Crowdsourcing

Crowdsourcing

Crowdsourcing bzw. Schwarmauslagerung bezeichnet im Gegensatz zum Outsourcing nicht die Auslagerung von Unternehmensaufgaben und -strukturen an Drittunternehmen, sondern die Auslagerung auf die Intelligenz und die Arbeitskraft einer Masse von Freizeitarbeitern im Internet. Eine Schar von Experten und Dienstleistern generiert Inhalte, löst diverse Aufgaben und Probleme oder ist an Forschungs- und Entwicklungsprojekten beteiligt (vgl. Schwarmintelligenz). Crowdsourcing ist damit ein Prinzip der Arbeitsteilung, die mit ihren positiven Spezialisierungseffekten zu den Grundprinzipien des Wirtschaftens zählt. Die Besonderheit des Crowdsourcing liegt in der Erweiterung der bisherigen Arbeitsteilungsmodelle um den Faktor Motivation.

Inhaltsverzeichnis

Begriff

Crowdsourcing ist ein 2006 von Jeff Howe und Mark Robinson (Wired Magazine) geprägter Neologismus. Definition nach Nicole Martin, Stefan Lessmann und Stefan Voß: "Crowdsourcing ist eine interaktive Form der Leistungserbringung, die kollaborativ oder wettbewerbsorientiert organisiert ist und eine große Anzahl extrinsisch oder intrinsisch motivierter Akteure unterschiedlichen Wissensstands unter Verwendung moderner IuK-Systeme auf Basis des Web 2.0 einbezieht. Leistungsobjekt sind Produkte oder Dienstleistungen unterschiedlichen Innovationsgrades, welche durch das Netzwerk der Partizipierenden reaktiv aufgrund externer Anstöße oder proaktiv durch selbsttätiges Identifizieren von Bedarfslücken bzw. Opportunitäten entwickelt werden."[1]

Zudem bezeichnet der Begriff Crowdsourcing auch das Insourcing von Ideen.[2] Eine besondere Form des Crowdsourcing ist das Crowdfunding, bei dem aus Unternehmenssicht nicht auf die Ideen oder die Arbeitsleistung der Masse der Internetuser abgezielt wird, sondern diese als Kapitalgeber gewonnen werden sollen.

Eine erste sozialwissenschaftliche Annäherung an das junge Phänomen erarbeitet Christian Papsdorf mit folgender Definition: "Crowdsourcing ist die Strategie des Auslagerns einer üblicherweise von Erwerbstätigen entgeltlich erbrachten Leistung durch eine Organisation oder Privatperson mittels eines offenen Aufrufes an eine Masse von unbekannten Akteuren, bei dem der Crowdsourcer und/oder die Crowdsourcees frei verwertbare und direkte wirtschaftliche Vorteile erlangen."[3] Diese detaillierte Definition zielt darauf ab, ähnliche Phänomene wie Open Source, Mass Customization oder die These des Arbeitenden Kunden deutlich von Crowdsourcing zu unterscheiden.

Crowdsourcing kann auch als Form des elektronischen Handels stattfinden und wird in diesem Zusammenhang als Social Commerce bezeichnet. Dabei werden Kunden eines Anbieters zu „persönlichen Filtern anderer Kunden“ und helfen diesen, das bestmögliche Angebot zu finden.

Zudem wird Crowdsourcing als Chance zum Ausgleich des globalen Wohlstandgefälles diskutiert.[4]

Überbetrieblicher Leistungsaustausch mit Hilfe des Internets

Durch die Globalisierung sind Firmen gezwungen, neue Wege zu finden, um den Erfolg zu garantieren. Eine Möglichkeit bietet das Crowdsourcing, wobei externe Partner in firmeninterne Prozesse eingebunden werden. Eine wichtige Voraussetzung dafür stellt das Internet dar, mit dessen Hilfe räumlich voneinander getrennte Personen zusammenarbeiten können, wobei eine kollektive Interaktion entstehen kann. Crowdsourcing ist eine Art offener Aufruf auf einer bestimmten Plattform, der zur Mitarbeit anregt. Dieser richtet sich an eine undefinierte Gruppe von Individuen, die sich an Webdienst-Technologien bedienen, um selbstständig Dienstleistungen oder Produkte zu erarbeiten.

Voraussetzung

Das Internet stellt die Basis der interaktiven Zusammenarbeit einer geographisch verteilten Gruppe von Menschen dar, die an einem gemeinsamen Projekt arbeiten.

Ähnliche Konzepte

Interaktive Wertschöpfung

Crowdsourcing und Interaktive Wertschöpfung stehen sich prinzipiell sehr nahe, dürfen aber nicht miteinander verwechselt werden, da sich die interaktive Wertschöpfung eher auf die Unternehmerseite bezieht und selbstorganisierte Zusammenschlüsse vernachlässigt, die jedoch elementar sind für das Crowdsourcing. Interaktive Wertschöpfung hat ihren Ursprung häufig in der Unzufriedenheit der Verbraucher und beschäftigt sich damit eine bessere Lösung zu entwickeln.

