Wall Street: Geld schläft nicht

Wall Street: Geld schläft nicht
Filmdaten
Deutscher Titel Wall Street: Geld schläft nicht
Originaltitel Wall Street: Money Never Sleeps
Produktionsland USA
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 2010
Länge 133 (136: Cannes Film Festival)[1] Minuten
Altersfreigabe FSK 6
JMK 10[2]/ FSK 12
Stab
Regie Oliver Stone
Drehbuch Alan Loeb
Produktion Oliver Stone,
Edward R. Pressman,
Michael Douglas,
Eric Kopeloff,
Alessandro Camon,
Celia D. Costas
Musik Craig Armstrong
Kamera Rodrigo Prieto
Schnitt David Brenner,
Julie Monroe
Besetzung

Wall Street: Geld schläft nicht (Originaltitel: Wall Street: Money Never Sleeps) ist ein Film von Oliver Stone, der damit seinen Film Wall Street von 1987 fortsetzte.

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

Der Film spielt in New York und ist 23 Jahre nach dem Original angelegt. Der Drogentod von Gordon Gekkos Sohn während der Haftzeit des Geldhais hat seine Beziehung zu seiner Tochter Winnie zerrüttet, da sie ihm die Schuld am Tod ihres Bruders gibt. Nach seiner Entlassung scheint Gekko die Beziehung zu seiner Tochter wieder verbessern zu wollen und verbündet sich dazu mit Jake, ihrem Verlobten. Jake ist selbst an der Wall Street tätig und setzt sich für „grüne“ Anlagen in erneuerbare Energien ein. Nachdem sein Freund und Mentor Louis Zabel durch falsche Gerüchte in den Ruin getrieben worden ist und sich unter die U-Bahn geworfen hat, sinnt Jake auf Rache. Hinter dem Rücken von Winnie entwickelt sich ein professionelles Verhältnis zwischen Gekko und Jake.

Als Winnie zustimmt, die 100 Millionen Dollar, die ihr Vater ihr vermacht hat, als sie 14 Jahre alt war, in ein innovatives Energieunternehmen zu investieren, verschwindet Gekko mit dem Geld. Von seinem neuen Londoner Büro aus investiert er das Kapital während der Wirtschaftskrise in mehrere Unternehmen und vermehrt es auf über eine Milliarde Dollar. Als Jake der schwangeren Winnie gesteht, dass er engeren Kontakt zu ihrem Vater hatte und dieser sich ihr Geld angeeignet hat, beendet sie die Beziehung. Als Jake, extra nach London gereist, dort Gekko bittet, die 100 Millionen Dollar doch noch in das Unternehmen zu investieren, lehnt Gekko zunächst ab. Doch die von Jake gezeigten Ultraschallaufnahmen entfalten ihre Wirkung auf Gekko als kommenden Großvater, und er taucht am Ende des Films mit den Worten „Glaubt denn hier niemand mehr an Comebacks?“ überraschend wieder auf und deckt auf, dass er die 100 Millionen Dollar in das besagte Unternehmen investiert habe. Jake und Winnie küssen sich. Anschließend folgen letzte Aufnahmen des Films mit dem einjährigen Geburtstag des Babys, in denen alle glücklich zusammen feiern.

