Uckermark (1930)

Uckermark (1930)

Die Uckermark war ein Frachter der HAPAG, gehörte zur Neumark-Klasse und erhielt als erstes Schiff einen Höchstdruckkessel, wie man den Benson-Kessel um 1930 auch bezeichnete.

Schematische Darstellung des Benson-Kessels: 1 SPW-Pumpe 2 SPW-Vorwärmer 3 Verdampfer 6 Überhitzer 7 zur Turbine

Inhaltsverzeichnis

Bau der Uckermark bei Blohm & Voss (1930)

Das Schiff wurde bei Blohm & Voss gebaut, der Stapellauf und die Taufe wurden am 8. Mai 1930 gefeiert und am 20. September erfolge die Jungfernfahrt von Hamburg nach Kanada. Das Schiff war mit 9920 BRT vermessen, hatte eine Tragfähigkeit von 7020 tdw und lief mit 6000 PSe 14,5 Knoten. Die Uckermark, sollte ursprünglich Taunus heißen, gehörte zur Neumark-Klasse der Hamburg-Amerika Linie. Zu dieser Klasse gehörten außerdem die Staßfurt (Bauwerft Bremer Vulkan), Bitterfeld (Bauwerft Krupp Germaniawerft), Nordmark (Bauwerft Flensburger Schiffbau-Gesellschaft) und die Kurmark, die ebenfalls bei Blohm & Voss entstand.

Benson-Kessel vom Siemens-Schuckertwerk (1928)

Das Siemens-Schuckertwerk (SSW) hatte den nach seinem Erfinder Mark Benson benannten Benson-Kessel, der als Zwangsdurchlaufkessel arbeitete, entwickelt und erprobt. Ein Prototyp befand sich 1928 im Siemens-Schuckertwerk und wurde mit Kohlenstaub als Brennstoff betrieben. Er hatte eine Dampfleistung von 20 t/h und der Dampf wurde zu Heizzwecken und zum Antrieb einer 180 bar Dampfturbine genutzt, die einen Generator antrieb. Um diese Kesselbauart auch in die Schifffahrt einzuführen, schloss SSW 1930 einen Lizenzvertrag mit der Werft Blohm & Voss in Hamburg.

Der erste Kessel für die Schifffahrt wurde zur Erprobung nach Verhandlungen mit der HAPAG für den Frachter Uckermark vorgesehen. Die Uckermark und die Kurmark (7000 BRT) wurden derzeit bei Blohm & Voss für die HAPAG gebaut, damit hatte man ein Vergleichsschiff. Beide Schiffe hatten eine Antriebsleistung von 6000 PSe, waren für den Ostasiendienst bestimmt und erhielten jeweils insgesamt vier Zylinderkessel. Zwei Doppelender- und zwei Einfachender-Kessel für einem Betriebsdruck von 15 bar, deren Dampf eine vierstufige Dampfturbinenanlage antrieben.

Umbau der Uckermark bei Blohm & Voss (1937)

Einer der Doppelender-Kessel wurde bei der Uckermark durch einen Benson-Kessel für den Druck von 225 bar und Dampfmassenstrom von 20 t/h ersetzt. Er hatte eine Länge von 5,3 Metern, Breite von 4,5 Metern und eine Höhe von 7 Metern und wog rund 100 t. An beiden Stirnseiten befanden sich jeweils vier Ölbrenner mit einem Nennmassenstrom von 180–200 kg/h. Im Brennerraum befanden sich die beiden Strahlungsheizflächen mit insgesamt 125 m² Heizfläche, im nächsten Zug waren der Überhitzer (74 m² Heizfläche) und der Vorwärmer II angeordnet und im letzten Zug befanden sich der Vorwärmer I und der Luftvorwärmer (Luvo). Die Vorwärmer hatten insgesamt eine Heizfläche von 316 m². Die Kolbenspeisepumpe mit drei Doppelplungern war für den Nenndruck von 250 bar ausgelegt und der Volumenstrom konnte durch die einzelne Abschaltung der sechs Kolben eingestellt werden, außerdem konnte die Drehzahl im Bereich von 95–115/min verstellt werden.

Daten der Uckermark und der Kurmark

Das Wasser des Benson-Kessels wurde beim kritischen Druck von 225 bar und 410 °C im Druckhalte-Ventil auf 90 bar entspannt, verdampfte dabei mit einer Temperaturabsenkung auf 310 °C, und anschließend wurde der Dampf im Überhitzer auf 460 °C überhitzt. Aufgrund der Strömungsverluste betrug der Druck beim Ausgang des Überhitzers rund 70 bar. Bis zum Eintritt in die Düsen der Vorschalt-Höchstdruckturbine reduzierte sich der Dampfdruck auf 60 bar, die Temperatur betrug hier 440 °C. In dieser Vorschaltturbine mit einer Nenndrehzahl von 6000/min wurde der Druck in zwei Stufen auf 15 bar entspannt und anschließend expandierte der Dampf in der vierstufigen Turbinenanlage.

Für die Rückwärtsfahrt ist in der Höchstdruckturbine eine Stufe vorgesehen und von hier strömt der Dampf durch die beiden Rückwärtsturbinen der ursprünglichen Dampfturbine.

Kesselerprobung

Der Einbau des Kessels erfolgte im Juli 1930, die erste Probefahrt erfolgte am 10. September und die Abnahmefahrt am 16. September 1930. Anschließend wurde die erste Reise nach Montreal (Kanada) durchgeführt, um bald erste Betriebsergebnisse zu erhalten.

Bei der ersten Reise gab es mehrere Rohrreißer aufgrund der Versalzung des Dampfes, die Ablagerungen an den Rohrwänden verursachte. Die Ablagerungen führten zur Verschlechterung der Rohrwandkühlung und daher bei den hohen Temperaturen zu den Rohrreißern. Daher verlegte man den Übergangspunkt von Wasser zu Dampf, der bisher im Feuerraum bei rund 1500 °C lag in einen Bereich mit 700 °C Rauchgastemperatur. Die Ablagerungen waren ein grundsätzliches Problem des Benson-Kessels, sie wurden gelöst, indem der Kessel im Hafen mit vorgewärmten Speisewasser gespült wurde. Damit wurden die Ablagerungen aufgelöst und ausgespült.

Ergebnisse

Der Vergleich der beiden Schiffe ergab für den Hauptantrieb allein auf den ersten drei ausgewerteten Reisen einen Durchschnittsverbrauch der Uckermark von 0,256 kg Brennstoff pro PSh gegenüber der Kurmark von 0,303 kg Brennstoff pro PSh.

Geschichte des Schiffes

8. Mai 1930: Stapellauf und Taufe

20. September: Jungfernfahrt von Hamburg nach Kanada, danach Fahrtgebiet von Europa nach Niederländisch-Indien

1937: Einbau eines Benson-Hochdruckkessel bei Blohm & Voss

31. August 1939: Anlauf von Mogadischu (Somalia) wegen drohender Kriegsgefahr

30. September: Aufgelegt in Kismaayo (Somalia)

11. Februar 1941: Wegen drohender britischer Besetzung von Italienisch-Somaliland Abfahrt in Richtung Frankreich

12. Februar 1941: Der britische Kreuzer HMS Hawkins stellte die Uckermark, die deutsche Besatzung leitet die Selbstversenkung ein

14. Februar 1941: Die Uckermark sinkt

Literatur

  • Frahm, H.: Die Verwendung von Höchstdruckkesseln im Schiffsbetrieb mit besonderer Berücksichtigung des Benson-Kessels, STG Jahrbuch 1932

Weblinks


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