Dar'a

Dar'a
arabisch ‏درعا‎, DMG Darʿā
Dar'a
Dar'a (Syrien)
Dar'a
Dar'a
Basisdaten
Staat Syrien
Gouvernement Dar'a
Höhe 520 m
Einwohner 77.230 (2010)
ISO 3166-2 SY-DR
Politik
Gouverneur Mohammad Khaled al-Hannus[1]
32.62527777777836.106111111111

Dar'a (arabisch ‏درعا‎, DMG Darʿā, auch Dera, Dera'a; im Alten Testament ’Edre‘î אֶדְרֶעִי, in der Antike Adraa griechisch Ἀδράα, im Mittelalter arabisch ‏أذرِعات‎ Adhri'at, DMG Aḏriʿāt) ist die Hauptstadt des Gouvernements Dar'a im Südwesten von Syrien.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Dar'a liegt auf 530 Meter Höhe in der Hauran-Region, etwas über 100 Kilometer südlich von Damaskus an der Schnellstraße nach Amman, 5 Kilometer nördlich der jordanischen Grenze.

Dar'a
Klimadiagramm (Erklärung)
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Temperatur in °C,  Niederschlag in mm
Quelle: WMO
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Dar'a
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Max. Temperatur (°C) 13,3 14,7 18,0 23,6 28,5 31,3 32,6 32,6 31,3 27,8 21,0 15,2 Ø 24,2
Min. Temperatur (°C) 3,2 4,0 6,0 9,3 12,5 15,8 18,3 18,6 16,5 12,8 7,8 4,6 Ø 10,8
Niederschlag (mm) 60,9 49,4 42,3 15,2 3,4 1,0 0,0 0,0 0,4 9,4 22,9 45,9 Σ 250,8
Regentage (d) 10 11 7 4 1 0 0 0 0 2 5 8 Σ 48
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Quelle: WMO

Demographie

Die Stadt hat 77.230 Einwohner nach einer Berechnung für 2010,[2] überwiegend Sunniten. 1942 gab es 10.000 Einwohner.

Infrastruktur

Bei Dar'a befindet sich ein palästinensisches Flüchtlingslager mit etwa 6000 Flüchtlingen.

Seit 1908 war die Stadt ein Bahnknotenpunkt der Hedschasbahn. Hier zweigte von der Hauptlinie DamaskusMedina die Zweigstrecke zum Mittelmeerhafen Haifa ab (seit 1946 unterbrochen) und eine weitere Zweigstrecke in östlicher Richtung zum etwa 40 km entfernt gelegenen Bosra. Wirtschaftliche Basis der Stadt ist die Landwirtschaft. Die Stadt ist Marktstadt für die umliegende Region, in der hauptsächlich Weizen und Gerste angebaut wird.

In der Stadt befindet sich die Al-Omari-Moschee.[3]

Geschichte

Frühgeschichte (Edreï)

Nach der biblischen Überlieferung war Edreï eine Stadt des amoritischen Königs Og, bevor es von den Israeliten bei der Landnahme Kanaans erobert wurde. Es wurde Teil des Siedlungsgebiets des Stammes Manasse. Bis zur Eroberung von Aram-Damaskus 733 v. Chr. durch die Assyrer rivalisierten die Israeliten mit den Damaszenern um die Vorherrschaft in diesem Gebiet.[4] Die Stadt war ein wichtiges Handelszentrum, insbesondere für Getreide, und bekannt für seinen Wein und sein Öl.[4]

Antike (Adraa)

218 v. Chr. wurde Adraa, nunmehr Hauptstadt von Batanea, von den Seleukiden unter Antiochos III. erobert.[4]

In hellenistisch-römischer Zeit gehörte Adraa zur Dekapolis und wurde Teil des Nabatäerreiches. Zusammen mit diesem wurde es 106 n. Chr. Teil der römischen Provinz Arabia Petraea. Die Stadt prägte eigene Münzen mit Darstellungen der Gottheiten Tyche, Dusares, Athene und Herakles. Nahe der Stadt gibt es sowohl griechische als auch römische Altertümer zu sehen, darunter auch ein zerstörtes Theater.

