Yamato-Tradition

Yamato-Tradition
Zentren der japanischen Schwertschmiede­traditionen. Die Gokaden (darunter die Provinz Yamato) sind rot gekennzeichnet.

Die Yamato-Tradition (jap. 大和伝, Yamato-den) ist eine Sammelbezeichnung für Schwertschmiedeschulen in der japanischen Provinz Yamato, die in unterschiedlicher Ausprägung ähnliche Charakteristika aufwiesen. Die fünf wichtigsten Schulen waren die Senjuin-Schule, Taema-Schule, Shikkage-Schule, Tegai-Schule und Hōshō-Schule.Daneben finden sich allerdings noch viele weitere Schwertschmiedeschulen, die von der Yamato-Tradition beeinflusst wurden, so z.B. die Kanabō-Schule, die Mihara-Schule und die Naoe-Shizu-Schule.[1]

Die Yamato-Tradition gehörte neben der Sōshū-Tradition, der Bizen-Tradition, der Yamashiro-Tradition und der Mino-Tradition zu den fünf klassischen japanischen Schwertschmiedetraditionen (Gokaden).[2]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Ihr Ursprung liegt in der Provinz Yamato, die zur Nara-Zeit als Zentrum der japanischen Kultur galt. Die Provinz liegt südlich von Kyoto in der Region Kinai (jap. 畿内, wörtlich: „Inneres des Hauptstadtgebiets“).[3] Die Stadt Heijō-kyō (heute: Nara) in der Provinz Yamato war damals Hauptstadt des japanischen Reiches, so dass sich hier viele Schwertschmiede ansiedelten.[4] Der Legende nach entstammten auch die ersten japanischen Schwertschmiede Amakuni und Amakura der Yamato-Tradition. Das ihnen zugeschriebene Kogarasu-maru dürfte wohl das bekannteste Beispiel für die Yamato-Schwertschmiedekunst sein.[5] Weitere Schwertschmiede aus dieser Frühphase der Yamato-Tradition, wie z.B. Fujito und Amafuji, werden in Büchern zwar erwähnt, es finden sich heute jedoch keine ihnen zugeschriebenen Schwerter mehr.[6]

Mit der Verlegung der Hauptstadt nach Heian-kyō (heute: Kyōto) im Jahr 794 verließen viele Schwertschmiede jedoch die Provinz. Um das Jahr 1200 bildeten sich in der Gegend um Nara verstärkt kriegerische religiöse Sekten, so dass sich der Bedarf für Schwerter erhöhte. Im Zuge dessen wurden auch wieder mehr Schwertschmiede in der Provinz tätig, um den Waffenbedarf der Kriegermönche zu decken. Aus diesem Grund wurden meist Tempelnamen für die verschiedenen Schulen verwendet, z. B. wurde die Tegai-Schule nach dem Tor Tegai-mon des Tempels Tōdai-ji benannt.

Charakteristika

  • Schmiede der Yamato-Tradition fertigten sowohl Tachi, Katana und Tanto als auch einige Naginata und Yari.[7]
  • Schwertklingen der Yamato-Tradition erscheinen von der Form her eher schlank und grazil, jedoch mit einem hohen Klingengrat (Shinogi), der auch als Takashinogi bezeichnet wird.[8]
  • Die höchste Krümmung weisen die Klingen in der Mitte auf, so dass sie dem Torbogen eines Shinto Tempels ähneln (Torii Sori).[9]
  • Die Härtelinie (Hamon) verläuft in der Regel gleichmäßig und parallel zur Schneide (Suguha) und weist Nie-deki auf.[10]
  • Die Klingenoberfläche (Hada) weist typischerweise gerade verlaufende Oberflächentextur, eine sog. Masame-Hada, auf, daneben kommt jedoch oft auch eine wirbelförmige Textur, die sog. Mokume-Hada, vor.[11]
  • Die Angel der Klinge (Nakago) besitzt meist eine abgerundete Spitze (Kuri-Jiri), in späteren Phasen kommen allerdings auch spitze Enden vor (Kengyo).[12]
  • Mit Ausnahme von Hohlkehlen bzw. Hi (Klinge) finden sich auf den längeren Klingen kaum Gravuren, sog. Horimono. Auf Tanto finden sich diese zwar in verschiedenen Varianten, jedoch nur selten Drachenmotive (Kurikara) oder Ken bzw. Tsurugi mit Darstellung eines Schwertgriffs. Häufig wurden derartige Horimono auf den Klingen erst später angebracht.[13]

