DR-Baureihe 99.77–79

DR-Baureihe 99.77–79
Baureihe 99.77–79
MBB 12 und 13
Liesel 09-10-2010 99 794 im Bahnhof Oberwiesenthal.JPG
Nummerierung: DR: 99 771–794
99 1771–1794 (ab 1970)
099 722–735 (ab 1994)
VEB Mansfeld Kombinat „Wilhelm Pieck“ 12 und 13
Anzahl: 26
Hersteller: VEB Lokomotivbau Karl Marx
Baujahr(e): 1952–1956
Bauart: 1’E1’ h2t
Gattung: K 57.9
Spurweite: 750 mm
Länge über Kupplung: 11 300 mm
Länge: 10.000 mm
Höhe: 3550 mm
Fester Radstand: 4000 mm
Gesamtradstand: 7600 mm
Kleinster bef. Halbmesser: 50
Leermasse: 41,5 t
Dienstmasse: 55,0 t
Reibungsmasse: 45,0 t
Radsatzfahrmasse: 9,0 t
Höchstgeschwindigkeit: 30 km/h
Indizierte Leistung: 441 kW (600 PS)
Treibraddurchmesser: 800 mm
Laufraddurchmesser: 550 mm
Steuerungsart: Heusinger
Zylinderanzahl: 2
Zylinderdurchmesser: 450 mm
Kolbenhub: 400 mm
Kesselüberdruck: 14 bar
Anzahl der Heizrohre: 92
Anzahl der Rauchrohre: 28
Heizrohrlänge: 3200 mm
Rostfläche: 2,57 m²
Strahlungsheizfläche: 8,50 m²
Rohrheizfläche: 68,40 m²
Überhitzerfläche: 28,80 m²
Verdampfungsheizfläche: 76,90 m²
Wasservorrat: 5,8 m²
Brennstoffvorrat: 3,6 t Kohle
Lokbremse: Knorr-Druckluftbremse (ursprünglich saugluftgesteuert) mit Zusatzbremse
Zugbremse: Hardy-Saugluftbremse, heute Knorr-Druckluftbremse
Zugheizung: Dampf
Kupplungstyp: Scharfenbergkupplung, auf Rügen und bei der Trusebahn Ausgleichskupplung

Die Lokomotiven der Baureihe 99.77–79 der Deutschen Reichsbahn sind Neubaulokomotiven mit 750 mm Spurweite, die für die Schmalspurbahnen Sachsens gebaut worden sind. Die von 1952 bis 1956 gebauten Lokomotiven gleichen weitgehend den in den 1930er Jahren gebauten Einheitslokomotiven der Baureihe 99.73–76. Von den ehemals vorhandenen 24 Stück (zwei weitere baugleiche Loks wurden an den VEB Mansfeld Kombinat „Wilhelm Pieck“ geliefert) sind heute noch 22 erhalten, von denen 1991 und 1992 14 Maschinen mit neuen Kesseln und Rahmen ausgerüstet wurden.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Den Zweiten Weltkrieg hatten die Schmalspurbahnen Ostdeutschlands ohne nennenswerte Schäden überstanden, nur einige Strecken wurden als Reparationsleistung abgebaut. Allerdings mangelte es insbesondere bei den Sächsischen Schmalspurbahnen an leistungsfähigen Maschinen. Einerseits waren mehr als 20 Lokomotiven der Baureihen 99.51–60, 99.61 und 99.64–71 durch Kriegseinsätze verloren gegangen, andererseits ließ die SMAD weitere 30 Maschinen der Baureihen 99.51–60, 99.64–71 und 99.73–76 als Reparationsleistung für die UdSSR beschlagnahmen und nach Osten abtransportieren. Vor allem der Verlust der oftmals nicht einmal 20 Jahre alten Loks der Baureihe 99.64–71 und 99.73–76 stellte einen herben Verlust dar, waren diese doch die modernsten der 750-mm-Schmalspurbahnen.

