Curtiz

Curtiz

Michael Curtiz (* 24. Dezember 1888 als Mihály bzw. Manó Kertész Kaminer in Budapest, Österreich-Ungarn; † 11. April 1962 in Hollywood, Los Angeles, Kalifornien) war ein ungarisch-amerikanischer Filmregisseur. Während seiner über 50-jährigen Karriere inszenierte er über 160 Filme, darunter große Publikumserfolge wie Casablanca.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Unter seinem Geburtsnamen begann er nach einem Kunststudium an der Königlich Ungarischen Akademie der Künste 1912 eine Karriere als Schauspieler und Regisseur. Zuvor ging Curtiz nach Schweden, wo er Regisseuren wie Victor Sjöström und Mauritz Stiller assistierte,[1] da zu jener Zeit skandinavische und französische Filme in den europäischen Kinos dominierten. In Schweden wirkte er auch als Darsteller in August Bloms Literaturadaption von Hauptmanns Atlantis unter dem Namen Mihály Kertész mit.[1] Anschließend ging er in seine Heimat zurück, wo er bald Chefregisseur der führenden ungarischen Filmproduktionsgesellschaft, Phoenix, wurde. Für die Phoenix inszenierte er bis 1918/1919 diverse Filme, als er mit der Machtergreifung von Béla Kun, der in Ungarn eine Diktatur errichtete, mit anderen ungarische Filmschaffende nach Wien in die Emigration flüchtete. Dort setzte er seine Arbeit bei Sascha Kolowrat-Krakowskys Sascha-Film unter dem Namen Michael Kertecz fort, wo er unter anderem einige Monumentalfilme inszenierte. Mit Sodom und Gomorrha und Die Sklavenkönigin verwirklichte er einige der größten und teuersten je in Österreich hergestellten Filmproduktionen. Er stand hierbei in direkter Konkurrenz zu seinem Landsmann Alexander Korda, der zur selben Zeit für die Konkurrenzgesellschaft Vita-Film ebenfalls Monumentalfilme inszenierte. Curtiz war Vorstandsmitglied des österreichischen Filmbunds, einer Interessenvertretung der österreichischen Filmschaffenden.

Er arbeitete in den 1920er Jahren in Berlin und Paris, als er von Harry Warner 1926 in die Vereinigten Staaten gerufen wurde, wo er einen gut dotierten Vertrag bei der Filmgesellschaft Warner Brothers erhielt. Freundschaftlich verbunden mit dem Co-Gründer Harry Warner, mit dem ihn die Liebe zum Polo und zur Pferdezucht verband, blieb er für die nächsten 26 Jahre bei Warners und wurde zum profiliertesten Regisseur des Studios. Seine über 100 Filme waren teilweise Routineproduktionen, doch in den meisten Werken konnte Curtiz seine technische Meisterschaft demonstrieren, auch aus abgedroschenen Drehbüchern noch interessante Szenen zu konstruieren. Besonders in den 1930er und 1940ern stieg Curtiz sozusagen zum Hausregisseur auf und war stilbildend in vieler Hinsicht. Seine Filme mit Errol Flynn, angefangen mit Captain Blood, für dessen Hauptrolle zunächst Robert Donat vorgesehen war und insbesondere Der Verrat des Surat Khan (The Charge of the Light Brigade), der eine heroische Episode aus dem Krimkrieg schilderte, machten aus Flynn den größten männlichen Star des Studios. Actionfilme wie The Adventures of Robin Hood, der perfekt Technicolor und Massenszenen zu effektiven Szenen verband aus dem Jahr 1938 und The Sea Hawk aus dem Jahr 1940 waren Klassiker des Genres.

Curtiz verhalf einigen Schauspielern zu exzellenten Rollen. James Cagney gewann für Yankee Doodle Dandy 1942, einer Biografie der Broadway-Legende George M. Cohen, den Oscar, Joan Crawford bekam einen Oscar für ihr Comeback in Solange ein Herz schlägt (engl. Mildred Pierce), ein stilvoll inszeniertes Film-Noir Melodrama um eine aufopferungsbereite Mutter. Die Dreharbeiten waren anfangs stürmisch, da Curtiz unbedingt Barbara Stanwyck für die Rolle der Mildred Pierce haben wollte, die bereits im Vorjahr in Double Indemnity bereits in der Verfilmung eines anderen Romans von James M. Cain aufgetreten war. Crawford, die kurz vorher von MGM zu Warner gewechselt war, wurde von Curtiz als Phoney Joan bezeichnet und avancierte wegen ihrer breiten Schultern zur Zielscheibe von Curtiz Spott. Als sich Crawford persönlich für die Besetzung von Shirley Temple als Veda, der amoralischen Tochter von Mildred einsetzte, blaffte sie Curtiz an:

And who will play Mildred's Lover? Mickey Rooney?

