Ulrich von Hardegg

Ulrich von Hardegg

Ulrich zu Hardegg (auch Ulrich von Hardeck; Ulrich zu Hardegg auf Glatz und im Marchlande; * nach 1483; † 1535) war ein österreichischer Adliger, oberster Erbschenk von Österreich und Truchsess in Steyr. Er entstammte dem Familienstamm der Prüschenk der Grafen zu Hardegg. Von 1501 bis 1524 war er Pfandherr der böhmischen Grafschaft Glatz. 1503 wurde ihm und seiner Familie der Titel eines Grafen von Glatz verliehen.

Inhaltsverzeichnis

Herkunft und Familie

Ulrichs Vater Graf Heinrich von Hardegg (vorher Prueschenk, Freiherr zu Stettenberg; † 1513) stand in kaiserlichen Diensten und war zeitweise Reichshauptmann in Italien. Seit 1495 führte er den Titel eines Grafen von Hardegg, und 1499 wurde er in den Reichsgrafenstand als Graf zu Hardegg und im Marchlande erhoben. Ulrichs Mutter war Elisabeth (*1466)[1], eine Tochter des böhmischen Adligen und Landeshauptmanns von Schlesien Johann II. von Rosenberg. Ulrich hatte die Brüder Julius I. († 1557) und Johann († 1539?).

1515 vermählte sich Ulrich mit Sidonie/Zdeňka[2], einer Tochter des Münsterberger Herzogs Heinrich d. Ä. und Enkelin des böhmischen Königs Georg von Podiebrad.

Leben

1501 erwarb Ulrich von Hardegg für 70.000 Rheinische Gulden von seinen späteren Schwägern Albrecht I., Georg I. und Karl I. die damals unmittelbar zu Böhmen gehörende Grafschaft Glatz. Das Glatzer Land war erst 1459 vom böhmischen König Georg von Podiebrad zur Grafschaft erhoben worden und sollte als Herrschaftsgebiet für seine Nachkommen dienen. Dessen Sohn Heinrich d. Ä. residierte als erster Graf von Glatz auf dem dortigen Schloss, hinterließ jedoch bei seinem Tod 1498 seinen drei Söhnen hohe Schulden, weshalb sie gezwungen waren, die Grafschaft an Ulrich von Hardegg zu verkaufen.

Dem Kaufvertrag stimmten für die erbuntertänigen Bauern die Ritter Hans von Pannwitz, Melchior Donig, Georg von Bischofsheim und Heinrich von Kauffung zu, während die Glatzer Stände und die Freirichter Ulrich von Hardegg persönlich huldigten. Zudem war die Zustimmung der Witwe Heinrichs d. Ä. Ursula von Brandenburg, erforderlich, die die Grafschaft anlässlich ihrer Vermählung als Morgengabe erhalten hatte. Nach Vertragsabschluss bestätigte Ulrich von Hardegg dem Glatzer Adel und den königlichen Städten ihre bisherigen Privilegien. Nachfolgend residierte Ulrich in Glatz, wo er für die Pfarrkirche einen Taufstein stiftete, der sein Wappen trug.

1507 verlieh Kaiser Maximilian I. in seiner Eigenschaft als böhmischer Landesherr Ulrich von Hardegg das Münzrecht. Die in seiner Glatzer Münze geprägten Münzen durften neben dem Wappen der Grafschaft auch das Wappen der Familie Hardegg enthalten. Während seiner Herrschaftszeit wurde 1512 in Glatz ein Generallandtag der Krone Böhmen abgehalten, auf dem u. a. die Bekämpfung des Raubrittertums beschlossen wurde.

1524 erließ Ulrich von Hardegg, der auch über das Bergregal verfügte, für sein Land eine neue Bergordnung[3]. Im selben Jahr, am 29. Dezember, verkaufte er die Grafschaft seinem Bruder Johann von Hardegg. Dieser residierte überwiegend auf der Heinrichsburg im Unteren Mühlviertel.

Literatur

Einzelnachweise

  1. [1]
  2. Podiebrad_(Adelsgeschlecht)#Genealogie der schlesischen Linie der Herzöge von Münsterberg (Nachkommen Georgs von Podiebrad)
  3. [2]

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Hardegg — Blason de Hardegg Le château fort de Hardegg …   Wikipédia en Français

  • Hardegg (Adelsgeschlecht) — Familienwappen der Grafen zu Hardegg Der Name der Grafen zu Hardegg stammt von der niederösterreichischen Stadt und Burg Hardegg (Hardeck) die früher mit Retz, gegen Ende des 15. Jh.die reichsunmittelbare Grafschaft Hardegg bildete.… …   Deutsch Wikipedia

  • Hardegg — Den Namen Hardegg tragen: eine Stadt in Niederösterreich, siehe Hardegg (Niederösterreich) eine Katastralgemeinde in Kärnten, siehe Liebenfels eine Katastralgemeinde in der Steiermark, siehe Oberhaag eine Burg bei der niederösterreichischen Stadt …   Deutsch Wikipedia

  • Ulrich I. von Hradec — auch Ulrich I. von Neuhaus (tschechisch Oldřich I. z Hradce; lateinisch Ulrich de Novo Domo; * vor 1254; † nach 1282) stand in Diensten des böhmischen Königs Ottokar II. Přemysl und war von 1265 bis 1269 königlicher Unterkämmerer. Leben Ulrich… …   Deutsch Wikipedia

  • Ulrich II. von Hradec — auch Ulrich II. von Neuhaus (tschechisch Oldřich II. z Hradce; lateinisch Ulrich de Novo Domo; † vor 1312) war ein böhmischer Adliger aus dem witigonischen Familienzweig der Herren von Hradec/von Neuhaus. Ab 1284 war er Burggraf von Znaim und ab… …   Deutsch Wikipedia

  • Ulrich III. von Hradec — auch Ulrich III. von Neuhaus (tschechisch Oldřich III. z Hradce; * 1299; † 1349) war ein böhmischer Adliger aus dem witigonischen Familienzweig der Herren von Hradec/von Neuhaus. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Besitzungen 3 Familie 4 …   Deutsch Wikipedia

  • Ulrich V. von Hradec — Ulrich V. von Hradec, auch Ulrich V. von Neuhaus (tschechisch Oldřich V. z Hradce; auch Oldřich Vavák (senior); † 22. September 1421 in Kutná Hora), war höchster Münzmeister von Böhmen. Er entstammte dem witigonischen Familienzweig der Herren von …   Deutsch Wikipedia

  • Ulrich I. von Neuhaus — (auch Ulrich I. von Hradec, tschechisch Oldřich I. z Hradce; lateinisch Ulrich de Novo Domo; * vor 1254; † nach 1282) stand in Diensten des böhmischen Königs Ottokar II. Přemysl und war von 1263 bis 1270 königlicher Unterkämmerer.… …   Deutsch Wikipedia

  • Ulrich II. (Pfannberg) — Ulrich II. von Peggau Pfannberg († 1249) war der erste Graf von Pfannberg, Landrichter der Steiermark und Vogt von St. Paul. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Familie 3 Literatur 4 …   Deutsch Wikipedia

  • Ulrich III. von Neuhaus — (auch Ulrich III. von Hradec, tschechisch Oldřich III. z Hradce; * 1299; † 1349) war ein böhmischer Adliger aus dem witigonischen Familienzweig der Herren von Neuhaus. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Besitzungen 3 Familie …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”