Clavichord

Clavichord
Clavichord
engl.clavichord, it.clavicordo
Clavichord-JA Haas 007 reworked.jpg
Klassifikation
Chordophon
Tasteninstrument
Tonumfang
2 1/2 Oktaven (ausgehendes Mittelalter)
über 4 Oktaven (17. Jahrhundert)
bis 5 Oktaven (Spätzeit)
Verwandte Instrumente
Cembalo, Klavier
Klangbeispiel
[1]
Musiker
Liste von Cembalisten
Kategorie:Cembalist

Das Clavichord (auch Klavichord) ist ein Tasteninstrument aus der Familie der Chordophone. Der Tonumfang des Clavichords betrug anfangs zweieinhalb bis drei Oktaven, seit Mitte des 16. Jahrhunderts etwa vier, in der Spätzeit fünf Oktaven und mehr.

Inhaltsverzeichnis

Klangerzeugung

Teile und Prinzipskizze des Clavichord: (A/B) Taste; (1A/1B) Tangente; (2A/2B) Tastenwippe; (3) Saite; (4) Resonanzboden; (5) fester Steg; (6) Filzstreifen

Die Klangerzeugung beruht darauf, dass Saiten (3) mittels sogenannter Tangenten (1A/1B) angeschlagen und abgeteilt werden. Die Tangenten, schmale Metallplättchen, sitzen direkt auf den hinteren Enden der zweiarmigen Tasten (2A/2B). Wird eine Taste (A/B) angeschlagen, trifft die Tangente die zugehörige Saite an einer bestimmten Stelle und nimmt eine Doppelfunktion ein:

Zum einen erregt sie durch ihren Anschlag die Saite und bringt sie zum Schwingen. Zum anderen übernimmt sie die Funktion eines Steges, der die klingende Länge der Saite in einer Richtung begrenzt. In die andere Richtung begrenzt ein fester Steg (5) die Länge der Saite, der auch für die Schwingungsübertragung auf den Resonanzboden (4) verantwortlich ist.

Damit der zweite Teil der Saite nicht mitklingt, wird dieser mit durch die Saiten geflochtene Filz- oder Tuchstreifen (6) abgedämpft.

Der angeschlagene Ton klingt genau so lange, wie die Taste gedrückt ist, also die Tangente an der Saite anliegt. Wird die Taste losgelassen, löst sich die Tangente wieder von der Saite; der klingende und der mit einem Filzstreifen abgedämpfte Teil der Saite fallen wieder ungetrennt zusammen und der Dämpfungseffekt tritt ein.

Geschichte

Clavichord «Lépante», Musée de la Musique, Paris

Das Clavichord ist eines der ältesten besaiteten Tasteninstrumente und ging aus dem Monochord hervor, einem Mess- und Demonstrationsinstrument des Altertums. Beim Monochord wird zur Erzeugung verschiedener Töne auf einer Saite ein die klingende Länge abteilender Steg an jeweils verschiedenen Stellen der Saite angebracht. Das Clavichord greift diese Idee auf und verbindet jedoch die beweglichen Stege (hier: die Tangenten) mit Tasten unter gleichzeitiger Vermehrung der Saitenanzahl.

Der Name „Clavichord“ wurde erstmals 1396 nachweisbar verwendet. Das älteste erhaltene Clavichord, gebaut 1543 von Domenicus Pisaurensis, befindet sich heute im Musikinstrumentenmuseum in Leipzig. Bedeutende Clavichordbauer waren etwa Johann Adolph Hass in Hamburg, Gottfried Silbermann in Freiberg (Sachsen) oder Christian Gottlob Hubert in Ansbach, um nur drei zu nennen.

Das Clavichord spielte seit seiner Entwicklung, besonders aber im 17. und 18. Jahrhundert eine große Rolle in der häuslichen Musik, die vergleichbar mit der des heutigen Klaviers ist. Davon zeugt auch die Verwendung des Begriffs „Clavier“, der bis ins 19. Jahrhundert hinein oft ein Clavichord bezeichnet. Das Clavichord war aufgrund seiner Konstruktion billiger als andere Tasteninstrumente und fand somit als Übeinstrument große Verbreitung. Bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts war das Instrument fast in ganz Europa weit verbreitet. Mit der zu Beginn des 19. Jahrhunderts einsetzenden Tendenz zu klanglicher Verstärkung kam das Clavichord langsam aus der Mode. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts und im Kontext des wieder aufkeimenden Interesses an historischen Instrumenten wurde sein besonderer Reiz, der in einer höchst sensiblen Gestaltungsmöglichkeit des Tons liegt, wiederentdeckt.

Bauspezifische Varianten

Bei Clavichorden unterscheidet man prinzipiell zwei Typen: die gebundenen und die ungebundenen Clavichorde. Bei gebundenen Clavichorden verwenden 2 bis 4 nebeneinanderliegende Tasten (A oder B) dieselbe Saite oder dasselbe Saitenpaar (3) zur Tonerzeugung. Die Tangenten treffen diese Saite (oder dieses Saitenpaar) an verschiedenen Stellen: Mit der Taste (A) schlägt die auf ihr (2A) sitzende Tangente (1A) an einer Stelle der Saite, die näher zum festen Steg (5) liegt, als es die Tangente (1B) in Verbindung mit Taste (B) und Wippe (2B) ist. Die durch die Tangente 1A kürzer abgeteilte Saitenlänge ergibt dabei einen höheren Ton als die länger abgeteilte (1B).

