Verteilungstheorie

Verteilungstheorie

Die Verteilungstheorie in der Volkswirtschaftslehre untersucht und erklärt die Einkommensverteilung.

Grundsätzlich lässt sich die Problemstellung in fünf Fragen aufgliedern:

1. die Frage nach dem persönlichen Einkommen jedes Einzelnen,

2. nach dem Einkommen der Haushalte und

3. nach dem Einkommen bestimmter sozialer Gruppen, etwa nach der Aufteilung des Volkseinkommens in Arbeitseinkommen und in Besitzeinkommen;

4. wie sich das Volkseinkommen auf Lohn, Grundrente, Zins und Unternehmensgewinne verteilt,

5. wie sich die Anteile der Wertschöpfung einzelner Wirtschaftszweige am Volkseinkommen (= Nettonationaleinkommen zu Faktorkosten[1]) bestimmt.

Inhaltsverzeichnis

Die funktionelle Einkommensverteilung

Unter dem Aspekt der funktionellen Einkommensverteilung wird betrachtet, wie das Volkseinkommen zwischen Löhnen und Gewinnen aufgeteilt wird. Hierbei lassen sich nach Erich Schneider Kreislauftheorie und Grenzproduktivitätstheorie unterscheiden.

Die kreislauftheoretische Perspektive kennzeichnet die Theorien von Quesnay, Karl Marx und J. M. Keynes. Für die preistheoretische Perspektive stehen Adam Smith und Léon Walras.[2]

Quesnay hat die Auffassung eingeführt, was in einer Wirtschaftsperiode geschieht, als die Produktion und Verteilung eines Sozialprodukts zu deuten. Damit darf man nicht die Vorstellung eines Gütervorrats verbinden; es handelt sich vielmehr um ein beliebig herausgeschnittenes Stück eines stetig fließenden, stetig sich erneuernden Güterstroms.[3]

Bereits bei Cantillon (1680-1734) findet sich die Unterscheidung von drei Einkommensarten und entsprechenden Klassen von Einkommensbeziehern, wie sie dann auch David Ricardo trifft. Für Ricardo ist die Bestimmung der Gesetze der Verteilung der Gesamtproduktion einer Volkswirtschaft auf die Klassen der Grundbesitzer, der Kapitaleigentümer und der Arbeiter die zentrale Fragestellung der politischen Ökonomie.[4]

Nicholas Kaldor unterscheidet vier Typen von Verteilungstheorien:[5]

1. die klassische Verteilungstheorie

2. die marxsche Verteilungstheorie

3. die neoklassische Verteilungstheorie

4. die keynessche Verteilungstheorie.

Die personelle Einkommensverteilung

Davon zu unterscheiden ist die Frage nach der personellen Einkommensverteilung, d.h. wie sich das Volkseinkommen auf die einzelnen Einkommensbezieher verteilt. Hierzu wird das Gesamteinkommen (in der Regel das verfügbare private Einkommen) jeweils einer natürlichen Person herangezogen, wie dieses sich aus Lohn, Grundrente, Zins und Gewinn zusammensetzt. Außerhalb dieser Betrachtung bleiben die Anteile des Staates am Volkseinkommen sowie die Netto-Gewinne der Kapitalgesellschaften, deren Aufschlüsselung unter die Eigentümer rechnerisch nicht durchführbar erscheint.[6]

Quellen

  1. das Nettonationaleinkommen wurde bis 1995 Nettosozialprodukt genannt
  2. Ekkehart Schlicht: Einleitung. In: Ekkehart Schlicht: Einführung in die Verteilungstheorie. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1976, ISBN 3-499-21088-6, S. 13.
  3. Joseph A. Schumpeter: Das Grundprinzip der Verteilungstheorie. In: Aufsätze zur ökonomischen Theorie. Mohr-Siebeck, Tübingen 1952, S. 326.
  4. David Ricardo: Principles of Political Economy. In: Piero Sraffa, (Hrsg.): Works and Correspondence of David Ricardo. Band 1. Cambridge University Press, 1951, S. 5. Vgl. dazu Martin Bronfenbrenner: Income Distribution Theory. Aldine Atherton, Chicago, New York 1971, ISBN 0-202-06037-3, S. 1.
  5. Nicholas Kaldor: Alternative Verteilungstheorien. In: Ekkehart Schlicht: Einführung in die Verteilungstheorie. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1976, ISBN 3-499-21088-6, S. 101.
  6. Erwin Scheele: Theorie der Einkommensverteilung. In: Werner Ehrlicher, Ingeborg Esenwein-Rothe, Harald Jürgensen, Klaus Rose (Hrsg.): Kompendium der Volkswirtschaftslehre. Band 1. 4. Auflage. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1973, ISBN 3-525-13135-6, S. 289.

Literatur


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