands wie Red Lorry Yellow Lorry (This Today, 1984), The March Violets (Natural History, 1984), The Rose of Avalanche (First Avalanche, 1985), Ghost Dance (River of No Return, 1986), B·F·G (Paris/Amelia, 1987) oder Every New Dead Ghost (River of Souls, 1989) folgten.

Für Nordfrankreich gilt die Musik von Joy Division, The Cure oder Siouxsie & the Banshees als Initialzündung der Cold-Wave-Bewegung.[36] Sie existierte analog zur britischen New-Wave-Musik und lässt sich aufgrund ihrer Schneidigkeit und Kühle mit der Neuen Deutschen Welle oder bezüglich des Einsatzes von Moody-Slide-Gitarren mit dem frühen Gothic Rock vergleichen. Mit Künstlern wie KaS Product (By Pass, 1983), Trisomie 21 (Les Repos des Enfants Heureux, 1983), Clair Obscur (The Pilgrim’s Progress, 1986) oder Little Nemo (Private Life, 1988) wurde Cold Wave über französische Grenzen hinaus bekannt.

In Spanien nahm die Dark-Wave-Bewegung 1981 mit den madrilenischen Formationen Décima Víctima und Parálisis Permanente ihren Anfang. Dies wurde durch den frühen Tod des Parálisis-Permanente-Sängers Eduardo Benavente († 14. Mai 1983) begünstigt[37], der dortzulande einen ähnlichen Status als Leitfigur erlangte wie Ian Curtis. Nach der unvermeidlichen Zersplitterung von Parálisis Permanente im Jahre 1983, startete um 1985 mit der barcelonischen Band Los Humillados ein weiterer zentraler Vertreter der spanischen Szene.[37]

Von der britischen Musikkultur weiterhin inspiriert, zeigte sich Griechenland, wo – nach einigen Konzerten renommierter Bands wie Bauhaus, The Cure und Depeche Mode – besonders in der attischen Hauptstadt Athen Gruppen wie Villa 21 (Ghost on the Move, 1983), The Reporters (Bare Hands, 1983), Forward Music Quintet (The Mystery of a Dying Species, 1983), Art of Parties (Last Time / Central Room, 1984), South of No North (Lacrimae Christ!, 1984), Metro Decay (Υπέρβαση, 1984), Fear Condition (…'Till Night Comes Again, 1986), Film Noir (Never Ending Dream, 1986) oder Slow Motion (This Slow Motion, 1988) den Stein ins Rollen brachten.[38]

Ab der Mitte der 1980er Jahre flaute der New-Wave-Boom allmählich ab. Die Dark-Wave-Bewegung selbst blieb größtenteils im Untergrund erhalten und wurde durch Künstler wie The Sisters of Mercy (Floodland, 1987), Dead Can Dance (Within the Realm of a Dying Sun, 1987), Fields of the Nephilim (Dawnrazor, 1987) oder The Cure (Disintegration, 1989) zusätzlich von oben herab bestärkt.

Das musikspezifische Interesse der Wave-Bewegung verlagerte sich allerdings sehr bald auf etliche, vor allem deutsche Newcomer-Bands wie Deine Lakaien, Girls Under Glass, Pink Turns Blue oder Love Like Blood, die den Weg in die 1990er Jahre ebneten und überdies die dunklen und melancholischen Klänge intensivierten. Künstler wie Gunnar Eysel, Bassist der 1988 gegründeten Formation Love Like Blood, bestätigen: Da schreiben uns Leute, die sagen, aus Deutschland kämen momentan die besten Dark-Wave-Bands.[39]

Blütezeit und Regression (1990-1998)

Derweil verringerte sich die Anzahl der französischen Cold-Wave-Bands erheblich. Im Gegensatz dazu erlebte der deutsche Raum aufgrund der Deutschen Einheit und infolge der Herausbildung der Neuen Deutschen Todeskunst, mit Künstlern wie Das Ich, Goethes Erben oder Relatives Menschsein, einen deutlichen Aufschwung. Jenseits jeglicher Trends und völlig unbeeindruckt von zeitgemäßen Entwicklungen wie Grunge, Britpop oder Techno, traten unzählige junge Projekte wie Silke Bischoff, Garden of Delight, Diary of Dreams, Sopor Aeternus, Chandeen oder Love Is Colder Than Death in das Licht der Öffentlichkeit und führten die klangliche Vielfalt der späten 1980er Jahre zielstrebig fort. Als Bestseller entpuppten sich die Veröffentlichungen von Project Pitchfork, The Eternal Afflict, Wolfsheim und den Deine Lakaien.[40]

Der Trend ist eindeutig: Die großen Star-Bands verschwinden immer mehr aus dem Rampenlicht, während eine Vielzahl junger Nachwuchsbands sich stetig wachsenden Interesses seitens des Szene-Publikums erfreut. Und ohne unangenehmes Gefühl darf gesagt werden, dass Deutschland momentan das absolute Zentrum der Wave-Musik ist.[41]

Oliver Köble, Redaktionsleiter und Herausgeber des Glasnost Wave-Magazins, Juli 1991

Hauptsächlich im Untergrund erfolgreich blieben Passion Noire, Catastrophe Ballet, Soul in Isolation, Ghosting, Morbus Kitahara, Phallus Dei, Lady Besery’s Garden, Drown For Resurrection, La Morte de la Maison, Moonchild, Printed at Bismarck’s Death, La Floa Maldita, Stoa oder The House of Usher.

