DFS-Kopernikus

DFS-Kopernikus
Ein DFS-Kopernikus-Satellit auf einer 100-Pf-Briefmarke (im Ausschnitt die Ausleuchtungszone)

DFS-Kopernikus (Deutscher Fernmeldesatellit Kopernikus, nach dem Astronomen Nikolaus Kopernikus) war der Name dreier geostationärer Nachrichtensatelliten der Deutschen Bundespost (später Deutsche Telekom). Sie sind inzwischen alle außer Dienst gestellt und in einen Friedhofsorbit verbracht worden.

  • DFS-Kopernikus 1: 23,5° Ost, später 33,5° Ost (1989–1994?)
  • DFS-Kopernikus 2: 28,5° Ost (1990–2000?)
  • DFS-Kopernikus 3: 23,5° Ost (1992–2002)

Inhaltsverzeichnis

Die Anfänge

1982 traf die Deutsche Bundespost die Entscheidung für den Aufbau eines nationalen Fernmelde-Satelliten-Systems (FSS). Die Fertigung des Satelliten wurde 1983 an ein deutsches Industrie-Konsortium mit Namen RDFS (später GESAT), bestehend aus den Firmen MBB-ERNO und AEG-Telefunken Nachrichtentechnik GmbH (ANT) (vormals AEG-Telefunken), vergeben. ANT gehörte ab 1983 einem Konsortium von Thomson, Bosch, Mannesmann und der Allianz-Versicherung.

Als die Entwicklung begann, sollten sie zwei Zwecken dienen:

  1. Als Fernmeldesatelliten für Telekommunikationsverbindungen (Telefon, Telex, Telefax, Datex etc.) innerhalb des Bundesgebietes und nach Berlin (West)
  2. Für die Übertragung von Fernsehbildern von Ü-Wagen in die Sendeanstalten und der Zuführung von Fernsehprogrammen in die sich damals in Planung befindlichen Kabelnetze

Die Konzeption umfasste die Satelliten DFS I und DFS II im geostationären Orbit sowie einen Ersatzsatelliten am Boden. Für DFS I wurde die Position 23,5° Ost und für DFS II 28,5° Ost vorgesehen.

Technik

Die Satelliten hatten eine Startmasse von ca. 1400–1415 kg und am Beginn ihrer Lebenszeit auf der geostationären Umlaufbahn eine Masse von 850 kg. Ihre Solarpaneele hatten eine Spannweite von 15,5 Metern und lieferten bis zu 1550 Watt elektrische Leistung. Die Kommunikationsausrüstung besteht aus zehn 14/11–12-GHz-Transpondern (plus fünf als Reserve) sowie einem experimentellen 30/20-GHz-Transponder. Die Sendeleistung pro Transponder betrug 20 Watt. Die drei 11-GHz-Band (FSS-Band)-Transponder haben eine Bandbreite von je 72 MHz, die sieben Transponder für das 12-GHz-Band (SMS-Band) eine Bandbreite von je 36 MHz. Der Preis der Kopernikus-Satelliten betrug damals je 50 Millionen US-Dollar.

Einsatzgeschichte

Nach seinem Start am 5. Juni 1989 wurde DFS-Kopernikus 1 auf 23,5° Ost positioniert. Ab 1. August 1989 nahm er seine Arbeit auf. Obwohl er dafür weder ausgelegt noch geplant wurde, verwendete die Deutsche Bundespost ihn zu dieser Zeit hauptsächlich nicht als Fernmeldesatellit, sondern als Fernsehsatellit. DFS-Kopernikus sollte die Verzögerungen im DBS-Fernsehen, die durch Bau und Startverschiebungen, durch politische Streitigkeiten sowie den technischen Verlust des TV-SAT 1 entstand, egalisieren, und so das Eindringen der privatwirtschaftlichen Astra-Satelliten in den deutschen Fernsehmarkt verhindern. Zur Einspeisung in die bundesdeutschen Kabelnetze wurden die Programme PRO 7, WDR 3, Tele 5, Bayern 3, ARD EinsPlus, RTL Plus sowie das sich bereits im Betriebsversuch befindliche DSR-Paket auf den Satelliten geschaltet.

Nach dem Start von DFS-Kopernikus 2 am 25. Juli 1990, der auf 28,5° Ost positioniert wurde, übernahm dieser ab 3. September 1990 alle noch auf Kopernikus 1 verbliebenen Fernmeldedienste, so dass alle Transponder auf Kopernikus 1 mit Fernsehprogrammen belegt wurden. Nach dem Start von Kopernikus 3 löste dieser Kopernikus 1 auf 23,5° Ost ab. Kopernikus 1 wurde auf 33,5° Ost verschoben, wo er als Fernmeldesatellit arbeitete, bis er außer Kontrolle geriet.

