Compact Cassette

Compact Cassette
Frontansicht einer Kassette (TDK). Das weiße Feld dient der Beschriftung, durch das mittige Fenster sieht man das aufgewickelte Magnetband.

Die Compact Cassette (CC) oder Audiocassette, eingedeutscht Tonbandkassette oder Tonkassette, ist ein Tonband, das zur einfacheren Handhabung in einem Kunststoffgehäuse gekapselt ist. Es handelt sich um einen elektromagnetischen Daten- oder Tonträger für analoge Aufzeichnung bzw. Wiedergabe. Umgangssprachlich wird sie oft einfach „Kassette“ oder „Tape“ genannt, bereits vorbespielt verkaufte Kassetten werden als Musikkassetten oder MusiCassette (MC) bezeichnet. Das Abspielen und Aufnehmen von Kassetten erfolgt mit einem Kassettenrekorder (Kassettenwiedergabegerät, wenn das Gerät nur zur Wiedergabe geeignet ist). Sie wurden 1963 von Philips eingeführt und erfreuten sich jahrzehntelang großer Beliebtheit. Heute haben sie in Industrieländern nur noch geringe Bedeutung. In Schwellen- und Entwicklungsländern sind sie allerdings wegen ihrer Robustheit und einfachen Technik immer noch sehr weit verbreitet.

Inhaltsverzeichnis

Aufbau

Aufbau einer Compact Cassette

Eine Kassette besteht aus einem Magnetband in einem Kunststoff-, sehr selten auch GFK-, Aluminium-, Messing- oder Keramikgehäuse. Zum Abtasten des Magnetbandes wird es an der mittleren Öffnung der Kassette an den Tonkopf des Abspielgerätes geführt. Bei Mono-Aufnahmen enthalten die Bänder zwei Tonspuren, eine für jede Richtung. Mit Stereo-Aufnahmen bespielte Bänder enthalten vier – entsprechend schmalere – Tonspuren, zwei für jede Laufrichtung. Die Tonköpfe der Abspiel- und Aufnahmegeräte sind jeweils so ausgerichtet, dass sie nur die jeweils unteren zwei Spuren (Stereo) bzw. die jeweils untere Spur (Mono) des Bandes abtasten. Legt man eine Mono-Kassette in ein Stereo-Gerät ein, so tasten beide Tonabnehmer dasselbe Signal ab. Umgekehrt erfassen Mono-Tonköpfe die Summe der Signale beider Stereo-Spuren. Nach dem Umdrehen der Kassette wird wiederum die untere Hälfte des Bandes abgetastet.

Das Format einer Kassette ist 10,16 cm Länge × 6,35 cm Höhe × 1,27 cm Tiefe (4 × 2,5″ × 0,5″).

Manche Kassettenrekorder sind in der Lage, mit einem entsprechend breiten Tonkopf beide Hälften des Bandes abzutasten, so dass sie beide Laufrichtungen abspielen können, ohne dass die Kassette umgedreht werden muss. Wird die Laufrichtung am Band-Ende automatisch umgeschaltet, spricht man von Auto-Reverse. Reine Abspielgeräte benutzen dafür normalerweise einen Vierspur-Kopf, während Rekorder eine Lösch- und Tonkopf-Kombination haben, die um 180° drehbar angeordnet ist. In einigen High-End-Geräten, beispielsweise von Nakamichi, wurde auch die Kassette selbst von einer Mechanik gewendet.

Das Band ist 3,81 mm breit und bewegt sich mit einer Geschwindigkeit von 47,625 mm/s. Der gleichmäßige Bandtransport wird dadurch gewährleistet, dass das Tonband zwischen einer gleichmäßig rotierenden polierten Stahlwelle, dem Capstan, und einer Gummi-Andruckrolle an den Tonköpfen vorbeigezogen wird.

