Acorus calamus

Acorus calamus
Kalmus
Kalmus (Acorus calamus)

Kalmus (Acorus calamus)

Systematik
Abteilung: Bedecktsamer (Magnoliophyta)
Klasse: Einkeimblättrige (Liliopsida)
Ordnung: Kalmusartige (Acorales)
Familie: Kalmusgewächse (Acoraceae)
Gattung: Kalmus (Acorus)
Art: Kalmus
Wissenschaftlicher Name
Acorus calamus
L.
Kalmus (Acorus calamus), Illustration

Der (Indische) Kalmus (Acorus calamus) ist eine Sumpfpflanzenart aus der Gattung Kalmus (Acorus). Die Art stammt ursprünglich aus Asien und wurde etwa im 16. Jahrhundert in Mitteleuropa eingebürgert. Heute ist sie auf der gesamten Nordhalbkugel verbreitet.

Inhaltsverzeichnis

Namen

Sein heute verbreiteter Name Kalmus mit den Varianten Kalmes und Kalmser ist seit spätmittelhochdeutscher Zeit belegt als kalmus(z) und geht über lateinisch calamus auf griechisch κάλαμος (kálamos) ‚Halm, Rohr‘ zurück; denselben Ursprung haben verschiedene Bezeichnungen für schilfartige Gräser in den slawischen Sprachen wie russisch камыш (kamyš)Simse’. Ebenfalls davon abgeleitet ist das Wort Karamell.

Weitere, zum Teil nur noch selten anzutreffende deutsche Namen sind: Kaninchen- oder Karremanswurz(el) (volksetymologische Umdeutungen zu Kalmuswurzel), Schwertheu (nach der Blattform), Magenbrand oder Magenwurz (Verwendung als Heilpflanze; daraus wohl verschrieben Nagenwurz), Ackerwurz (aus lat. acorus, mit Angleichung an deutsch Acker), Würtzriedt oder Gewürzkalmus (Übersetzungen von Calamo aromatico), Rotting und vereinzelt Zehrwurz (sonst Arum maculatum).[1]

Verbreitung

Die Heimat des Kalmus ist das südöstliche Asien; die Art ist aber mittlerweile in Mittel- und Osteuropa bis Ostsibirien, in Ägypten und auch Nordamerika eingebürgert. In Europa siedelte sich der Kalmus Ende des 16. Jahrhunderts an.

Kalmus zählt zu den Röhrichtpflanzen. Er besiedelt insbesondere in Marschland die Uferzonen nährstoffreicher, stehender und langsamfließender, sonnenwarmer Gewässer. Die Art ist von der planaren bis zur montanen Höhenstufe anzutreffen.

Beschreibung

Der Kalmus ist eine ausdauernde, krautige Pflanze, die eine Wuchshöhe von 60 bis 100 cm (seltener bis 120 cm) erreicht. Sie besitzt ein etwa daumenstarkes, aromatisch riechendes Rhizom. Der Stängel ist dreikantig und zweizeilig beblättert. Kalmus weist unifaziale schwertförmige Laubblätter auf und erinnert in seiner Gestalt an Iris. Jedoch sind seine Blätter im Gegensatz zu diesen frisch gelbgrün gefärbt. Am Rand sind sie an manchen Stellen typischerweise stark gewellt.

Es sieht so aus, als ob der Blütenstand seitlich stehen würde; es ist ein 4 bis 10 cm langer, grünlicher bis rötlicher Kolben; die Spatha bildet die scheinbare Verlängerung des Stängels. Die zwittrigen Blüten sind unscheinbar (3 bis 4 mm breit), dreizählig und pentazyklisch, bestehen also aus fünf Blütenblattkreisen. Die gelblich-grünen Blütenhüllblätter sind gleichgestaltet (Tepalen); sie sind kapuzenförmig und kürzer als 1 mm. Die Blütezeit ist von Juni bis Juli. Früchte reifen in Mitteleuropa nicht; die Vermehrung erfolgt hier ausschließlich vegetativ über das Wachstum der Wurzelstöcke. Die fleischige Wurzel riecht kampferartig und enthält etwa 1,5-5 % ätherisches Öl. Der Chromosomensatz ist triploid vorhanden.

Inhaltsstoffe

Die Blätter enthalten bis zu 20 % Stärke, hinzu kommen 1,5–3,5 % Ätherisches Öl, unter anderem Asaron und Eugenol, sowie verschiedene Gerb- und Bitterstoffe, unter anderem Acoron.

