Wola (Warschau)

Wola (Warschau)
Warschauer Bezirke
Name: Wola
Fläche: 19,26 km²
Einwohner: 143.996 (Volkszählung 2003)
Bevölkerungsdichte: 7.476 Einwohner je km²
Kfz-Kennzeichen: WY
Bezirksvorsteher Zdzisław Sipiera
Bezirksvertretung
(24 Bezirksräte)
SLD 8, PO 8, PiS 5
LPR 2, Unabhängig 1
Karte
Wola

Wola ist ein Stadtbezirk der polnischen Hauptstadt Warschau. Er grenzt westlich an das Stadtzentrum, liegt auf der linken Seite der Weichsel. Er gliedert sich in acht Unterbezirke: Ulrychów, Koło, Odolany, Nowolipki, Mirów, Młynów, Czyste und Powązki. Der in Polen häufige Ortsname Wola bedeutet so viel wie „Weiler“. Da aber „wola“ im Polnischen auch „Wille“ bedeutet und der Name eines Grenzbezirkes Ochota lautet („ochota“ = Lust), so sorgt das für Wortspiele unter den Warschauern.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Königswahl in Wola im Jahre 1697
Das moderne Wola, Kasprzak-Straße
General-Sowiński-Denkmal im Wola-Park
Russisch-orthodoxe St.-Jan-Klimak-Kirche

Bis weit ins 19. Jahrhundert ein Dorf, bekannt für die Wahl der Könige, die hier ausgetragen worden waren. Wola wurde 1916 nach Warschau eingemeindet und gehört seitdem zu den Zentralbezirken in der polnischen Hauptstadt. In den letzten Tagen des polnischen Novemberaufstandes 1830–1831 tobte hier, im damaligen westlichsten Randbezirk, ein blutiger Kampf zwischen den polnischen Verteidigern der Hauptstadt unter General Józef Sowiński und den einrückenden russischen Truppen. Die meisten Polen, unter ihnen der General, fielen im Kampf.

Vor dem Zweiten Weltkrieg galt Wola mit seinen vielen Fabriken als Arbeiterbezirk. Die Kommunisten wollten in dem Bezirk das „rote Wola“, ein Zentrum der Arbeiterbewegung in Warschau sehen. So wurden nach 1945 einige Werke nach Sozialisten wie Rosa Luxemburg, Marcin Kasprzak oder Ludwik Waryński benannt. In Wola befanden sich zahlreiche Fabriken, die große Brauerei Haberbusch & Schiele, Gas- und Stromwerke sowie das erste und inzwischen älteste Straßenbahndepot der Hauptstadt.

In den Jahren 1939–1943 war Wola von der Innenstadt abgetrennt – dazwischen befand sich das Warschauer Ghetto. Mittels einer beidseitig abgesperrten „arischen“ Straße (Chłodna-Straße bis Plac Za Żelazną Bramą) blieb die direkte Verkehrsanbindung an die Innenstadt (Śródmieście) erhalten. Das Ghetto selbst wurde im Mai 1943 von den deutschen SS-Truppen niedergebrannt. Fast alle jüdischen Bewohner wurden in die Vernichtungslager deportiert, die meisten nach Treblinka.

Ein tragisches Schicksal traf die Bewohner Wolas nach dem Ausbruch des Warschauer Aufstandes am 1. August 1944. Die vom Westen einrückenden deutschen Einheiten kämpften sich hier ihren Weg in die Stadt, um die Aufständischen niederzuschlagen, und brachten dabei über 150.000 Zivilpersonen um. Mehrere Tausend Einwohner und hier arbeitende Menschen wurden in den ersten Augusttagen erschossen. Tausende wurden in Konzentrationslager deportiert. Daran erinnern viele Gedenktafeln. Im ehemaligen Elektrizitätswerk der Straßenbahn befindet sich heute das Museum des Warschauer Aufstandes an der Przyokopowa/Ecke Grzybowska. Das ursprüngliche, inzwischen vollkommen neu erbaute Gebäude stammte von 1908 mit Erweiterungen von 1920. 2003 gewann Wojciech Obtułowicz den Architektenwettbewerb für die Umgestaltung, das Ausstellungskonzept stammt von Mirosław Nizio, Jarosław Kłaput und Dariusz Kunowski mit modernsten Multimedia-Techniken. Ein 35-Meter-Turm stellt darin das Symbol des kämpfenden Polens dar. 2005 wurde auch eine Museumskapelle von Józef Kardinal Glemp mit dem Namen von Józef Stanek geweiht.

Heute

Im Osten des Bezirks liegt die Wohnblocksiedlung Za Żelazną Bramą, die sich auch auf der andere Seite der Johannes-Paul-II-Allee (Bezirksgrenze) erstreckt, so dass der Osten des Bezirks von vielen als Innenstadt wahrgenommen wird. Die Fabrikhallen wurden zum Teil modernisiert und die Nähe der City verursachte, dass heute im Westen Wolas viele moderne Büros und Mehrfamilienhäuser gebaut werden und der Bezirk seinen alten Charakter verliert. An der Ecke der Chłodna-Straße steht das höchste Bürohaus des Landes (Warsaw Trade Tower).

Das Museum der Industrie in den ehem. Norblin-Werken erinnert an die alten Zeiten.

Siehe auch

Weblinks


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