Einzelnachweise

  1. Yasu, Kizu: Swordsmiths of the Yamato School, S. 3 ff.
  2. Kōkan, Nagayama: The connoisseur's book of Japanese swords, S. 116
  3. Tilley, William: One Hundred Masterpieces from the Collection of Dr. Walter A. Compton, S. 39
  4. Hakusui, Inami, Nippon-Tō, The Japanese Sword, S. 125
  5. Tilley, William: One Hundred Masterpieces from the Collection of Dr. Walter A. Compton, S. 39
  6. Yasu, Kizu: Swordsmiths of the Yamato School, S. 1
  7. Yasu, Kizu: Swordsmiths of the Yamato School, S. 2
  8. Tilley, William: One Hundred Masterpieces from the Collection of Dr. Walter A. Compton, S. 40
  9. Kapp, Leon/Yoshihara, Yoshindo: Modern Japanese Swords and Swordsmiths - From 1868 to the Present, S. 17
  10. Kōkan, Nagayama: The connoisseur's book of Japanese swords, S. 118
  11. Tilley, William: One Hundred Masterpieces from the Collection of Dr. Walter A. Compton, S. 40
  12. Hakusui, Inami, Nippon-Tō, The Japanese Sword, S. 125
  13. Yasu, Kizu: Swordsmiths of the Yamato School, S. 2

Literatur

  • Hakusui, Inami, Nippon-Tō, The Japanese Sword, Kyoei Printing Co. 1948
  • Yasu, Kizu: Swordsmiths of the Yamato School, Hawley Publications 1991, ISBN 0-910704-15-5
  • Kōkan, Nagayama: The connoisseur's book of Japanese swords, S. 154 ff.
  • Sesko, Markus: Genealogies and Schools of Japanese Swordsmiths, S.35
  • Yumoto, John M.: Das Samuraischwert - Ein Handbuch, S. 29 f.
  • Kapp, Leon/Yoshihara, Yoshindo: Modern Japanese Swords and Swordsmiths - From 1868 to the Present, S. 17.
  • Tilley, William: One Hundred Masterpieces from the Collection of Dr. Walter A. Compton, Christie, Manson & Woods International, Inc. 1992, ISBN 1-880907-00-3, S. 38 ff.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Yamato-e —   [japanisch »Yamato Malerei«], Bezeichnung für die durch Ablösung vom chinesischen Tangstil im 10. Jahrhundert entstandene eigenständige japanische Malerei, benannt nach dem historischen Kernland Japans. Motive dieser illustrierend erzählenden… …   Universal-Lexikon

  • Yamato-den — Le Yamato den (大和伝) désigne une des cinq traditions de forge japonaise pendant la période Koto (fin de l ère Heian à début Momoyama). Cette tradition rassemble différentes écoles réputées, dont les styles et techniques sont souvent proches.… …   Wikipédia en Français

  • Yamato (Provinz) — Provinz Yamato (heute Präfektur Nara) Yamato (jap. 大和国, Yamato no kuni, wörtlich: „Land große Harmonie“) ist die frühzeitliche Bezeichnung eines Gebietes in Japan, dessen Herrscherfamilie um ca. 600 einen losen Staatenverbund durch ein… …   Deutsch Wikipedia

  • Yamato-Takeru — Yamatotakeru no mikoto (jap. ヤマトタケルノミコト, Kojiki: 倭建命, Nihonshoki: 日本武尊; * 82; † 113), auch Ousu no mikoto (Kojiki: 小碓命, Nihonshoki: 小碓尊) und Yamato o gu na no mikoto (Kojiki: 倭男具那命, Nihonshoki: 日本童男尊), war der Sohn des Keikō tennō, der nach den… …   Deutsch Wikipedia

  • Yamato Takeru — Yamatotakeru no mikoto (jap. ヤマトタケルノミコト, Kojiki: 倭建命, Nihonshoki: 日本武尊; * 82; † 113), auch Ousu no mikoto (Kojiki: 小碓命, Nihonshoki: 小碓尊) und Yamato o gu na no mikoto (Kojiki: 倭男具那命, Nihonshoki: 日本童男尊), war der Sohn des Keikō tennō, der nach den… …   Deutsch Wikipedia

  • Yamato-e — /yah mah taw e /, n. Japanese. a narrative style of painting developed from the 12th to the 14th century, characterized chiefly by continuous illustrations often executed on long scrolls. * * * ▪ Japanese art       (Japanese: “Japanese painting”) …   Universalium

  • Yamashiro-Tradition — Zentren der japanischen Schwertschmiede­traditionen. Die Gokaden (darunter die Provinz Yamashiro) sind rot gekennzeichnet. Die Yamashiro Tradition (jap. 山城伝, Yamashiro den) ist eine Sammelbezeichnung für Schwertschmiedeschulen in der japanischen… …   Deutsch Wikipedia

  • Sōshū-Tradition — Zentren der japanischen Schwertschmiede­traditionen. Die Gokaden (darunter die Provinz Sagami) sind rot gekennzeichnet. Die Sōshū Tradition (jap. 相州伝, Sōshū den) ist eine Sammelbezeichnung für Schwertschmiedeschulen in der japanischen Provinz… …   Deutsch Wikipedia

  • Gokaden — Zentren der japanischen Schwertschmiede­traditionen. Die Gokaden sind rot gekennzeichnet. Unter Gokaden (jap. 五ヶ伝 dt. „Fünf Traditionen“) werden die fünf klassischen Schwertschmiedetraditionen Yamato Tradition (Provinz Yamato), Sōshū Tradition… …   Deutsch Wikipedia

  • Japanese mythology — For the Japanese pantheon, see List of Japanese deities. Shinto This article is part of a series on Shinto Practices and beliefs …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”