Claudia Dillmann

Claudia Dillmann

Claudia Dillmann (* 29. Mai 1954 in Geisenheim im Rheingau) ist eine deutsche Filmwissenschaftlerin und Direktorin des Deutschen Filminstitut – DIF e.V. in Frankfurt am Main.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Nach dem Abitur an der St. Ursula-Schule in Geisenheim absolviert sie ein Volontariat bei der „Offenbach Post“. Mit 23 Jahren wird sie Redakteurin der „Frankfurter Rundschau“. Später schreibt sie als Korrespondentin der ZEIT Berichte aus Frankfurt und Hessen.

1981 beginnt sie an der Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main, mit dem Studium der Germanistik, Kunstgeschichte sowie Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften, das sie 1987 mit dem Magister abschließt. Thema ihrer Magisterarbeit: Zur Phantastik in Stummfilm und Literatur der Weimarer Republik. Da sich Filmgeschichte schnell zum Schwerpunkt ihres Studiums entwickelt, arbeitet Claudia Dillmann noch vor der Eröffnung des Deutschen Filmmuseums 1984 in Frankfurt bereits an der Dauerausstellung mit, die dort bis heute zu sehen ist. Nach der Eröffnung des Filmmuseums wirkt sie an verschiedenen Ausstellungen und Projekten des Hauses mit. Im Dezember 1989 holt sie das Archiv des Filmproduzenten Artur Brauner, Inhaber der CCC-Studios in Berlin-Spandau, zur wissenschaftlichen Auswertung an das Deutsche Filmmuseum. Im darauffolgenden Jahr verfasst sie zu ihrer Ausstellung über Artur Brauner einen umfangreichen Katalog.

1991 wird sie festangestellte Kuratorin des Filmmuseums, ein Jahr später dessen stellvertretende Direktorin. Sie kuratiert weiter Ausstellungen und betreut unter anderem 1992 das Projekt „Sergej Eisenstein im Kontext der russischen Avantgarde“ mit Originalen aus fünf Moskauer und Petersburger Museen. 1993 kämpft sie gemeinsam mit Hilmar Hoffmann und einer Reihe prominenter deutscher Filmschaffender gegen die Schließung des Kommunalen Kinos in Frankfurt.

Ab dem 1. Februar 1997 leitet Claudia Dillmann das Deutsche Filminstitut - DIF, das sich im gleichen Haus wie das Deutsche Filmmuseum am Museumsufer befindet, sein Filmarchiv aber in Wiesbaden hat. Dabei setzt sie als Filmhistorikerin einen Hauptakzent auf die EDV-gestützte Bestandserfassung der Sammlungen, die im DIF beheimatet sind, sowie deren wissenschaftliche Auswertung und Publikation.

Zu Beginn des neuen Jahrzehnts gründet Claudia Dillmann goEast – das Festival des mittel- und osteuropäischen Films, das seit 2001 jährlich in Wiesbaden stattfindet und die ersten drei Jahre von ihr geleitet wird. Es entsteht unter ihrer Federführung schließlich ab 2003 das Internetportal zum deutschen Film: Nach zweijähriger Vorlaufzeit eröffnen am 11. Februar 2005 die Seiten für www.filmportal.de. Die zentrale Plattform zum deutschen Film enthält Daten zu 74.000 in Deutschland zwischen 1895 und heute hergestellten Filmwerken und zu 162.000 Personen, ergänzt um Biografien, Fotos, Inhaltsangaben, Informationen zur Verfügbarkeit zu Filmen und Links.

Nach der Integration des vormals städtischen Deutschen Filmmuseums in das Deutsche Filminstitut fungiert Claudia Dillmann seit 2006 als Direktorin der fusionierten Einrichtung. Neben Ihrer Tätigkeit im Deutschen Filminstitut führt sie regelmäßig in Filme ein, lehrte an der Uni Frankfurt Filmgeschichte und macht in anderen Städten mit Vorträgen auf die Frankfurter Filminitiativen aufmerksam. Sie hat Sitz und Stimme in Jurys internationaler Gremien und Festivals, wirkte bei der Vergabe des Deutschen Filmpreises mit und ist Gutachterin in der Filmbewertungsstelle Wiesbaden.

Auch auf europäischer Ebene macht sie sich für den Film stark, seit 1997 gehört sie dem Vorstand der Assoziation der Europäischen Kinematheken (ACE) an und wird 2004 zu deren Präsidentin gewählt. In dieser Funktion gehört sie im September 2007 zu den Gründungsmitgliedern der European Digital Library Foundation und wird in den Vorstand der Stiftung gewählt.