Verschlimmert wurde die Situation durch die Aufnahme des Uranbergbaus im Erzgebirge durch die Wismut AG, wodurch auf den Strecken Cranzahl–Kurort Oberwiesenthal, Grünstädtel–Oberrittersgrün und denen des Thumer Netzes die Beförderungsleistungen erheblich gestiegen waren. Aber auch auf den anderen Schmalspurstrecken stieg der Verkehr nach dem Zweiten Weltkrieg an. Hinzu kam der Mangel an Steinkohle, sodass auf Braunkohlenfeuerung umgestellt werden musste. Dies brachte einige Nachteile mit sich, da die vorhandenen Lokomotiven nicht dafür ausgelegt waren.

So wurde 1950 der VEB Lokomotivbau Karl Marx mit der Entwicklung einer neuen Lokomotive beauftragt. Diese lehnte sich weitgehend der in den 1930er Jahren konstruierten Einheitslokomotiven der Baureihe 99.73–76 an. Von 1952 bis 1957 wurden insgesamt 24 Lokomotiven geliefert. Sie erhielten die Betriebsnummern 99 771 bis 99 794. Die Lokomotiven wurden in den Bahnbetriebswerken Thum und Wilsdruff beheimatet.

Bereits zu Beginn der 1980er Jahre stiegen die Reparatur- und Unterhaltungskosten der Neubaulokomotiven stark an, Ursache war der Verschleiß der unterdimensionierten Blechrahmen und Schäden am Dampfkessel. Zunächst war langfristig die Beschaffung von 30 rumänischen Diesellokomotiven geplant, zudem wären durch die geplante Stilllegung der Zittauer Schmalspurbahn im Zuge der Ausweitung der Braunkohlenförderung im Lausitzer Braunkohlerevier weitere Einheitslokomotiven frei geworden, die die Baureihe 99.77–79 hätten ersetzen können. Da der Bedarf an Maschinen u.a. durch die Umspurung des Reststück des Thumer Netzes von Schönfeld-Wiesa zur Papierfabrik Schönfeld 1985, weiter rückläufig war, konnten Ende der 1980er Jahre mehrere besonders stark verschlissene Maschinen von der DR abgestellt werden.

Durch die Wende in der DDR wurden alle derartigen Pläne jedoch gestoppt, zwar gingen die Beförderungsleistungen im Güterverkehr stark zurück, aber da die Zittauer Schmalspurbahn weiterbetrieben und der Kauf von Diesellokomotiven aus rumänischer Produktion durch die dortigen Veränderungen nicht mehr möglich war, drohte der DR in Zukunft ein Lokmangel. Durch den Verkehrsrückgang besaßen die zuständigen Reichsbahnausbesserungswerke Meiningen und Görlitz jedoch genügend Möglichkeiten zur grundlegenden Reparatur der Maschinen. Neben den Kesseln sollten dabei auch die Blechrahmen erneuert werden, im Grunde kam die Erneuerung einem Neubau gleich. Noch 1990 wurde in Meiningen mit dem Bau der ersten neuen Kessel nach den nur in kleinsten Details veränderten Bauplänen der zweiteiligen Kessel von 1956 begonnen. Grundlegende Konstruktionsschwächen wie der Blechrahmen wurden bei der Generalreparatur aber unverändert gelassen. Insgesamt wurden 1991 bzw. 1992 14 Maschinen mit neuen Kesseln und Rahmen ausgestattet, zuerst wurden dabei die abgestellten sowie weitere stark abgenutzte Maschinen für ca. sieben Mio. DM repariert.

Heute sind die Maschinen auch weiterhin auf ihren angestammten Strecken im Einsatz. Weitere Lokomotiven befinden sich heute auf Rügen bei den Rügenschen Kleinbahnen. Eine Lok, die 99 788, ist zur Museumsbahn WarthausenOchsenhausen (Öchsle) nach Baden-Württemberg verkauft worden und fährt dort.

