Cunene

Cunene
Cunene
Lage
Basisdaten
Staat Angola
Hauptstadt Ondjiva
Fläche 89.342 km²
Einwohner 240.000
Dichte 2,7 Einwohner pro km²
ISO 3166-2 AO-CNN

Cunene ist eine Provinz des afrikanischen Staates Angola. Die 89.342 km2 große Provinz mit etwa 240.000 Einwohnern (Berechnung 2006) liegt im äußersten Süden des Landes und grenzt auf mehreren hundert Kilometern an das benachbarte Namibia. Die Provinz wird vom Fluss Kunene durchquert, der im weiteren Verlauf gleichzeitig die Grenze zu Namibia bildet.

Die Hauptstadt der Provinz ist Ondjiva (teilweise auch N’jiva geschrieben, zu Kolonialzeiten Vila Pereira de Eça)) mit stark 10.000 Einwohnern (Berechnung 2006). Eine weitere Stadt ist Xangongo. Eine wichtige Siedlung, Santa Clara, befindet sich an der größten Grenzübergangsstelle zu Namibia.

Die Provinz umfasst die "municípios" ("Gemeinden" oder "Kreise") Cahama, Cuanhama, Curoca, Cuvelai, Namacunde und Ombadja.

Die Bevölkerung besteht ganz überwiegend aus Hirtenbauern, die also im Wesentlichen von ihren Rinderherden leben und zusätzlich ein gewisses Maß an Landwirtschaft für den Eigenverbrauch betreiben, außerdem etwas Kleintierzucht. Da aufgrund der Bodenbeschaffenheit und zeitlich jeweils begrenzter Regenfälle die Weideflächen nicht sehr ergiebig sind, müssen die Herden zyklisch bestimmter ausgedehnter Routen entlang getrieben werden[1].

Der größte Teil der Bevölkerung gehört zum Volk der Ovambo. Aufgrund ihres zahlenmäßigen Gewichts ist die Gruppe der Kwanyama (portugiesisch: Cuanhama) mit Abstand die bedeutendste. In der Provinz lebe auch eine Reihe von Minderheitsgruppen, die nicht zu den Ovambo gehören. Die Hinda werden der Kategorie der Nyaneka-Nkhumbi zugerechnet, haben sich aber in ihrer Lebensweise den Ovambo angepasst. Verstreute Chokwegruppen unterscheiden sich dadurch, dass sie sich auf den Ackerbau (sowie natürlich Kleintierzucht) beschränken. Restgruppen der zu den Khoisan gehörigen San (in der Kolonialzeit als „Buschmänner“, portugiesisch „bosquímanos“ bezeichnet), überleben durch Jagd und Sammeln. Bis auf die letzteren gehören alle Volksgruppen der Provinz zu den Bantu [2].

Ondjiva kommt langsam aus einer langen Phase der Stagnation heraus. Die Stadt lebt im Wesentlichen von Handel und Dienstleistungen. Seit der Kolonialzeit ist sie Bischofssitz einer katholischen Diözese. Seit 2009 gibt es dort ein kleines Campus der Universität Mandume, deren Hauptsitz Lubango ist.

In der Provinz Cunene gibt es einen Nationalpark, der nicht zuletzt als Anziehungspunkt für Tourismus gedacht ist, diese Funktion jedoch - aufgrund des Bürgerkriegs in Angola - bisher kaum erfüllt.

Geschichte

Wie in ganz Angola, so bestand auch in der heutigen Provinz Cunene die Urbevölkerung aus Khoisan bzw. San deren Lebensraum dann schrittweise von Bantuvölkern eingenommen wurde. Auf ihrem langsamen Vordringen aus nördlicher Richtung erreichten diese das Kunene-Gebiet vermutlich im 16. und 17.. Jahrhundert. Aufgrund der geografischen und ökologischen Gegebenheiten kam es in der Region nie zu einer dichten Besiedlung. Immerhin war die Zahl der Kwanyama südlich und nördlich des Kunene im 18. Jahrhundert soweit angewachsen, dass sie eine recht stabile politische Einheit („Reich“) zu gründen vermochten, dessen Oberhaupt seinen Sitz im Bereich der gegenwärtigen Provinz Cunene hatte. [3]

Im Rahmen des kolonialen “Scramble for Africa” interessierte sich für das Kunenegebiet nicht nur Portugal, sondern auch England und Deutschland. Letzteres erhielt auf der Berliner Konferenz 1880 das Territorium des heutigen Namibia zugesprochen, das zur deutschen Kolonie Südwestafrika wurde. Nordgrenze dieses Territoriums war/ist der Kunene. Portugal, das im Süden des heutigen Angola bis dahin noch relativ wenig Präsenz gezeigt hatte, beeilte sich daraufhin, das Gebiet bis zum Kunene zu erobern. Dies gelang ihm jedoch nur durch wiederholte militärische Feldzüge, gegen den erbitterten Widerstand der Kwanyama. [4]. Erst Mitte der 1920er Jahre befand sich die heutige Provinz Cunene unter gesicherter kolonialer Kontrolle, wenn sich auch bereits vorher die portugiesische Präsenz deutlich verstärkt hatte. [5]

Die dortige Bevölkerung konnte allerdings im Wesentlichen ihre Lebensweise unverändert fortsetzen. Die Tatsache, dass der Kunene nun zur Grenze zwischen Besitzungen zweier unterschiedlicher Kolonialmächte geworden war, hinderte die Kwanyama Angolas nicht daran, weiterhin (und bis heute) recht enge Verbindungen mit denen am Südufer des Kunene aufrechtzuerhalten.

