Zoviet France

Zoviet France

Zoviet France (auch geschrieben: $oviet France,  :$oviet:France:, :Sophie & Franz:,  :Zoviet * France:,  :Zoviet France:,  :Zoviet*France,  :Zoviet-France, :zoviet-france:,  :Zoviet:France:, Soviet France, Zoviet vs France, Zoviet-France, zoviet*france und in letzter Zeit meist :zoviet*france:) ist eine stark experimentelle Musikgruppe aus Newcastle upon Tyne im Nordosten von England. Musikalisch ist dieses Projekt dem Post-Industrial zuzurechnen, kann aber aufgrund seiner Vielschichtigkeit auch zum Ritual oder Ambient gezählt werden.

Inhaltsverzeichnis

Bandgeschichte

Die Gruppe wurde 1980 von Ben Ponton (1980 bis heute), Peter Jensen (1980–84) und Robin Storey (1980–1992) als Künstlerkollektiv gegründet. Nach Aussage von Robin Storey fand die Gründung aber bereits 1979 statt.[1] Storey zufolge entstand Zoviet France, als er durch Vermittlung von Lisa Hale zwei Mitglieder einer Punk-Band kennenlernte, die sich musikalisch dem Punk entfremdet hatten und nach neuen Ausdrucksformen suchten.[2]. Die ersten Aufnahmen fanden bereits gegen Ende 1979 statt, das erste Studioalbum Hessian wurde dann im Januar 1980 aufgenommen, aber erst später veröffentlicht.

Aktuell besteht Zoviet France aus Ben Ponton und Mark Warren (1995 bis heute). Daneben waren einige andere Musiker zeitweilig Mitglieder, darunter Lisa Hale (1980–81), Paolo Di Paolo (1984–86), Mark Spybey (1987–89) und Andy Eardley (1990–95). Robin Storey betreibt seit 1992 das Projekt Rapoon. Spybey, Storey und Eardley gründeten im Jahr 2005 eine neue Musikgruppe mit dem Namen Reformed Faction. Mark Warren betreibt daneben noch das Projekt Penumbra.

Die einzelnen Mitglieder von Zoviet France hielten sich bei ihren Veröffentlichungen als Individuen bewusst im Hintergrund. Namensnennungen auf den Tonträgern fanden nicht statt, Fotos der Mitglieder wurden nicht abgedruckt. Ebenso selten waren Live-Auftritte, Interviews oder eine Antwort auf schriftliche Anfragen. Jahrelang beteiligte sich die Gruppe an keinem Sampler. Diese gewollte Abgrenzung vom Musikbusiness führte zum Image einer kaum greifbaren, geheimnisvollen Gruppe. Daraus entstand in den achtziger Jahren ein gewisser Kultstatus. Um 1990 geriet die Gruppe in eine Krise, als die Anonymität aufgegeben wurde und Ben Ponton sich als führenden musikalischen Kopf bei Zoviet France darstellte[3]. Spybey und Storey verließen daraufhin die Band, um eigene Projekte zu verfolgen.

Ab Anfang bis Mitte der neunziger Jahre nahm die Zahl der Veröffentlichungen dann auch spürbar ab, es erschienen noch vereinzelt Live-Aufnahmen wie Vienna, Kompilationen wie Collusion, Samplerbeiträge und Wiederveröffentlichungen. Statt dessen stand die Arbeit an Soundtracks im Vordergrund. Die erste CD mit neuem Studiomaterial war dann Digilogue.

Stil

Ganz am Anfang spielte Zoviet France unter dem Eindruck von Punk, New Wave, Krautrock und Industrial noch mit Gitarren und Schlagzeug. Die Band wandte sich dann aber schnell experimentelleren Klängen zu und verzichtete dabei anfangs auf vom Computer erzeugte Musik. Stattdessen wurde mit traditionellen, ethnischen und selbstgebauten Musikinstrumenten sowie mit Tonbandschleifen und Lo-Fi-Effekten improvisiert. Im Prinzip kam jeder Gegenstand, der einen Ton erzeugen kann, als Instrument in Frage. Als weitere Stilmittel kommen dabei neben Instrumenten beispielsweise verfremdete akustische Feldaufnahmen, afrikanische Stammesgesänge oder Mitschnitte von Radiosendungen zum Einsatz. Über die Jahre kamen dann immer mehr elektronische Elemente wie Sampling hinzu.

„Was uns wirklich antreibt ist das Interesse an Geräuschen und Klängen. Es geht uns nicht darum ein bestimmtes Instrument besonders gut zu beherrschen, es geht uns um den Sound als abstraktes rohes Material mit dem gearbeitet werden kann, um dadurch Musik zu kreieren.“

Zoviet France: [4]

Die Musik setzt sich meist aus Sprachfetzen und Wortgruppen zusammen, die in eine experimentelle Soundcollage mit mal repetitiven, mal gebrochenen rhythmischen Strukturen eingearbeitet sind. Andere Tracks sind dagegen sehr minimalistisch gehalten mit monotonen Klängen fast ohne jede rhythmische Variation. Nach den improvisierten Aufnahmen wurden einzelne Klänge isoliert, verfremdet und neu bearbeitet, bis sie in einem neuen Arrangement in einem völlig neuen Kontext auftauchen und nicht mehr der ursprünglich akustischen Umgebung zugeordnet werden können. Auf diese Weise entstand ein für den Post-Industrial recht einzigartiger Stil.

