Cuccuru S'Arriu

Cuccuru S'Arriu

Cuccuru S'Arriu, liegt nahe der Lagune von Cabras, an der Straße die nach Tharros, auf die Sinis-Halbinsel in der Provinz Oristano auf Sardinien führt. Der Platz besteht u.a. aus einer Siedlung der frühjungsteinzeitlichen Ozieri-Kultur. Aber auch spätjungsteinzeitliche (Hüttenbasen) sowie Relikte der mittleren und späten Bronzezeit (Brunnen und Tempel), der punischen Epoche und römische Funde, die bis in die Kaiserzeit reichen, wurden hier gemacht.

Systematisch ergraben wurde zwischen 1978-1989 eine Totenstadt aus der mittleren Jungsteinzeit, die von der Bonu Ighinu-Kultur (3800 – 3400 v. Chr.) angelegt wurde. Auf der einstigen Insel Cuccuru S'Arriu wurden 19 Gräber entdeckt.

  • 13 sind einzellige, mastabaartige Hypogäen, deren Zugänge vertikal in den Sandstein gegraben wurden. Am unteren Ende, gut zwei Meter unter der Oberfläche liegt seitlich die eigentliche, mit einer Platte verschlossene Kammer. Die blasenartig- Form der Kammer und ihr ovaler Zugang führte zu der Bezeichnung „Backofengräber“ (ital.-sard. Fórros, Fórredus oder Furrighésos). Diese vertikale Form ist einmalig für das westmediterrane Gebiet, wiederholt sich auf Sardinien aber auch noch in der punischen Nekropole von Tuvixeddu bei Cagliari.
  • Vier andersartige Gräber lagen in Gruben, die eher oberflächig ins Gestein gearbeitet wurden,
  • die restlichen beiden sind Erdgräber, die in der sandigen Zone neben dem Sandsteinareal ausgegraben wurden.

Ein oder zwei vollständige Skelette wurden in 18 der 19 Gräber gefunden. In linksseitiger Hockerstellung auf Steinplatten liegend und mit rotem Ocker eingestäubt waren die Begräbnisse in den Backofengräbern, in denen man zwei Doppelbegräbnisse entdeckte. In allen 13 wurde mindestens eine weibliche bzw. geschlechtunspezifische Idole (Statuina fittile) gefunden, die in allen Gruben- und Erdgräbern fehlt. Zwei dieser kleinen Statuetten wurden in einem Fall einem einzelnen Individuum mitgegeben. Kein Begräbnis, aber drei Statuetten charakterisieren das einzelne Leergrab der Nekropole.

Die anthropologische Analyse der vier Skelette in den Gräbern, 384, 386 und 387 führte zur Erkennung je eines Individuums

  • von "ungefähr reifem" Alter männlich(384),
  • einem jungen erwachsenen Mann (386/A),
  • einem jungen Individuum (386B),
  • einem reifen Erwachsenen (387).

Grab 387 (siehe Weblink) veranschaulicht das kanonische Schema der Backofenbegräbnisse. Seine Vasen zeigen wie die der anderen Backofengräber eine Vorliebe für glatte Formen mit sporadischer bzw. beschränkter Dekoration, eine Geschmacksrichtung, die südlichen Vorbildern entspricht. Im Unterschied zu der formellen Ausführung im nördlichen Teil der Insel, von dem die Höhlenfunde bei Mara, Alghero und Sassari zeugen.

In Kontrast zur Keramik zeigt die Verbreitung der voluminösen Statuetten eine uniformere mediterrane Typologie. Die Funde von Santa Mariedda (Olbia), Su Anzu (Narbolia), e Polu (Meana Sardo) und aus der Grotte Corongiu Acca (Villamassargia im Sulci) zeigen Analogien mit jenen in Anatolien, Korsika, Malta und der griechischen Sesklo-Kultur. Die übrige (hauptsächlich keramische) materielle sardische Produktion ist eher der des italienischen Festlandes ähnlich und wird besonders in der Emilia (Chiozza di candiano), der Toskana, in Ligurien und im französischen Süden (le Midi) angetroffen.

Literatur

  • E. Campus: La cultura di Ozieri - La Sardegna e il Mediterraneo nel IV e III millennio a.C. 1997
  • V. Santoni: Neolitico medio di Cuccuru S'Arriu di Cabras (Or) 1995
  • Moravetti A.: Guide archeologiche Sardegna 2; 1995

Weblinks

http://utenti.garamond.it/mammut/docs/dea_madre.html


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