Einen gewissen Einfluss übten zu dieser Zeit Künstler wie Death in June oder Sol Invictus auf die deutsche Wave-Szene aus. Nachdem der Neofolk seit seiner Grundsteinlegung zunächst ein Schattendasein führte, übernahmen deutsche Nachwuchsgruppen wie Annabelle’s Garden, Silke Bischoff oder In My Rosary die Idee einer rein akustischen Instrumentierung, Bands wie Engelsstaub, Swans of Avon, Canticum Funebris und Hekate verknüpften den Neofolk mit Neoklassik- und Electro-Wave-Elementen oder verbanden ihn mit konventionellem Gothic Rock.

Diese Blütezeit stoppte in Deutschland zwischen Mitte und Ende der 1990er Jahre, nachdem die Popularität genrefremder Musikbereiche, wie Mittelalter-Rock oder Symphonic Metal, stieg oder anfänglich traditionsbewusste Wave-Bands stilistisch andere Wege gingen. Love Like Blood, Garden of Delight, Girls Under Glass und Catastrophe Ballet griffen verstärkt auf Metal-Elemente zurück, andere Gruppen, wie Fortification 55, Project Pitchfork, The Eternal Afflict oder Love Is Colder Than Death, wandten sich Bereichen wie Trance und Electronica zu oder stellten ihre Aktivitäten vorläufig ein. Während Länder wie Italien oder die Vereinigten Staaten von diesem Phänomen zunächst unberührt blieben, wurde die Dark-Wave-Bewegung in Deutschland mehr und mehr zur Seite gedrängt und gilt aufgrund des Mangels an musikalischen Leitfiguren seit Ende desselben Jahrzehnts im Wesentlichen als erloschen.

Norditalien brachte mit Ataraxia, Black Rose, Camerata Mediolanense, Ordo Equitum Solis und The Frozen Autumn fünf Projekte hervor, die sich – neben den Vorkämpfern Kirlian Camera – international behaupten konnten. Anhand der Compilation-Serie „Intimations of Immortality“ wird erstmals die Spanne und Lebhaftigkeit der italienischen Untergrundszene sichtbar. Etwa zur selben Zeit etablierten sich amerikanische Künstler wie This Ascension, Lycia, Love Spirals Downwards, Trance to the Sun oder Faith and the Muse, gefolgt von Requiem in White (und deren Nachfolgeband Mors Syphilitica), Bleeding Like Mine und The Machine in the Garden. Spanien florierte mit Gruppen wie Gothic Sex, Ecodalia und Remembrance, mit den Los Humillados erreichte eine der ältesten Bands kurzzeitige Popularität über spanische Grenzen hinaus.

Nach dem Abklingen der Cold-Wave-Ära in Frankreich schaffte nur eine geringe Anzahl genrespezifischer Künstler den Sprung in die 1990er, insbesondere Collection d’Arnell-Andrea und Opera Multi Steel. Es formierten sich vermehrt Acts aus dem Gothic-Rock-Umfeld, Corpus Delicti, Dead Souls Rising, Lucie Cries und The Brotherhood of Pagans waren einige der wenigen neuen Projekte, die länderübergreifend einen hohen Bekanntheitsgrad erlangten. Bis Ende der 1990er Jahre veränderte sich ein Teil dieser Bands stilistisch oder verschwand nahezu vollständig in der Versenkung. Drei weniger rocklastige Projekte aus dem französischen Raum sind hingegen Alan Woxx, Eros Necropsique und Rosa Crux. Letzteres ist seit seiner Gründung im Jahre 1984 auch heute noch als Musik- und Performance-Gruppe aktiv.

Vorerst auf Teile Westeuropas und Nordamerikas beschränkt, entfaltete sich Dark Wave in den 1990er Jahren zu einer weltweiten Bewegung. So konnten selbst Finnland mit den Two Witches, Polen mit den Fading Colours, Nordirland mit This Burning Effigy, Rumänien mit Arc Gotic oder Australien mit der Band Ikon qualitativ an tonangebende Länder anknüpfen. Mit The Breath of Life und The Dreamside machten Belgien und die Niederlande abermals von sich Reden, nachdem dort bereits in den 1980ern Künstler wie Siglo XX, Clan of Xymox oder The Essence erste Erfolge feierten.

Entwicklung bis zur Gegenwart (1999-2008)

Ende der 1990er und nach der Jahrtausendwende trat der Neofolk zunehmend aus dem Untergrund hervor. Forseti, :Of the Wand & the Moon:, Hagalaz’ Runedance, Orplid und viele andere Künstler verhalfen dem Stil zu seiner Popularität.

Recht ähnlich erging es dem Neoklassik-Genre, das erst im Verlauf der letzten 10 Jahre einen merklichen Auftrieb verzeichnete. Musikprojekte wie Arcana, Artesia, Dargaard, Gothica, Les Secrets de Morphée und Ophelia’s Dream beschritten europaweit den Weg, den Dead Can Dance, In the Nursery oder Stoa einstmals ebneten. Mit Artemis konnte wiederholt auch ein australischer Vertreter der Neoklassik Anklang finden.

Gleichzeitig bildete sich die Dark-Wave-Bewegung auf internationaler Ebene weiter zurück. Dieser Umstand wurde zusätzlich durch Künstler wie Kirlian Camera, Diary of Dreams, Love Spirals Downwards, The Machine in the Garden oder Sophya begünstigt, die ihre Kompositionen um genrefremde Elemente aus den Bereichen Trip Hop, Techno und Electronica erweiterten. Auch die Grenzen zwischen Ethereal und Shoegazing verblassten über die Jahre, sodass Gruppen wie Autumn’s Grey Solace, Tearwave oder Aenima oftmals beiden Genres zugeordnet wurden. Als in den Jahren 2002 und 2003 auch führende Bands wie Lycia, Trance to the Sun und This Ascension ihre musikalischen Aktivitäten einstellten, erlosch Ethereal als eigenständige Teilströmung der Dark-Wave-Bewegung binnen kürzester Zeit.

