Cranzahl

Cranzahl
Cranzahl
Gemeinde Sehmatal
Ortswappen
Koordinaten: 50° 31′ N, 13° 0′ O50.51579722222212.994055555556Koordinaten: 50° 30′ 57″ N, 12° 59′ 39″ O
Fläche: 7,242 km²
Einwohner: 2.265 (31. Dez. 1998)
Eingemeindung: 1. Jan. 1999
Postleitzahl: 09465
Vorwahl: 037342

Cranzahl ist ein Ortsteil der sächsischen Gemeinde Sehmatal im Erzgebirgskreis.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Cranzahl liegt etwa 7 Kilometer südlich von Annaberg-Buchholz im Erzgebirge. Die Ortslage erstreckt sich über etwa 3,5 Kilometer entlang der Sehma. Im Osten der Gemeinde liegt der 898 m ü. NN hohe Bärenstein sowie die 1949-1952 erbaute Talsperre Cranzahl.
Durch den Ort führt die Staatsstraße 266 CunersdorfHammerunterwiesenthal, über die Kreisstraße 7131 besteht zudem Anschluss an die östlich von Cranzahl verlaufende Bundesstraße 95 ChemnitzOberwiesenthal.

Nachbarorte

Walthersdorf Sehma Königswalde
Crottendorf Nachbargemeinden Kühberg
Neudorf Stahlberg

Geschichte des Ortes

Bahnhof, Halt der Zschopautalbahn und Ausgangspunkt der Schmalspurbahn Cranzahl–Kurort Oberwiesenthal

Die erste Erwähnung des Ortes als Crahenzal[1] datiert von 1367 in einer Urkunde, ausgestellt von Kaiser Karl IV. in Stollberg. Der Ort gehörte, nach der Abtretung des so genannten „Prager Zipfels“ an das Erzbistum Prag, zu dem 1235 gegründeten Kloster Grünhain.[2]
Die Besiedelung soll um 1150 durch mainfränkische Bauern erfolgt sein. Als mögliche Gründe für die Ansiedlung können der Bergbau und die Lage an der Salzstraße, die damals von Halle nach Böhmen führte, angesehen werden.

August Schumann nennt 1818 im Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen Cranzahl betreffend u. a.:

„Das Dorf hat über 100 Häuser und gegen 650 Einwohner. An der Sehma liegen zwei Mühlen.“[3]

Am 3. August 1872 erhielt Cranzahl mit der gleichnamigen Haltestelle Eisenbahnanschluss an der Zschopautalbahn.[4] Mit Baubeginn im April 1896 und Eröffnung der Schmalspurbahn Cranzahl–Kurort Oberwiesenthal am 20. Juli 1897, welche in Cranzahl ihren Ausgangspunkt hat, erfolgten umfangreiche Erweiterungen der Bahnanlagen sowie die Aufstufung zum Bahnhof.[5]

Neben der Land- und Forstwirtschaft war bis in das 16. Jahrhundert der Erzbergbau eine bedeutsame Erwerbsquelle. Danach erlangte das Posamentierhandwerk Bedeutung.

1876 erfolgte die Gründung des „Dampfsäge- und Hobelwerk / Bau- und Nutzholzhandlung“ in Cranzahl. 1896 beschäftigte dieses 20 Mitarbeiter. 1972 erfolgte die Verstaatlichung des Unternehmens, 1990 wurde es reprivatisiert. In der Folgezeit werden die technischen Anlagen dem jeweiligen Stand der Technik angepasst und 1995 das Produktionsspektrum erweitert. Heute firmiert das Unternehmen als „Säge- und Hobelwerk Cranzahl GmbH“.[6]

1895 wurde mit dem Bau eines späteren Hauptgebäudes und der Herstellung von Holzartikel der Grundstock für die 1910 gegründete „Erzgebirgische Tüllweberei mbH Cranzahl“ gelegt. In jenem Jahr erfolgte die Umstellung der Produktion von Holz- auf Textilindustrie, die Herstellung von Tüll und Papiergarn. Das Unternehmen war zu dieser Zeit Heereslieferant der Kaiserlichen Armee – aus Papiergarn wurden Sandsäcke für den I. Weltkrieg hergestellt. 1917 wurde das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, es erfolgte eine Erweiterung des Produktionsspektrums um Näh-, Stick- und Häkelgarne sowie Kettenwirkerei. 1921 wurde eine Färberei errichtet.
1953 wurde das Unternehmen in Volkseigentum überführt und 1957 die Textilwerke Cranzahl mit der Cunersdorfer Wirkwarenfabrik zum „VEB Cunersdorfer Wirkwarenfabrik“ mit Sitz in Cranzahl sowie etwa 1000 Beschäftigten vereinigt. Von 1959 bis 1966 wurde auf Basis der Malimotechnik produziert. 1966 erfolgt die Umbenennung in „VEB Eminett Cranzahl“, Produkte waren neben weiteren Nachtwäsche, Traningskleidung, Trikotagen und T-Shirts/Sweatshirts.
1991 erfolgte die Gründung der „Textilveredlung Erzgebirge GmbH & Co. KG“ als Schwesterbetrieb der „Lindenfarb Textilveredlung Julius Probst GmbH & Co. KG“ mit seinerzeit 60 Beschäftigten. In der Folgezeit wurden Maschinen und Anlagen modernisiert sowie die Produktionskapazitäten erweitert, 2007 beschäftigte das Unternehmen etwa 185 Mitarbeiter.[7]

