Dagesch

Dagesch

Der Dagesch, Plural Degaschim, ist ein diakritisches Zeichen im vokalisierten hebräischen Text. Er wird als Punkt geschrieben, der ins Innere eines Konsonantenzeichens gesetzt wird, um eine Verdoppelung des Konsonanten oder eine besondere Aussprache anzuzeigen. Zwei andere diakritische Zeichen erscheinen auch als Punkte in hebräischen Schriftzeichen und dürfen nicht mit dem Dagesch verwechselt werden: Schuruq (auch Schureq) ist ein Waw mit einem Punkt darin und bezeichnet den Vokal u in offener Silbe; Mappiq ist ein Punkt in einem He am Wortende und bedeutet, dass dieses He nicht Ersatz für einen Vokal (mater lectionis), sondern normaler Konsonant ist. Dagesch, Mappiq und der Punkt im Schuruq haben in Unicode die gemeinsame Position U+05BC.

Starker Dagesch

Steht der Dagesch in einem Konsonanten inmitten eines Wortes nach einem kurzen Vokal, so zeigt es an, dass dieser Konsonant verdoppelt ist. Das ändert bei den meisten Konsonanten nichts an der Aussprache, sondern ist vor allem für die Aufteilung in Silben wichtig: die vorangehende Silbe endet im Doppelkonsonanten und die folgende beginnt bereits dort. Ein solcher Dagesch heißt starker Dagesch (hebr. dagesch chasaq, lat. dagesch forte). "Silben" sind dabei nicht unbedingt tatsächliche Sprechsilben, sondern dienen dazu, die Vokalisationszeichen und gegebenenfalls das Dagesch richtig zu setzen.

Die Konsonanten Alef, He, Chet, Ajin und Resch tragen nie einen Dagesch. Oft wird dann der vorangehende Vokal gedehnt, damit Vokallänge und Konsonantenverdoppelung wieder zusammenpassen, z.B. minnazrat („aus Nazaret“) mit kurzem i und starkem Dagesch im Nun, aber mechevron („aus Hebron“) mit langem e, weil das Chet keinen Dagesch nimmt. Dass die langen Vokale heute meist doch kurz gesprochen werden, steht auf einem anderen Blatt.

Starker Dagesch steht hauptsächlich

  • in einem Konsonanten, vor dem ein anderer Konsonant, fast immer ein Nun, weggefallen ist,
  • im ersten Konsonanten nach einigen Vorsilben, insbesondere dem Artikel ha-, und
  • im mittleren der drei Konsonanten einer Wortwurzel in einigen Genera Verbi.
Bet mit Dagesch

Bei den Konsonanten Bet, Gimmel, Dalet, Kaf, Pe und Taw (kurz Begadkepat genannt) hat die Verdoppelung die Nebenwirkung, dass auf jeden Fall einer der Plosive [b], [g], [d], [k], [p] und [t] und nicht der zugehörige Frikativ [v], [γ], [ð], [x], [f] bzw. [θ] ausgesprochen wird. In der heutigen israelischen Aussprache wird diese Unterscheidung nur noch bei Bet/Vet, Kaf/Chaf und Pe/Fe gemacht, während Gimmel, Dalet und Taw immer als Plosive gesprochen werden. Die Aussprache eines Schluss-Taw als [s] im Jiddischen und Deutschen (jidd. Schabbes für hebr. schabbat, jidd./dt. Stuss für hebr. schtut) kommt aus der aschkenasischen Aussprache des Hebräischen und zeigt, dass auch Taw ein Frikativ sein kann. Im Deutschen wird in biblischen Namen beim Bet der Frikativ nicht verwendet (Abraham, nicht Avraham), beim Kaf und Pe aber schon (Micha, nicht Mika; Josef, nicht Josep).

