Wallfahrtskirche Mariä Heimsuchung (Ettenberg)

Wallfahrtskirche Mariä Heimsuchung (Ettenberg)
Wallfahrtskirche Mariä Heimsuchung

Die Wallfahrtskirche Mariä Heimsuchung in Ettenberg ist eine römisch-katholische, denkmalgeschützte Wallfahrtskirche im Stil des Rokoko und gehört als Filialkirche zur Pfarrei in Marktschellenberg.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Die Kirche steht auf einem Hochplateau, das unter anderem über die Almbachklamm zu erreichen ist.

Baugeschichte

Deckenfresko (Ausschnitt): Julius Heinrich von Rehlingen-Radau (li.), dahinter vermutlich Cajetan Anton Notthafft von Weißenstein

Die Wallfahrtskirche im Stil des Rokoko wurde im Zuge der Gegenreformation während der Amts- und Regierungszeit des Fürstpropstes von Berchtesgaden Julius Heinrich von Rehlingen-Radau erbaut.[1] Die Grundsteinlegung erfolgte am 17. März 1724 und der Dachstuhl wurde am 13. Mai 1725 aufgesetzt. Ihre erste Orgel richtete 1746 vermutlich noch Johann Christoph Egedacher oder ein anderer aus dieser in Salzburg ansässigen Orgelbauerfamilie ein. Der Kirchturm ist erst zwischen 1834 und 1836 angebaut worden und entbehrt deshalb einer für das übrige Gebäude eigentlich typischen barocken Zwiebelhaube. Das Dach ist stattdessen schlicht und schmucklos in Form einer achtseitigen Schindelpyramide gehalten. Zwischen 1979 und 1980 wurden Kirche und Orgel von Grund auf renoviert bzw. überholt.[2][3]

Innenausstattung

Die einschiffige Kirche hat fünf Altäre. Ihr Hochaltar weist einen spätbarocken Aufbau mit marmorierten Säulen auf. Über dem Kapitell ist das namensgebende Bild von der Heimsuchung Mariens, flankiert von Marias Eltern Joachim und Anna. Auf dem Altarumgang sind der Hl. Florian und der Hl. Georg.[2]

Das Deckengemälde stammt von dem seinerzeit in Burghausen lebenden Innozenz Anton Warathy und zeigt die Huldigung an Maria unter anderem durch den Bauherrn, Fürstpropst Julius Heinrich von Rehlingen-Radau, und vermutlich auch dessen Nachfolger Cajetan Anton Notthafft von Weißenstein, seinerzeit noch im Amt des Stiftsdekans. Vier kleinere Fresken an der Decke zeigen das Gnadenbild des Altars, das laut Pfarrchronik am 9. September 1733 der Ettenberger Kirche von Maria Kunterweg übertragen wurde, Mariä Versuchungen, ihre Sterbestunde und die Seeschlacht von Lepanto.[2]

Auf der Orgelempore steht eine spätgotische Kolossalfigur des Hl. Christophorus aus dem 17. Jahrhundert mit einer Höhe von 4,30 m.[2]

Kulturelle Traditionen

Die erblindete Witwe Maria Euphrosina Knoblachin geb. von Höfl aus Salzburg stiftete 1746 ein größeres Vermögen für ein auf „ewige Zeiten“ alljährlich in der Wallfahrtskirche abzuhaltendes so genanntes „40-stündiges Gebet“. Als sich die Stiftungssumme wegen diverser Wirtschaftskrisen verringert hatte, kürzte man das bis dahin drei Tage währende Beten auf einen Tag, nämlich den ersten Sonntag nach dem Annentag am 26. Juli. Das daraus resultierende „Ettenberger Annafest“ entwickelte sich zum festen Bestandteil des Berchtesgadener Brauchtums.[4]

Literatur

  • Manfred Feulner: Berchtesgaden – Geschichte des Landes und seiner Bewohner. Verlag Berchtesgadener Anzeiger, Berchtesgaden 1986 ISBN 3-925647-00-7
  • A. Helm, Hellmut Schöner (Hrsg.): Berchtesgaden im Wandel der Zeit. Reprint von 1929. Verein für Heimatkunde d. Berchtesgadener Landes. Verlag Berchtesgadener Anzeiger sowie Karl M. Lipp Verlag, München 1973.
  • Hellmut Schöner (Hrsg.): Berchtesgaden im Wandel der Zeit – Ergänzungsband I. Verein für Heimatkunde d. Berchtesgadener Landes. Verlag Berchtesgadener Anzeiger sowie Karl M. Lipp Verlag, München 1982 ISBN 3-87490-528-4

Einzelnachweise

  1. Manfred Feulner: Berchtesgaden - Geschichte des Landes und seiner Bewohner. S. 176-179
  2. a b c d Hellmut Schöner: Berchtesgaden im Wandel der Zeit. Ergänzungsband I, 1982, S. 264-265
  3. Webseite der Gemeinde: Wallfahrtskirche Ettenberg mit Kurzinformationen und Fotos online unter marktschellenberg.de
  4. Hellmut Schöner: Berchtesgaden im Wandel der Zeit. Ergänzungsband I, 1982, S. 265
47.67682513.024045

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