Ur-Rhein

Ur-Rhein

Als Ur-Rhein bezeichnet man frühere Zustände im Flusssystem des Rheins, besonders bevor das Rhein-Einzugsgebiet zu Beginn des aktuellen Eiszeitalters den für die heutige Situation entscheidenden Zuwachs aus dem Alpenraum erhielt.

Inhaltsverzeichnis

Verlauf und Einzugsgebiet

Bevor der absinkende Rhein-Grabenbruch den bereits zum Doubs und zur Rhône ausgebrochenen früheren oberen Lauf der Urdonau schließlich nach Norden fließen ließ, lagen die Quellen des Rheins nach heutiger Kenntnis wenig südlich des Kaiserstuhls westlich von Freiburg. Der Ur-Rhein war damit wie die Weser oder die Maas ein Fluss der Mittelgebirge. Nach dem gewaltigen Zuwachs an Wassermenge durch die Aare-Donau fehlte allerdings noch immer der heutige Alpenrhein, der erst vor etwa 800.000 Jahren aus seiner nördlichen, zur verbliebenen sogenannten Feldberg-Donau strebenden Fließrichtung nach Westen überlief ins tiefere Gebiet um den heutigen Bodensee und das heutige Hochrheintal.

Die bis heute andauernde Absenkung des Oberrheingrabens bewirkt ein stärkeres Gefälle seiner Nebenflüsse, das sie auch rückschreitend in die benachbarten Fluss-Einzugsgebiete hineinerodieren lässt. Auf diese weise wurden mehrere frühere Donau-Nebenflüsse nacheinander zum Main hin umgelenkt (angezapft), der so seine heutigen charakteristischen Richtungswechsel erhielt. Auch die Mosel konnte so den alten Oberlauf der Maas zu ihrem eigenen machen. Zuletzt kappte die Wutach den Oberlauf der restlichen Donau im Südschwarzwald und führt seitdem auch sein Wasser dem Rhein zu.

Der Ur-Rhein floss in Höhe des heutigen Mainzer Rheinknies etwa ab Worms bis zu 20 Kilometer weiter westlich auf direkterem Weg durch Rheinhessen. Das Rheinische Schiefergebirge befand sich noch nicht in der heutigen starken Hebung, so dass der Mittelrhein ein breites Tal durchfloss. Es ist oberhalb der heutigen Talschlucht noch gut erkennbar.

Die Mündung des Ur-Rheins befand sich im unteren Niederrheingebiet, in dem zur damaligen Zeit die Meeresküste lag[1].

Daten

Dieser Ur-Rhein war wesentlich kürzer als der heutige Rhein. Seine Länge betrug wohl in etwa 400 Kilometer. Im Tal bei Eppelsheim hatte er nur eine Breite von etwa 45 bis 60 Metern, kaum mehr als die heutige Nahe[1].

Verdacht auf einen Höhlenfluss

Eine Zeitlang (ab 1998) wurde vom Mainzer Geologen Winfried Kuhn die Hypothese vertreten, dass Ur-Rhein in Rheinhessen ein Höhlenfluss gewesen sein könnte. Die Vermutung gründete auf dem - bisher jedoch singulären - Fund eines im früheren Flussbett des Ur-Rheins entdeckten etwa 35 Kubikmeter großen Kalksteinbrockens[1].

Die größten Zuflüsse

Fauna am Ur-Rhein

Am Ur-Rhein lebten vor zehn Millionen Jahren Elefanten sowie Nashörner (teilweise auch ohne Horn), krallenfüßige Huftiere, Tapire, dreizehige Ur-Pferde, kleinwüchsige Hirsche, Wald-Antilopen, Schweine, Bärenhunde (mit Merkmalen von Bären und Hunden), Katzenbären, Insektenfresser, Hyänen, Säbelzahnkatzen und sogar Menschenaffen.

Einzelnachweise

  1. a b c Der Ur-Rhein nur ein kleiner Fluss

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