Curt Glaser

Curt Glaser

Curt Glaser (* 29. Mai 1879 in Leipzig; † 23. November 1943 in Lake Placid, New York) war ein deutscher Arzt, Kunsthistoriker, Kunstkritiker und Sammler.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Glasers Eltern, der Kaufmann Simon Glaser und seine Frau Emma Glaser, geb. Haase, übersiedelten bald nach der Geburt ihres Sohnes nach Berlin. Glaser, jüdischen Glaubens geboren, trat etwa 1911 zum protestantischen Glauben über. Er hatte zwei Brüder, den Mediziner Felix Glaser (1874–1931) und den Kunsthändler Paul Glaser (1885–1946).

Curt Glaser promovierte 1902 in Medizin in München und begann dann ein Studium der Kunstgeschichte in Freiburg, München, und Berlin, wo er 1907 bei Heinrich Wölfflin mit einer Arbeit über Hans Holbein d. Ä. ein weiteres Mal promovierte. Als Arzt praktizierte er nur im Ersten Weltkrieg an der Front.

1909 bis 1920 war er als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter und Assistent und 1920 bis 1924 als Kustos am Berliner Kupferstichkabinett tätig. 1924 bis 1933 leitete er als Direktor die Berliner Kunstbibliothek bis er von den Nationalsozialisten entlassen wurde.

1903 heiratete er Elsa Kolker aus Breslau (1932 gestorben), mit der zusammen er eine bedeutende Kunstsammlung unter anderem mit Werken von Max Beckmann, Ernst Ludwig Kirchner, Henri Matisse und Edvard Munch aufbaute. 1933 heiratete er Maria Milch (Tochter: Eva Renate 1935–1943) und emigrierte im Juni 1933 in die Schweiz. Zeitweise lebten Glasers auch in Italien, wo Glaser an einer Geschichte der italienischen Renaissance arbeitete. Das Ehepaar emigrierte 1941 über Kuba in die USA und ließ sich in New York nieder. Glaser starb nach längerer Krankheit ohne im Exil noch einmal beruflich Fuß gefasst zu haben.

Als Kunsthistoriker setzte er sich für die Neubewertung der altdeutschen Kunst ein und gab zusammen mit Karl Scheffler die Reihe Deutsche Meister heraus. Gleichzeitig setzte er sich mit der zeitgenössischen Kunst auseinander und zählt zu den frühen Förderern der expressionistischen Kunst in Deutschland, wie auch zu den ersten Kunstwissenschaftlern, die sich mit der ostasiatischen Kunst beschäftigten.

Neben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit schrieb Glaser von 1902 bis 1910 regelmäßig Kunstkritiken für die Tageszeitung Hamburgischer Correspondent. Seit 1909 trug er zu der von Karl Scheffler herausgegebenen Zeitschrift Kunst und Künstler bei und war parallel Berlin-Redakteur der Kunstchronik. Von 1918 bis 1933 war er der Kunstberichterstatter der Tageszeitung Berliner Börsen-Courier.

Schriften

  • Hans Holbein d.Ä., Kunstgeschichtliche Monographien Band 11. Hiersemann, Leipzig o.J.
  • Die Kunst Ostasiens. Der Umkreis ihres Denkens und Gestaltens. Insel, Leipzig 1913.
  • Zwei Jahrhunderte deutscher Malerei. Von den Anfängen der deutschen Tafelmalerei im ausgehenden 14. Jahrhundert bis zu ihrer Blüte im beginnenden 16. Jahrhundert. Bruckmann, München 1916.
  • Edvard Munch. Cassirer, Berlin 1917.
  • Der Holzschnitt. Von seinen Anfängen im 15. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Cassirer, Berlin 1920.
  • Vincent van Gogh. Bibliothek der Kunstgeschichte, Band 9. Seemann, Leipzig 1921.
  • Lukas Cranach. Deutsche Meister. Insel, Leipzig 1921.
  • Die Graphik der Neuzeit. Vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Cassirer, Berlin 1922.
  • Eduard Manet: Faksimiles nach Zeichnungen und Aquarellen. Veröffentlichungen der Marées-Gesellschaft. Piper, München 1922.
  • Gotische Holzschnitte. Propyläen, Berlin 1923.
  • Paul Cézanne. Bibliothek der Kunstgeschichte, Band 50. Seemann, Leipzig 1923.
  • Hans Holbein d. J. Zeichnungen. Schwabe, Basel 1924.
  • Die Altdeutsche Malerei. Bruckmann, München 1924.
  • Ostasiatische Plastik, Band 11: Die Kunst des Ostens. Hrsg. William Cohn. Cassirer, Berlin 1925.
  • Japanisches Theater. Würfel, Berlin 1930.
  • Les peintres primitife allmands du milieu du XIV.e siècle à la fin du XVe. van Oest, Paris 1931.
  • Amerika baut auf! Cassirer, Berlin 1932.
  • Zu Besuch bei Edvard Munch in Ekely – 1927. Meyer, Basel 2007, ISBN 9783905799019.

Literatur

  • Hartmut Walravens: Deutsche Ostasienwissenschaften und Exil (1933–1945). Curt Glaser * 29. Mai 1879 in Leipzig, † 23. November 1943 New York. Ein vorläufiges Schriftenverzeichnis. In: Hartmut Walravens (Hrsg.): Bibliographie und Berichte. Festschrift für Werner Schochow. München, London, New York u. a. 1990, S. 231–266.
  • Andreas Strobl: Curt Glaser. Kunsthistoriker, Kunstkritiker, Sammler. Eine deutsch-jüdische Biographie. Böhlau, Köln 2006, ISBN 3412263052.

Weblinks


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