DFS-Kopernikus war nicht als Direktempfangssatellit konzipiert, zur TV-Übertragung mussten daher neben den drei sehr breiten 72 MHz Transpondern die im Frequenzbereich 11,45–11,7 GHz lagen und damit im üblichen FSS-Frequenzband auch die sieben 36 MHz breiten Fernmeldetransponder im bisher für Satellitenfernsehen unüblichen SMS-Band 12,5–12,75 Ghz eingesetzt werden. Ein solches Frequenzband konnten aber die damals im Handel befindlichen Satellitenempfangsanlagen für den Direktempfang der Eutelsat-13°-Ost-Satellitenposition nicht verarbeiten und mussten daher für den DFS-Kopernikus-Empfang im SMS-Band erst aufgerüstet werden. Das Astra-System hingegen folgte mit seinem Frequenzplan (bis zu Astra 1D) konsequent dem Eutelsat-Standard (10,95–11,75 Ghz). Viele Sat-Enthusiasten welche damals über eine bestehende Sat-Empfangsanlage verfügten, wählten daher nicht den aufwendigeren Weg zur Umstellung auf DFS-Kopernikus 23,5° Ost, sondern schwenkten ihre Empfangsanlage lediglich von Eutelsat-ECS 13° Ost wenige Grade nach links zu Astra-ECS 19,2° Ost.

Neu zu installierende Kopernikus-Empfangsanlagen – welche hauptsächlich vom Fachhandel propagiert wurden – fanden durch einen gegenüber auch über Baumärkte vertriebene Astra-„Billigschüsseln“ wesentlich höheren Preis keine massenhafte Verbreitung, obwohl sich bis zum Start des Satelliten Astra 1C und der Aufschaltung von ARD und ZDF auf das Astrasystem mehr deutschsprachige Fernsehprogramme auf Kopernikus 3 als auf diesem befanden.

Nach dem Start eines dritten auf 19,2° Ost parallel positionierten Astra-Satelliten Astra 1C, der am 12. Mai 1993 erfolgte, war der Kampf um den deutschsprachigen Satellitenhimmel entschieden, und fand mit dem Aufschalten von ARD und ZDF am 27. August 1993 auf das Astra-Satellitensystem ihren Abschluss. Über die drei kopositionierten Astra-Satelliten wurde damit der Empfang von 48 Fernsehprogrammen über eine Antenne möglich und damit befanden sich erstmals mehr deutschsprachige Fernsehprogramme auf dem privaten Astra-System als auf Kopernikus 3. In der Folge nahm die Deutsche Bundespost ihn relativ schnell vom Markt der Fernsehsatelliten. Die Strategie der Post war endgültig gescheitert.

Von da an wurden nur noch für den durchschnittlichen Satellitenzuschauer unbedeutende Zuspielungen zu Kabelnetzen durchgeführt. Beispielsweise liefen auf Kopernikus 3 im Sommer 1995 die ersten Sendungen der deutschsprachigen Ausgabe des privaten Kinderprogrammes Nickelodeon. Daneben arbeitete der Satellit nun wie ursprünglich geplant als Fernmeldesatellit. Im Jahre 2002 vermietete die Deutsche Telekom den Satelliten für seine restliche Lebenszeit an die griechische Hellas Sat, wo er bis zum Ende der Lebenszeit im Jahr 2003 unter dem Namen HellasSat 1 lief.

Die „Aushilfe“

Nach dem Mauerfall entstand rasch ein hoher Bedarf an innerdeutschen Telefonverbindungen. Da die Kabel nicht schnell genug ausgebaut werden konnten, wurde der neue Kopernikus 2 zwischenzeitlich als Telefonsatellit eingesetzt.

Der Nachfolger

Weil kein deutscher Satellit sie belegte, drohte nun Deutschland der Verlust der Orbitalposition 23,5° Ost. Die Telekom war an einem eigenen neuen Satelliten nicht interessiert, obwohl Bedarf für einen Kommunikationssatelliten vorhanden war und ist. Deshalb wurde eine Vereinbarung mit der Astra-Betreibergesellschaft SES geschlossen. Diese sieht den Betrieb eines Astra-Satelliten auf der deutschen Orbitalposition vor, der die dort Deutschland zugeteilten Frequenzen nutzt. Der Satellit Astra 3A nahm als Nachfolgesatellit von Kopernikus 3 im Jahr 2002 seine Arbeit auf.

Empfangsvoraussetzungen

Die Kopernikus-Satelliten waren Anfang der 1990er-Jahre mit Satellitenschüsseln ab zirka 85 cm Durchmesser in Deutschland empfangbar, während für Astra 1A 60 cm Durchmesser ausreichten. Anders als für Astra 1A benötigte jedoch der Zuschauer für DFS Kopernikus einen teuren LNB, der sowohl den (von Astra 1A ausschließlich genutzten) Frequenzbereich von 10,95–11,7 GHz als auch den Frequenzbereich von 12,5–12,75 GHz empfangen konnte. Wegen der höheren Kosten und der größeren benötigten Satellitenschüssel konnten sich die Kopernikus-Satelliten trotz des damals größeren Programmangebotes nicht im Massenmarkt behaupten.

Marktanteile etwa 1990 in Deutschland:

  • Astra: ca. 80 %
  • Kopernikus: ca. 20 %
  • TV-SAT 2: wahrscheinlich unter 1 %

Weblinks

Siehe auch

Literatur

Hans-Martin Fischer: DFS Kopernikus, Der deutsche Fernmeldesatellit aus Bremen, Band 1, Konfiguration und Funktion Stedinger-Verlag, Lemwerder 2009 ISBN 978-3-927-697-52-2


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