Corpo Forestale dello Stato

Corpo Forestale dello Stato
CFS-Station Mongiana (Kalabrien)
CFS-Dienstfahrzeug
CFS-Hubschrauber im Einsatz
Löschflugzeug CL-415, Protezione Civile
Angehörige des CFS bei einer Parade 2007 in Rom

Das Corpo Forestale dello Stato (CFS; deutsch „staatliches Forstkorps“ [1] oder „staatliche Forstwache“,[1] „Forstpolizei“) ist eine italienische Polizeibehörde, die dem Landwirtschaftsministerium in Rom untersteht. Die autonomen Regionen Italiens haben eigene Forstbehörden (z. B. das Landesforstkorps [2][3] bzw. der Landesforstdienst [2][3] in Südtirol). Dort wird das CFS nicht tätig. Die landesweite Notrufnummer zur Meldung von Waldbränden (ital. incendio, fuoco) lautet 1515.

Inhaltsverzeichnis

Aufgaben

Das CFS (auch kurz als Forestale, bezeichnet) überwacht die Einhaltung der Natur- und Umweltschutzgesetze, insbesondere in Forst- und Naturschutzgebieten sowie auf Binnengewässern. Es betreut auch Nationalparks und andere Schutzgebiete. Wilderer werden in Zusammenarbeit mit anderen Behörden und privaten Organisationen auf dem gesamten Staatsgebiet verfolgt, Artenschutzvergehen auch an den Staatsgrenzen. Neben dem allgemeinen Tierschutz ist auch der Verbraucherschutz von Bedeutung. Das CFS hat besonders wichtige Aufgaben bei der Prävention und Bekämpfung von Waldbränden, die über die Notrufnummer 1515 unverzüglich gemeldet werden sollten. Über diese Notrufnummer kann auch Hilfe bei Unfällen in Forst- und Naturschutzgebieten angefordert werden (alternativ auch Carabinieri, Notruf 112, oder Bergrettung und Ambulanz, Notruf 118). Das CFS bildet eine wichtige Stütze des italienischen Zivilschutzes. Es verfügt über 21 eigene Hubschrauber und kann bei Bedarf vom Zivilschutz (Dipartimento della Protezione Civile) Löschflugzeuge vom Typ Canadair CL-415 anfordern. In Zusammenarbeit mit dem Gebirgstruppenkommando des Heeres und mit dem Wetterdienst der Luftwaffe gibt das CFS in den Alpen und im Apennin Lawinen- und Schlechtwetterwarnungen heraus (servizio meteomont). Das CFS stellt auch Einheiten für das nationale Bergrettungswesen (Notruf 118) bereit.

Beim Umwelt- und Verbraucherschutz sind neben dem CFS auch besondere Einheiten anderer Polizeien aktiv (beispielsweise NOE und NAS der Carabinieri). Aufgaben im Bereich des Jagdschutzes und bei der Bekämpfung der Fischwilderei übernehmen auf Provinzebene auch die kleinen Provinzpolizeien, soweit sie dort eingerichtet sind, sowie staatlich anerkannte Jagdaufseher, welche in Italien jedoch keine polizeilichen Befugnisse haben.

Die Beamten des CFS und der entsprechenden Behörden der autonomen Regionen sind nicht zu verwechseln mit den Forstwissenschaftlern, Forsttechnikern und Waldarbeitern, die die Forstverwaltungen oder Forstbetriebe von Regionen oder anderen Gebietskörperschaften im Rahmen ihrer forstwirtschaftlichen Zuständigkeiten beschäftigen. Vor allem in Süditalien werden Waldarbeiter saisonal (auch zu Zwecken der Arbeitsbeschaffung) in größerem Umfang eingestellt, unter anderem zur Wiederaufforstung.

Organisation

Staatliche Organisation

Der Generaldirektion des CFS unterstehen 15 Regionalkommandos, welche über Koordinierungsstellen auf der Provinzebene etwa 1.000 Forststationen mit insgesamt rund 8.500 Beamten in 15 der 20 italienischen Regionen führen. In verschiedenen Regionen verfügt das CFS über vorgeschobene Beobachtungsposten zur rechtzeitigen Erkennung von Waldbränden. Das CFS unterhält bei allen Regionalkommandos Koordinierungszentren zur Waldbrandbekämpfung (CORAIB) und ist in allen Koordinierungszentren des Zivilschutzes vertreten, besonders auch im „Gemeinsamen Luftkoordinierungszentrum“ in Rom (Centro Aereo Operativo Unificato-COAU).

Zu den Sondereinheiten zählen besondere kriminalpolizeiliche Ermittlungsgruppen, die unter anderem gegen Brandstifter, Müllhandel, illegale Abfallentsorgung, Tierquälerei und Wilderer vorgehen.