Die ersten Veröffentlichungen ab Garista (1982) bestanden fast nur aus rauen, dissonanten Lärmcollagen. Auf Mohnomishe (1983) und Eostre (1984) begann dann die Hinwendung zu eher melodiösen Tracks. Ab Misfits, Loony Tunes and Squalid Criminals (1986) wandelte sich die Musik von Zoviet France dann hin zu atmosphärischen, meditativen Stücken mit vielen Loops. Damit zählen Zoviet France zu den Pionieren des Ambient.

Charrm

Charrm war ein Plattenlabel, das von 1980 bis 2002 betrieben wurde. Hinter Charrm Limited aus Newcastle upon Tyne stand Zoviet France, die so ihre eigenen Tonträger vertrieben. Veröffentlicht wurden vor allem Reissues auf CD von den Schallplatten der 1980er Jahre. Es erschienen 20 CDs mit den Codes CHARRMCD01 bis CHARRMCD28. Einige Nummern wurden nicht vergeben, weshalb 20 Veröffentlichungen bis zur Ziffer 28 gehen. Daneben wurden vier LPs, eine Kassette, und eine Maxi produziert. Codes waren hier entsprechend CHARRMLP und CHARRMTC sowie CHARRMT. 2001 erschienen eine Single und eine Doppel-CD, die von diesem Muster abwichen, da es sich um eine Zusammenarbeit von Zoviet france mit Locus+ handelt. Fast alle anderen Tonträger sind von Zoviet France selber, bis auf eine LP des Hafler Trio CHARRMLP03 und ein Sampler CHARRMCD28.

Diskografie

Die erste Veröffentlichung Garista wurde 1982 aufgenommen und als Kassette veröffentlicht. Kennzeichnend für Zoviet France ist in den achtziger Jahren die besondere Gestaltung der Kassetten, Schallplatten und Compact Discs: Anstatt von normalen Hüllen aus Pappe oder Plastik werden bearbeitete und teilweise bemalte Materialien wie Aluminium, Sperrholz, Dachpappe oder Jute verwendet. Besonders die Schallplatten wurden so verpackt, Kassetten und CDs eher weniger. Dies führte dazu, dass die Tonträger teilweise nach ihrer Verpackung benannt wurden: Die zweite Veröffentlichung ohne Namen wurde dann zur Hessian oder Juteplatte. Originale dieser Platten sind heute gesuchte Sammlerstücke.

Titel Tonträger Label Jahr
 :Garista: Kassette Ohne Label 1982
 :Garista: Kassette Red Rhino/Singing Ringing 1985
 :Garista: LP, CD, Kassette Charrm 1990
Ohne Titel, auch bekannt als Hessian LP Red Rhino 1982, 1985
Ohne Titel, auch bekannt als Hessian LP, CD Charrm 1990
Norsch LP Red Rhino 1983
Norsch CD Charrm 1990
Mohnomishe 2XLP Red Rhino 1983
Mohnomishe CD Charrm 1990
Eostre 2XLP Red Rhino 1984, 1985
Eostre CD Charrm 1990
Popular Soviet Songs And Youth Music 2XKassette Singin Ringing/Red Rhino 1985
Popular Soviet Songs And Youth Music 6XCD Staalplaat 1994
Popular Soviet Songs And Youth Music 3XCD Staalplaat 1995
Popular Soviet Songs And Youth Music 3XCD Staalplaat 2004
Gris 10" No Man's Land 1985
Misfits, Loony Tunes And Squalid Criminals LP Red Rhino 1986
Misfits, Loony Tunes And Squalid Criminals CD Charrm 1995
Gesture Signal Threat Kassette Red Rhino Records 1986
Gesture Signal Threat CD Charrm 1995
Loh Land Kassette Staalplaat 1987
Loh Land CD Staalplaat 1992
A Flock OF Rotations LP Red Rhino 1987
A Flock OF Rotations CD Charrm 1995
Assault And Mirage Kassette Red Rhino 1987
Assault And Mirage CD Charrm 1995
Shouting At The Ground 2XLP, CD Red Rhino 1987
Shouting At The Ground 2XLP, CD Charrm 1990
Look Into Me LP, CD Charrm 1990
Just An Illusion CD Staalplaat 1990, 1995, 2005
Shadow, Thief Of The Sun CD DOVe 1991
Vienna 1990 CD Charrm 1991
Collusion CD The Grey Area Of Soleilmoon 1992
What Is Not True CD Charrm 1993
Digilogue LP Soleilmoon 1996
Digilogue CD Soleilmoon 1998
In.Version CD Charrm 1996
Mort Aux Vaches: Feedback CD Mort Aux Vaches/Soleilmoon 1998
The Decriminalisation Of Country Music CD Tramway 2000
Music For A Spaghetti Western CD Klanggalerie 2005
Shteirlel 8" Altvinyl 2008

Einzelnachweise

  1. Interview mit Robin Storey in: IndustrialnatioN Nr 18, USA, Juli 2003 [1]
  2. Interview mit Robin Storey im TDR-Magazin, 2002 [2]
  3. Netzzeitung Evolver, Wien[3]
  4. Nach einem Interview mit Zoviet France. In: Network News - Deep Sea Issue. Newcastle (England), 1990[4]

Weblinks


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