Wilhelm Schritt

Wilhelm Schritt

Wilhelm Schritt (* 1. November 1892 in Michalowska (Ukraine); † im 20. Jahrhundert) war ein deutscher Politiker (DDP, KPD, VdgB und CDU). Er war von 1946 bis 1949 Landtagsabgeordneter in Mecklenburg.

Leben

Wilhelm Schritt besuchte bis 1902 die deutsch-russische Schule in der Ukraine und später die Volksschule in Deutschland. Nach landwirtschaftlicher Lehre und Tätigkeit leistete er 1912 seinen Militärdienst ab und wurde Soldat im Ersten Weltkrieg. Schritt fand eine Anstellung im neu gegründeten Regierungsbezirk Allenstein Ostpreußens. Er war bis 1924 bei der Landesgrenzpolizei und bis 1928 bei der Kriminalpolizei tätig. 1928 schied Schritt krankheitsbedingt aus dem Staatsdienst aus und übernahm die Leitung der Geschäftsstelle der DDP in Allenstein. Schließlich ließ er sich 1929 als Bauer nieder. Politisch engagierte sich Schritt als Ratsmann der DDP in der Stadt Gilgenburg, Provinzial-Landtagsabgeordneter der DDP und seit 1932 als Mitglied im Reichssiedlungsausschuss. Bereits 1935 wurde Wilhelm Schritt zu einer Gefängnisstrafe von zwei Monaten verurteilt. 1943 wurde er von der Gestapo verhaftet, nach Stettin verschleppt, verhört und im Januar 1944 ins Zuchthaus Gollnow überführt. Ein Sondergericht verurteilte Schritt wegen politischer Unzuverlässigkeit und Staatsgefährdung zu acht Monaten Gefängnisstrafe, die er in Stargard verbüßte.

Im Oktober 1945 wurde Schritt aus Ostpreußen vertrieben. Er floh ins vorpommersche Demmin, erhielt Bodenreformland, schloss sich im Dezember 1945 der KPD an und wurde nach der Zwangsvereinigungvereinigung von SPD und KPD Mitglied der SED. Als gelernter Bauer wurde er zum Vorsitzenden des Kreiskomitees der Vereinigung der gegenseitigen Bauerhilfe (VdgB) gewählt, die die Not der Neubauern lindern sollte und sich als politischer Wurmfortsatz der SED erwies. Schritt zog auf der Liste der VdgB 1946 in den Landtag Mecklenburg-Vorpommern ein. Die SED war jedoch bald unzufrieden mit ihm, da er sich als „bäuerlicher Interessenvertreter“ zeigte und die Bauern angeblich gegen SED und Besatzungsbehörden aufgehetzt hatte. Sie verhinderte seine Wiederkandidatur als VdgB-Kreisvorsitzender 1947. Daraufhin trat Schritt 1948 zur CDU über. Weil Schritt sich der CDU-Fraktion im Landtag anschloss, verlor die VdgB ein Landtagsmandat. Als sich der Verfolgungsdruck zuspitze, floh Schritt in die Bundesrepublik.

Literatur

  • LHAS 6.11-1-302, Landtag Mecklenburg 1946-1952, Untersuchungen gegen den nach dem Westen gegangenen Landtagsabgeordneten Schritt aus Demmin
  • Klaus Schwabe: Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern 1946. Begleitheft zur Ausstellung im Landtag Mecklenburg-Vorpommern vom 28. August bis 20. Oktober 1996, Schwerin 1996
  • Christian Schwießelmann: Die CDU in Mecklenburg und Vorpommern 1945 bis 1952. Von der Gründung bis zur Auflösung des Landesverbandes. Eine parteigeschichtliche Darstellung. Droste, Düsseldorf 2010, ISBN 978-3-7700-1909-0, (Forschungen und Quellen zur Zeitgeschichte 58).

Weblinks


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