Am 1. Januar 1999 erfolgte der Zusammenschluss der bis dahin eigenständigen Gemeinden Cranzahl, Neudorf und Sehma zur Gemeinde Sehmatal.[8]

Entwicklung der Einwohnerzahl

Jahr Einwohnerzahl [1]
1548/51 31 besessene Mann, 13 Gärtner, 23 Inwohner, 5 ⅜ Hufen
1764 32 besessene Mann, 5 Gärtner, 32 Häusler, 5 ⅜ Hufen
1834 900
1871 1381
Jahr Einwohnerzahl
1890 1764
1910 2435
1925 2366
1939 2401
Jahr Einwohnerzahl
1946 2645
1950 3918
1964 2654
1990 2380

Himmelfahrtskirche Cranzahl

Himmelfahrtskirche (Februar 2001)

Vor 1556 gehörte Cranzahl zur Parochie Schlettau. Die Beschwernisse beim Kirchgang nach Schlettau – vor allem im Winter – veranlasste eben im Jahre 1556 die Cranzahler Bürger Jacobus Reppel, Köhler und Gerichtsschöffe Georg Födisch sowie den namentlich nicht bekannten Besitzer der Roten Mühle, den Bau einer eigenen Kirche auf ihre Kosten durchzuführen.
Wegen Baufälligkeit wurde der Dachreiter aus Anlass des 300jährigen Jubiläums 1856 abgebrochen und an der Südseite der Kirche ein massiver Turm errichtet, der es ermöglichte, das Geläut ab 1859 wieder ohne Gefahr erklingen zu lassen. Nachdem 1906 die mittlere Glocke zersprang, wurde in der Folge ein komplett neues Geläut angeschafft. Als dieses am 6. Mai 1907 ankam, stellte sich heraus, dass der Turm dieses nicht ohne größere Umbauten aufnehmen konnte. Daraufhin wurde der Turm bis zur Glockenstube abgebrochen, ein neuer Glockenstuhl und eine neue Turmhaube aufgesetzt. Ende 1907 erhielt der seine heutige Gestalt.
1910 entschloss sich der Kirchenvorstand zu einem Abriss des Kirchengebäudes und anschließendem Neubau. Die Pläne stammen von Architekt Woldemar Kandler, die Ausführung übernahm das Baugeschäft Götze aus Annaberg. Am 17. Mai 1910 begann der Abriss, am 3. Juli war Grundsteinlegung und bereits am 19. Dezember Kirchweih.
Die Orgel von 1911 wurde von Jehmlich Orgelbau Dresden geschaffen, 1954 erneuert und umdisponiert. Nachdem die Glocken zu Rüstungszwecken im II. Weltkrieg abgenommen wurden, erhielt die Kirche 1949 vier neue Stahlglocken.
1987/88 wurde die Originalbemalung von 1910 wieder hergestellt, seit 2002 fanden und finden diverse Erneuerungsmaßnahmen statt.[2]

Gedenkstätten

  • Gedenktafel von 1977 am Haus Dorfstraße 8 für einen namentlich bekannten polnischen Zwangsarbeiter, der während des Zweiten Weltkrieges nach Deutschland verschleppt wurde und ums Leben kam. Im Beisein seiner Leidensgenossen wurde er im Waldstück Sorge von der Gestapo ermordet.

Literatur

  • Kranzahl, *Cranzahl, Kränzahl, Krauenzahl. In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 5. Band, Zwickau 1818, S. 137.
  • Cranzahl. In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 17. Band, Zwickau 1830, S. 562 f.
  • Fritz Nickerl, Heinz Röthig: Verzeichnis der Berggebäude von Cranzahl 1500-1900. Streifzüge durch die Geschichte des oberen Erzgebirges. Bergbaunachrichten, 2000 (PDF 113 KB)
  • Richard Steche: Cranzahl. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen, 4. Heft: Amtshauptmannschaft Annaberg. C. C. Meinhold, Dresden 1885, S. 62.

Weblinks

 Commons: Cranzahl – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b vgl. Cranzahl im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
  2. a b Geschichte der Cranzahler Himmelfahrtskirche, abgerufen am 20. März 2011
  3. vgl. Kranzahl, *Cranzahl, Kränzahl, Krauenzahl. In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 5. Band, Zwickau 1818, S. 137.
  4. Eisenbahnstationen in Sachsen, abgerufen am 20. März 2011
  5. Eisenbahnstrecken in Sachsen, abgerufen am 20. März 2011
  6. Geschichtlicher Abriss der Säge- und Hobelwerk Cranzahl GmbH, abgerufen am 20. März 2011
  7. Chronik der Tetilveredelung Erzgebirge GmbH & Co KG, abgerufen am 20. März 2011
  8. Gebietsänderungen ab 1. Januar 1999 bis 31. Dezember 1999 auf der Internetpräsenz des Statistisches Landesamt des Freistaats Sachsen, S. 2, abgerufen am 17. März 2011

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