Simultan dazu erlebte der Gothic Rock ein Revival im alten Stil; Gruppen wie Cinema Strange, Chants of Maldoror, Scarlet’s Remains, Frank the Baptist oder Bloody Dead And Sexy knüpfen an die Wurzeln des Genres im Punk an und verbinden den frühen Gothic Rock mit den Produktionsmöglichkeiten der heutigen Zeit. Viele dieser Bands werden gegenwärtig unter der Bezeichnung Death Rock vermarktet, obwohl sie stilistisch primär in der britischen Batcave-Szene der frühen 1980er verankert sind.

Labels

Plattenfirmen

  • 4AD
  • Alea Jacta Est
  • Alice in...
  • Apocalyptic Vision
  • Apollyon Rekordings
  • Beggars Banquet
  • Creep Records
  • Danse Macabre
  • Dark Star
  • Dion Fortune Records
  • Discordia
  • Energeia
  • Glasnost Records
  • Gymnastic Records
  • Hyperium Records
  • Middle Pillar
  • New Rose Records
  • Nyctalopia Records
  • Palace of Worms
  • Projekt Records
  • Radio Luxor
  • Resurrection Records
  • Sounds of Delight
  • Talitha Records
  • Tess Records
  • World Serpent
Hyperium Records

Einen wichtigen Stellenwert nimmt das britische Independent-Label 4AD ein, das in den 1980ern mit seinen Veröffentlichungen bedeutenden Einfluss ausübte. Hier erschienen die Alben von Cocteau Twins (Head Over Heels, 1983), Dead Can Dance (Dead Can Dance, 1984), This Mortal Coil (It’ll End in Tears, 1984), Clan of Xymox (Medusa, 1986) oder Pieter Nooten & Michael Brook (Sleeps with the Fishes, 1987).

Plattenfirmen wie Hyperium Records oder Projekt Records sind offenkundig durch das Output von 4AD inspiriert worden, speziell auch in Hinsicht auf die graphischen Umsetzungen Vaughan Olivers.

Das Mutterlabel von 4AD war Beggars Banquet, die Plattenfirma, die sich für die Alben von Gothic-Größen wie The Southern Death Cult, Bauhaus und den Fields of the Nephilim verantwortlich zeichnet.

Das französische Label Alea Jacta Est richtete seine Aufmerksamkeit zunächst auf Compilation-Veröffentlichungen von Künstlern aus dem Cold-Wave- und Gothic-Rock-Umfeld und konnte bereits mit der fünfteiligen Sampler-Reihe „L’Appel de la Muse“ schnell Interesse erwecken. Die 1988 von Olivier Paccaud (Lucie Cries) ins Leben gerufene Plattenfirma, die mit Gruppen wie Clair Obscur, Nuit d’Octobre, Decades oder Mémoires d’Automne aufwarten konnte, stellte in der Mitte der 1990er Jahre ihre Labelarbeit ein.

Tape-Labels

Bis in die frühen 1990er Jahre hinein existierte eine aktive und europaweite Tape-Szene. Mit dem Tape als kostengünstiges Speichermedium lag der Verkauf und die freie Verfügbarkeit in den Händen der Musiker. Um die Musik der jeweiligen Künstler konzentrieren und besser vermarkten zu können, wurden Tape-Labels ins Leben gerufen. Einige der Labels, die sich über einen längeren Zeitraum erfolgreich etablieren konnten, waren Pleasantly Surprised, IndepenDance, No Control Torture, Beton Tapes, Gorkon Recordings oder Grabaciones Góticas.

Das schottische Label Pleasantly Surprised wurde 1982 gegründet und zählte neben Künstlern wie Cocteau Twins, Bauhaus, Death in June, The Wake, Pink Industry, The March Violets, Dead Can Dance und In the Nursery auch Bands außerhalb des vereinigten Königreichs, unter anderem Clair Obscur und Xmal Deutschland, zu seinem Repertoire. 1986 ging das Label in der Plattenfirma Cathexis Recordings auf.[42]

No Control Torture war das in Koblenz beheimatete Label von Wolfgang Scholz (The Torturer Magazine, später bei The Gothic Grimoire aktiv). Auf diesem Tape-Label erschienen seit 1990 Titel von Ataraxia, Ghosting, Derrière le Miroir, Alan Woxx, Maeror Tri, Die Laughing, The Venus Fly Trap oder Beyond the Wall of Sleep. Etwa gleichzeitig gründete der Hamburger Alexander Pohle das Label Beton Tapes und anschließend Gorkon Recordings, auf denen mit Künstlern wie Ataraxia, Ghosting, Every New Dead Ghost, Two Witches, Lore of Asmoday, The Evasion of Stake, Sopor Aeternus & the Ensemble of Shadows, Rosa Crux, Blooding Mask, Chandeen, The House of Usher oder Remain In Silence bis in die Mitte der 1990er Jahre weit über 100 Tape-Veröffentlichungen erschienen.

