Abu Dhabi (Emirat)

Abu Dhabi (Emirat)
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Flagge des Emirats Abu Dhabi
Lage in den VAE
Lage des Emirats Abu Dhabi

Das Emirat Abu Dhabi (arabisch ‏إمارة أبو ظبي‎, DMG Imārat Abū Ẓaby) ist das größte der sieben Emirate der Vereinigten Arabischen Emirate und hat rund 1,6 Millionen Einwohner[1] auf 67.340 Quadratkilometern. Die mit Abstand größte Stadt ist Abu Dhabi, die auch gleichzeitig die Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate ist.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte des Emirats Abu Dhabi

Das Emirat wurde 1791 als Siedlung nahe einer Süßwasserquelle vom Beduinenstamm der Bani Yas unter Schachbut bin Dhiyab gegründet, nachdem sie von seinem Vater Dhiyab bin Isa entdeckt worden war. Sie verlegten ihren Hauptsitz nach Abu Dhabi. Grund war die zunehmende Expansion der Wahhabiten aus dem Nadschd, die sich auch gegen die Beduinen an der Golfküste richtete. 1833 löste sich Dubai unter dem Clan der Al Maktum vom Emirat Abu Dhabi.

Unter Scheich Zayed bin Chalifa (1855–1908) begann der Aufstieg des Emirats. Ihm gelang die Wahrung der Souveränität gegenüber dem britischen Machtanspruch. Abu Dhabi entwickelte sich zu einem bedeutenden Zentrum des Perlenhandels. Die nach seinem Tod ausbrechenden Machtkämpfe wurden erst unter Scheich Schachbut (1928–1966) beendet. Allerdings brach 1930 mit der Einführung der japanischen Zuchtperlen die Perlenfischerei als wichtiges wirtschaftliches Standbein für das Land zusammen. Erst mit Beginn der Erdölförderung und der Ablösung Shakhbouts durch seinen Bruder Scheich Zayed bin Sultan Al Nahyan (1966–2004) konnte sich die Wirtschaft des Emirates wieder entwickeln.

Am 2. Dezember 1971 entließ Großbritannien die ehemaligen Trucial States, zu denen auch Abu Dhabi gehört, in die Unabhängigkeit. Unter Führung des Emirates Abu Dhabi wurden die Vereinigten Arabischen Emirate aus den ehemaligen Trucial States Abu Dhabi, Dubai, Schardscha, Adschman, Umm al-Qaiwain und Fudschaira gegründet. Am 10. Februar 1972 trat Ra’s al-Chaima als siebter und letzter ehemaliger Trucial State der Föderation bei.

Am 1. Januar 1974 führte Abu Dhabi eine Teil-Verstaatlichung der Ölwirtschaft durch. Der Staat Abu Dhabi beließ den produzierenden Gesellschaften 40 Prozent. Am 2. Dezember 1976 wurde Scheich Zayid, der seit 1971 Präsident der VAE war, auf weitere fünf Jahre gewählt und danach alle fünf Jahre bis zu seinem Tod am 2. November 2004 im Amt bestätigt. Der Golfkooperationsrat (GCC) wurde am 25. Mai 1981 in Abu Dhabi gegründet.

Herrscher

Chalifa bin Zayid Al Nahyan, derzeitiger Herrscher von Abu Dhabi
  • Dhiyab I. 1761–1793
  • Schachbut I. 1793–1816
  • Muhammad 1816–1818
  • Schachbut II. 1818–1833
  • Tahnun I. 1818–1833
  • Chalifa I. 1833–1845
  • Sultan I. 1833–1845
  • Isa Juli – September 1845
  • Dhiyab II. September – Dezember 1845
  • Sa'id 1845–1855
  • Zayid bin Chalifa 1855–1909
  • Tahnun II. 1909–1912
  • Hamdan 1912–1922
  • Sultan II. 1922–1926
  • Saqr 1926–1928
  • Schachbut III. 1928–1966, † 1989
  • Zayid II. 1966–2004
  • Chalifa II. seit 2004

Geographie

Das Emirat besteht, mit Ausnahme der Städte, dem Mangrovenbewuchs am Küstensaum und einem kleinen Felsgebiet bei al-Ain fast vollständig aus Sandwüste.

Die wichtigsten Städte und Ortschaften im Emirat Abu Dhabi sind:

Wirtschaft

Abu Dhabi ist das wohlhabendste Emirat der VAE, sowohl gemessen am Bruttonationaleinkommen als auch am Pro-Kopf-Einkommen. Das Emirat verfügt über 10% der weltweiten Erdölreserven und hält globale Investitionen von mehr als 1 Billion US-Dollar. Das Pro-Kopf-Einkommen liegt bei 63.000 US-Dollar und ist damit das dritthöchste der Welt nach Luxemburg und Norwegen. Abu Dhabi plant 29% aller künftigen Projekte der Region des Golfkooperationsrates und spielt in der Weltwirtschaft eine zunehmend wichtige Rolle. Der staatliche Investment-Fonds des Emirats, die Abu Dhabi Investment Authority (ADIA), ist mit einem Gesamtwert von 875 Mrd. US-Dollar der weltgrößte eigenständige Fonds gemessen am Gesamtinvestitionsvolumen.[2] Hier werden fast alle Einnahmen aus den staatlichen Erdölvorkommen in einer Art Mega-Investmentfonds gesammelt und im In- und Ausland investiert. Die inzwischen aufgelaufenen Werte sind so groß, dass sich das Emirat Abu Dhabi (zuweilen auch in Kooperation mit den kleineren VAE-Partnern) mühelos in die internationalen Finanzströme einklinken kann. Geleitet wird das einflussreiche ADIA-Council von Scheich Chalifa bin Zayid Al Nahyan, dem Herrscher des Emirats Abu Dhabi und gleichzeitig Staatsoberhaupt der Vereinigten Arabischen Emirate. Darüber hinaus gibt es noch die eher themenorientierten Staatsfonds Mubadala Development Company (MDC) und International Petroleum Investment Company (IPIC) und Aabar Investments PJSC.