Hintergrund

  • Laut eigenen Aussagen wollte Oliver Stone zuerst keine Fortsetzung zu Wall Street drehen, doch als die zweite Weltfinanzkrise 2008/2009 kam, entschied er sich doch dazu.
  • Der Film hatte seine Welturaufführung am 14. Mai 2010 auf dem Cannes Film Festival, wo er außer Konkurrenz lief. In den Vereinigten Staaten kam er am 24. September in die Kinos, in Deutschland am 21. Oktober 2010.
  • Vorbild für die Firma Keller Zabel Investments war Bear Stearns, welche sich wie im Film als einzige große Bank dem größten Rettungspaket vor 2007 (für die Long-Term Capital Management 1998) verweigerte und 2008 von der JPMorgan Chase & Co. übernommen wurde. Das Erstgebot für diese Übernahme lag bei 2$ pro Aktie, der neue CEO hieß Alan D. Schwartz.[3]
  • Charlie Sheen, der im ersten Teil Bud Fox dargestellt hat, ist in einem Cameo-Auftritt als Bud Fox zu sehen.
  • Oscarpreisträger Javier Bardem sollte eine Rolle als Filmantagonist haben, doch konnte er aus Zeitgründen nicht spielen.
  • Bei der Filmmusik setzt Oliver Stone noch mehr als beim Film von 1987 auf die Musik von David Byrne und Brian Eno. Sechs der zwölf Titel des Soundtracks stammen von deren gemeinsamen Album Everything That Happens Will Happen Today (2008), zwei Titel sind Solostücke Byrnes und ein Titel, This Must Be The Place (Naive Melody), stammt von Byrnes früherer Formation Talking Heads. Der Song war bereits im Film von 1987 zu hören.
  • Die Handymelodie von Jake ist die von Ennio Morricone komponierte Filmmusik des Kultwestern "Zwei glorreiche Halunken" (1966), in dem Eli Wallach ebenfalls mitwirkte.
  • Oliver Stone hat, wie auch schon im ersten Teil, einen Cameo-Auftritt als Investor.
  • Sylvia Miles hat wie im ersten Teil einen kurzen Auftritt als Immobilienmaklerin.
  • Graydon Carter, Chefredakteur des Magazins "Vanity Fair", hat in einer Szene im Restaurant ebenfalls einen Cameo-Auftritt.
  • Auch Großinvestor Warren Buffett und TV-Star Joan Rivers wirken in Cameo-Auftritten mit.

Kritik

Bei der deutschsprachigen Kritik gut weggekommen ist die Besetzung.[4][5] Michael Douglas sei in Bestform und mache Spaß.[6] Allerdings agiere Carey Mulligan „bisweilen arg tränenselig“.[4] Cinema urteilte, der beste Oliver-Stone-Film seit Nixon biete „spannende Unterhaltung auf hohem Niveau“. Zur Gestalt des Gordon Gekko meinte sie: „Gekko ist auch weiterhin die Personifikation eines Wirtschaftssystems, das darauf angelegt ist, Geld in mehr Geld zu verwandeln, und im absurden Extrem sogar die eigene Zerstörung in Kauf nehmen würde. Stone setzt dem einen ganz und gar unideologischen Appell an die Vernunft des Menschen entgegen, die er letztlich sogar einem Monster wie Gordon Gekko zugesteht.“[5]

Teils war bei der Kritik von starken New-York-Bildern[7] die Rede, oder von einer visuell einfallsreich umgesetzter Rastlosigkeit der Börse.[4] Zwar habe Stone den Handlungsaufbau vom ersten Wall Street-Fillm übernommen, dennoch sei der zweite Film keine bloße Kopie des Originals,[5] habe sogar mehr Tempo, „mitreißende Energie und geschmeidige Eleganz“,[4] meinte ein Teil der Kritiker. Andere fanden die Geschichte „blass“ inszeniert,[8] und nie richtig spannend.[9] Beanstandet wurde der allzu versöhnlich-sentimentale Schluss, weil ein böses Ende passender gewesen wäre.[5] Die sentimentale „Wirtschaftsschmonzette“[9] bemühe eine Schwangerschaft als Motiv, „bekanntlich die Bankrotterklärung eines jeden Drehbuchs, das nicht weiter weiß.“[10] Das „geistlose“,[11] gar „hirntote“[10] Drehbuch weise eine holzschnittartige Handlung auf.[12] Stone erweise sich einmal mehr als „großer Vereinfacher“,[9] mit der für ihn üblichen Schwarzweiß-Malerei und plakativen Simplifizierungen, und ergehe sich, etwa mit den von Kindern gemachten Seifenblasen, unnötig in schwerer Symbolik.[5]