Die ersten kommerziellen (bespielten) Kassetten wurden 1965 verkauft, der Stereoton kam 1967. Die Bezeichnung der Kassetten ergibt sich aus der Spielzeit beider Seiten in Minuten; die am meisten verbreiteten Formate sind C60 (30 min Spielzeit pro Seite), C90 (45 min/Seite) und (etwas seltener) C120 (eine Stunde/Seite). Daneben gibt es Leerkassetten mit 46, 60, 72, 90, 100 und 110 Minuten Spielzeit. Sehr selten sind überlange Kassetten mit 180 und 240 Minuten – je länger die Spieldauer, desto dünner und damit empfindlicher auf Zugbelastung und Selbstmagnetisierung der Bandlagen auf der Wickelspule (Kopiereffekt) ist das Band. So ist das Band einer C60-Kassette üblicherweise 15 bis 16 µm dick. Bei C90 sind es 10 bis 11 µm und bei C120 nur noch 9 µm. In der Regel ist die tatsächliche Laufzeit geringfügig länger als angegeben. Bei bespielt verkauften Kassetten richtete sich die Spielzeit nach dem Inhalt.

Cassettenfach mit Capstan, Andruckrolle, Ton- und Löschkopf

Compact Cassetten lassen sich gegen Überspielen (Löschen) der Aufzeichnung sichern. Eine offene Aussparung an der linken Seite der Oberkante (der den Bandöffnungen gegenüberliegende Seite) zeigt an, dass die betreffende Seite der Kassette geschützt ist. Kassettenrekorder verfügen über einen Sensor, um diese Aussparung zu überprüfen. Eine derart geschützte Kassette lässt sich nur abspielen – nicht jedoch ohne Weiteres für neue Aufnahmen nutzen. Zum erneuten Bespielen muss die Aussparung überklebt werden; bei manchen Rekordern lässt sich die Aufnahmetaste durch manuelles Betätigen des Sensors freigeben, noch ehe die Kassette eingelegt ist. An unbespielt verkauften Kassetten ist die Aussparung durch eine herausbrechbare Zunge zunächst verdeckt.

Geschichte

Einer der ersten Kassettenrecorder von Philips
Typ EL 3302 (1968)

Bereits vor der Einführung des Kassettenrecorders wurde 1935 von der AEG ein Tonbandgerät („Magnetophon") vorgestellt, das auf derselben Technik beruhte, jedoch mit offenem Bandwickel arbeitete. Die Geräte waren vergleichsweise teuer und kompliziert zu bedienen, weshalb sie vor allem beim Hörfunk und in Tonstudios eingesetzt wurden. Für Privatanwender waren Tonbandgeräte zunächst wenig attraktiv und kamen erst ab den 1950er-Jahren in Mode. Bei Preisen zwischen 700 und 1500 DM (was heute inflationsbereinigt ca. 1.600 bis 3.400 EUR entspricht)[1] waren sie aber immer noch zu teuer für den Massenmarkt und wegen der verwendeten Elektronenröhren auch sehr voluminös gebaut. In den 1960er-Jahren jedoch fielen die Preise, so dass Spulentonbandgeräte bald in vielen besser ausgestatteten Haushalten zu finden waren.

Im August 1963 stellte der niederländische Konzern Philips auf der 23. Großen Deutschen Funk-Ausstellung in Berlin die Compact Cassette und den zugehörigen, mit Transistoren bestückten Kassettenrekorder Philips EL 3300 vor. Er kostete 299 DM und wurde mit Batterien betrieben.
Die Grundig AG brachte 1965 ein alternatives System heraus, das Kassettengerät C 100 mit Kassetten des Formats DC-International, die etwas größer waren als die Compact Cassette. Das System konnte sich aber nicht durchsetzen und wurde wieder vom Markt genommen.
1965 stellte William P. Lear die 8-Spur-Kassette vor, die sich vor allem in den USA und Großbritannien zunächst im Car-Stereo-Bereich durchsetzte, ab den 1980er-Jahren jedoch von der Compact Cassette vom Markt gedrängt wurde.

Auch von Sony gab es einige Jahre später einen Versuch, mit Elcaset ein Kassettensystem auf den Markt zu bringen, das gegenüber der Compact Cassette bessere Klangqualität hatte. Doch auch diesem System war kein langer Erfolg beschieden.

