Daphnis und Chloë

Daphnis und Chloë
Léon Bakst: Bühnenbild für das Ballett "Daphnis et Chloë" von Ravel, 1912
Jean-Pierre Cortot Daphnis und Chloe. Marmor. Louvre

Daphnis und Chloe (griechisch Δάφνιs καὶ Χλόη) ist ein antiker Liebesroman des sophistischen Rhetors Longus, den er vermutlich im 3. Jahrhundert auf der ägäischen Insel Lesbos schrieb.

Longus erzählt die Geschichte von Daphnis und Chloe, die ihre Kindheit elternlos bei Hirten erleben, voneinander getrennt werden, wieder zueinander finden, sich lieben und schließlich bei ihren Eltern glücklich leben.

Longus wandelt in seiner idyllischen Geschichte die Poesie in epische Prosa. Die gesprochene Rede dominiert die Schriftlichkeit, wird gleichsam moderner Hörbuchstoff.

Johann Wolfgang von Goethe schrieb, man tue wohl, es alle Jahre einmal zu lesen. Und schwärmt:

die herrliche Landschaft, immer der blaueste Himmel, die anmutigste Luft und keine Spur von trüben Tagen! Wenn auch viel von Hirten aller Art, Feldarbeitenden, Gärtnern und Winzern erzählt wird, so ist ihr Tun doch nie als harte Arbeit geschildert, sondern als eine Beschäftigung, die sich in die umgebende Natur einfügt.

Der Roman fand 1559 einen unübertroffenen Übersetzer in Jacques Amyot, dem späteren Bischof von Auxerre, dessen französische Version (insbes. in der Überarbeitung von Paul-Louis Courier) weitere Verbreitung gefunden hat als der griechische Originaltext. Dieser wurde erst 39 Jahre danach in Florenz von Columbani erstmals gedruckt.

Der deutschen Übersetzung liegt ein Text von Rudolf Hercher zugrunde; in der „Sammlung Dieterich“ erschien das Buch 1964 in zweiter Auflage.

Daphnis und Chloe war Vorlage für viele Werke der europäischen Hirtendichtung des 16./17. Jh., z. B. La Sireine von Honoré d'Urfé, die Diana enamorada von Jorge de Montemayor, die Aminta von Torquato Tasso und The Gentle Shepherd des Schotten Allan Ramsay. Noch der immens erfolgreiche Roman Paul et Virginie (1784) von Bernardin de Saint-Pierre ist ein später Nachfahre. In der Musik wurde die Geschichte von Daphnis und Chloé durch das Ballett von Maurice Ravel aus den Jahren 1909-1912 bekannt.

Die wichtigsten weiteren Ausgaben sind die von

  • Gottfried Jungermann (1605),
  • Jean-Baptiste Gaspard d'Ansse de Villoison (1778, die erste kommentierte Standardausgabe),
  • Adamantios Koraes (1802),
  • Paul-Louis Courier (1810, mit neu entdeckten Teilen),
  • Ernst E. Seiler (1835),
  • Rudolf Hercher (1858),
  • Nikolaus Pikkolos (1866)
  • Otto Kiefer (1904),
  • William D. Lowe (1908).
  • André J. Pons' Ausgabe (1878) von Couriers Version enthält eine umfangreiche Bibliographie; zahlreiche illustrierte Ausgaben liegen vor, die mit den Zeichnungen von Pierre Paul Prud’hon ist besonders hervorzuheben.

Inhaltsverzeichnis

Literatur

Ausgaben

  • Michael D. Reeve (Hrsg.): Daphnis and Chloë. Saur, München 2001, ISBN 3-598-71932-9
  • Otto Schönberger: Hirtengeschichten von Daphnis und Chloe. Akademie-Verlag, Berlin 1989, ISBN 3-05-000569-6.

Sekundärliteratur

  • Niklas Holzberg: Der antike Roman. Eine Einführung. Artemis und Winkler, Düsseldorf 2001, ISBN 3-538-07115-2.
  • Richard L. Hunter: A study of "Daphnis and Chloë". CUP, Cambridge, Mass. 1983, ISBN 0-521-25452-3.
  • Heinrich Kuch (Hrsg.): Der antike Roman. Untersuchungen zu literarischen Kommunikation und Gattungsgeschichte Akademie-Verlag, Berlin 1989, ISBN 3-05-000578-5.

Weblinks


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