Das CFS unterhält in Cittaducale und in Sabaudia (Latium) zwei größere Ausbildungseinrichtungen. Hinzu kommen einige kleinere, zum Teil spezialisierte Ausbildungszentren in verschiedenen Regionen des Landes.

Autonome Organisationen

Die Forstpolizeibehörden der autonomen Regionen sind weitestgehend nach dem Muster des CFS strukturiert. In einigen Fällen übernehmen sie auch technische, betreuende oder beratende Aufgaben und Bewirtschaftungsmaßnahmen. Die Forstpolizei im Aostatal hat etwa 150 Beamte und 16 Stationen, im Trentino sind es rund 250 Beamte und 40 Stationen, in Südtirol sind es knapp 300 Beamte und rund 40 Stationen, im Friaul sind es ebenfalls rund 300 Mitarbeiter und 32 Stationen. Das „Forst- und Umweltschutzkorps“ (Corpo Forestale e di Vigilanza Ambientale) Sardiniens besteht aus sieben Bezirksdirektionen, 80 Stationen, neun Küstenstützpunkten und insgesamt 1.400 Beamten. Einen etwas größeren Umfang hat auch das Corpo Forestale Siziliens.

Sportförderorganisation

In den 1950er Jahren entstand auf Initiative von Skilangläufern, die dem CFS angehörten, das Centro Sportivo Corpo Forestale dello Stato, das seit 2007 den Namen Gruppo Sportivo Forestale trägt. Dessen Angehörige haben 51 Medaillen bei Olympischen Spielen und 233 bei Weltmeisterschaften errungen.[4]

Geschichte

Im Königreich Piemont-Sardinien entstand durch einen königlichen Erlass vom 15. Oktober 1822 erstmals eine organisierte staatliche Forstverwaltung, welche auch forstpolizeiliche Aufgaben hatte. Nach der Einigung Italiens im Jahr 1861 bestanden verschiedene frühere Forstverwaltungsorganisationen weiter. Diese wurden jedoch nach und nach dem piemontesischen System angeglichen und dann in dieses integriert. 1869 gründete man in der seinerzeit aufgehobenen Abtei der Vallombrosaner bei Reggello in der Toskana eine nationale Forstakademie (Regio Istituto Forestale di Vallombrosa), aus der später die landwirtschaftliche Fakultät der Universität Florenz hervorging. Ein Gesetz vom 20. Juni 1877 schuf im Forstwesen einen einheitlichen rechtlichen und organisatorischen Rahmen. Mit einem weiteren Gesetz vom 2. Juni 1910 gründete man das Corpo Reale delle Foreste (dt. „Königliches Forstkorps“), das alle administrativen Aufgaben der Forstverwaltung überließ. Das CRF hatte zu dieser Zeit etwa 3.400 Angehörige.

Unter dem faschistischen Regime militarisierte man das CRF und benannte es in Milizia Nazionale Forestale um. In dieser Form wurde es auch zu Wiederaufforstungsarbeiten eingesetzt. Nach der Absetzung Mussolinis im Jahr 1943 erhielt die Organisation wieder ihren alten Status und auch ihren alten Namen Corpo Reale delle Foreste zurück. Als 1946 die Monarchie durch eine Volksabstimmung abgeschafft wurde, führte man den heutigen Namen Corpo Forestale dello Stato ein.

In den Jahren danach erhielten die neu eingeführten italienischen Regionen etliche Zuständigkeiten im Bereich der Forstverwaltung und der Forstwirtschaft. Das CFS richtete daraufhin seine Organisationsstruktur auf die regionale Ebene aus, während die fünf autonomen Regionen Italiens die Aufgaben des CFS ganz übernahmen und eigene Forstpolizeibehörden gründeten. In den letzten Jahren wurde wiederholt vorgeschlagen, das CFS ganz aufzulösen und seine Aufgaben auf die übrigen 15 Regionen zu übertragen. Gegen diesen Schritt hat sich das CFS und seine Lobbygruppen immer wieder erfolgreich zur Wehr gesetzt. Man wies auf die zusätzlichen Kosten hin, die diese Reform mit sich bringen würde.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b Autonome Provinz Bozen - Südtirol. Datenbank BISTRO (Rechts- und Verwaltungsterminologie).
  2. a b Autonome Provinz Bozen - Südtirol. Abteilung Forstwirtschaft.
  3. a b Paritätische Terminologiekommission laut dpr 574/1988/art. 6 / Commissione paritetica di terminologia
  4. Informationsblatt der italienischen Regierung zum 186. Jahrestag des Corpo Forestale, PDF

Weblinks

 Commons: Corpo Forestale dello Stato – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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