Trotz der seit Mitte der 1980er Jahre bestehenden Dark-Wave-Bewegung in Spanien, blieb die Szene in Großstädten wie Barcelona und Madrid bis heute relativ klein. Einen wichtigen Anlaufpunkt bietete das barcelonische Label Grabaciones Góticas, das sich bis in die 1990er Jahre auf Kassettenveröffentlichungen beschränkte, da sich die Produktion einer CD in Spanien als äußerst teuer erwies. Bands wie Los Humillados (Dark Archives 1985-1995, 1997), Gothic Sex (Divided We Fall, 1994) oder Ecodalia (Angel’s Glamour, 1995) fanden hier Unterschlupf.[37]

Genrespezifische Untergliederung

Ebenso wie New Wave ist Dark Wave eine Epoche mit mehreren, musikstilistischen und regionalen Ausprägungen. Dieser Epoche werden prinzipiell Stilformen zugewiesen, die Ende der 1970er und über die 1980er Jahre hinweg verteilt entstanden sind. In den späten 1980er und frühen 1990er Jahren kam es vermehrt zu Überlagerungen der Genres untereinander, da viele Künstler von nun an aus der stilistischen Vielfalt des vorangegangenen Jahrzehnts schöpfen konnten. Die Musik dieser Künstler ist in Folge dessen nur schwer rubrizierbar und wird hilfsweise mit der Bezeichnung „Dark Wave“ grob umschrieben. Ein Beispiel hierfür ist die Band Endraum, die sowohl neoklassische Elemente als auch Joy-Division-typische Gitarren in ihrer Musik vereinte (bspw. in „Regentanz“).

Einige Richtungen, wie beispielsweise der Neofolk, verstehen sich heute als unabhängige Genres mit eigenständiger Subkultur, obgleich sie sich aufgrund zahlreicher stilistischer Verschränkungen nicht eindeutig aus dem Dark-Wave-Kontext heraustrennen lassen.

Cold Wave

Cold Wave (engl. cold = „kalt, kühl“, wave = „Welle“) ist eine sporadisch gebräuchliche Bezeichnung für Post-Punk-Gruppen der 1980er Jahre, deren Musik durch den dezenten Einsatz von Synthesizern als kühl oder weniger lebhaft wahrgenommen wurde. Als Initiatoren der Bewegung gelten britische Musikgruppen wie Joy Division oder The Cure. Die Bezeichnung selbst war in Frankreich – unter anderem in Zusammenhang mit der Plattenfirma New Rose Records oder deren Sublabel Lively Art Records – geläufig. Einen Überblick über das musikalische Output im französischen Raum verschaffen die Kompilationen „L’Appel de la Muse“ (1990) und „Transmission 81-89 · The French Cold Wave“ (2005), mit namhaften Künstlern wie Clair Obscur, Norma Loy, Guerre Froide, Asylum Party, Little Nemo oder Opera Multi Steel.

Anderen Quellen zufolge implizierte Cold Wave auch Stilformen wie Minimal Electro oder Electro Wave. So lässt das Wave-Magazin Glasnost im Jahre 1990 verlauten: „Cold Wave: Elektronische Klangkunst, deren Wärme in ihrer Kälte liegt.“[43] Dies war eine Anspielung auf die häufig als charmant empfundenen, analogen Synthesizer-Klänge der 1980er Jahre.

Eine großflächige Verbreitung über Frankreich hinaus erfuhr der Begriff „Cold Wave“ allerdings nie, was offenbar auf seine unpräzise Aussage zurückzuführen ist. Zwar gab es in anderen westeuropäischen Ländern ähnliche Gruppen, die sich dem Genre zuordnen lassen, wie Siglo XX, And Also the Trees, Passion Noire oder Pink Turns Blue. Im innerdeutschen Raum sprach man jedoch überwiegend von „Gitarren-Wave“ bzw. in vereinfachter Form lediglich von „Wave“ und deckte damit auch den frühen Gothic Rock ab.

  • Bedeutende Vertreter: Clair Obscur · Norma Loy · Guerre Froide · Trisomie 21 · Martin Dupont · KaS Product · Excès Nocturne · Asylum Party · Little Nemo

Electro Wave

Hauptartikel: Electro Wave

Electro Wave diente bis Mitte der 1990er Jahre als Bezeichnung für Kompositionen, die – innerhalb der Wave-Bewegung – schwerpunktmäßig durch Synthesizer, Sequenzer und Drumcomputer erzeugt wurden. Man fasste hierbei die Musik von Künstlern wie Anne Clark, Gary Numan, Depeche Mode[44], The Human League, John Foxx und Invisible Limits[45] zusammen. Hinzu trat seit der zweiten Hälfte der 1980er eine Reihe weiterer Bands, wie Deine Lakaien, Poésie Noire, The Fair Sex, The Eternal Afflict, Metronic, Project Pitchfork oder Individual Industry.

Electro Wave lenkte jedoch nur bedingt in das Dark-Wave-Umfeld. Den Grund für eine Zuordnung bilden in erster Linie die betrüblichen Klänge von Alben wie „The Sitting Room“ von Anne Clark (1982), „Black Celebration“ von Depeche Mode (1986), das 1989er Werk „The Influence“ von Psyche[46] oder die selbstbetitelte Mini-LP „Kirlian Camera“ von Kirlian Camera (1981).

Nichtsdestoweniger bezogen zahlreiche Musiker, wie Fortification 55, Second Voice, The Mao Tse Tung Experience oder The Invincible Spirit, ihre Haupteinflüsse aus dem Synth-Pop- bzw. EBM-Bereich und agierten somit genre-übergreifend.