Diese Idee stammt vom Monochord ab. Die sich so ergebende Ersparnis an Saiten ist verbunden mit weiteren Vorteilen: Weniger Saiten bedeuten auch weniger Aufwand beim Stimmen des Instruments und weniger statische Belastung der Gesamtkonstruktion, wodurch das Instrument leichter und „resonanter“ gebaut werden kann. Dem gegenüber steht der Nachteil, dass die Töne einer Bindung nicht gleichzeitig gespielt werden können. Häufig sind daher nur direkt benachbarte Halbtöne gebunden, die in der Musik der Zeit fast nie gleichzeitig erklingen.

Ungebundene Instrumente haben für jede Taste eine Saite oder ein Saitenpaar bei Doppelchörigkeit (siehe weiter unten). Diese Bauform tritt gegen Ende des 17. Jahrhunderts erstmals in Erscheinung und findet ihre Verbreitung vor allem in der Spätphase des Clavichords ab etwa 1750. Die ältere Bauform des gebundenen Instruments konnte sie jedoch nie verdrängen.

Um den Instrumenten eine größere „Farbigkeit“ zu ermöglichen, wurden historische Clavichorde in der Regel doppelchörig gebaut: Statt einer Saite fanden Saitenpaare Verwendung. Eine Tangente erzeugt auf zwei eng nebeneinanderliegenden Saiten den gleichen Ton. Bei großen Instrumenten um etwa 1750 kann im Bassbereich sogar eine dritte, in Oktavabstand gestimmte Saite hinzutreten. Für die bei Clavichorden des 20. Jahrhunderts oft vorzufindende einchörige Besaitung gibt es hingegen kaum historische Vorbilder.

Musizierpraxis

Zeichnung einer Clavichordspielerin

Der Ton des Clavichords ist relativ leise, wesentlich leiser als der moderner Klaviere, jedoch höchst modulationsfähig. Das Clavichord erlaubt in beschränktem Umfang feine dynamische Abstufungen. In dieser Hinsicht und wegen seiner Anschlagmechanik wird es als ein Vorläufer des Hammerklaviers angesehen. Feinste artikulatorische Abstufungen lassen sich auf dem Clavichord realisieren. Es ist jedoch tendenziell weniger geeignet für Oktavgänge, große Sprünge, virtuose Läufe und schnelle Akkordwiederholungen.

Als einziges mechanisches Tasteninstrument bietet das Clavichord die Möglichkeit der Tonbeeinflussung auch noch nach dem Anschlagen, z. B. durch die „Bebung“, ein periodisches Ändern des Drucks auf die Taste, wodurch ein dem Vibrato bei Streichinstrumenten ähnlicher Effekt entsteht. Gerade wegen des vergleichsweise direkten Kontakts des Spielers zur klingenden Saite (über Taste und Tangente), der während der gesamten Dauer eines Tons bestehen bleibt, erfordert das Clavichord eine sehr genaue Spieltechnik: Der Spieler muss seinen Anschlag während eines jeden klingenden Tones präzise kontrollieren, um nicht ungewollte Effekte hervorzubringen.

Musik für Clavichord und bedeutende Komponisten

Der größte Teil der Musik für Tasteninstrumente vom Mittelalter bis hin zur Frühklassik kann auf dem Clavichord stilgerecht wiedergegeben werden. In den meisten Fällen schreiben die Komponisten dieser Epochen nicht explizit vor, welches Tasteninstrument zur Darstellung einer Komposition zu verwenden ist. Dies gilt auch für Johann Sebastian Bachs große Studienwerke wie die Inventionen und Sinfonien oder die Präludien und Fugen des Wohltemperierten Klaviers.

Das Werk von Johann Jakob Froberger ist größtenteils auf einem gebundenen Clavichord in der Disposition C/E-c mit kurzer gebrochener Oktave spielbar, es gehört damit zum wichtigsten barocken Spielbestand der Clavichordspieler. Einer der wichtigsten Komponisten der Frühklassik für Clavichord war Carl Philipp Emanuel Bach. Noch Joseph Haydn und Wolfgang Amadeus Mozart besaßen Clavichorde und benutzten sie als Reiseinstrumente und zum Komponieren. Auch Ludwig van Beethoven kam durch die Sonaten seines Lehrers Christian Gottlob Neefe noch mit dem Clavichord in Berührung.

Bedeutende Virtuosen

Aufgrund der oftmals gleichen Literatur wird das Clavichord auch von Cembalisten gespielt. Dennoch verlangt das Clavichord aufgrund seiner Tonerzeugung nach einer eigenen Spieltechnik.

Literatur

  • Christian Ahrens, Gregor Klinke [Red.]: Fundament aller clavirten Instrumenten – das Clavichord: Symposium im Rahmen der 26. Tage Alter Musik in Herne 2001. Katzbichler, München/Salzburg 2003, ISBN 3-87397-582-3.

Weblinks


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