Während der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde auch die Bevölkerung des damaligen Distrikts Cunene in das Kolonialsystem einbezogen. [6]Dies erfolgte vor allem auf dem Wege über das Handelsnetz, mit dem die Portugiesen ihre ganze Kolonie überzogen. Gleichzeitig kam es zu einer Missionierung durch die katholische Kirche [7]. und einer administrativen Erfassung, die gegen Mitte des 20. Jahrhunderts de Erhebung von Steuern ermöglichte. Zu einer Abwanderung in die Städte und/oder in die Lohnarbeit, die im mittleren und nördlichen Angola gang und gäbe wurde, kam es hier jedoch nur in vergleichsweise geringem Ausmaß.

Die Volksgruppen im Distrikt Cunene nahmen nur in ganz geringem Maße am anti-kolonialen Krieg 1961-1974 teil. Sie erreichten in gegen Ende dieser „spätkolonialen“ Phase allerdings, dass der Kolonialstaat in ihrem Gebiet die Bemühungen um Entwicklung, so auf schulischem Gebiet, etwas verstärkte. Auch am bewaffneten Kinflikt unter den Unabhängigkeitsbewegungen, zunächst 1974/75 bis zur Unabhängigkeit, dann 1975-2002 im Bürgerkrieg in Angola, nahmen sie nur am Rande teil.

Während des Unabhängigkeitskampfes in Namibia fanden allerdings zahlreiche politische Flüchtlinge, meist Anhänger der SWAPO, Unterschlupf in der Provinz, was dazu führte, dass dort auch immer wieder Truppen aus Südafrika intervenierten. Schlachten zwischen diesen und angolanisch-kubanischen Truppen fanden zur damaligen Zeit im Raum Xangongo und rund um Calueque statt. Der dortige Staudamm wurde durch südafrikanische Truppen gesichert, bei einem Luftangriff kubanischer Kampfflugzeuge jedoch zerstört und bisher nicht wieder aufgebaut.

Seit der Unabhängigkeit Angolas und Namibias, besonders seit Ende des Bürgerkriegs in Angola, haben die Kwanyama ihre Verbindungen nach Namibia hinein erneut verstärkt, nicht zuletzt durch den Verkauf von Vieh zum Erwerb von Fertigprodukten, die in Angola nicht oder nur teurer zu erhalten waren/sind.

Mit dem politischen Regime in Angola haben die Hirtenbauern der Provinz ein einigen Gebieten ein erhebliches Problem, weil dort von Militärs, Politikern oder Unternehmern ausgedehnter Landbesitz erworben und mit Zäunen umgeben wurde, was Routen für die Wanderungen der Vieherden (Transhumanz) abschnitt und damit die Lebensgrundlage der dortigen Bevölkerung ernsthaft bedroht.

Einzelnachweise

  1. Eduardo Cruz de Carvalho & Jorge Vieira da Siva, The Cunene Region: Ecological analysis of an African agropastoral system, in Franz-Wilhelm Heimer (org.), Social Change in Angola, München: Weltforum Verlag, 1973, pp. 145-191
  2. José Redinha, Etnias e culturas de Angola, Luanda: Instituto de Investigação Científica de Angola, 1975
  3. Carlos Estermann, ‘‘Etnografia do Sudoeste de Angola‘‘, Band 1, Lissabon: Junta de Investigações do Ultramar, 1960
  4. Siehe René Pélissier, ‘‘Les guerres grises: Résistance et revoltes en Angola (1854-1941)‘‘, Montamets/Orgeval: Selbstverlag, 1978
  5. William Gervase Clarence-Smith, ‚‘’Slaves, Peasants and Capitalists in Southern Angola, 1940-1926‘‘, Cambridge: Cambridge University Press, 1979
  6. René Pélissier, ‘‘La Colonie du Minotaure‘‘, Montamets/Orgeval: Selbstverlag, 1978
  7. Die Ovambo Namibias wurden vornehmlich durch die lutheranische Kirche missioniert, sodaß es auch in der Provinz Cunene - als einziger Region Angolas - eine lutheranische Bevölkerungsminderheit gibt, die ins Gewicht fällt. Die lutheranische Kirche war nicht in das portugiesische Kolonialsystem eingebunden

Literatur

  • Elisete Marques da Silva, Impactos da ocupação colonial nas sociedades rurais do Sul de Angola, Lissabon: Centro de Estudos Africanos/ISCTE - Instituto Universitário de Lisboa, 2003

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