Zum Heilgen Blut Christi (Armsheim)

Zum Heilgen Blut Christi (Armsheim)

Die evangelische Kirche Zum Heilgen Blut Christi ist ein denkmalgeschützter Sakralbau in Armsheim.[1]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Auf einem befestigten Friedhof wurde die spätgotische Dorfkirche im 15. Jahrhundert als Wallfahrtskirche zur Verehrung des heiligen Blutes erbaut. Vorher hatte an der selben Stelle eine dem Remigius von Reims geweihte Kirche gestanden.

Mit einem hohen sterngewölbten Chor wurde der Bau 1431 begonnen. Dieser schließt fünfseitig ab und hat dreiteilige Maßwerkfenster. Die Gewölbe ruhen auf Eckdiensten mit Laubkapitellen. Die Erbauer des Chores gehörten in den Umkreis der Schule des Madern Gerthener (vergleiche hierzu die Leonhardskirche in Frankfurt am Main und den Westchor der Katharinenkirche in Oppenheim).

Das Langhaus mit 3 ½ Jochen stammt wohl von den Oberdiebacher oder Oberingelheimer Meistern. Die beiden Seitenschiffe mit dem Mittelschiff fast gleich hoch, doch um die Hälfte schmäler. Auf kräftigen Rundpfeilern ruhen die Kreuzrippengewölbe des Mittelschiffes. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts wurden die Gewölbe mit prunkvollen Malereien ausgestattet.

Nach 1471 wurde mit dem Bau des mächtigen über 60 m hohe Turm begonnen und etwa um 1500 fertiggestellt. Er schließt wie ein schützendes Westwerk zur alten Stadtmauer hin ab. Auf zwei quadratischen hohen Untergeschossen ruht ein achteckiges Obergeschoß. Dies wurde nach einem Brand im Jahr 1854 renoviert. Auf dem Unterbau befindet sich eine begehbare Galerie (Umgang). Eine früher zerstörte Maßwerkgalerie wurde bei diesem Anlass erneuert. Der Turm ähnelt dem der Heiliggeistkirche (Heidelberg) in Heidelberg und ist vielleicht auch vom gleichen Baumeister Nikolaus Eseler entworfen worden.

Ausstattung

Hochchor

Der über 14 Meter hohe Hochchor im Osten hat ein dreiseitig steil abgewalmten Dach im Osten. Der Chor öffnet sich hinter dem Schlußbogen des Langhauses und ist in hervorragender gotischer Baukunst ausgeführt. Dominierend wirken die sechs großen gegliederten Fenster. Ein strahlendes Sternengewölbe ist im Zentrum des Chorbaues zu sehen. Der Schlussstein zeigt die Widmung der Kirche, eine Darstellung eines Engels mit Korporale und Kelch. Im Chorraum ist eine Reliquie ausgestellt, die angeblich das wundertätige Blut Christi beinhaltet. Diese Reliquie wird von Wallfahrern verehrt.

Narrengestalten

Als auffälliges Gestaltungsmerkmal mittelalterlichen Lebensgefühls, blicken von zwei Zwickeln des Sternengewölbes mehrere Köpfe und von den seitlichen Gewölbefeldern etliche Narrengesichter mit spöttischem Gesichtsausdruck auf die Kirchenbesucher herab.

Glasfenster

In der Sakristei befinden sich Fragmente von künstlerischen Buntglasfenstern aus 1440, mit denen die Kirche ausgestattet war. Ein Hagelsturm zerstörte diese 1859 zum großen Teil. Bis auf wenige Reste in den Maßwerken der Spitzbögen wurden sie ausgebaut. Otto Linnemann, ein Glaskünstler gestaltete 1914 mehrere Fenster neu. Die drei östlichen Chorfenster zeigen Heilsstationen von Jesus. Der Glaskünstler Hans Gottfried von Stockhausen füllte die verbliebenen Lücken von 2006 bis 2008. Hervorzuheben ist das figürlich gestaltete Fenster der Seligpreisungen.

Haupteingang

Auf der Südseite befindet sich der Haupteingang, er wird durch eine Vorhalle mit einem prächtigen Netzgewölbe geschützt. Dies ist mit reichlicher floraler Bemalung ausgestattet. Ein repräsentativer Gründungsstein bezeugt die Grundsteinlegung im Jahr 1431. Ein Relief mit der Darstellung von zwei schön gewandeten Engeln zeigt, wie diese einen Messkelch und ein Korporale halten. Dies soll die besondere Widmung und Weihe der Kirche als eine des heiligen Blutes Christi zeigen.

Barockorgel

Johann Michael Stumm schuf 1739 die im Barock gehaltene Orgel. Auf den Pfeifen ist der Name des Pfarrherrn, des Organisten, sowie der Kirchenältesten zu lesen. Ebenso ist das Gründungsjahr festgehalten. Die imposant gegliederten Pfeifen und die Schnitzereien an den Seiten wurden 1760 vergoldet.[2][3][4]

Sonstige Ausstattung

  • Mittelalterlicher Kanzelfuß um 1500 mit Symbolen der Evangelisten und Engeln, auf den Wappenschildern die Arma Christi.
  • Grabsteine von Sybold von Löwenstein und Conrad Odenkemmer
  • Verschiedene Wappen: Herren von Hohenberg

Trivia

An den benachbarten Bundesautobahnen 61 und 63 weisen Touristische Hinweisschilder auf die „ehem. Wallfahrtskirche Armsheim“ hin.[5]

Literatur

  • Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Rheinland-Pfalz/Saarland, Deutscher Kunstverlag, 1972, S. 33 f.
  • Reclams Kunstführer Deutschland III, Rheinlande Westfalen, 1975, ISBN 3-15-008402-4
  • Joachim Glatz: Mittelalterliche Wandmalerei in der Pfalz und in Rheinhessen, Mainz: Ges. für Mittelrhein. Kirchengeschichte, 1981, S. 165 Online-Ausgabe

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hrsg.): Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler Kreis Alzey-Worms. Koblenz 2010. (PDF; 1,2 MB)
  2. Reclams Kunstführer Deutschland III, Rheinlande Westfalen, 1975, ISBN 3-15-008402-4, Seite 41
  3. Regionalgeschichte
  4. Gotik in Armsheim in: 40 Jahre Weinbruderschaft in Rheinhessen; Weinbrief 2010
  5. Nachrichten-Blatt der Verbandsgemeinde Wörrstadt, 43. Jahrgang, Nr. 29, 22. Juli 2010, Titelseite PDF-Datei (189 kb)
49.80796813258.0575463175

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