Wüstendrachen

Wüstendrachen

Mit Wüstendrachen werden in der Archäologie kilometerlange Steinaufschüttungen bezeichnet, deren Ausmaß nur im Luftbild genau erkennbar ist. Sie ähneln einem spitz zulaufenden Dreieck oder Hufeisen. Sie stammen aus dem Neolithikum, ihre Verbreitung beschränkt sich auf die Wüstengebiete der Levante und entstammen der Zeit zwischen 10.000 und 3.000 Jahren vor heute. Lange Zeit war der Zweck dieser offensichtlich von Menschenhand geschaffenen Strukturen unklar. Ihr Name rührt von der Ähnlichkeit zu lenkbaren Drachen im Luftbild her.

Guy Bar-Oz von der Universität Haifa sieht in den nahe der 6000 Jahre alten Siedlung Tell Kuran im Nordosten Syriens entdeckten über 2500 Gazellenknochen eine Bestätigung der lange gehegten Vermutung, dass es sich um prähistorische Tierfallen handelt, mit denen im großen Stil Jagd auf Gazellen gemacht wurde und womit die über Jahrtausende sich hinziehende Dezimierung dieser heute vom Aussterben bedrohten Art (Kropfgazelle) begann. Weltweit leben nur noch 100.000 Exemplare von dieser asiatischen Gazellenart. Besonders tiefe Schnittspuren in den Knochen beweisen, dass die Tiere zunächst in die Siedlungen geschleift wurden, um sie dann zu häuten. Es wird vermutet, dass aufgrund der Massenfangtechniken auch weitere Arten, wie Kuhantilope, Arabische Oryx, sowie der Afrikanischer Strauß in der Levante verschwanden. Das könnte sogar die Entstehung der Domestikation beschleunigt haben.

Felszeichen aus der Zeit belegen, dass die Tiere mit Hilfe von Hunden in die Fallen getrieben und dann mit Keulen erschlagen wurden. Es wird auch vermutet, dass die Tiere aus rituellen Gründen gejagt wurden, da die Jäger auf den Fresken Löwen und Tiger als Begleiter hatten. Mit diesen Tieren wurden im Neolithikum die Anwesenheit der Götter symbolisiert.

Literatur

Weblinks


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