Abu Sayyaf

Abu Sayyaf

Abu Sajaf (‏ أبو سيّاف‎ Abu Sayyaf, DMG Abū sayyāf, „Schwertkämpfer“; auch Abu Seif) oder Al-Harakat Al-Islamiyya („Die Islamische Bewegung“) ist eine islamistische militante Untergrundorganisation im muslimischen Süden der Philippinen, die seit 1991 besonders im Bereich der Inseln Jolo, Basilan und Mindanao operiert. Ziel der Abu Sajaf ist die Errichtung eines islamischen Gottesstaats auf den Südinseln der Philippinen nach iranischem Vorbild. Die Organisation steht auf der US-amerikanischen Liste der Terrororganisationen [1].

Die Gruppe ist benannt nach dem Beinamen „Abu Sajaf“, den Abdurajik Abubakar Janjalani (Abd al-Raziq Abu Bakr Janjalani), der spätere Anführer der Gruppe, in den 1980er als Mudschahedin-Kämpfer in Afghanistan führte [2]. Der Name setzt sich aus dem häufigen arabischen Beinamen „Abu“ (أبو = Vater) und „Sajaf“ (سياف = Schwertträger oder Schwertkämpfer) zusammen und bedeutet in der Zusammensetzung etwa Schwertträger.

Die Gruppe soll intensive Kontakte zu anderen extremistisch islamischen Bewegungen und Terrororganisationen wie etwa al-Qaida haben. Der Gründer Janjalani war auch ein ehemaliger Afghanistan-Kämpfer im afghanischen Bürgerkrieg und Krieg mit der Sowjetunion, wie viele andere Mitglieder der Gruppe. Auch wurden Mitglieder wohl in Lagern in Pakistan, Afghanistan und Saudi-Arabien ausgebildet.

Langjährige Führer der Abu Sajaf waren Abdurajik Abubakar Janjalani und Khaddafy Janjalani. Den Kern der Gruppe sollen rund 200 Mitglieder stellen, aber man rechnet mit etwa 2.000 Unterstützern.

Geschichte

Die Abu-Sajaf-Terrorgruppe ging ursprünglich aus der Gruppe „Moro National Liberation Front“ (MNLF) auf Mindanao hervor. Abdurajik Abubakar Janjalani lehnte die gemäßigte Linie der MNLF ab [2] und gründete 1991 die islamistische Organisation Abu Sajaf, die er bis zu seinem Tod 1998 führte. Die Gruppe erklärte, dass sie die Christen aus dem Süden der Philippinen durch Gewaltakte vertreiben will. Einer der ersten Gewaltakte wurde 1991 auf eine Veranstaltung des christlichen Hilfs- und Missionsschiffs „Doulos“ verübt.

Die Gruppe zog muslimische Jugendliche an, die politisch unzufrieden und islamistisch eingestellt sind. Zu ihren anfänglichen Aktionen zählten Entführungen, Bombenanschläge und Granatenangriffe. 1995 erreichte die Gruppe internationale Aufmerksamkeit durch einen seegestützten Angriff auf die mehrheitlich von Christen bewohnte Stadt Ipil auf Mindanao, an dem mehr als 200 bewaffnete Terroristen beteiligt waren. Dabei wurde das wirtschaftliche Zentrum der Stadt zerstört, die sieben Banken der Stadt beraubt und 53 Einwohner getötet. Die Terroristen flohen mit Geiseln in die Wälder; viele der Geiseln wurden später mit Messern zu Tode gehackt.

Die Aktivitäten der Abu-Sajaf-Gruppe werden durch Raub, Erpressung und Entführung, besonders von Ausländern, finanziert. Es gibt Berichte, nach denen Abu Sajaf auch in Malaysia und Indonesien arbeitet. Auch beteiligte sich die Organisation an Planungen zur Operation Bojinka, bei der die Sprengung mehrerer Flugzeuge geplant war, in Zusammenarbeit mit al-Qaida und anderen Organisationen, sowie an einem Plan zur Tötung von Papst Johannes Paul II. anlässlich seines Besuchs der Philippinen im Januar 1995.

Am 18. Dezember 1998 wurde Abdurajik Abubakar Janjalani bei einem Schusswechsel mit der Polizei getötet. Die Führung wurde nach Informationen der philippinischen Armee anschließend von seinem Bruder Khadaffy Janjalani übernommen.

Abu Sajaf war im Jahre 2000 an der Entführung u. a. der deutschen Familie Wallert, deren Mitreisenden und Hotelangestellten eines Taucher-Resorts auf Sipadan beteiligt, die mit Booten zur Insel Jolo verschleppt wurden. Das Abu-Sajaf-Mitglied Ghalib Andang, auch Commander Robot genannt, führte diese Entführergruppe an (siehe Artikel zum Entführungsfall Abu Sajaf).

Anführer Khadaffy Janjalani fiel im September 2006 einem Schusswechsel zum Opfer. Am 20. Januar 2007 wurde sein Tod bestätigt, nachdem eine im Dezember gefundene Leiche durch DNA-Vergleich mit seinem Bruder identifiziert worden war.

Im April 2007 sind sieben Christen im Süden der Philippinen von der Gruppe enthauptet worden. Zuerst hatte die Organisation vergeblich knapp 80.000 Euro Lösegeld gefordert, danach zwangen sie Zivilisten, die abgetrennten Köpfe in zwei Kasernen abzugeben [3].

Einzelnachweise

  1. Liste der USA der Terrororganisationen vom 11. Oktober 2005 (abgerufen am 11. Oktober 2006)
  2. a b Asaf Maliach: Islamic Terrorism in the Philippines - an Updated Perspective. Institute for Counter-Terrorism (ICT) (engl.; abgerufen am 14. Februar 2007)
  3. Kath.net: Philippinen: Terroristen enthaupten sieben Christen 22. April 2007

Weblinks


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