Crannóg

Crannóg
Nachbau: Crannóg im Loch Tay
Nachbau: Crannóg im Loch Tay

Crannógs (von irisch Crann, "Baum") waren aus Baumstämmen, Sand und Steinen errichtete, runde künstliche Inseln, die in den westlichen Teilen der Britischen Inseln vom Neolithikum an errichtet und vereinzelt bis ins Hochmittelalter genutzt wurden. Teilweise wurden auf Crannógs Gebäude errichtet. Seltener wurden natürliche Inseln mit Mauern umgeben und zu Crannógs ausgebaut: Beispiele sind Doon Fort im "Lough Doon" im County Donegal und der Crannóg im Lough-na-Crannagh im County Antrim.

Inhaltsverzeichnis

Forschungsgeschichte in Irland

Das Goldene Zeitalter der Crannóg-Forschung war das späte 19. Jahrhundert, als irische Forscher sie ausgruben und beschrieben. Viele Crannogs wurden während der großen Drainagen in den Feuchtgebieten der Lakelands entdeckt. Weil die Seeniveaus abgesenkt wurden, traten viele kleine Inseln und Steinhügel aus dem Wasser. Zwischen 1839 und 1848 beschrieb William Wilde die archäologische Entdeckungen auf dem Crannóg von Lagore in der Nähe von Dunshaughlin in der Grafschaft Meath. Gelehrte wie William Wakeman und George Kinahan, waren besonders energisch und erfassten und beschrieben systematisch die irischen Crannogs. Vor 1886 hatten irische Archäologen mindestens 220 Crannogs entdeckt und William Gregory Wood-Martin veröffentlichte sein Standardwerk: The Lake Dwellings of Ireland or Erin commonly called crannógs. Er veröffentlichte auch die erste Zeichnung einer Rekonstruktion (von W. Wakeman).

Verbreitung

Mehrere hundert Crannogs sind aus Irland, von den Hebriden (Coll, Islay, Mull, North Uist und Tiree) und vom schottischen Festland bekannt. Wenige finden sich auf Orkney und auf den Shetlandinseln. Ein einziges Exemplar, der Llan-Gors Crannóg wurde 1868 in Wales im Llangorse Lake, dem höchstgelegenen See von Südwales, im Beacons National Park in den Black Mountains gefunden.

Verbreitung in Irland

Die geographische Verteilung der etwa 1200 irischen Crannógs (viele sind noch unentdeckt) erstreckt sich hauptsächlich über die Seenlandschaft der Midlands, den Westen, Nordwesten und Norden Irlands. Crannógs werden eher in kleineren Seen gefunden, und liegen selten auf den großen Midland Seen des Flusses Shannon (Lough Ree etc). Schwerpunkte finden sich in den Drumlin Seen von Cavan, Leitrim, Monaghan und Roscommon. Ansammlungen liegen auch um den Castlebar Lough (County Mayo) und Lough Gara (County Sligo). In Ulster liegen sie in einem Gürtel, der sich von Fermanagh, durch Süd Tyrone und Armagh, bis ins mittlere Down erstreckt. Crannogs sind primär über den Westen und Norden Irlands verteilt. Selbst seenreiche Regionen im östlichen Irland, wie Westmeath, haben geringere Zahlen.

Chronologie

Eilean Domhnuill im Loch Olabhat auf der schottischen Insel North Uist ist vielleicht einer der ältesten Crannógs. Die Keramik Unstan Ware belegt seine jungsteinzeitliche Entstehung zwischen 3.200 - 2.800 v. Chr. In Schottland endet die Nutzung von Crannogs vereinzelt erst im 17. Jahrhundert. Die Priorate-Insel im Loch Tay war eine Clanhochburg, die auf den Überresten eines Crannóg errichtet wurde. Die Campbells von Glenorchy bauten im 16. Jahrhundert ein Fort, dessen Ruine noch steht, auf der Insel. Es ist überliefert, dass König Alexander I. (1078 – 1124 n. Chr.) die Insel 1122 n. Chr. den Mönchen von Scone Abbey überließ, nachdem Queen Sybilla, wie vermutet wird, im Kloster der Insel gestorben war.

Bauweise

In Seen und Sümpfen wurde durch Gehölz und Steine und durch das Einrammen von Pfählen als Randbefestigung eine künstliche Insel (von selten mehr als 20 m Durchmesser) geschaffen. Die bis zu drei darauf errichteten Hütten waren ebenfalls rund. Ihre Wände bestanden aus geflochtenen Ästen und Zweigen und wurden mit Lehm abgedichtet. Das Dach war aus Reet oder Stroh. Im Inneren befand sich eine Feuerstelle (im Moynagh Lough Crannóg und im Lagore Crannóg auch ein Schmiedefeuer).

Crannógs hatten gelegentlich Zuwegungen über Dämme aus Stein oder Hölzern, die unterhalb der Wasserlinie verliefen. Da sie nicht geradlinig verliefen waren sie für Unkundige nicht einfach zu passieren. Ansonsten bestand, der einzige Zugang zu einem Crannóg per Boot. Mehrere besaßen Hellingen, wo Boote an Land gezogen werden konnten. Einbäume wurden bei vielen Crannógs gefunden, so bei der in den 1930ern erfolgten Ausgrabung von Ballinderry No. 2 im County Offaly.

Handwerk und Industrie

Wahrscheinlich waren die Crannógs handwerkliche Produktionsstätten. Auf vielen wurden Hölzer von Eiche, Eibe, Erle, Hasel und Weide gefunden, die wichtige Rohstoffe waren. Es wurden auch Holzartefakte, wie Eimer, Löffel, Schöpflöffel und gedrehte Schüsseln, sowie gelegentlich Stücke verzierten Holzes oder verzierte Knochen entdeckt. Auf anderen Crannogs produzierte man Gewebe oder Schmuck. Wahrscheinlich handelte es sich in allen Fällen um Prestigegüter. Auf dem Crannog von Ardakillen County Roscommon fanden sich Handschellen und Ketten, daher wird angenommen, dass hier Geiseln gefangen halten wurden.

Heutige Beispiele

Die Überreste von Crannógs werden noch heute als baumbewachsene Inseln in den Seen gefunden. Nicht selten sind sie mit Duns oder Raths vergesellschaftet (Lisleitrim, County Armagh). Besonders einprägsam sind rekonstruierte Crannógs:

Beispiele

Bei der in den 1950er Jahren erfolgten Absenkung des Wasserspiegels im Lough Gara, im County Sligo kamen 360 dicht beieinander liegende Crannógs an die Oberfläche, die zwischen 200 v. Chr. und 1000 n. Chr. entstanden bzw. genutzt wurden. Die meisten wurden während der 2. Crannógperiode, zwischen 500–1.200 n. Chr., gebaut.

Literatur

  • C. Fredengren: Lough Gara through time. Archaeology freland 12 (I), 1998 S. 31/3 ISBN 1-869857-56-9
  • E. P. Kelly: Observations on Irish lake-dwellings. In C. Karkov and R. Farrell

(eds) Studies in insuLar art and archaeology 1991 S. 81-98. American Early Medieval Studies 1. Cornell

  • A. O'Sullivan: Crannogs, Lake-dwellings of early Ireland, Country House, Dublin 2000, ISBN 1-86059-091-8
  • A. O'Sullivan: Crannogs in early medieval reland, Four Courts, Dublin, 2005, ISBN 1-85182-927-X

Weblinks


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