Ethereal

Ethereal (engl. ethereal = „ätherisch“), auch Ethereal Wave[47] oder fälschlich Etheric Wave[48][49] genannt, ist ein überwiegend in den USA verbreitetes Genre, das sich auf Künstler wie Cocteau Twins, The Cure und die frühen, gitarrenlastigen Dead Can Dance beruft. Kategorisiert werden dabei primär verhallene, meist unter Einsatz eines Effektgerätes erzeugte Gitarrenklänge in Zusammenspiel mit weiblichem Gesang. Die Musik ist mit den Stilen Gothic Rock und Cold Wave verwandt (so ist der Einsatz der Bassgitarre bei allen drei Stilen nahezu identisch) und gilt allgemein als sphärisch, verhalten und weltentrückt, wodurch sie den Namen „Ethereal“ erhielt.[50]

Als Urheber des Ethereal werden die Cocteau Twins betrachtet.[49] Ursprünglich aus dem Gothic-Rock-Umfeld stammend, wandten sie sich 1983 einem verlangsamten und deutlich effektreicheren Klangbild zu, das mit Tracks wie „Five Ten Fiftyfold“, „The Spangle Maker“, „Rococo“, „Otterley“, „Pink Orange Red“, „Ribbed and Veined“ oder „Great Spangled Fritillary“ um 1985 vorläufig seinen Höhepunkt fand.

Ende der 1980er Jahre startete eine Welle von Ethereal-Bands in den USA. Labels wie Projekt Records und Tess Records widmeten sich im kommenden Jahrzehnt dem Ethereal und nahmen Gruppen wie This Ascension, Lycia, Love Spirals Downwards oder Trance to the Sun unter Vertrag. Überlagerungen gibt es insbesondere mit Shoegazing (auch als Dream Pop bezeichnet), einem Genre, das sich simultan in England herausbildete und mit Bands wie Slowdive und My Bloody Valentine zu Beginn der 1990er Jahre eine Blütezeit erlebte.

In den späten 1990ern verebbte der Ethereal allmählich und wurde nur noch durch wenige Bands, wie Autumn’s Grey Solace (Riverine, 2005), Stare (Haunted, 2000), Aenima (Sentient, 2003) oder Tearwave (Tearwave, 2007), repräsentiert.

  • Bedeutende Vertreter: Autumn’s Grey Solace · Faith & Disease · Love Spirals Downwards · Lycia · Siddal · Soul Whirling Somewhere · Stare · Trance to the Sun

Gothic Rock

Hauptartikel: Gothic Rock

Der Gothic Rock entwickelte sich Ende der 1970er im Umfeld der britischen Post-Punk-Szene. Dieser Stil war in seiner Frühphase noch stark vom rohen Sound und von der Attitüde des Punk geprägt und wies in seiner Bandbreite Psychedelic- und Glam-Rock-Elemente auf. Vor allem der Psychedelic-Rock-Anteil trat ab der Mitte der 1980er deutlicher hervor und zieht sich bis in die 1990er Jahre wie ein roter Faden durch die Geschichte des Gothic Rock. Interessant erscheint in diesem Zusammenhang die Tatsache, dass die Bezeichnung Gothic Rock bereits 1967 in einem Bericht über die Psychedelic-Rock-Band The Doors Erwähnung findet.[51]

Zu den Wegbereitern des Gothic Rock zählen Gruppen wie Bauhaus, Joy Division, Siouxsie & the Banshees und The Sisters of Mercy, später traten Bands wie Fields of the Nephilim hinzu, die einen leicht hard-rock-beeinflussten Stil pflegten. In den folgenden Jahren waren es Gruppen wie Love Like Blood, Garden of Delight, The Tors of Dartmoor und Rosetta Stone, die diese Spielart weiterführten, ehe der Gothic Rock ab Mitte der 1990er Jahre durch dark-wave-untypische Stilformen (Metal, Elektro, Mittelalterrock usw.) aus dem Rampenlicht verdrängt wurde.

Anmerkung: Die Bezeichnung „Gothic Rock“ konnte sich in England bis 1983 nicht weitläufig etablieren, sodass in regionalen Kreisen und auf dem europäischen Festland vorerst die Begriffe „Post-Punk“, „Positive Punk“, „Wave“ bzw. „Dark Wave“ kursierten.

Neofolk

Hauptartikel: Neofolk

Der Neofolk, mit seinen zahlreichen Querverbindungen zur Post-Industrial-Szene, bildet das umstrittenste Genre innerhalb der Dark-Wave-Bewegung.

Death in June begründeten den Stil in den 1980ern[52], obgleich die musikalische Ausrichtung der Band anfangs nicht klar definiert war. Diese pendelte zunächst zwischen Post-Punk, Electro Wave, Folk und Post-Industrial, bevor sie endgültig in einem einheitlichen Stil kulminierte. Eine wesentliche Rolle spielt hierbei das in der Mitte der 1980er Jahre veröffentlichte Album „Nada!“. Dieses Werk gilt aufgrund seiner Vielfalt als wegweisend für weitere Künstler aus dem Dark-Wave-Umfeld und präsentiert die ersten Songs im Neofolk-Gewand.

Neofolk-Kompositionen entstehen hauptsächlich durch die Verwendung von Akustikgitarren und Trommeln und den Einsatz von Samples und Synthesizern, die vorrangig der Untermalung dienen. Die Texte widmen sich Themen wie Magie, Esoterik, Heidentum, Runenlehre, Religion (Eschatologie) und Poesie, aber auch Anleihen aus der Zeit des Dritten Reiches bilden bei einigen Neofolk-Projekten ein tragendes Element und werden ästhetisiert in Szene gesetzt, wodurch der Stil häufig in Kritik gerät.

Neoklassik

siehe auch: Liste der Neoklassik-Bands

Die Neoklassik schöpft stilistisch aus mehreren Epochen der Musik, oft in Zusammenspiel mit weiblichem, opernhaftem Gesang (Sopran, Mezzosopran), seltener Madrigal. Inspiriert durch verschiedene Stilmittel und Komponisten der Romantik, der Alten Musik oder der Neuen Musik, handelt es sich bei den Musikstücken überwiegend um elektronisch generierte oder semi-akustische Eigenkompositionen, nur selten wird dabei überliefertes Material neu interpretiert.