Am Ende kamen die beiden doch gut miteinander aus und Curtiz überbrachte Crawford persönlich ihren Oscar, da die Schauspielerin bewusst nicht zur Verleihung gegangen war und die Verleihung im eigenen Bett verfolgt hatte. Mildred Pierce wurde zu einem Klassiker des Film-Noir und der Kameramann Ernest Haller perfektionierte eine Ausleuchtung, die den starken Hell-Dunkel Kontrast betonte, der diesen Filmen ihren Namen gab. Die beiden drehten vier Jahre später noch Die Straße der Erfolgreichen, ein stilvolles Drama um Liebe, Erpressung und Politik, das zum größten Kassenerfolg des Jahres 1949 wurde.

John Garfield wurde von Curtiz entdeckt und durch Vater dirigiert 1938 zum Star. Ebenso war Michael Curtiz verantwortlich für den Aufstieg von Doris Day, die er 1948 durch Romance on the High Seas führte. Kay Francis spielte in The Keyhole, Mandalay, British Agent und Stolen Holiday unter der Regie von Curtiz und bot jedes Mal gute Darstellungen. Auch mit Bette Davis drehte er eine Reihe von erfolgreichen Filmen, obwohl er sie zunächst als no good, sexless son of a bitch bezeichnet hatte. Schließlich kamen die zwei doch noch auf der Arbeitsebene zueinander und drehten mit The Private Lives of Elizabeth and Essex einen Film über Elisabeth I., der in prachtvollem Technicolor eine mehr oder weniger erfundene Liebesgeschichte der Monarchin schilderte. Seinen bekanntesten Film drehte er 1943: Casablanca, der auch den Oscar als bester Film des Jahres gewann und aus Ingrid Bergman einen Star machte.

Seit dem Film Doctor X von 1932 arbeitete er regelmäßig mit dem Cutter George Amy zusammen, ihre letzte gemeinsame Produktion war Unser Leben mit Vater aus dem Jahre 1947.

Nachdem Curtiz 1953 das Studio verließ, nahmen seinen Filme rasch an Qualität ab und er beendete seine Karriere mit wenig erfolgreichen Werken.

Würdigung

Curtiz war in nahezu jedem Genre aktiv, drehte seine besten Filme jedoch stets, wenn er ein gutes Skript zur Verfügung hatte, das eine mitreißende Geschichte erzählte. Mitunter ist es schwer, eine eigene Handschrift zu erkennen, doch hatte er bei Warners weit mehr künstlerische Freiheiten als Kollegen bei anderen Studios, die häufig sehr auf Previews setzten und mitunter ganze Passagen neu drehen ließen.

Curtiz war ein ausgeprägter Despot, der auf seinen Sets mit eiserner Hand und Disziplin Regie führte. Sein endloser und meist vergeblicher Kampf gegen die englische Sprache kumulierten in vielen Anekdoten, die bekannteste ist sicher die, als er während der Dreharbeiten zu The Charge of the Light Brigade rief:

Bring on the empty Horses

Er meinte damit Pferde ohne Reiter.

Filmografie

Ungarn

  • 1912: Az Utolsó bohém
  • 1916: Der Wolf (Farkas)
  • 1916: Herr Doktor (Doktor úr)
  • 1917: Meister Zoárd (Zoárd mester)
  • 1917: Der rote Samson (A Vörös Sámson)
  • 1917: Die Tataren-Invasion (Tatárjárás)
  • 1917: Der Hexendoktor (A Kuruzsló)
  • 1918: Droschke 99 (A 99-es számú bérkocsi)
  • 1918: Die Damen mit den Sonnenblumen (A Napraforgós hölgy)
  • 1918: Die lustige Witwe (A Víg özvegy)
  • 1918: Der Teufel (Az ördög)
  • 1918: Lulu
  • 1918: Judas (Júdás)
  • 1918: Alraune
  • 1919: Liliom

Österreich

  • 1919: Die Dame mit dem schwarzen Handschuh
  • 1920: Die Dame mit den Sonnenblumen
  • 1920: Boccaccios Liebesnächte
  • 1920: Der Stern von Damaskus
  • 1920: Die Gottesgeisel
  • 1921: Cherchez la femme
  • 1921: Dorothys Bekenntnis
  • 1921: Miss Tutti Frutti
  • 1921: Herzogin Satanella
  • 1921: Labyrinth des Grauens / Wege des Schreckens
  • 1922: Sodom und Gomorrha
  • 1923: Die Lawine
  • 1923: Namenlos
  • 1923: Der junge Medardus
  • 1924: Harun al Raschid
  • 1924: Die Sklavenkönigin
  • 1924: Ein Spiel ums Leben
  • 1925: Das Spielzeug von Paris
  • 1926: Fiaker Nr. 13
  • 1926: Der Goldene Schmetterling

Hollywood

Auszeichnungen

  • 1935 – Oscarnominierung als bester Regisseur für Captain Blood
  • 1938 – Zwei Oscarnominierungen als bester Regisseur für Four Daughters und Angels with Dirty Faces
  • 1942 – Oscarnominierung bester Regisseur für Yankee Doodle Dandy
  • 1943 – Oscar als bester Regisseur für Casablanca

Weblinks

Quellen

  1. a b Michael Hanisch in Filmspiegel, Nr 7 - 1987, Seite 25

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