Codex Gigas

Codex Gigas
Die berühmte Abbildung des Teufels

Der Codex Gigas ist eines der größten Manuskripte der Welt (daher kommt der Name Gigas, griechisch für „riesig“). Er wurde vermutlich im frühen 13. Jahrhundert im Benediktinerkloster von Podlažice in Böhmen geschrieben und ist auch unter der Bezeichnung Teufelsbibel bekannt, die von einer berühmten Illustration des Teufels in dem Codex herrührt.

Inhaltsverzeichnis

Erscheinung

Der Kodex ist reich illustriert

Der Kodex ist in einen hölzernen Umschlag mit Lederbezug und Ornamenten aus Metall gebunden. Mit 92 Zentimeter Höhe, 50 Zentimeter Breite und 22 Zentimeter Dicke ist er das größte bekannte mittelalterliche Manuskript. Er besteht aus 320 Pergamentblättern, jedoch wurden acht dieser Blätter später entfernt. Es ist nicht bekannt, wer aus welchem Grund die Seiten entnommen hat, aber es wird vermutet, dass sie die Disziplinarregeln der Benediktiner enthielten. Der Kodex ist fast 75 Kilogramm schwer. Die Schrift ist eine karolingische Minuskel. Schriftanalysen legen nahe, dass der Kodex nur von einer Person geschrieben wurde, die namentlich jedoch unbekannt geblieben ist. Die Erwähnung eines hermanus inclusus („Hermann der Einsiedler“, vermutlich ein Mönch in Klausur) im Text könnte ein Hinweis auf den Urheber sein.

Geschichte

Nach heutigem Stand wurde der Kodex im Benediktinerkloster von Podlažice geschrieben, das im 15. Jahrhundert durch die Hussiten zerstört wurde. Die Aufzeichnungen im Kodex enden 1229. Der Kodex wurde 1245 in das Zisterzienserkloster Sedletz (tschechisch: Sedlec) verbracht und 1477 in das Benediktinerkloster in Breunau (tschechisch: Břevnov), wo er bis 1593 in der Klosterbibliothek aufbewahrt wurde. Danach wurde er in die Prager Kuriositätensammlung des Kaisers Rudolf II. eingefügt.

Am Ende des Dreißigjährigen Krieges wurde die ganze Sammlung als Beute von der schwedischen Armee beschlagnahmt. Seit 1649 wird das Manuskript in der Kungliga Biblioteket in Stockholm aufbewahrt.

Die Königliche Bibliothek in Stockholm hat 2007 das Buch als Leihgabe dem Prager Klementinum zur Verfügung gestellt, wo es von September 2007 bis März 2008 zu sehen war.

Inhalt

Helle Schrift auf dunklem Grund

Der Kodex enthält die komplette Bibel, Isidor von Sevillas Etymologiae, Flavius Josephus Antiquitates Judaicae, Cosmas von Prags Chronica Boemorum, verschiedene Traktate (bezüglich Geschichte, Etymologie und Physiologie), einen Kalender, eine Liste von Brüdern des Klosters, Wunder und andere lokale Aufzeichnungen. Das ganze Buch ist in Latein geschrieben.

Das Manuskript enthält viele Illuminationen in Rot, Gelb, Grün und Gold. Großbuchstaben sind sorgfältig ausgestaltet, häufig auf der ganzen Seite. Der Kodex weist einen gleichbleibenden Stil auf, und die Art des Schreibens zeigt keine Veränderungen etwa auf Grund von Alter, Krankheit oder Stimmung. Das mag ein Grund für die Annahme sein, dass das Buch in kurzer Zeit fertiggestellt wurde (siehe auch die Legende).

Blatt 289r zeigt ein sehr berühmtes Bild des Teufels, ungefähr 50 Zentimeter hoch. Auf einigen Seiten davor und danach ist der Text zweispaltig auf dunklem Hintergrund in heller Schrift ausgeführt, was sie vom Rest des Buches unterscheidet. Auf einigen dieser Seiten ist lediglich die zweispaltige Hinterlegung ausgeführt, aber kein Text geschrieben worden. Der Text der anderen Seiten ist je nach Erhaltungsgrad der Schrift gut bis mäßig gut lesbar.