Der Ursprung der Neoklassik geht auf Gruppen aus dem Post-Punk-Umfeld zurück, die sich ab Mitte der 1980er vollständig von ihren Wurzeln entfernten, indem sie Library-Sound-Samples in ihre Kompositionen einarbeiteten oder stufenweise auf klassisches Instrumentarium zurückgriffen. Als herausragende Werke gelten in diesem Fall das Album „Stormhorse“ von In the Nursery aus dem Jahre 1987 sowie das im selben Jahr veröffentlichte Werk „Within the Realm of a Dying Sun“ von Dead Can Dance, auf dem verschiedene Instrumente, wie Violine, Cello, Trompete, Posaune, Oboe oder Militärtrommel, Verwendung fanden.

In den 1990ern wurde dieses Konzept hauptsächlich mithilfe von Synthesizern fortgeführt, weit verbreitet ist inzwischen auch der Einsatz von Library-Sound-Samples (Kirchenglocken, Pizzicato, Orchestral-Samples). Überlagerungen existieren dadurch insbesondere mit Stilen wie Martial Industrial, Ritual und Dark Ambient.

Trotz ihres Namens und verschiedener Einflüsse durch Komponisten wie Igor Fjodorowitsch Strawinski ist die Neoklassik nicht mit dem Neoklassizismus verwandt.

Neue Deutsche Todeskunst

Hauptartikel: Neue Deutsche Todeskunst

Ab dem Ende der 1980er bildete sich im Süden Deutschlands die Neue Deutsche Todeskunst (kurz NDT) heraus, ein deutschsprachiger Zweig der Dark-Wave-Bewegung, bei dem poetisch, teils metaphorisch durchsetzte Liedertexte mit betontem Sprechgesang vorgetragen wurden. Die Auseinandersetzung mit Themenbereichen wie Tod, Vergänglichkeit, Ängste und Isolation bildete hierbei einen wesentlichen Bestandteil, als Anreiz dienten unter anderem der literarische Surrealismus, die philosophischen Werke von Friedrich Nietzsche, sowie skeptizistische oder gar nihilistische Weltanschauungen.

Eine feste musikalische Ausrichtung gab es in diesem Fall nicht. Gewöhnlich wurden Elemente aus Gothic Rock und Electro Wave verarbeitet, auch wurden Einflüsse aus der Neoklassik, der Avantgarde oder dem Post-Industrial (Einstürzende Neubauten) oftmals miteinander vermengt. Konträr dazu gibt es Songs, bei denen die Musik verstärkt in den Hintergrund tritt. Diese ähneln wiederum einer Art Hörspiel oder Musiktheater.

Bereits in der Mitte der 1990er Jahre geriet die Neue Deutsche Todeskunst vor allem durch die Stiländerung ihrer Hauptvertreter (z. B. Das Ich, Goethes Erben und Lacrimosa) in Vergessenheit. Sie gilt dabei als die letzte, im Dark-Wave-Umfeld entstandene Form der Musik.

Entwicklungsstufen / Popularität

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Die grauen Balken kennzeichnen die Entstehung und – mit Hilfe der Balkenlänge – die Dauer der Popularität einer musikalischen Strömung. Alle Angaben beziehen sich auf annähernde Werte, Abweichungen sind daher möglich.

Namensherkunft

Die Herkunft der Bezeichnung „Dark Wave“ ist umstritten. Es gibt einen Hinweis darauf, dass sie außerhalb Deutschlands bereits 1984 für die Musik von Bauhaus verwendet wurde. Im Anschluss daran kam sie in Verbindung mit dem Album „Black Celebration“ von Depeche Mode zum Einsatz. Die bisher älteste bekannte Erwähnung innerhalb des deutschen Sprachraumes geht auf das Jahr 1988 zurück: in einer Mai-Ausgabe der Independent-Zeitschrift My Way wird die Musik von Gruppen wie Fields of the Nephilim[53] und The Mission[53] als „Dark Wave“ tituliert. Im selben Jahr findet sich eine Nennung in der November-Ausgabe des New Life Soundmagazines – dieses Mal in Bezug auf die Single Love Will Tear Us Apart von Joy Division.[54] Anschließend wurde die Bezeichnung vermehrt in den frühen 1990er Jahren genutzt und konnte sich einige Zeit später auch in den USA etablieren.

Besonders nennenswert ist in diesem Zusammenhang das in Brooklyn (New York City) beheimatete Label Projekt Records, das lange Zeit mit der deutschen Plattenfirma Hyperium Records zusammenarbeitete und seit 1993 die Bezeichnung „Dark Wave“ (hier als „Darkwave“) in seinem Mailorderkatalog führte, um Veröffentlichungen deutscher Bands wie Project Pitchfork auf dem amerikanischen Markt zu veräußern. Überdies besaß die deutsche Firma Gymnastic Records (aufgegangen in Chrom Records, das Label, bei dem auch Deine Lakaien unter Vertrag stehen) ein Schwesterlabel in Los Angeles. Für einen regen Austausch zwischen den Kontinenten war somit gesorgt.