Für den film-dienst war das Drama „am besten, weil am bösesten“, wenn es das dekadente Leben der Reichen schildere. „In solchen Passagen hält der Film alles, was sein Vorgänger verspricht.“ Während Gekko „charmant und dämonisch“ die Zuschauer fessle, sei sein junger Schüler zu brav, zahm und uninteressant und daher die Hauptschwäche des Films.[8] Enttäuschung gab es darüber, dass der Film weniger Gekko und die Finanzwelt in den Mittelpunkt rückt als dessen Familienmitglieder und ihre persönlichen Konflikte.[6][10][9] Laut der Neuen Zürcher Zeitung scheitere der Film am Spagat zwischen Gekkos Finanzhai-Charakter und den Familiengefühlen, die ihm das Drehbuch aufgezwungen habe. Der Film sei nur streckenweise packend.[7] Der Tagesspiegel stellte fest: „Familie? Ist für Gekko vor allem eine sichere Bank. […] Geld gegen Vertrauen, gegen das Recht, eines Tages mit dem Enkel spielen zu dürfen, Verwandtschaft als shareholder value, Familie als Tauschbörse, in der mit Gefühlen gedealt wird – das ist der größere Verrat.“ Dieser Sicht bleibe auch der Film verhaftet. Nachdem vom Wert der gemeinsamen Familienzeit die Rede gewesen ist, zeige der Abspann teure Markenuhren.[6] Als gescheitert bezeichnete auch Die Welt Stones neuste Produktion, die klare Worte nur zu Beginn finde, und bald nicht mehr, „denn nun beginnen die Gesetze des Mainstreamfilms zu greifen, welche die Gesetze des Marktes sind.“ Das rührselige Familienmelodrama bleibe unentschlossen zwischen klarsichtiger Analyse und unkritischem Unterhaltungsfilm. Immerhin schildere der Film den Kater nach der Finanzkrise von 2008 „in all seiner Unentschlossenheit und Verwässertheit, vielleicht erfolgreicher, als wir das wahrhaben wollen.“ Denn die Politik sei seit 2008 bei ihrer Aufgabe, einer neuen Finanzkrise vorzubeugen, kaum vorangekommen.[10]

Anders als im ersten Film überzeuge Gekkos neue Rede nicht ganz, seine Sprüche seien weniger sarkastisch,[6] sie seien zwar markig, bedeuteten aber im Grunde genommen nichts.[12] Entgegen einer geäußerten Ansicht, der Aktualitätsbezug zur Finanzkrise gäbe dem Film Brisanz,[5] waren viele Kritiker von der Behandlung des Finanzmarkt-Themas enttäuscht. Es ginge verloren,[8] die Analyse falle „klobig und anachronistisch“ aus,[9] Stone vermittle keine vertiefenden Einblicke,[7][12] habe einen „quälenden Hang zum Dozieren“ und übe kaum politische Kritik.[11] Er meide es, „irgendwem auf die Füße zu treten“, und reihe sich „in den Chor der Moralprediger“ ein.[12] Unentschieden zwischen Satire und Moralpredigt, sei er von der Wall Street fasziniert und versuche, das „mit zu viel und vor allem zu plattem Moralismus“ zu überkompensieren.[8]

Auszeichnungen

Michael Douglas wurde für seine erneute Darstellung des Gordon Gekko 2011 für den Golden Globe Award als Bester Nebendarsteller nominiert.

Literatur

Gespräche

Kritikenspiegel

Positiv

Eher positiv

Eher negativ

Negativ

Einzelnachweise

  1. Wall Street: Geld schläft nicht. imdb.com (engl.), abgerufen am 21. Oktober 2010.
  2. Freigabe der Jugendmedienkommission (Ö)
  3. Interview mit Oliver Stone im Spiegel
  4. a b c d Anke Sterneborg: Wall Street: Geld schläft nicht. In: epd Film Nr. 10/2010, S. 38
  5. a b c d e f Heiko Rosner: Wall Street: Geld schläft nicht. In: Cinema Nr. 11/2010, S. 46–52
  6. a b c d Christiane Peitz: Vom Warenwert des Guten. In: Der Tagesspiegel, 17. Oktober 2010
  7. a b c Urs Bühler: Die Rückkehr des Gordon Gekko. In: Neue Zürcher Zeitung, 21. Oktober 2010
  8. a b c d Rüdiger Suchsland: Wall Street: Geld schläft nicht. In: film-dienst Nr. 21/2010, S. 36–37
  9. a b c d e Christian Buß: Ach Papa, sei doch nicht so geldgeil. In: Spiegel Online, 19. Oktober 2010
  10. a b c d Hanns-Georg Rodek: Wall Street 2 verkommt zum Familiendrama. In: Die Welt, 19. Oktober 2010
  11. a b Pascal Blum: Ist Gier immer noch gut?. In: Tages-Anzeiger, 21. Oktober 2010, Beilage züritipp
  12. a b c d Michael Althen: Haifisch ohne Zähne: Stones „Wall Street“. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21. Oktober 2010

Weblinks


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