Siegeszug

High-End-Kassettendeck Nakamichi RX 505
Selbstaufgenommene Kassette mit Kassettenhülle

Die Compact Cassette war ursprünglich für Diktiergeräte gedacht, wurde aber bald auch als Speichermedium für Musik genutzt. Insbesondere Jugendliche waren von der Möglichkeit begeistert, auf billige und einfache Art ihre Lieblingshits aus dem Radio aufnehmen zu können, worauf die Musikindustrie existenzbedrohende Umsatzrückgänge befürchtete und mit Kampagnen wie Home Taping Is Killing Music reagierte. Schon bald gab es Kombigeräte mit Radio, später auch in Stereo. Mit dem technischen Fortschritt der Magnetbänder ging ein entsprechender Fortschritt der Klangqualität der Compact Cassette einher. Neben den Fortschritten bei Eisenoxidbändern sorgte auch die Einführung von Chromdioxid- und später Reineisen-Beschichtungen für einen wahrnehmbaren Qualitätssprung.

Sehr wichtig für den Siegeszug der Compact Cassette war auch die Einführung der Dolby-B-Rauschunterdrückung (1968), mit deren Hilfe das lästige Bandrauschen deutlich reduziert werden kann. 1968 brachte Philips das erste Autoradio mit einer Abspielfunktion für Kassetten und 1979 die japanische Firma Sony den ersten Walkman, einen tragbaren Kassettenspieler, auf den Markt.

Spezielle Kassetten

  • Adapter-Kassette: Besitzt kein Band, aber einen Übertragungs-Tonkopf und ein Kabel, das an modernere Wiedergabegeräte (z. B. MP3-Player, ursprünglich Anfang der 1990er-Jahre für die Verwendung tragbarer CD-Player auf den Markt gebracht) angeschlossen werden kann. Damit ist es möglich, die Musik des Wiedergabegerätes magnetisch direkt an einen Kassettenspieler zu übergeben. Das ist sinnvoll, wenn man die Musik des Wiedergabegeräts laut hören möchte, aber die vorhandenen Lautsprecher nur über einen Kassettenspieler genutzt werden können (z. B. bei einem Autoradio).
  • Endlos-Kassette: Teilweise für Anrufbeantworter oder Beschallungen benutzt. Die Spieldauer beträgt wenige Minuten.
  • Mini- und Mikrocassetten als Miniaturversionen der Audiokassette wurden 1967 bzw. 1969 entwickelt. Durch eine langsamere Bandgeschwindigkeit von 2,4 cm/s oder 1,2 cm/s ergeben sich schlechtere Klangeigenschaften. Sie werden daher hauptsächlich für Sprachaufnahmen verwendet, beispielsweise in Anrufbeantwortern und Diktiergeräten.
  • Reinigungskassette: Besitzt wahlweise ein mit Vliesstoffoberfläche versehenes Band, einen mechanisch bewegten Hebel mit getränktem Vlies (Allsop-3) oder ein ganz normal aussehendes Band, welches Magnetpartikel-Ablagerungen anziehen sollte. Sie wird zur Reinigung von Tonkopf und anderen bandführenden Teilen einige Sekunden bis Minuten abgespielt.
  • MP3-Player in Form einer Audio-Cassette, der die von einer SD-Karte eingelesenen Titel auf den Tonkopf des Abspielgerätes übertragen kann.

Compact Cassetten zur digitalen Datenspeicherung

Compact Cassetten, die extra für Datasetten hergestellt wurden, hier das Produkt Computape

Ab den späten 1970er-Jahren wurde die Kassette, da billig und massenproduziert, auch zur Speicherung von Computerdaten bei Heimcomputern benutzt (siehe Datasette). Mit dem Siegeszug der schnelleren und bequemeren Disketten und Festplatten auch im Heimbereich ging die Ära dieser Anwendung jedoch ab den späten 1980er-Jahren allmählich zu Ende. Zur Datenspeicherung gab es Kassetten mit einem speziellen Bandmaterial. Diese tragen auf der Unterseite eine mechanische Kodierung, damit Datenlaufwerke ihre Parameter auf das spezielle Band einstellen können. Derartige Kassetten passen zwar mechanisch in jeden normalen Kassettenrekorder, haben jedoch für Audio-Zwecke keine ausreichende Klangqualität. Zudem waren die Laufzeiten meist wesentlich kürzer (C10 bis C20); Ladezeiten über zehn Minuten für ein einzelnes Programm waren eher selten, besonders, wenn sogenannte Schnelllader verwendet wurden. Durch die kurzen Bänder wurden die Umspulzeiten verkürzt.

Compact Cassetten zur digitalen Datenspeicherung wurden in den 1980er-Jahren auch von Blaupunkt zur Einspielung von Senderdaten in Autoradios mit PCI-System verwendet.