Weitere Spuren finden sich in Frankreich: In einem Interview in der 1989er Frühjahrsausgabe der französischen Zeitschrift „Illusions Perdues“ bezeichnet Gitarrist Rémy Lozowski die Musik seiner Cold-Wave-Formation Excès Nocturne als New Wave Noire (dt. „dunkle New Wave“).[55]

Eine alternative Bezeichnung für „Dark Wave“ war Doom bzw. Doom Wave (engl. doom = „Verhängnis, Schicksal; Tod“). Diese ist seit 1984 in Deutschland belegt. So warb das Mettmanner Punk-Fanzine The Mettmist:

Am 28.12. gibt es eine Jubiläumssendung der deutschen John-Peel-Konkurrenz Graffiti (WDR 2, Freitag, 21:05 – 22:30 Uhr). Das bisherige Programm verspricht viel Musik von Punk bis Doom Wave![56]

The Mettmist, deutsches Punk-Rock-Fanzine, 1984

Noch Anfang des Jahres 1992 wird die Bezeichnung Doom in der Echinger Independent-Zeitschrift Hysterika erwähnt.[57] Mit dem Aufschwung eines gleichnamigen Metal-Genres in den frühen 1990er Jahren (Doom Metal, häufig auf Doom verkürzt) verschwand sie jedoch allmählich aus dem Sprachgebrauch der Wave-Szene.

Veröffentlichungen mit Schlüsselqualitäten (Auswahl)

