Ciskei

Ciskei
Flagge der Ciskei von 1977 bis 1994
Lage der Ciskei in Südafrika
Siedlung in der ehemaligen Ciskei (heute Ostkap)

Ciskei („diesseits des Kei“) war ein Homeland für die Xhosa im Südosten von Südafrika. Das 7.760 km² große Homeland wurde 1961 im Rahmen der Apartheid-Politik der „Bantustanisierung“ neben der Transkei als Heimat der Xhosa sprechenden Einwohner des Landes errichtet. Ab den 1970er Jahren begann die südafrikanische Regierung mit der Umsiedlung eines Teils der xhosasprachigen Bevölkerung dorthin.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Da die vorläufigen Verwaltungssitze Mdantsane[1] mit 112.000 Einwohnern (1977) und Zwelitsha ungeeignet erschienen, wurde mit dem Bau der neuen Hauptstadt Bisho (Bicho) begonnen. Zwischenzeitlich war Alice[2] die Hauptstadt. Die Fläche von Ciskei differierte zwischen 7.700 (1975)[3] und 8.300 km². Der Staatshaushalt, der zu 50 % von Südafrika getragen wurde, betrug 1981 rund 82,146 Millionen Rand.[4]

Das Gebiet von Ciskei erstreckte sich von der Höhenstufe des Stormberg-Massivs über die Ebenen bei Alice und King William's Town bis an die Küste bei East London. Im Westen wurde das Land vom Great Fish River sowie Kat River begrenzt.[5]

Geschichte

Mit der Proclamation No. R 496 im Jahr 1961 wurde eine Territorial Authority (Territorialbehörde) installiert, die aus 22 Mitgliedern bestand. In der Ebene darunter befanden sich 38 Tribal Authorities (Stammesbehörden) und drei ähnlich gestellte Community Authorities (Gemeinschaftsbehörden).[6]

1971 entstand eine Legislative Assembly (Gesetzgebende Versammlung) mit Sitz in Zwelitsha und 1972 erhielt Ciskei weitgehende Selbstverwaltung.[7] Im Jahr 1973 (19.–23. Februar) wurden erstmals Wahlen abgehalten.[8] In diesem Zusammenhang gelangte Lennox Leslie Sebe in die Funktion des Regierungschefs dieses nun autonomen Gebietes. Bei den zweiten Wahlen 1978 (18.–22. Juni) zum Parlament, zu denen alle inner- und außerhalb wohnenden Ciskei-Xhosa wahlberechtigt und Parteien zugelassen waren, gewann die Ciskei National Independence Party (CNIP) des Regierungschefs Sebe alle 50 zur Wahl stehenden Sitze.

Eine 1979 eingesetzte Kommission sprach sich vor allem aus wirtschaftlichen Gründen gegen die Abtrennung von Südafrika aus.

In einem Referendum über die geplante Unabhängigkeit im Dezember 1980 sprachen sich 98,7 % der Wähler für die Unabhängigkeit von Südafrika aus. Die Wahlbeteiligung lag bei 59,5 %.

Am 4. Dezember 1981 wurde Ciskei, wie zuvor Transkei 1976, Bophuthatswana 1977 und Venda dann in die formelle Unabhängigkeit von Südafrika entlassen. Alle Bewohner von Ciskei verloren dadurch die südafrikanische Staatsangehörigkeit. International wurde die Unabhängigkeit der vier Homelands jedoch nicht anerkannt. Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen verurteilte am 15. Dezember 1981 die behauptete Unabhängigkeit von Ciskei und erklärte sie für nichtig.[9]

Am 27. April 1994 wurde Ciskei zusammen mit den neun anderen Homelands wieder mit Südafrika vereinigt. Das Territorium gehört seither zur Provinz Ostkap.

Demographie

1980 fand eine Volkszählung statt. Ciskei hatte demnach 1.072.353 Einwohner (davon 442.000 außerhalb des Gebietes tätig). Gezählt wurden nur Xhosa, nicht die kleine weiße Minderheit und Coloureds. Das Verhältnis zwischen ansässiger Bevölkerung und Wanderarbeiter außerhalb Ciskei schwankte ständig.

Im Jahr 1991 belief sich die Bevölkerungszahl auf 847.000 Personen (alle Gruppen).[10] Zuletzt lebten von über 6.000.000 Xhosa etwa 839.000 in Ciskei.

Literatur

  • Nancy Charton: Ciskei:Economics and Politics of Dependence in a South African Homeland. Croom Helm Ltd., London 1980, ISBN 0-7099-0332-4.[1]
  • Ernst Klimm, Karl-Günther Schneider, Bernd Wiese: Das südliche Afrika. Republik Südafrika, Swasiland, Lesotho. In: Werner Storkebaum (Hrsg.): Wissenschaftliche Länderkunden. 17, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1980, ISBN 3-534-04132-1.
  • Manfred Kurz: Indirekte Herrschaft und Gewalt in Südafrika. Institut für Afrikakunde, Hamburg 1981.
  • Dieter Nohlen, Franz Nuscheler: Handbuch der Dritten Welt. Ostafrika und Südafrika. J.H.W. Dietz Nachf., Bonn 1993, ISBN 3-8012-0205-4.

Einzelnachweise

  1. Klimm, Schneider, Wiese: Südliche Afrika, S. 232
  2. Nancy Charton:Ciskei S. 9
  3. Kurz:Indirekte Herrschaft S. 198
  4. laut Fischer Weltalmanach
  5. Nancy Charton: Ciskei S. 9
  6. Nancy Charton: Ciskei S. 89
  7. Nancy Charton: Ciskei S. 65
  8. Kurz:Indirekte Herrschaft S. 73
  9. Statement by the President of the Security Council, on behalf of the Council, concerning the proclamation of the "Independent" state of Ciskei
  10. Nohlen, Nuscheler: Dritte Welt, S. 418

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