Weiterentwicklung

Für die magnetische Speicherung auf dem Band wurde zunächst Ferrit (Fe2O3) verwendet (Kassetten-Typ I). Später wurden auch Beschichtungen mit Chromdioxid (CrO2, Typ II), Eisenoxid und Chromdioxid (Doppelschichtband, „Ferrochromband“, FeCr, Typ III) und elementar-metallischen Partikeln („Reineisenband“, „Metal“, Typ IV) angeboten. Durch symmetrische Einkerbungen auf der oberen Stirnseite der Compact Cassette sind die Bandsorten für die Aufnahme- und Abspielgeräte automatisch unterscheidbar (Ferrit (I): keine Einkerbung; CrO2 (II): zwei außen; FeCr (III): zwei innen; Metal (IV): vier Einkerbungen). Kassetten des Typs FeCr (III) mit Einkerbungen für die automatische Erkennung sind sehr selten, ebenso Geräte, die die Einkerbungen von Typ III-Kassetten richtig auswerten können (z. B. Dual C 814 und Dual C 824). Bei der Wiedergabe ist die Entzerrungseinstellung von Typ III identisch mit der von Typ II und IV. In Geräten mit automatischer Bandsortenwahl werden Typ-III-Bänder als Typ I erkannt, was eine Höhenanhebung von etwa 4 dB verursacht. Kassetten des Typs III verschwanden sehr schnell wieder vom Markt und sind heute praktisch nicht mehr erhältlich. Auch Typ IV-Kassetten sind seit Jahren (ca. 1998) vom westeuropäischen Markt verschwunden, sollen aber noch vereinzelt produziert werden.

Die Unterschiede der Bandsorten liegen in deren Magnetisierbarkeit begründet: Während Ferrit-Beschichtungen bereits bei relativ geringer magnetischer Feldstärke (Amplitude bzw. Lautstärke) voll magnetisiert sind, können Metall-Beschichtungen auch stärkere magnetische Feldstärken noch unterscheiden, wodurch es möglich ist, Aufnahmen höher (lauter) auszusteuern, was den Dynamikumfang und den Rauschabstand erhöht: Beim Abspielen höher ausgesteuerter Aufnahmen kann man den Lautstärkeregler bei unveränderter Abspiellautstärke im Vergleich zu niedrig ausgesteuerten Aufnahmen leiser stellen; während also die Lautstärke des Nutzsignals (z. B. Musik) gleich geblieben ist, werden Band- und Geräterauschen heruntergeregelt und somit reduziert.

Die Stärken der Eisenoxidschicht liegen in einer besseren Tiefenaussteuerbarkeit, während das Chromdioxidband eine bessere Höhenaussteuerbarkeit hat. Deshalb wird für Eisenoxidband gewöhnlich eine Aufnahmevorverzerrung bzw. Wiedergabeentzerrung mit einer Zeitkonstanten von 120 µs benutzt, während für die anderen Bandsorten 70 µs benutzt wird. Die Entzerrung mit 70 µs hilft, das Rauschen, bei dem die hohen Frequenzbereiche dominieren, zu verringern. Bei falscher Bandsorteneinstellung stimmt der Frequenzgang der Aufnahme bei der Wiedergabe nicht, wodurch das Audiomaterial entweder zu dumpf (Fe2O3-Band mit 70 µs-(Chrom-)Einstellung) bzw. zu spitz (z. B. CrO2 mit 120 µs-(Ferro-)Einstellung) klingt. Um die Vorteile von Eisenoxid und Chromdioxid zu kombinieren, wurde das Zweischichtband (Ferrochrom-Band) entwickelt, bei dem sich auf einer Eisenoxid- eine Chromdioxid-Schicht befindet.

Vorbespielte Kassetten mit Chromdioxidband werden häufig mit einer Aufnahmevorverzerrung von 120 µs bespielt, d. h. der Kassettenrekorder sollte beim Abspielen auf Ferro-Band eingestellt sein. (Beschriftung der Kassette beachten.) Bei diesem Vorgehen wird die gegenüber Eisenoxid-Band verbesserte Höhenaussteuerbarkeit des Chromdioxid-Bandes nicht genutzt, um das Rauschen mittels 70 µs-Entzerrung zu verringern, sondern um höhenbetontes Klangmaterial besser wiedergeben zu können. Diese Technik kommt den veränderten Hör- bzw. eher Produktionsgewohnheiten entgegen, wonach Musik heute höhenbetonter ist als früher und gleichzeitig moderne Produktionen weniger Dynamik haben, wodurch das Rauschen weniger ein Problem darstellt (siehe Loudness war).