Technische Merkmale

Entsprechend den damals modernen Baugrundsätzen sind die Lokomotiven komplette Schweißkonstruktionen. Äußerlich auffällige Unterschiede zur Vorgängerbaureihe 99.73-76 sind der fehlende Vorwärmer mit Kolbenspeisepumpe und die den Führerstand vollständig abschließenden hohen Türen.

Kessel

Deutlich sind auf der 99 782 die vier Dome auf dem Kessel zu erkennen

Der Langkessel des 9,7 t schweren aus Stahl 34 gefertigten Dampflokomotivkessels ist aus einem Schuss (d.h. einem Stück) geschweißt, nur bei den 1956 hergestellten Maschinen schweißte man den Langkessel aus 2 Schüssen zusammen. Auf dem für 14 bar Druck zugelassenen Kessel mit 1400 mm Durchmesser und 13 mm Wandstärke sitzt hinter dem Schornstein der Speisedom, dann folgt ein Sanddom, der Dampfdom und ein weiterer Sanddom.

Als Speiseeinrichtung sind zwei saugende Dampfstrahlpumpen vorhanden. Für den Braunkohleeinsatz wurde die Rostfläche gegenüber der Einheitslok vergrößert.

Rahmen und Fahrwerk

Im Unterschied zum Barrenrahmen der 99.73–76 erhielten die Maschinen einen 30 mm starken Blechrahmen, wie er sich schon bei der Baureihe 52 bewährt hatte.

Wie auch bei der Einheitslok ist die dritte Kuppelachse Treibachse und die Laufachsen werden in Bisselgestellen mit ±120 mm Seitenverschiebbarkeit geführt. Die erste, dritte und fünfte Kuppelachse sind fest im Rahmen gelagert, die zweite und vierte sind ±24 mm seitenverschiebbar und die Treibachse ist spurkranzlos. Daraus ergibt sich ein fester Achsstand von 4000mm.

Sonstiges

Die Fahrzeuge führen 5,8 m³ Wasser und 3,6 Tonnen Kohle mit. Unterschiedlich sind die Lichtmaschinen. Die Maschinen auf Rügen sind mit Einheitsturbogeneratoren mit 0,5 kW Leistung ausgerüstet. In Sachsen, wo die gesamte Energie für den Wagenzug von der Lok erzeugt wird, werden deutlich größere Lichtmaschinen mit einer Leistung von 10 kW verwendet.

Einsatz

Die ersten Einsatzgebiete waren das Thumer Netz mit den Strecken Schönfeld–Wiesa–Thum–Meinersdorf und Wilischthal–Thum, die Strecke Cranzahl–Kurort Oberwiesenthal (Fichtelbergbahn) und die Strecke Freital-Hainsberg–Kurort Kipsdorf (Weißeritztalbahn). Einige Lokomotiven wurden auch in Thüringen bei der Trusebahn beheimatet.

Nach der Stilllegung des Thumer Netzes Anfang der 1970er Jahre kamen die Lokomotiven dann auch auf der Lößnitzgrundbahn (Radebeul Ost–Radeburg) zum Einsatz. Erst in den 1980er Jahren gelangten einige Lokomotiven auch zur Rügenschen Schmalspurbahn und zum Zittauer Netz, um dem dortigen Lokmangel abzuhelfen.


Galerie

Verweise

Literatur

  • Jürgen U. Ebel, Bernd Seiler: Die Baureihe 99.73–79 – Einheitslok auf schmaler Spur. EK-Verlag, Freiburg 1994, ISBN 3-88255-119-4.
  • Wolfram Wagner, Reiner Scheffler: Die sächsische VII K. Die Geschichte der Baureihe 99.73–79. Bufe-Fachbuchverlag, Egglham 1993, ISBN 3-922138-47-0.
  • Dirk Endisch: Baureihe 99.77–79. 1. Auflage. transpress Verlag, Stuttgart 2001, ISBN 3-613-71178-8.

Weblinks

 Commons: DR Class 99.77-79 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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