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • Dillmann-Kühn, Claudia: Perspektiven zur Geschichte der filmischen Wahrnehmung. Deutsches Filmmuseum. Hg. v. Walter Schobert. Frankfurt am Main 1986.
  • Dillmann-Kühn, Claudia: Artur Brauner und die CCC. Filmgeschäft, Produktionsalltag, Studiogeschichte 1946-1990. Mit einer Filmographie von Rüdiger Koschnitzki und einem Anhang von Bernd Eichhorn. Frankfurt am Main 1990.
  • Dillmann, Claudia: Schurkenstücke. Entflechtung und Lex UFI. In: Das Ufa-Buch. Kunst und Krisen, Stars und Regisseure, Wirtschaft und Politik; die internationale Geschichte von Deutschlands größtem Filmkonzert. Frankfurt am Main 1992. S. 482-485.
  • Dillmann-Kühn, Claudia (Red.): Sergej Eisenstein im Kontext der russischen Avantgarde 1920-1925. Frankfurt am Main 1992.
  • Dillmann, Claudia: Die Wirkung der Architektur ist eine magische. Hans Poelzig und der Film. In: Hans Poelzig. Bauten für den Film. Kinematograph Nr. 12. Hg. v. Hans-Peter Reichmann. Frankfurt am Main: Deutsches Filmmuseum 1997.
  • Dillmann, Claudia und Rudolf Worschech: Neuer Deutscher Film. In: Recherche: Film. Quellen und Methoden der Filmforschung. Hg. v. Hans-Michael Bock und Wolfgang Jacobsen. München 1997. S. 198-207.
  • Dillmann, Claudia (Red.): 50 Jahre DIF. Deutsches Filminstitut. Frankfurt am Main 1999.
  • Dillmann, Claudia: Mission impossible? „epd Film“ im filmpublizistischen Kontext der Bundesrepublik. In: Der Film der Wörter. Hg. v. Karsten Visarius. Frankfurt am Main 1999. S. 61-75.
  • Dillmann, Claudia: Kino für alle? In: Realitäten und Visionen. Hilmar Hoffmann zu ehren. Hg. v. Peter Wapnewski. Köln 2000. S. 58-68.
  • Dillmann, Claudia: „Zu bittere Kräuter. Zeugin aus der Hölle. Die Produktion und Rezeption eines 'riskanten' Films“. In: Die Vergangenheit in der Gegenwart. Konfrontationen mit den Folgen des Holocaust im deutschen Nachkriegsfilm. Hg. v. Claudia Dillmann u. Ronny Loewy. Frankfurt am Main 2001.
  • Dillmann, Claudia: Der Filmproduzent Artur Brauner. In: Artur Brauner. Produzent, Producer. Hg. v. Goethe-Institut Inter Nationes. München 2002.
  • Dillmann, Claudia (Hg.): 2 x 20. Juli. Die Doppelverfilmung von 1955. Frankfurt am Main 2004.
  • Dillmann, Claudia (Red.): Sein Haus für den Film. Hg. v. Deutschen Filminstitut – DIF. Frankfurt am Main 2005.
  • Dillmann, Claudia: Die Zürcher Verlobung (1957). In: Fredy Bockbein trifft Mister Dynamit. Filme auf den zweiten Blick. Hg. v. Christoph Fuchs u. Michael Töteberg. München 2007.
  • Dillmann, Claudia: Wirklichkeit im Spiel. Film und Filmarchitektur. In: Hans Poelzig 1869 bis 1936. Architekt, Lehrer, Künstler. Hg. v. Wolfgang Pehnt, Matthias Schirren. München 2007. S. 144-159.

Literatur

  • Börchers, Sabine: Frankfurts Fachfrau für Film. In: Frankfurter Neue Presse vom 25. April 2007.
  • Göpfert, Claus-Jürgen: Zauber des Zelluloids. Claudia Dillmann, Direktorin des Deutschen Filmmuseums, fährt zur Berlinale, In: Frankfurter Rundschau vom 6. Februar 2008.
  • Haß, Frauke: 007 als erotischer Entwicklungshelfer. Vom Journalismus zur Kinokunst: Claudia Dillmann, Leiterin des Deutschen Filminstituts. In: Frankfurter Rundschau vom 16. August 2003.
  • Hoffmann, Hilmar: Frankfurts starke Frauen. Begegnungen 1945 bis heute, Frankfurt am Main 2006. S. 59-74.

Weblinks


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