Österreich-Haus

Österreich-Haus
Museum Lignorama in Riedau; ehemaliges Österreich-Haus der Olympischen Winterspiele 1998

Als Österreich-Haus wird das österreichische Kommunikationszentrum bei den Olympischen Spielen, Paralympischen Spielen und Alpinen Skiweltmeisterschaften bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Funktion

Das erste Österreich-Haus gab es 1960 auf Initiative der Wirtschaftskammer bei den Olympischen Winterspielen in Squaw Valley.[1] Nach der einfachen Blockhütte von 1960 wurde für die Olympischen Winterspiele 1968 (Grenoble) das erste Mal ein eigenes repräsentatives Gebäude errichtet. Es wurde als Institution auch schon 1970 bei Weltmeisterschaften (Alpin-WM Gröden) eingeführt, wo das Bauwerk von 1968 wiederverwendet wurde.

Ursprünglich wurde das Österreichhaus als Präsentationsmöglichkeit für österreichische Wirtschaftsprodukte genutzt. Im Laufe der Jahre entwickelte sich das Konzept aber zum „Publikumsmagnet und Kommunikationszentrum während Olympischer Spiele […], welches von Athleten, Betreuern, Journalisten, Sponsoren, Gästen und Freunden Österreichs gerne besucht wird. Der dem Ö-Haus vorauseilende Ruf von besonderer Gastlichkeit lockt auch jedes Mal viel Prominenz aus allen Gesellschaftsbereichen an.“[2] Neben der Repräsentanz des Österreichischen Olympischen Comités (ÖOC) bzw. des Österreichischen Paralympischen Committees (OEPC) dient es auch als Olympiastudio bzw. WM-Studio des ORF[3], und im besonderen für allfällige Siegesfeiern der österreichischen Teilnehmer und Pressekonferenzen[4], und erreicht so besondere Medienpräsenz.[5]

Neben architektonischem Renommée – ein Österreichhaus zeigt entweder österreichische Architektur, oder europäische Rezeption der Architektur des Gastlandes - und als Vorzeigeobjekt österreichischer Bautechnik dienen die Häuser als Treffpunkt für internationale Wirtschaftsgespräche, und repräsentieren auch Österreich als Tourismusland.[6] Wegen der enormen wirtschaftlichen Bedeutung, die der Wintersport für Österreich hat (und auch den sportlichen Erfolgen – Sommersport spielt eine vergleichsweise geringe Rolle) wurden Österreichhäuser nur für Winterspiele eingerichtet, seit Athen 2004 aber auch für die Olympischen Sommerspiele. Seit Turin 2006 sind die Behindertensportler auch in Bezug auf die Nutzung des Österreichhauses den anderen Sportlern ohne Einschränkung gleichgestellt.[4][7]

Bis heute wurden insgesamt etwa 10 Bauwerke als Österreichhaus errichtet, teils als eigenständige Gebäude, teils als An- und Zubauten. Die meisten sind erhalten, und wurden einer Sekundärnutzung zugeführt. Bei den anderen Veranstaltungen wurden Räumlichkeiten angemietet oder Zelte errichtet.

Die Österreich-Häuser

Olympische Winterspiele Grenoble 1968/Ski-Weltmeisterschaften Gröden 1970

Zur den Olympischen Winterspielen 1968 in Grenoble wurde das erste Mal ein eigenes Gebäude als Österreichhaus errichtet. Es wurde zur Skiweltmeisterschaft 1970 in Gröden wiederrichtet, und diente später als Bundessportheim am Faaker See.[1]

Bundessportheim Faak am See, Ktn.46.57682113.910322

Olympische Winterspiele Sapporo 1972

Das Gebäude der Olympischen Winterspiele 1972 in Sapporo ist heute Teil des Sapporo Winter Sports Museum (jap. 札幌ウィンタースポーツミュージアム, Sapporo Uintā Supōtsu Myūjiamu)[8] an der Ōkurayama-Schanze.

Winter Sports Museum, Sapporo43.05154141.290837

Weltmeisterschaften Saalbach-Hinterglemm 1991

Zum Anlass der Alpinen Skiweltmeisterschaften 1991 in Saalbach-Hinterglemm wurde gemeinsam mit der Gemeinde Saalbach ein historischer Pinzgauerhof wiedererrichtet. Das Gebäude aus dem 18. oder frühen 19. Jahrhundert, der Bergerbauer, war schon 1987 von der Gemeinde angekauft und abgetragen worden. Heute bildet es zusammen mit dem Steinachhäusl von 1698 (1994/95 wiedererrichtet) das Heimatmuseum und Schimuseum[9], und dient auch als Veranstaltungsgebäude der Gemeinde.

Heimathaus und Schimuseum, Saalbach-Hinterglemm, Sbg47.39016412.630984

Olympische Winterspiele Nagano 1998

Dieses Österreich-Haus wurde 1996 vom Architekten-Team Kaufmann aus Dornbirn (Neue Vorarlberger Bauschule) geplant und mit dem Vorarlberger Holzbaupreis prämiert. Nach den Olympischen Winterspielen 1998 in Nagano wurde es im Zentrum von Riedau neu aufgebaut und beherbergt seither das Holz- und Werkzeugmuseum Lignorama.