Leichter Dagesch

In den Fällen, in denen auch ein nicht verdoppelter Begadkepat als Plosiv und nicht als Frikativ ausgesprochen wird, erhält er einen Dagesch zum Zeichen seiner Aussprache. Ein solcher Dagesch heißt dann leichter Dagesch (hebr. dagesch qal, lat. dagesch lene). Für die Aussprache von Bet/Vet, Kaf/Chaf und Pe/Fe ist es nicht wichtig zu wissen, um welche Sorte Dagesch es sich handelt. Der leichte Dagesch wird gegebenenfalls auch bei Gimmel, Dalet und Taw gesetzt, obwohl es bei diesen Buchstaben keinen Unterschied in der Aussprache anzeigt.

Ein Begadkepat mit leichtem Dagesch steht nie inmitten eines Wortes nach einem Vokal, sondern immer nur am Wortanfang oder nach einem Konsonanten, der einem kurzen Vokal folgt. Diese Regel ist dieselbe, mit der auch ruhendes und bewegtes Schwa unterschieden wird; man könnte also auch sagen, das leichte Dagesch steht nur am Wortanfang oder nach ruhendem Schwa.

Das Kaf in den Possessivendungen -cha, -chem und -chen bekommt nie einen Dagesch. Ansonsten steht der leichte Dagesch ziemlich regelmäßig in allen Positionen, in denen es nach der obigen Regel möglich ist. Nur wenn nach kurzem Vokal zwei Konsonanten einer Wortwurzel zusammenrücken, von denen der hintere ein Begadkepat ist, sind die Regeln unübersichtlich, nach denen dieser Begadkepat einen Dagesch bekommt. Meistens erhält er einen, falls er der zweite Wurzelkonsonant ist, dagegen aber oft keinen, wenn er der dritte ist, jedoch mit einigen Ausnahmen in beiden Richtungen. Beispiele für diesen Wechsel b/v, k/ch, p/f: von der Wurzel schafat (richten): jischpot (er wird richten), lischpot (zu richten), mischpat (Recht), jedoch bischfot (beim Richten); von der Wurzel schachav (liegen): hischkiv (hinlegen), schichva (Schicht); von der Wurzel qarav (sich nähern): qurban (Opfer); von der Wurzel kelev (Hund): kalvej (die Hunde von), kalvejchem (eure Hunde), jedoch kalbi (mein Hund); von der Wurzel berech (segnen): bracha (Segen), birchati (mein Segen), jedoch birkat (der Segen von).

Das Wort dagesch selbst hat nach diesen Regeln einen Dagesch im Dalet, das aus derselben Wurzel abgeleitete hadgascha (Hervorhebung) einen im Gimmel; beide Dageschim sind leicht. Und das Verb diggesch (einen Dagesch setzen) hat sogar zwei, von jeder Sorte einen.

Dagesch nach verbindendem Akzent (Bibeltexte)

Nach dem bisher Gesagten steht starker Dagesch nie im Anfangskonsonanten eines Wortes, leichter dagegen immer, falls dieser Konsonant ein Begadkepat ist. Beides gilt für moderne Texte uneingeschränkt, für die traditionelle Vokalisierung der Bibel jedoch nur, wenn das vorangehende Wort einen trennenden Akzent hat. Trägt jedoch das vorangehende Wort einen verbindenden Akzent und endet auf Vokal, dann werden beide Wörter als eines betrachtet und es gibt ein paar Abweichungen für den Anfangskonsonanten des zweiten Wortes:

  • Leichter Dagesch steht nicht nach Vokal, so wie es ja innerhalb eines Wortes auch nicht nach Vokal steht.
  • Das Wort מה (was) wird nicht nur vokalisiert wie der Artikel, sondern verursacht wie dieser einen starken Dagesch im Folgekonsonanten, falls möglich.
  • Starker Dagesch steht oft im Anfangskonsonanten eines anfangsbetonten Wortes nach Vokal -a (Qamaz und He) oder -e (Segol und He), besonders, wenn dieser unbetont ist.

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