Verwendung

Kalmus ist eine traditionelle Medizinpflanze der asiatischen Medizin. Auch von indigenen Völkern Nordamerikas wird Kalmus für medizinische Bäder, Räucherungen sowie für Teezubereitung und als Gewürz verwendet.[2]

Vom Kalmus wird der Wurzelstock (Calami rhizoma) verwendet, der im September und Oktober geerntet wird. Aus den Rhizomen wird das Kalmusöl gewonnen, das in der Heilkunde und bei der Parfüm- und Likörherstellung (hier hauptsächlich für Magenbitter) verwendet wird. Kalmus gilt als kräftigend und appetitanregend. Wie der echte Ingwer kandiert, wird die Wurzel auch als „Deutscher Ingwer“ gegessen. Eine Kalmus-Tinktur ist auch in dem Getränk Coca-Cola enthalten.

Das Kauen der Wurzel kann stimmungsaufhellend sein und in höherer Dosis leichte Halluzinationen verursachen. Verantwortlich hierfür sind die enthaltenen Asarone. Diese besitzen eine dem Meskalin ähnliche Struktur. Der Wurzel und dem Inhaltsstoff Asaron werden aphrodisierende Eigenschaften eingenommen. Der Wirkstoff ist allerdings giftig und die Wirkung ist wissenschaftlich nicht gesichert.[3]

Systematik

Synonyme für Acorus calamus sind Calamus (aromaticus)[4], Canna persidis, Ciparus, Acorus verus/legitimus/odoratus/vulgaris.

Es werden folgende Varietäten unterschieden:

Einzelnachweise

  1. Heinrich Marzell/Heinz Paul, Wörterbuch der deutschen Pflanzennamen I, Leipzig 1943 (Köln 2000, Nachdruck), p. 110ff.; siehe dort auch weitere, mundartliche und ältere Bezeichnungen. Marzells Quellen: calamus (aromaticus), canna persidis, ciparus  Hermann Fischer, Mittelalterliche Pflanzenkunde, München 1929, p. 257; acorus verus, acorus legitimus  Caspar Bauhin, Pinax theatri botanici, sive Index in Theophrasti, Dioscoridis, Plinii et Botanicorum qui a saeculo scripserunt opera etc., Basileae 1671 (Basileae 1623), p. 34; kalmus(z)  Hortus Sanitatis, germanice, Mainz (Peter Schöffer) 1485, p. 127 &c.; Kalmes  J./W. Grimm, Deutsches Wörterbuch V, 1873, p. 73 &c.; Kalmser, Gewürzkalmus, Nagenwurz, Magenbrand, Zehrwurz  Friedrich Holl, Wörterbuch deutscher Pflanzennamen, Erfurt 1833, p. 184; Kaninchenwurz, Karremanswurzel  Georg Arends, Volkstümliche Namen der Arzneimittel, Drogen, Heilkräuter und Chemikalien: Eine Sammlung der im Volksmunde gebräuchlichen Benennungen und Handelsbezeichnungen, 11. Aufl. Berlin 1930, p. 140f.; Schwertheu  P. A. Nemnich, Allgemeines Polyglotten-Lexikon der Naturgeschichte I, Hamburg/Halle (Leipzig) 1793, p. 35; Magenwurz  Heinr. Gottfr. Graf v. Mattuschka, Flora Silesiaca oder Verzeichnis der in Schlesien wildwachsenden Pflanzen I, Breslau/Leipzig 1776, p. 305; Ackerwurz, Würtzriedt  Jacobus Theodorus Tabernaemontanus/Nicol. Braun, Neuw Kreuterbuch. Das ander Theyl, Frankfurt a. M. 1591, p. 327 &c.; Ackermann  Thomas Pancovius/Barth. Zornn, Herbarium oder Kräuter- und Gewächs-Buch ..., Cölln an der Spree 1673, p. 10 &c.; Rotting  Carl Jakob Durheim, Schweizerisches Pflanzenidiotikon. Ein Wörterbuch von Pflanzenbenennungen in den verschiedenen Mundarten der deutschen, französischen und italienischen Schweiz, Bern 1856, p. 4.
  2. Alberts und Mullen, S. 32
  3. Alberts und Mullen, S. 32
  4. Catalogue of Life: 2008 Annual Checklist, Acorus calamus Calamus aromaticus Garsault

Literatur

  • Elfrune Wendelberger: Pflanzen der Feuchtgebiete: Gewässer, Moore, Auen, Büchergilde Gutenberg, München 1986, ISBN 3-7632-3265-6 (bzw. BLV-Verlag, ISBN 3-405-12967-2)
  • Andreas Alberts und Peter Mullen: Aphrodisiaka aus der Natur – Von Alraune bis Zauberpilz; Bestimmung, Wirkung, Verwendung, Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart 2003, ISBN 3-440-09232-1

Weblinks


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