Legende

Nach einer Legende wurde der Kodex von einem Mönch geschrieben, der die Disziplinregeln gebrochen haben und deshalb verurteilt worden sein soll, lebendig eingemauert zu werden. Damit ihm diese harte Strafe erlassen werde, versprach er, zur Lobpreisung des Klosters in einer einzigen Nacht ein Buch zu schreiben, das das gesamte menschliche Wissen enthalten sollte. Nahe Mitternacht erkannte er, dass er diese Aufgabe nicht allein erledigen konnte und verkaufte dem Teufel seine Seele. Der Teufel vervollständigte das Manuskript, und der Mönch fügte das Bild des Teufels hinzu, um so auf den wahren Autor hinzuweisen.

Die Übersetzung der vermutlichen Urhebererwähnung hermanus inclusus als „eingeschlossener Hermann“ ist falsch, diese weist vielmehr auf einen einsiedlerisch lebenden Mönch hin.

Literatur

Weblinks

 Commons: Codex Gigas – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Codex Gigas — Codex Gigas, traducido del latín como libro grande . Es un gigastesco libro asimilado al demonio y amo del infierno Satanás. Captura de una de las páginas del libro donde está contenida una imagen de acuarela del diablo. El Codex Gigas (en latín… …   Wikipedia Español

  • Codex Gigas — The Codex Gigas is the largest medieval manuscript in the world. The Codex Gigas (English: Giant Book) is the largest extant medieval manuscript in the world.[1] It is also known as the Devil s Bible because of a large illustr …   Wikipedia

  • Codex Gigas — Ce codex est le plus grand manuscrit médiéval connu Le Codex Gigas (du grec Gigas signifiant « géant ») est le plus grand manuscrit médiéval connu. Il a été écrit au XIIIe siècle par des moines bénédictins du monastère de Podlažice …   Wikipédia en Français

  • Codex Gigas — Кодекс Гигас (Codex Gigas) Кодекс Гигас (Codex Gigas)  грандиозный рукописный свод начала XIII века, созданный в бенедиктинском монастыре чешского города Подлажице (ныне  часть города Храст). Исходя из пометок на одной из страниц книги… …   Википедия

  • Codex Gigas — El Codex Gigas o la Biblia del Diablo , Fue creado a principios del siglo XIII, este manuscrito en pergamino era considerado en esa época como la octava maravilla del mundo , debido a su impresionante tamaño (92 x 50,5 x 22 cm), su espesor de 624 …   Enciclopedia Universal

  • Historia del Codex Gigas — El Codex Gigas (en latín significa libro grande ), también conocido como Código Gigas, Código de Satanás o Biblia del Diablo, es un antiguo manuscrito medieval en pergamino de proteína creado a principios del siglo XIII y escrito en latín por un… …   Wikipedia Español

  • Codex — Pour les articles homonymes, voir Codex (homonymie). Codex Ragyntrudis (début XIIIe siècle) Un codex (bloc de bois ou livre en latin) est …   Wikipédia en Français

  • Codex Vaticanus 2061 — For the similarly named manuscript, see Codex Vaticanus. New Testament manuscripts papyri • uncials • minuscules • lectionaries Uncial 048 Name Codex Vaticanus 2061 Text Acts, GE, Paul † …   Wikipedia

  • Kodex Gigas — Die berühmte Abbildung des Teufels Der Codex Gigas ist eines der größten Manuskripte der Welt (daher kommt der Name Gigas, griechisch für „riesig“). Er wurde vermutlich im frühen 13. Jahrhundert im Benediktinerkloster von Podlažice in Böhmen… …   Deutsch Wikipedia

  • Johannes Gigas (Theologe) — Johannes Gigas Johann(es) Gigas, auch Heune, Hüne (* 22. Februar 1514 in Nordhausen; † 12. Juli 1581 in Schweidnitz) war ein evangelischer Theologe, Kirchenlieddichter, Humanist, Pädagoge und Reformator. Leben Gigas wurde als Sohn des… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”