  1979 - 1989   1989 - 1999

Einzelnachweise

  1. Klaus Farin: Die Gothics – Interview mit Eric Burton von der deutschen Band Catastrophe Ballet, S. 60, 2001, ISBN 3-933773-09-1
  2. Bruno Kramm: Gothic! Die Szene in Deutschland aus der Sicht ihrer Macher – Inhalte statt Etiketten!, S. 217, 2000, ISBN 3-89602-332-2
  3. Glasnost Wave-Magazin: Interview mit der deutschen Band Girls Under Glass, Ausgabe 21, S. 8, Mai 1990
  4. Glasnost Wave-Magazin: Rezension zum Album „1985“ von der deutschen Band Calling Dead Red Roses, Ausgabe 31, S. 34, Januar/Februar 1992
  5. Sub Line Musikmagazin: Szene-Check – Club-Vorstellung: Live-Club Berlin, Ausgabe 2/94, S. 39, Februar 1994
  6. Greil Marcus: Britain’s Postpunk Pop Avantgarde, Rolling Stone Magazine, S. 109, 24 Juli 1980
  7. a b Peter Matzke & Tobias Seeliger: Das Gothic- und Dark-Wave-Lexikon, S. 39, 2002, ISBN 3-89602-277-6
  8. a b Ingo Weidenkaff: Jugendkulturen in Thüringen – Die Gothics, S. 41, 1999, ISBN 3-933773-25-3
  9. Kirsten Wallraff: Die Gothics. Weiß wie Schnee, rot wie Blut und schwarz wie Ebenholz – Musik und Tanz, S. 47, 2001, ISBN 3-933773-09-1
  10. ARTE Tracks: Siouxsie, der „Neue Mensch“, Ausweis ade, Kula Shaker, Chris Cunningham & Björk, 4. Juni 1999
  11. Dave Thompson & Kirsten Borchardt: Schattenwelt – Helden und Legenden des Gothic Rock, S. 58, 2004, ISBN 3-85445-236-5
  12. Dave Thompson & Kirsten Borchardt: Schattenwelt – Helden und Legenden des Gothic Rock, S. 154, 2004, ISBN 3-85445-236-5
  13. a b Markus Kolodziej: Dead Man Walking: Licht und Blindheit – Biografie der britischen Band Joy Division, Ox-Fanzine, Ausgabe 62, Oktober 2005
  14. Armin Johnert: Interview mit der britischen Band In the Nursery, Zillo Musikmagazin, Ausgabe 9/90, S. 26, September 1990
  15. a b Oliver Köble: Interview mit der deutschen Band Deine Lakaien, Glasnost Wave-Magazin, Ausgabe 31, S. 15, Januar/Februar 1992
  16. Claudia Bösch: Inspiration der Wave-Musik durch Klassische Musik, Glasnost Wave-Magazin, Ausgabe 27, S. 5, Mai/Juni 1991
  17. Rüdiger Freund: Wave und Neoklassik: New Classics, Zillo Musikmagazin, Ausgabe 4/96, S. 40, April 1996
  18. a b Glasnost Wave-Magazin: Interview mit der amerikanischen Künstlerin Diamanda Galás, Ausgabe 25, S. 20, Januar/Februar 1991
  19. a b c Oliver Köble: Interview mit der deutschen Band The Tors of Dartmoor, Glasnost Wave-Magazin, Ausgabe 31, S. 8, Januar/Februar 1992
  20. Oliver Köble: Interview mit der deutschen Band Love Is Colder Than Death, Glasnost Wave-Magazin, Ausgabe 30, S. 10, November/Dezember 1991
  21. Rüdiger Freund: Interview mit der britischen Band Current 93, Glasnost Wave-Magazin, Ausgabe 38, S. 24, Mai/Juni 1993
  22. Oliver Köble: Interview mit der deutschen Band Relatives Menschsein, Glasnost Wave-Magazin, Ausgabe 32, S. 15, März/April 1992
  23. Oliver Köble: Interview mit der deutschen Band Printed at Bismarck’s Death, Glasnost Wave-Magazin, Ausgabe 29, S. 19, Oktober 1991
  24. Glasnost Wave-Magazin: Interview mit der französischen Band Collection d’Arnell-Andrea, Ausgabe 23, S. 15, September/October 1990
  25. Marcus Stiglegger: Interview mit der französischen Band Clair Obscur, Glasnost Wave-Magazin, Ausgabe 40, S. 28, November/Dezember 1993
  26. Oliver Köble: Interview mit der italienischen Band Black Rose, Glasnost Wave-Magazin, Ausgabe 29, S. 16, Oktober 1991
  27. Oliver Köble: Interview mit der amerikanischen Band Blade Fetish, Glasnost Wave-Magazin, Ausgabe 43, S. 8, September/Oktober 1994
  28. Dirk Hoffmann: Interview mit der deutschen Band Das Ich, Zillo Musikmagazin, Ausgabe 12/90, S. 25, Dezember 1990
  29. Prof. Dr. Hilke Günther-Arndt: Durchbruch der Moderne, Geschichtsbuch Cornelsen, S. 9, 1996
  30. Rainer „Easy“ Ettler: Emotion – Melancholie – Mystik, Zillo Musikmagazin, Ausgabe 11/90, S. 9, November 1990
  31. a b Dave Thompson & Kirsten Borchardt: Schattenwelt – Helden und Legenden des Gothic Rock, S. 72, 2004, ISBN 3-85445-236-5
  32. a b Arvid Dittmann: Artificial Tribes. Jugendliche Stammeskulturen in Deutschland – Die Gothics, S. 139, 2001, ISBN 3-933773-11-3
  33. Thomas Seibert: Written There for All – Biografie der britischen Band Joy Division, Orkus Musikmagazin, S. 89, Februar 2000
  34. Adam Sweeting: Blue Movies – Rezension zum Album „Pornography“ von der britischen Band The Cure, Melody Maker, S. 2, Mai 1982
  35. Ronny Moorings: Gothic II. Die internationale Szene aus der Sicht ihrer Macher – Die Xymox-Story, S. 39, 2002, ISBN 3-89602-396-9
  36. Oliver Köble: Interview mit der deutschen Band Soul in Isolation, Glasnost Wave-Magazin, Ausgabe 43, S. 6, September/Oktober 1994
  37. a b c Till Düppe: Interview mit der spanischen Band Los Humillados, Glasnost Wave-Magazin, Ausgabe 43, S. 15, September/Oktober 1994
  38. Nick Drivas: The History of the Dark Wave & Gothic Scene in Greece – Die Geschichte der Dark-Wave- und Gothic-Szene in Griechenland, 2003
  39. Glasnost Wave-Magazin: Interview mit der deutschen Band Love Like Blood, Ausgabe 23, S. 13, September 1990
  40. Axel Schmidt & Klaus Neumann-Braun: Die Welt der Gothics. Spielräume düster konnotierter Transzendenz, S. 259, 2004, ISBN 3-531-14353-0
  41. Oliver Köble: Editorial, Glasnost Wave-Magazin, Ausgabe 28, S. 3, Juli/August 1991
  42. Pleasantly Surprised: Dreams and Desires – Ausführliche Label-History, Februar 2001
  43. Glasnost Wave-Magazin: Rezension zum Album „Metal + Flesh“ von der französisch-britischen Band Hard Corps, Ausgabe 23, S. 30, September 1990
  44. Sven Freuen & Ulrich Hinz: Biografie der britischen Band Depeche Mode, Zillo Musik-Magazin, Ausgabe 9/90, S. 11, September 1990
  45. Sven Freuen: Interview mit der deutschen Band Invisible Limits, Zillo Musik-Magazin, Ausgabe 12/91, S. 34, Dezember 1991
  46. Sven Freuen & Ulrich Hinz: Interview mit der kanadischen Band Psyche, Zillo Musik-Magazin, Ausgabe 12/91, S. 24, Dezember 1991
  47. Breda Maßmann: Rezension zum Album „Xuvetyn“ von der amerikanischen Band Lovesliescrushing, Entry, Ausgabe 5/96, S. 46, Oktober/November 1996
  48. Glasnost Wave-Magazin: Genre-Klassifizierung der Bands Soul Whirling Somewhere, This Ascension, Cocteau Twins, Lycia und Trance to the Sun (diese werden in Rezensionen und Mailorder-Angeboten entweder als „Etheric Wave“ oder als „Ätherischer Wave“ bezeichnet), Ausgabe 42, S. 32/33/34, April 1994
  49. a b Oliver Köble: Interview mit William Faith (Faith & The Muse, Tess Records), Glasnost Wave-Magazin, Ausgabe 44, S. 11, November/Dezember 1994
  50. Iska Kück & Christian Peller: Beschreibung der Musik von Soul Whirling Somewhere, This Ascension, Lycia, Love Spirals Downwards und Trance to the Sun (diese wird in Rezensionen als „ätherisch“, „sphärisch“ oder „weltentrückt“ umschrieben), Aeterna Musikmagazin, Ausgabe 4/94, S. 15/23/24/25, Sommer 1994
  51. John Stickney: Four Doors to the Future: Gothic Rock is Their Thing – Bericht über die amerikanische Band The Doors, The Williams College News, 1967
  52. Peter Matzke & Tobias Seeliger: Das Gothic- und Dark-Wave-Lexikon, S. 310, 2002, ISBN 3-89602-277-6
  53. a b My Way: Rezension zum Album „Tequila Dementia“ der Band Honolulu Mountain Daffodils, Ausgabe 9, S. 27, Mai 1988
  54. Sven Freuen: Rezension zu einer Coverversion der Single „Love Will Tear Us Apart“, New Life Soundmagazine, Ausgabe 38, S. 10, November 1988
  55. Illusions Perdues: Interview mit der französischen Band Excès Nocturne, Ausgabe 1, S. 18, Januar 1989
  56. The Mettmist: Klatsch & Konzerte, Ausgabe 1, S. 24, 1984
  57. Hysterika: Interview mit der deutschen Band Deine Lakaien, Ausgabe 1/92, S. 27, 1992

Literatur

  • Frédéric Thébault: Génération Extrême 1975-1982 : du punk à la cold-wave, 2005, ISBN 2-910196-94-1

Weblinks

  • Portal
     Portal: Dark Wave – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Dark Wave

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