Ulrich Hildebrandt

Ulrich Hildebrandt

Ulrich Hildebrandt (* 1. Juli 1870 in Treptow/Rega; † 17. Februar 1940 in Stettin), war ein deutscher Kirchenmusiker.

Leben

Karl Sigismund Ulrich Hildebrandt war das 8. und letzte Kind von Gustav Hildebrandt (1822–1911) und seiner Frau Maria, geb. Rhades. Der Vater war Justizrat an der Pommerschen Landschaft und Rechtsanwalt in Treptow/Rega. Die Mutter entstammte einer Stettiner Medizinerfamilie.

1878 siedelte die Familie nach Stettin über, wo der Vater später Syndikus und Geheimer Justizrat an der Generallandschaft war.

Ulrich Hildebrandt hatte schon als Sechsjähriger eine sehr verminderte Sehkraft und ein Augenleiden, das damals nicht heilbar war. Er erlernte die Brailleschrift und benutzte in der Schule eine „Hammond-Schreibmaschine“. Trotzdem musste er das Gymnasium verlassen. Er erhielt Privatunterricht und ließ sich Bücher aus den Blindenbüchereien in Paris, Leipzig und Hamburg schicken. Noch während seiner Schulzeit erblindete er völlig.

Schon früh wurde man auf seine musikalische Begabung aufmerksam und er erhielt Unterricht im Klavier- und Orgelspiel sowie in Komposition. Schon als Fünfzehnjähriger gab er erste Konzerte in Stettin. Als Zwanzigjähriger schrieb er erste Sonaten, die gelegentlich auch aufgeführt wurden.

Hildebrandt ging nach Berlin, hörte Vorlesungen an der Universität und studierte Orgel bei Heinrich Reimann.

Ab 1894 war er Vertreter, seit 1898 dann hauptamtlicher Organist an der Schlosskirche zu Stettin. Er heiratete 1901 in der Schlosskirche die Lehrerin Anni Renner (*1877), die er in einem Konzert singen und so kennengelernt hatte.

Von 1892 bis 1923 schrieb er auch Musikkritiken für die Ostsee-Zeitung („U.H.“).

Hildebrandt stand in engstem Kontakt mit dem Stettiner Orgelbaumeister Grüneberg um seine Ideen und Planungen umsetzen zu können. So entstand eine nach seinen Angaben oft ergänzte und verfeinerte ausdrucksstarke Orgel, die jedoch 1945 unterging.

1917 wird erhält er den Titel „Königlicher Musikdirektor“, 1928 wird er zum Ehrendoktor der Theologischen Fakultät der Universität Greifswald promoviert.

Hildebrandt arbeitete am „Gesangbuch für Pommern“ (Stettin 1931) mit, dem er die Nrn. 398, 421 und 468 beisteuerte.

Seine Tochter Eva (*1902) wurde Sängerin und Pianistin, widmete sich nach ihrer Heirat aber dem Wirken ihres Mannes Karl Foerster. Sein Sohn Wolfgang (*1906) wurde Bühnenbildner und nach dem Tod des Vaters freischaffender Maler.

Werke

  • Die Oceaniden. Chorwerk mit Orchester. Text: Robert Prutz (op.5)
  • Marienklage. Szene aus einem mittelalterlichen Passionsspiel (op.10)
  • 30 Choralvorspiele (op.11)
  • Männerchöre (op.12)
  • Zwei Balladen (op.13)
  • Die güldene Sonne. Choralkantate (op.15). Uraufführung 17. Februar 1910 im Stettiner Musikverein
  • Nun jauchzt dem Herrn alle Welt. Choralkantate (op.16) (deutsch, französisch, englisch, holländisch). Uraufführung in der Stettiner Schlosskirche
  • In Jesu Nachfolge. Geistlicher Wechselgesang (op.17)
  • Matten Has. Text: Klaus Groth (op.19)
  • Mache dich auf, werde Licht. Für Bariton oder Alt und Orgel (op.20)
  • Lieder der Sehnsucht. Für mittlere Singstimme und Orgel (op.21)
  • Vier Studentenlieder. (op.23)
  • Zwei Militärmärsche. (op.25)
  • Acht deutsche Volkslieder. Frauenchor (op.26 u.32)
  • Vier volkstümliche Weihnachtsgesänge. (op.27)
  • Vier Lieder aus "Einsame Feuer". Text: Karla König (op.29)
  • Reformationskantate. Text: Joh. Jüngst (op.30)
  • Vier geistliche Lieder. Text: Gustav Schüler (op.31)
  • Glockenhymne. (op.35)
  • Jesu, meine Freude. Liturgischer Wechselgesang (op.36)
  • Zwei heitere Männerchöre. (op.37)
  • Choralbuch. Zum Gebrauch für Organisten (Leipzig 1931) (op.38)
  • Verschiedene Chöre für Frauenstimmen und Männerchor (op.39 bis42 u. 44)
  • Orgelchoral zu Strophe 7 des Morgenliedes „Die güldne Sonne“: „Menschliches Wesen, was ist’s gewesen?“ (op.45)

Literatur

  • Anni Hildebrandt: Ulrich Hildebrandt. In: Pommersche Lebensbilder. Band IV. Böhlau: Köln Graz 1966, S. 432–441.



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