Holz-und Werkzeugmuseum LIGNORAMA, Riedau, OÖ48.30330813.633218

Olympische Winterspiele Turin (Sestriere) 2006

Logo des Österreich-Haus 2006

Das Gebäude der Olympischen Winterspielen Feber 2006 und Winter-Paralympics März 2006 in Turin stand wieder in Sestriere, wo die Alpinbewerbe der Olympischen Winterspiele ausgetragen wurden. Es wurde von dem Radstädter Architekten Tom Lechner geplant, als ein Bau im Stile der Neuen Alpenarchitektur, einer Kombination der Formensprache und Materialien der traditionellen Bauernhausstile des Alpenraums und zeitgenössischer Holzarchitektur. Das Casa Austria hatte eine Nutzfläche von 300 m², für Gäste- und VIP-Bereich, das ORF-Studio und Präsentationsflächen für die drei Sponsoren des Hauses.[10] Nach den Paralympics – das erste Mal stand das Österreicherhaus auch dem Behindertensport zur Verfügung – wurde es im Schanzengelände der Paul-Ausserleitner-Schanze in Bischofshofen wiedererrichtet.

Österreichhaus 2006 in Sestriere44.9583226.876696; Paul-Ausserleitner-Schanze, Bischofshofen, Sbg47.41566313.208737

Olympische Sommerspiele Peking 2008

Logo des Österreich-Haus 2008

Das Österreich-Haus, chinesisch 奧地利之家 àodìlìzhījiā, engl. Austria House für die Sommerspiele und Paralympics 2008 in Peking wurde im The Great Wall Sheraton Hotel Beijing[11] (Starwood-Sheraton) errichtet. Das Österreich-Haus sollte eine Mischung aus Tradition und Moderne in China darstellen und Elemente von Feng Shui aufgreifen: Der Hauptbau ist im Stil klassischer Tempelarchitektur ausgeführt, farbenfroh gefasst mit großflächiger Verglasung. Daneben steht ein zehneckiger Pavillon, mit modernistischem Maßwerk und einem bunten, an übereinandergestapelte Sonnenschirme erinnernden Dach. Das Areal wurde mittels Sponsorgeldern mit einem Budget von 400.000 € erstellt.[12] Das Areal des Österreich-Haus bildet bis heute einen beliebten Anlaufpunkt im Park des Beijing Great Wall.

Austria House, The Great Wall Sheraton, Beijing39.943453116.458393; Pavillon39.943276116.458098

Olympische Winterspiele Vancouver (Whistler) 2010

Austria House 2010: Logo des ÖOC

Auch bei den Olympischen/Paralympischen Winterspielen in Vancouver, Kanada 2010 gibt es wieder ein Österreich-Haus. Das Besondere an diesem Österreich-Haus ist, dass es als Passivhaus und in Holzmassivbauweise gebaut wird. Es wurde von der APG (Austrian Passive House Group), einen Zusammenschluss von fünf österreichische Firmen ausgeführt.

Das Passivhaus wird nach den Olympischen Spielen nicht abgebaut, sondern wird der Stadt Whistler als „Botschafter für energieeffizientes Bauen“ für eine Weiternutzung übergeben.[13] Das Projekt in Passivhausbauweise soll das weltweite Interesse am energieeffizienten Bauen wecken – in Nordamerika ist diese Technik weitgehend unbekannt, es wurden erst ein paar Dutzend Häuser errichtet, das Gebäude erweckt besondere Medienpräsenz.[14]

Austria House, Whistler50.120461-122.94832680

Weblinks

Allgemein:

Saalbach-Hinterglemm 1991:

Nagano 1998:

Turin/Sestriere 2006:

Peking 2008:

Whistler 2010:

Einzelnachweise

  1. a b Als die Wirtschaft sportlich wurde. In: 60 Jahre Aussenwirtschaft Österreich. Wirtschaftskammer Österreich, abgerufen am 11. August 2009.
  2. Zitat: Österreich-Haus. In: Marketing. Österreichisches Olympisches Comité, abgerufen am 14. August 2009.
  3. Österreich-Haus in Sydneys Altstadt beherbergt ORF-Olympia-Studio. In: OTS Presseaussendungen. Channel: Politik. APA, 15. September 2000, abgerufen am 17. August 2009 (OTS0048).
  4. a b Franz Baldauf: Österreich-Haus. In: Sponsoring. Österreichisches Paralympisches Committee, abgerufen am 14. August 2009.
  5. Beijing 2008: 200 h live, TOP-Quote: 1,83 Mio Zuseher. Quelle: Hannes Maschkan; Österreichisches Olympisches Comité (Hrsg.): Österreich-Haus. Wien 2008, S. 7 (pdf, abgerufen am 14. August 2009).
  6. Hannes Maschkan: Österreich-Haus. S. 2–3.
  7. ASVÖ (Hrsg.): Gleichgestellt vom Österreicherhaus bis zu den Auszeichnungen. Olympische und Paralympische Spiele auf einer Stufe. In: ASVÖ Newsletter. Zeitschrift des Allgemeinen Sportverbandes Österreichs. Nr. 6, 2007 (pdf).
  8. Winter Sports Museum (en); 札幌ウィンタースポーツミュージアム Sapporo Winter Sports Museum (jp/en, mit virtuellem Museumsrundgang)
  9. Heimatmuseum und Schimuseum Saalbach
  10. Bundeskanzleramt, Sektion Sport (Hrsg.): 20. Sportbericht 2005 – 2006. 13.2.3.2.Österreich-Haus in Sestriere, S. 284 (pdf).
  11. The Great Wall Sheraton Hotel Beijing. Starwood Hotels & Resorts Worldwide, abgerufen am 14. August 2009.
  12. Feng Shui beflügelt im "Österreich-Haus": Unterkunft der Athleten offiziell eröffnet. In: news.at. 6. August 2008, abgerufen am 14. August 2009.
  13. Austria passive house components on their way to Whistler. Resort Municipality of Whistler, 29. Juli 2009, abgerufen am 14. August 2009 (englisch).
  14. Austria House - Showcasing Energy Efficiency. Resort Municipality of Whistler, 2010, abgerufen am 4. Februar 2010 (englisch).

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