- Conny Wessmann
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Kornelia „Conny“ Wessmann (* 9. März 1965 in Lingen; † 17. November 1989 in Göttingen) war eine deutsche Studentin. Im Alter von 24 Jahren kam sie in Göttingen am Rande eines Polizeieinsatzes bei einem Verkehrsunfall ums Leben.
Seitdem wird ihrer in Teilen der autonomen Szene als einer „Genossin“ ähnlich Klaus-Jürgen Rattay und Günther Sare gedacht, die für ihre politische Überzeugung gestorben sei. An der Stelle, an der sie ums Leben kam, steht heute ein Denkmal.
Inhaltsverzeichnis
Tod
An 17. November 1989 randalierten Angehörige der rechtsextremen Szene in der Göttinger Burgstraße. Daraufhin traten Gruppen unterschiedlicher Zusammensetzung, darunter auch Angehörige der autonomen Szene, ihnen spontan entgegen; auch die aus Lingen (Ems) stammende Conny Wessmann gehörte zu einer dieser Gruppen.
Die starke autonome Szene in der Stadt mobilisierte über Telefonlawinen Unterstützung. Die Antifa-Gruppe, zu der Conny Wessmann gehörte, hatte die Neonazis, die von der Polizei zu einer Bushaltestelle begleitet und der Stadt verwiesen worden waren, nicht mehr angetroffen, wurde aber ihrerseits von der Polizei observiert und durch die Stadt verfolgt. In einer Stichstraße hinter dem Iduna-Zentrum an der Weender Landstraße wollte die Gruppe sich angeblich auflösen, um getrennt nach Hause zu gehen, wurde dort aber von einem Zivilstreifenwagen erwartet. Wessmann floh auf die stark befahrene Weender Landstraße, wo sie von einem Auto erfasst wurde und starb.
Die Autonomen machen seither für Wessmanns Tod die Polizei verantwortlich, welche durch ihre überraschende Aktion in dem engen Durchgang die Studentin in den Tod getrieben habe. Viele von ihnen verstehen ihren Tod sogar als politischen Mord durch den Staat. In einem von Linken aufgenommenen und später öffentlich dokumentierten Funkgespräch hatten Polizeibeamte sich dazu verabredet, die Gruppe, der Conny Wessmann angehörte, so wörtlich „plattzumachen“[1]. In einem Interview des NDR-Fernsehens erklärte der damalige leitende Göttinger Staatsanwalt Jabel später, „plattmachen“ sei Polizeijargon für eine Personalienfeststellung, bei der Verdächtige gezwungen würden, sich flach auf den Boden zu legen.
Bei den offiziellen Untersuchungen wurde weder ein Verschulden von Polizeibeamten noch auf Seiten des Autofahrers festgestellt, weil dieser nicht mehr ausweichen konnte. Mitglieder der autonomen Szene bestritten solche Untersuchungsergebnisse. Weil die an der Auseinandersetzung beteiligten Antifa-Angehörigen ihre Anonymität nicht preisgeben wollten, wurden nur Zeugenaussagen von Polizeibeamten aufgenommen.
Gedenken
Fanden anfänglich monatliche Gedenkveranstaltungen für Conny Wessmann statt, so finden seit Mitte der 1990er Jahre überwiegend jährliche Demonstrationen an ihrem Todestag mit stark schwankenden Teilnehmerzahlen statt, bei denen es in der Vergangenheit auch zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen autonomen Gruppen und der Polizei kam.
Ein Verein in Großenhain (Sachsen) nennt sein alternatives Jugendzentrum nach ihr „Conny-Wessmann-Haus“.
Der Dramatiker Lutz Hübner hat den Tod von Conny Wessmann sowie dessen Konsequenzen in seinem Stück „Ausnahmezustand“ verarbeitet, das 2001 am Deutschen Theater Göttingen uraufgeführt wurde.
Weblinks
- Erinnerung an den Tod Conny Wessmanns und die Reaktionen der Sympathisanten, mit Fotos
- Schilderung des Hergangs aus der Sicht von Augenzeugen (pdf; 95 kB)
- taz Nord, 13. November 2009: Gedenken: Kein Heldentod - TAZ-Artikel zum 20. Jahrestag des Unfalls
Einzelnachweise
- ↑ Immer wieder bricht Gewalt aus von Klaus Pokatzky, in Die Zeit, Nr. 5. 1990 vom 26. Januar 1990, auf zeit.de, gesehen 15. Juli 2009
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