In den letzten Jahren konzentriert sich das Emirat auf ein wirtschaftliches Diversifizierungsprogramm, um die Abhängigkeit von Öl und Erdgas zu reduzieren. Das Diversifizierungsprogramm konzentriert sich auf Industrie, Immobilien und Einzelhandel, vor allem aber auf den Tourismus. Die Tourismusbehörden Abu Dhabi Tourism Authority (ADTA) und Tourism and Development Investment Company (TDIC) haben riesige Investitionen getätigt, unter anderem in die vielbeachteten kulturtouristischen Projekte Louvre Abu Dhabi und das neu entstehende Guggenheim-Museum Abu Dhabi.

Aufgrund der immensen Geldreserven und der diversifizierten weltweiten Beteiligungen des Emirats gehen Analysten davon aus, dass Abu Dhabi im Falle einer Schuldenkrise des Nachbaremirats Dubai durch seine staatlich kontrollierten Investitionsfonds einen wirtschaftlichen Kollaps Dubais verhindern würde.[3]

Projekt Nachhaltigkeit

Als Reaktion auf die zur Neige gehenden Erdöl- und Erdgasvorräte stellt sich das Emirat vorausschauend auf die Zeit danach ein. Ab 2008 wird westlich des internationalen Flughafens die Ökostadt Masdar gebaut.[4] Die international geplante möglichst autarke Großsiedlung und Planstadt für ca. 50.000 Bewohner wird vollständig auf erneuerbare Energien setzen und als Kern eine neue Universität beherbergen, die sich als erste Hochschule der Welt völlig dem Thema Nachhaltigkeit widmen soll.

Infrastruktur

Verkehr

Das Emirat Abu Dhabi ist durch ein gut ausgebautes Autobahn- und Straßennetz mit den wichtigsten Städten der Region sowie den Liwa-Oasen verbunden. Außerdem führt westlich eine Autobahn durch Saudi-Arabien bis nach Doha, der Hauptstadt von Katar. Die Autobahnen sind gut ausgebaut, nachts nahezu vollständig beleuchtet und durch Dattelpalmen und Sträucher begrünt. Für die Begrünung werden große Mengen an Trinkwasser aus Meerwasser (Desalinationsprozess) gewonnen.

Stromversorgung

Es existiert kein Verbundnetz der Kraftwerke mit den anderen Emiraten (Inselnetz), dennoch ist die Stromversorgungssicherheit im Emirat Abu Dhabi sehr hoch. Derzeit befindet sich ein Stromverbund der Länder Kuwait, Saudi-Arabien, Katar und VAE im Bau bzw. in Planung. Die Leitungsführung erfolgt entlang der Golfküste.

Die meisten Kraftwerke sind kombinierte GuD-Kraftwerke mit Auskoppelung des Prozessdampfes an eine Entsalzungsanlage zur Trinkwassergewinnung. Allerdings macht man sich in letzter Zeit Gedanken darüber, dass durch die hohe Anzahl der Entsalzungsanlagen die Salzkonzentration des Persischen Golfes in etwa 10 Jahren soweit steigen könnte, dass keine Trinkwassergewinnung mehr möglich sein wird. Für diesen Fall könnte mit einer Fernleitung ins Emirat Fudschaira auf das Wasser des Arabischen Meeres zurückgegriffen werden.

Im Westen des Emirats, unweit der Grenze zu Saudi-Arabien, soll an der Meeresküste das erste Kernkraftwerk des Landes am Standort Braka entstehen. Errichtet werden vier aus Südkorea importierte Kernreaktoren vom Typ APR-1400.

Sport

Seit der Saison 2009 wird auf dem Yas Marina Circuit jährlich ein Formel-1-Rennen als Großer Preis von Abu Dhabi ausgetragen.

Literatur

  • Ayne-Marie Leitch u.a.: Abu Dhabi Explorer. The Complete Resident's Guide. Explorer Group, 2006;

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: Abu Dhabi – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wikinews Wikinews: Abu Dhabi – in den Nachrichten
 Commons: Abu Dhabi – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. http://www.gulfnews.com/nation/General/10341536.html
  2. http://money.cnn.com/magazines/fortune/fortune_archive/2007/03/19/8402357/index.htm
  3. http://www.bi-me.com/main.php?id=25471&t=1&c=35&cg=4&mset=1011
  4. Jan Oliver Löfken: Mekka für Klimaschützer. heise online, 15. April 2009, abgerufen am 22. April 2009.

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