In der Spätantike war die Stadt Sitz eines Bischofs, der an den Konzilen von Seleukia und Chalkedon teilnahm. Auf das Bistum geht das Titularbistum Adraa der römisch-katholischen Kirche zurück.

Mittelalter (Adhri'at)

613 oder 614 wurde die Stadt im Rahmen der Auseinandersetzungen zwischen dem Byzantinischen Reich und den persischen Sassaniden von den Persern eingenommen und die Olivenhaine zerstört.[4]

Aus dieser Zeit wird außerdem von einer bedeutenden jüdischen Gemeinde in Adhri'at berichtet. Die Banu Nadir, die 628 von Muhammad endgültig von der arabischen Halbinsel vertrieben worden waren, schlossen sich der Gemeinde an.[4]

Schon während des Kalifats von Abu Bakr (632 - 634) allerdings unterwarfen die Einwohner der Stadt sich den Muslimen. Nur kurze Zeit später, im Jahr 636, wurde die Schlacht am Jarmuk, die entscheidende Schlacht zwischen Byzantinern und Muslimen, in der Nähe von Adhri'at geschlagen. Der Kampf endete mit einem eindeutigen Sieg der muslimischen Seite. Der dritte umayyadische Kalif Muʿāwiya II. (683 - 684) soll in Adhri'at geboren worden sein.[4]

906 fiel die die Bevölkerung einem Massaker durch die aufständischen Qaramita zum Opfer.[4]

In Schriften der Kreuzfahrer wird Adhri'at als "Stadt von Bernard d'Étampes" erwähnt.[4]

Die Al-Omari-Moschee wurde im Jahre 1253 während der Herrschaft der Ayyubiden unter Verwendung antiken Baumaterials errichtet.

In mamlukischer und osmanischer Zeit war Adhri'at als Hauptstadt von Bathaniyya Teil der Provinz Damaskus.[4]

Moderne (Dar'a)

Als wichtige Station der muslimischen Pilgerfahrt und bedeutendes Handelszentrum war Dar'a ein Verkehrsknotenpunkt, der durch den Bau der Hedschasbahn 1908 noch an Bedeutung gewann.

Im Rahmen der arabischen Revolte während des Ersten Weltkrieges griffen arabische Kämpfer des Scherifen von Mekka ab September 1918 die Verkehrswege um Dar'a an. Sie zerstörten mit Sprengsätzen die Gleise der für den Transport wichtigen Hedschasbahn, um die osmanischen Truppen zu binden. Angeführt von T. E. Lawrence und unterstützt von Kampfflugzeugen der britischen Luftwaffe gelang es den Beduinen die Stadt zu isolieren. Auf Grund dieser Belagerung und den Rückschlägen an der Ammanfront zogen sich die osmanischen Truppen aus Dar'a zurück, um sich zur Verteidigung von Damaskus neu zu sammeln. Die Aufständischen konnten immer wieder die sich zurückziehenden Truppen attackieren und den Rückzug stören. In einem Brief schilderte Lawrence später, dass er bei der heimlichen Erkundung von Dar'a verraten und vom türkischen Kommandanten verhaftet worden sei. In dessen Gewahrsam sei er gefoltert und sexuell missbraucht worden. Allerdings wird diese Darstellung von einigen Historikern bezweifelt.

In Dar'a kam es, vor allem im Bereich der Al-Omari-Moschee, im März 2011 zu Protesten und in dessen Folge zur Erstürmung der Moschee durch Sicherheitskräfte. Dabei gab es mehrere Tote und Verletzte.[5]

Literatur

Einzelnachweise

  1. Syria protest town 'has new governor'. In: France 24. 4. April 2011, abgerufen am 3. September 2011.
  2. Syrien: Die wichtigsten Orte mit Statistiken zu ihrer Bevölkerung. World Gazetteer
  3. Syrien: Sicherheitskräfte töten sechs Demonstranten. In: ORF. 2011-03-23}, abgerufen am 23. März 2011 (deutsch).
  4. a b c d e f g h i F. Buhl-N. Elisséeff: Adhriʿāt. In: Encyclopedia of Islam, New Edition Bd. 1, 2005, S. 194.
  5. Eskalation zwischen Demonstranten und Regime. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 23. März 2011, abgerufen am 23. März 2011 (deutsch).

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