Ulrich Burgstaller

Ulrich Burgstaller
Grab Ulrich Burgstallers und seiner Frau auf dem Burgtorfriedhof

Ulrich Burgstaller (* 27. November 1894 in Magdeburg; † 2. August 1935 in Lübeck) war ein deutscher evangelischer Pastor und nationalsozialistisches Mitglied des Lübecker Senats.

Leben und Wirken

Burgstaller kam von seiner ersten Pfarrstelle im sächsischen Gröden im August 1926 als Pastor für den 2. Seelsorgebezirk an die Gemeinde der Lutherkirche (Lübeck)[1] Er war ein völkisch denkender Mensch und bereits vor 1933 Mitglied der NSDAP, die er seit 1932 als Abgeordneter in der Lübecker Bürgerschaft vertrat.[2] Schon 1932 wurde er Mitglied der Bewegung Deutsche Christen. Burgstaller hatte ausgeprägte musikalische und kulturelle Interessen.[3]

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde Burgstaller von Friedrich Völtzer, dem am 11. März eingesetzten Reichskommissar für die Hansestadt Lübeck, zum Staatskommissar der Oberschulbehörde ernannt. Als solcher war er unter anderem für die Entlassung von Georg Rosenthal als Direktor des Katharineums und der Germanistin Meta Corssen als Leiterin der Öffentlichen Bücherei direkt verantwortlich. Als im Mai 1933 Lübeck in den Machtbereich des Mecklenburger Gauleiters Friedrich Hildebrandt gelangte, berief dieser Burgstaller am 30. Mai 1933 zum Senator für Schule und Theater. Burgstaller beantragte Beurlaubung von seinem Pfarramt. 1934 erkrankte er an Lungentuberkulose. Seine enthusiastische Identifikation mit dem Nationalsozialismus brach ein, es kam zu Differenzen mit dem vorgesetzten Gauleiter. Burgstaller bewarb sich um eine Pfarrstelle in Hessen-Nassau. Noch bevor er diese hätte antreten können, starb Burgstaller am 2. August 1935 in Lübeck. Es ist historisch nicht eindeutig belegt, ob er Suizid beging oder aber, wie es offiziell hieß, nach langer Krankheit an deren Folgen starb.[4]

Nach einem Staatsakt in der Marienkirche, einer Inszenierung nationalsozialistischer Propaganda[5] in Anwesenheit Hildebrandts, wurde Burgstaller auf dem Burgtorfriedhof beigesetzt.

Literatur

  • Hansjörg Buss: "Entjudete" Kirche. Die Lübecker Landeskirche zwischen christlichem Antijudaismus und völkischem Antisemitismus (1918-1950). Paderborn: Schöningh 2011 ISBN 978-3-506-77014-1

Einzelnachweise

  1. Die Kirche selbst wurde erst nach Burgstallers Tod fertig. Die Gottesdienste fanden im Gemeindehaus statt.
  2. Buss (Lit.), S. 113
  3. Rolf Saltzwedel: Die Luthergemeinde in Lübeck während des Nationalsozialismus. In: Der Wagen 1995/96 (1995), S. 119–138.
  4. Siehe dazu Buss (Lit.), S. 304; Karl Friedrich Stellbrink ging davon aus, dass sich sein Kollege erschossen hatte. (ebd.)
  5. Buss, S. 304



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