Open Innovation

Open Innovation betont den offenen Innovationsprozess, der auch für das Crowdsourcing zentral ist. Das bedeutet, dass externe Mitarbeiter in einen internen Wertschöpfungsprozess verwickelt sind. Wie beim Crowdsourcing geht es auch bei Open Innovation darum, die Unternehmensgrenzen zu erweitern. Der Unterschied zum Crowdsourcing besteht darin, dass hierbei nicht ausschließlich Innovationen hergestellt werden sollen.

Open Source

Open Source bezieht sich auf Software, die ohne Beschränkung genutzt und weiterentwickelt werden darf. Hier sind, ähnlich dem Crowdsourcing, auch fern voneinander lebende Menschen in einen Entwicklungsprozess integriert, die über das Web 2.0 arbeiten. Open Source stellt also eine Form von Crowdsourcing dar.

Literatur

  • Larissa Hammon, Stefan Hampel, Hajo Hippner (2010) Crowdsourcing. In: WISU, Nr. 5, 2010, S. 698-704.
  • Chresbrough, H.W.: Open Innovation: The New Imperative for Creating and Profiting from Technology. Harvard Business School Press, Boston, 2003.
  • Howe, J.: The Rise of Crowdsourcing. Wired Magazine, http://www.wired.com/wired/archive/14.06/crowds.html, 2006.
  • Reichwald, R.; Piller, F.: Open Innovation: Kunden als Partner im Innovationsprozess. http://www.impulse.de/downloads/open_innovation.pdf, 2005.
  • Reichwald, R.; Piller, F.: Interaktive Wertschöpfung. Gabler Verlag, Wiesbaden, 2006.
  • Surowieki, J.: Die Weisheit der Vielen. 2. Auflage, Bertelsmann, München, 2004.
  • Russ, C.: Online Crowds: Massenphänomene und kollektives Verhalten im Internet. VWH Verlag für Medientechnik und –wirtschaft, Boizenburg, 2010.
  • Paul Drews (2009) Veränderungen in der Arbeitsteilung und Gewinnverteilung durch Open Innovation und Crowdsourcing. In: Meißner, K. und Engelien, M. (Hrsg.) GeNeMe 2009 - Virtuelle Organisationen und Neue Medien. TUDpress, Dresden, S. 259-270.
  • Winfried Ebner, Jan Marco Leimeister, Helmut Krcmar (2009) Community Engineering for Innovations - The Ideas Competition as a method to nurture a Virtual Community for Innovations. In: R&D Management, 39 (4), S. 342-356 DOI: 10.1111/j.1467-9310.2009.00564.x
  • Oliver Gassmann (Hrsg., 2010): Crowdsourcing, Innovationsmanagement mit Schwarmintelligenz. Hanser: München, Wien, 208 S.
  • Jeff Howe (2008) Crowdsourcing. Why the Power of the Crowd is Driving the Future of Business. New York: Crown Business Publishing
  • Christian Papsdorf (2009) Wie Surfen zu Arbeit wird. Crowdsourcing im Web 2.0. Frankfurt a.M./ New York: Campus
  • Jan Marco Leimeister, Michael Huber, Ulrich Bretschneider, Helmut Krcmar (2009) Leveraging Crowdsourcing: Activation-Supporting Components for IT-Based Ideas Competition. In: Journal of Management Information Systems (2009), Volume: 26, Issue: 1, S. 197-224, ISSN 07421222, DOI: 10.2753/MIS0742-1222260108
  • Sobczak, Stefan; Groß, Prof. Dr. Mathias (2010): Crowdsourcing. Grundlagen und Bedeutung für das E-Business. Boizenburg: Verlag Werner Hülsbusch.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Nicole Martin, Stefan Lessmann und Stefan Voß (2008): Crowdsourcing: Systematisierung praktischer Ausprägungen und verwandter Konzepte. Institut für Wirtschaftsinformatik, Universität Hamburg.
  2. Gassmann, O. und E. Enkel, 2004, Towards a Theory of Open Innovation: Three Core Process, http://www.alexandria.unisg.ch/Publikationen/274
  3. Papsdorf, C., 2009, Wie Surfen zu Arbeit wird. Crowdsourcing im Web 2.0, S. 69.
  4. Roth, S. (2008): Open Innovation AcrossThe Prosperity Gap: An Essay On Getting The Caucasus Back Into The European Innovation Society. In: International Black Sea University Scientific Journal, Vol 2., No. 2, pp. 5-20, http://steffenroth.files.wordpress.com/2009/10/ibsusj_open-innovationacrossthe-prosperity-gap.pdf

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Synonyme:

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