Bisweilen wird behauptet, dass die Musik auf Ferritbändern „wärmer“ klinge. Der Ursprung dieser Behauptung begründet sich in der Sättigungsmagnetisierung, bei der geradzahlige Obertöne verstärkt bzw. hinzugefügt werden. Typ-IV-Kassetten lassen sich höher aussteuern als Typ II, haben allerdings einen etwas raueren Klang, während Typ-II-Kassetten feiner klingen (sollen).

Wegen der ferromagnetischen Eigenschaften der Tonbänder ist bei der Aufnahme die sogenannte Vormagnetisierung (engl. Bias) vonnöten. Die Stärke der Vormagnetisierung hängt vom benutzten Bandmaterial ab. Reineisenbänder benötigen eine stärkere Vormagnetisierung als Chromdioxidbänder, diese wiederum eine stärkere als Eisenoxidbänder.

Höherwertige Geräte messen sich auf die tatsächlichen Bandeigenschaften durch Testaufnahmen (teilweise automatisch) ein, d. h. stellen die exakte Stärke der Vormagnetisierung bzw. Aufnahmevorverzerrung ein. Bei sehr minderwertigen Kassettengeräten wird oft aus übertriebener Sparsamkeit statt eines elektrischen Löschkopfes nur ein Dauermagnet eingesetzt; gleichzeitig wird statt einer Hochfrequenz-(Wechselstrom-)Vormagnetisierung nur eine Vormagnetisierung mit Hilfe eines Gleichstromes realisiert. Auf diese Weise wird die aufwändigere Oszillator-Schaltung eingespart. Die Aufnahmen solcher Geräte klingen von Grund auf verrauscht und stellen einen technischen Rückschritt dar (siehe auch Tonband, Vormagnetisierung).

Das Problem des Rauschens bei der Wiedergabe suchte man durch Rauschunterdrückungsverfahren zu beheben. Das bekannteste Verfahren ist sicher das Dolby-B-Verfahren. Auch das Nachfolgeverfahren Dolby-C erlangte weite Verbreitung, während das nochmals verbesserte Dolby-S erst zum Ende der Kassetten-Ära erschien und deshalb keine große Bedeutung mehr erlangte.

Als Nachfolger der Compact Cassette wurden das Digital Audio Tapes (DAT), von Sony die MiniDisc (MD) und von Philips Anfang der 1990er-Jahre die mit der CC abwärtskompatible digitale Compact Cassette DCC vorgestellt. Diese neuen digitalen Medien ermöglichen die digitale Kopie von Musik oder Daten, wobei sowohl MiniDisc als auch DCC verlustbehaftete Audiodatenkompression einsetzten. Bei den optischen Medien entfällt auch das Warten beim Vor- und Zurückspulen und einzelne Titel lassen sich nun direkt anwählen. Während sich DAT und MD langsam halbwegs erfolgreich entwickelten, war die DCC für Philips ein völliger Misserfolg und wurde nach wenigen Jahren eingestellt. Mit der Verbreitung der beschreibbaren Compact Disc (CD) ab den späten 1990er-Jahren kam jedoch sowohl die Kassette als auch alle ihre digitalen Nachfolger (MD und DAT) vollständig ins Hintertreffen, und die Weiterentwicklung wurde weitgehend gestoppt. In der Rechentechnik wurde DAT von Hewlett-Packard zum Digital Data Storage-Format und von Sony zum Advanced Intelligent Tape-Format zur Datensicherung weiterentwickelt.

Aktuelle Situation

Die Kassette wird wegen inzwischen fortgeschrittener Technik immer mehr vom Markt verdrängt.[2] In den meisten Ländern Afrikas sowie West- und Südasiens erscheint auch heute noch ein Großteil aller Musikaufnahmen auf Kassette, da Kassettenrekorder (ebenso wie die Medien) robuster als CD-Spieler sind und ohne patentierte und nur in Industrieländern produzierte Spezialelektronik gebaut sind und repariert werden können.

