Waffenstillstand von Pläswitz

Waffenstillstand von Pläswitz

Der Waffenstillstand von Pläswitz wird manchmal auch als Waffenstillstand von Poischwitz[1] bezeichnet. Er wurde am 4. Juni 1813 zwischen den Truppen Napoleons und der Allianz aus Preußen und Russland im Rahmen der Befreiungskriege abgeschlossen. Namensgebend waren die in Schlesien gelegenen Ortschaften Pläswitz im Landkreis Striegau bzw. Poischwitz im Landkreis Jauer.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Beim Frühjahrsfeldzug hatte Napoleon unter anderem in den Schlachten von Großgörschen und Bautzen große Erfolge erreicht. Deshalb mussten sich die Verbündeten von Sachsen nach Schlesien zurück ziehen. Allerdings waren auch in Napoleons Armee zahlreiche Soldaten durch Krankheiten ausgefallen und seine Nachschublinien wurden ständig von Streifscharen bedroht. Beide Seiten waren daher zu einer Kampfpause bereit, um ihre Truppen reorganisieren zu können.

Inhalt der Vereinbarung

Am 1. Juni vereinbarten beide Seiten eine zunächst 36-stündige Waffenpause. Das Dorf Pläswitz wurde zu einer neutralen Zone erklärt, wo sich die Unterhändler beider Seiten treffen konnten. Für die Franzosen unterhandelte Armand de Caulaincourt, für Russland Schuwalow und für Preußen Friedrich von Kleist. Man einigte sich auf einen Waffenstillstand bis zum 20. Juli 1813. Später wurde die Frist bis zum 10. August verlängert. Es bestand eine sechstägige Kündigungsfrist.

Die beiden Seiten legten Demarkationslinien fest, hinter die sich die Truppen bis zum 12. Juni zurück ziehen sollten. Es entstand in Schlesien zwischen den Armeen eine neutrale Pufferzone mit einer Breite von etwa 25 bis 30 Kilometern. Darin eingeschlossen war auch die Stadt Breslau. Sie reichte von der Oder durch Schlesien bis zur böhmischen Grenze. Auch die Oder selbst trennte beide Seiten voneinander. Ganz Sachsen, mit Anhalt-Dessau und verschiedene weitere Territorien sollten unter Kontrolle der Franzosen und ganz Preußen unter Kontrolle der Verbündeten stehen. Die preußischen Exklaven in Sachsen galten als neutral und durften von keiner Seite besetzt werden. Auch die Elbe war eine Linie zwischen den Fronten. Die eingeschlossenen französischen Garnisonen in den Festungen Danzig, Modlin, Zamość, Stettin und Küstrin sollten von den gegnerischen Truppen mit Nahrungsmitteln versorgt werden. Rund um die belagerten Städte wurden neutrale Zonen eingerichtet.

Folgen

Beide Seiten nutzten die Zeit zu Rüstungen und zur Verstärkung ihrer Truppen. Gleichzeitig fanden diplomatische Bemühungen statt. In der Konvention von Reichenbach von 27. Juni 1813 versprach Metternich, dass Österreich auf Seiten der Alliierten in den Krieg eintreten würde, sollte Napoleon verschiedene Friedensbedingungen nicht erfüllen. Es kam zum gescheiterten Friedenskongress von Prag, der am 12. Juli begann. Nachdem Napoleon bis zum Ende des Waffenstillstandes ein Ultimatum Metternichs nicht beantwortet hatte, erklärte Österreich Frankreich den Krieg. Kurze Zeit nach Ablauf des Waffenstillstandes begannen die Kampfhandlungen wieder, die mit der Niederlage Napoleons in der Völkerschlacht von Leipzig endeten. Napoleon hat später den Waffenstillstand als den größten Fehler seines Lebens bezeichnet.

Literatur

  • Militär Konversations-Lexikon Bd. VI. Adorf, 1837 S. 543–546
  • Gerhard Taddey (Hrsg.): Lexikon der deutschen Geschichte. 2. Aufl., Stuttgart 1983, 969f.

Einzelnachweise

  1. Pläswitz und Poischwitz sind 27 km voneinander entfernt. Es ist möglich, dass an beiden Orten verhandelt wurde, wahrscheinlicher ist, dass der Irrtum auf eine falsche Schreibweise von Pläswitz in den französischen Dokumenten zurückgeht. Auf alle Fälle wurden die Abmachungen in Pläswitz getroffen. Angabe nach: Hugo Weczerka (Hrsg.): Handbuch der historischen Stätten: Schlesien. Kröner, Stuttgart 1977, ISBN 3-520-31601-3, (Kröners Taschenausgabe 316), S. 413f.

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