Ein besonders wichtiger Faktor ist die Robustheit. Denn im Gegensatz zu Schallplatten und CDs verträgt eine Kassette in Maßen auch Hitze, Staub und ist relativ unempfindlich; nur hohe Feuchtigkeit verträgt sie schlechter als andere Medien. In Deutschland findet sie mitunter als Hörspielkassette bzw. Hörbuch (z. B. Bibi Blocksberg) insbesondere für Kinder weiterhin Verwendung, was sich auch im Handel durch einen noch weitgehend intakten Markt für neue Kinderkassettenrecorder widerspiegelt. Auch im Rap-Bereich ist sie weiterhin durch die von z. B. DJs individuell zusammengestellten Mixtapes verbreitet. Ebenso wird die Kassette im (extremen) Metal, Punk oder Hardcore für Demo- und Promo-Zwecke weiterhin verwendet. Wegen der hohen Flexibilität des Mediums ist sie bei Rundfunkaufnahmen ohne hohe Qualitätserwartung nach wie vor erste Wahl. Auch gibt es in Deutschland noch eine geringe Anzahl an Vereinen, wie den Ring der Tonbandfreunde (RdT) oder das Bayerische Kaleidofon, die monatlich selbst gestaltete Tonaufnahmen auf Kassette publizieren.

Durch die oben genannte Robustheit sind Kassettenmedien auch im Auto noch recht beliebt, da ein Wechsel einfach und ohne Hinsehen vor sich geht. Daher gibt es auch von den Autoherstellern oder Nachrüstern noch entsprechende Geräte. Die komfortableren Geräte erlauben auch das Überspringen einzelner Titel, wenn die akustische Pause lang genug ist (ca. vier Sekunden). Dadurch wird der unten genannte Nachteil (Spulvorgang) teilweise kompensiert.

Ein Nachteil der Kassette ist, dass es wie beim Tonbandgerät Bandsalat geben kann (z.B. durch fehlerhafte oder schlecht gewartete Abspielgeräte) und der Klang über die Jahre hinweg durch Entmagnetisierungen an Qualität verliert. Auch Aussetzer – „Drop-outs“ genannt – nehmen durch Bandstaub und Verschleiß mit der Zeit zu. Anders als bei einer CD ist auch ggf. ein zeitraubendes Vor- bzw. Zurückspulen notwendig. Das unkomplizierte Löschen durch einfaches Überspielen mit neuen Inhalten und die im Vergleich zu digitalen Medien geringen Hardwareanforderungen prädestinieren die Kassette in vielen Fällen weiterhin für den alltäglichen Gebrauch.

In Deutschland wurde die Produktion von Compact Cassetten 2010 eingestellt.[3]

Am 16. September 2011 kündigte das Hörspiel-Label EUROPA an, ab 2012 keine MCs mehr zu produzieren, lediglich für die Serie mit den meisten MC-Sammlern (Die drei ???) würde die Produktion noch weiterlaufen. Als Grund nannte EUROPA, dass die MC-Käufe immer weiter zurückgehen und die Vorräte des rechtzeitig gesicherten Bandmaterials nicht mehr lange reichen wird, daher will man sich auf die MC-Sammler konzentrieren. Betroffen von der MC-Einstellung sind hauptsächlich Kinderserien wie Bob der Baumeister, Thomas, die kleine Lokomotive, Ritter Rost, Hui Buh, Die Teufelskicker, Hanni und Nanni sowie die recht bekannten Hörspielserien Fünf Freunde und TKKG.[4]

Weblinks

 Commons: Compact audio cassette – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Diese Zahl wurde – ausgehend vom Jahr 1955 – mit der Vorlage:Inflation ermittelt, ist auf volle 100 EUR gerundet und bezieht sich auf den zurückliegenden Monat Januar
  2. www.digitalfernsehen.de Ausgespielt: Audiokassetten kaum noch benutzt:http://www.digitalfernsehen.de/news/news_185790.html.10. August 2007.
  3. Maria Kobold: Zur Digitalisierung audiovisueller Medien. In: Archivnachrichten aus Hessen 1/11 (2011), S. 48ff (50).
  4. http://www.natuerlichvoneuropa.de/media/files/pm-abschied-mcfinal_834.pdf

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